Zurüruck zum Inhalt

„‘Nein, Rabbi!‘ rief es aus der Lichtsäule“

Der nächste Freitag für Frauen stellt Lieblingsbücher vor

Am morgigen 29. März lädt unsere Gemeindereferentin, Frau Rimestad, wieder zu einem „Freitag für Frauen“ ein. Dieses Mal soll es um „Lieblingsbücher“ gehen. Zu erwarten sind: Zugewandte Menschen, ausgesuchte, vermutlich selbstgemachte Getränke und allerlei leckeres Gebräu sowie ein umfangreicher Büchertisch (so war es jedenfalls bei den vorherigen Treffen – wenn wir nicht gerade Musik in der dunklen Kirche gemacht haben 😉 ). Da frühere Termine, etwa der zum Thema Nachhaltigkeit, schon ganz unvorhergesehenen impact hatten (Haarpflege!), werde ich unbedingt versuchen, den Termin wahrzunehmen und dann, falls es sich ergibt, die beiden Bücher von Edzard Schaper vorstellen, die sich in meinem Besitz befinden.

Bis auf den „Vierten König“ vergriffen und derzeit nur über Antiquariate zu beziehen: Literatur des deutschen Schriftstellers, Übersetzers, Kriegsberichterstatters und finnischen Spions Edzard Schaper (*Ostrowo 1908; +Bern 1984)

Schaper, dessen rastloses Leben im Grunde aus ständiger Flucht bestand – schon der Vater war aus polnischer Gefangenschaft mit seiner 13köpfigen Familie aus der Provinz Posen bis nach Niedersachsen geflohen – brach Gymnasium und Musikausbildung im Alter von 17 Jahren vor der Reifeprüfung ab und verdingte sich zunächst als Regieassistent in Stuttgart. Schon zwei Jahre später aber zog er nach Dänemark und widmete sich der freien Schriftstellerei. Es folgten Jahre als Gärtnereigehilfe und Matrose, bevor Schaper heiratete (und Vater zweier Töchter wurde) und nach Estland zog. 1936 – da war Schaper 27/28 – wurde er aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen und der Verkauf seiner Werke in Deutschland damit unmöglich. Aufgrund seiner Tätigkeit für militärische Nachrichtendienste, aber auch aufgrund jüdischer Verwandter schloß sich eine veritable Verfolgung seitens der Sowjets wie seitens der Nationalsozialisten an, der Schaper durch die Flucht nach Finnland, dann Schweden und schließlich durch seine Übersiedlung in die Schweiz entkam.

Dort konvertierte Edzard Schaper 1951, mit 42/43 Jahren, zum Katholizismus – und dieser Geist ist es auch, den seine Romane und Erzählungen atmen und der seine Geschichten so faszinierend macht.

Ich stieß über Umwege auf seinen Namen, denn obwohl Edzard Schaper trotz seiner bewegten Lebensumstände literarisch unglaublich produktiv war und zu Lebzeiten etliche und hohe Auszeichnungen wie etwa die Verleihung der Ehrendoktorwürde, des Bundesverdienstkreuzes und etlicher Literaturpreise erfuhr, scheinen mir seine Werke derzeit in Vergessenheit geraten zu sein: Ein Anruf im Buchhandel bestätigt, daß von seinen über 40 Romanen und Erzählungen (der „Wikipedia“-Artikel zählt allein schon 40 auf und mir sind weitere bekannt) nur „Die Legende vom Vierten König“ im Verbund mit dem „Christkind aus den großen Wäldern“, einer anrührenden Erzählung von der finnisch-russischen Front des Kriegswinters 1942/43, lieferbar ist. Abhilfe schaffen wieder einmal nur die inzwischen allerdings über das ZVAB hervorragend vernetzten und auffindbaren Bestände unzähliger Antiquariate.

Über „Die Legende vom Vierten König“ kam denn auch ich auf den Namen Schaper. Ich war auf der Suche nach dem Ursprung díeser Legende (den ich allerdings immer noch nicht identifiziert habe) und fand Schapers Erzählung, in der er die russische Legende aufbereitet. Das für mich Auffallende an seinem Schreiben ist die schlichte Chronologie – es wird einfach erzählt, ohne Zeitsprünge und inhaltsschwere auktoriale Reflexionen. Und doch gelingt es Schaper aufgrund der Wahl seiner meist alltäglichen Stoffe und der Art seines Erzählens, die Lesenden so zu fesseln, daß man das Buch nicht aus der Hand legen kann. Auffallend heutzutage auch die konsequent christliche Haltung oder gar „Botschaft“ (ja: diese Literatur hat, textimmanent und unaufdringlich, aber unüberhörbar eine Botschaft!) seiner Werke. Menschliche Schicksale werden beleuchtet vor dem selbstverständlichen Hintergrund christlichen Gedankengutes und Bewußtseins. Dabei wird zum Teil, etwa in der Erzählung „Unschuld der Sünde“, Religion und Kirche als Motor der Handlung explizit. Zum Teil vollzieht sich die Geschichte als Wirken Gottes oder explizit als Wirken Christi: ohne Kitsch herzzerreißend etwa der „Stern über der Grenze“. Die Erzählung wird hier zur Augenzeugin, der als solcher schlicht nicht widersprochen werden kann. Genial! Diese konsequente Erzählhaltung rückt Schaper in die Nähe des „Renouveau catholique“, einer literarisch-gesellschaftlichen Erneuerungsbewegung aus dem Geiste des traditionellen Katholizismus, die sich vom laizistischen Frankreich auf andere europäische Länder ausdehnte.

In die derzeitige Fasten- und Osterzeit paßt inhaltlich „die Legende vom Vierten König“, die ja die Brücke über die 33 Jahre von der Geburt Christi bis zu seiner Kreuzigung schlägt, aber auch beispielsweise Erzählungen wie „Unser Vater Malchus“ oder „Die Söhne Hiobs“, die das Geschehen um die Gefangennahme Jesu in biographischen Konstruktionen über Generationen weiterdenken. Ich finde diese Literatur faszinierend, habe mir eines von Schapers Büchern dieses Jahr zum Geburtstag gewünscht und aus gleichem Anlaß einer Freundin einen Band mit Erzählungen Edzard Schapers geschenkt.

Das Zitat, das den Titel dieses Beitrags bildet, lautet im vollständigen Satz „‘Nein, Rabbi!‘ rief es aus der Lichtsäule, in der er wie ein Gestäupter am Pfahl stand.“ und ist der Erzählung „Die Söhne Hiobs“ entnommen: Edzard Schaper, Gesammelte Erzählungen, Köln und Olten: Hegner 1965, S. 503-534, S. 508.

Cornelie Becker-Lamers

Die Milchkanne

Ein Sketchlet zum Osterparadoxon für ein Schaf und zwei Lämmchen

Wundersdorf, Oderbruch. Die allseits bekannte Schafweide. Eine kaum mehr wintermilchige Sonne steht hoch am blauen Himmel und wärmt Pflänzchen und Schafe mit den ersten kräftigen Strahlen des neuerwachenden Frühlings.

Richtig: Heute ist ja Frühlingsanfang!

Dennoch sitzen ausgerechnet Fixi und Huf, die beiden Lämmchen, im Unterstand am Rechner und scheinen fieberhaft zu recherchieren, als Kohle hereingeplatzt kommt und unvermittelt lospoltert.

Kohle: Fixi! Wo ist die Milchkanne?

Fixi (unschuldig): Welche Milchkanne?

Kohle: Du weißt genau, was ich meine! Die Milchkanne, die Grauchen und Blütenweiß ans Gatter gestellt haben, damit die Telefongesellschaft uns keinen Funkmast für die 5G-Abdeckung neben die Tanne baut. (Er schnaubt.)

Fixi (noch unschuldiger): Ich habe eure Milchkanne leider nicht gesehen, lieber Kohle.

Kohle: Huf!

Huf (zart): Ich schon gar nicht! Ich weiß überhaupt nicht, wovon du sprichst.

Kohle (läßt ein Donnerwetter los): Also daß ausgerechnet ihr, die ihr immer sagt, es ist eure Weide und eure Zukunft, nun mit dafür sorgt, daß ebendiese Weide durch ein häßliches technisches Bauwerk verschandelt werden könnte, macht mich wirklich sprachlos! Schule schwänzen! Das könnt ihr! Aber wenn es darum geht, konkret Verzicht zu leisten …

Fixi (unterbricht ihn): Dann möchtest du also nicht wissen, warum du nicht ab nächsten Sonntag schon wieder Gänseblümchensalat essen darfst?

Kohle (wie ins Mark getroffen): Gänseblümchensalat?! (Er scheint zu halluzinieren.)

Fixi (zufrieden): Siehst du?! Das sogenannte „Osterparadoxon“ betrifft unmittelbar unseren Alltag.

Kohle (trabt schwankend auf die beiden zu): Was für ein Osterparadoxon?

Huf: Ist dir schon aufgefallen, daß heute Frühlingsanfang ist?

Kohle: Ääääh … jetzt, wo du’s sagst …

Fixi: … und morgen Vollmond?

Kohle: Tatsächlich?

Huf: Und daß du trotzdem noch volle viereinhalb Wochen weiter auf Flockes Gänseblümchensalat …

Kohle (unterbricht ihn weinerlich): Erwähne nicht immer Flockes Gänseblümchensalat! Wie konnte ich nur je auf den Gedanken kommen, Gänseblümchensalat zu fasten (er gräbt sein Gesicht in die Vorderläufe.)

Huf (redet einfach weiter): … verzichten mußt? Weil nämlich am Sonntag nicht Ostern ist?

Kohle (blickt trotzig auf): Genau! Eigentlich müßte am Sonntag Ostern sein und die Fastenzeit vorbei!

Fixi (auf der Zielgeraden): Und daß dem dennoch nicht so ist – das nennt man das „Osterparadoxon“.

Huf (zu Fixi): Hör mal! Was ist eigentlich, wenn der erste Frühlingsvollmond mit einer Mondfinsternis zusammenfällt? (großspurig) Hat sich darüber schon mal irgend jemand Gedanken gemacht?

Fixi (klimpert die entsprechenden Stichworte in die Suchmaschine): Äääähm … babababb … ja! Hier: „Halbschatten auf dem Ostervollmond!“ Dadada-daaaa! (Sie singt eine absteigende große Terz.) 2016. (Sie überfliegt den Teaser.) War aber für die Schafe in Europa nicht zu sehen.

Huf: Stimmt! Eine Mondfinsternis ist ja eben nicht unabhängig vom Schaf auf der Erde! Okay-okay-okay-okay! Mein Fehler!

Fixi (zieht die Augenbrauen nach oben und nickt): Sehr im Gegensatz zum Äquinoktialzeitpunkt! Der ist unabhängig vom Schaf.

Kohle (gereizt): Könntet ihr mal euren sophistischen Disput ruhen lassen, bis ihr mir erklärt habt, wie die ganze Sache überhaupt zu verstehen ist?

Huf: Wirklich verstehen wird fürchte ich schwierig. Es ist scheint’s total kompliziert!

Fixi: Aber im wesentlichen ist das Problem die mögliche Diskrepanz zwischen den astronomisch exakten und den zyklisch vorausberechneten Daten für den Frühlingsanfang, die Vollmonde und entsprechend die Sonntage danach. Wenn es dumm kommt, fallen einem die Mondzirkel auf die Hufe.

Huf: Die astronomisch exakten Daten würden nämlich von Zeit zu Zeit diesen Lunisolar-Kalkulationen einen Strich durch die Rechnung machen. Aber durch die Osterrechnung wird halt kein Strich gemacht! Wenn ich richtig sehe, haben nicht irgendwelche Aussaattermine die Kalenderreform angeregt, sondern das nicht mehr zuverlässig bestimmbare Osterdatum.

Fixi: Ja. Und die Berechnung des Osterdatums war so wichtig, daß sie an mittelalterlichen Universitäten den einzigen Inhalt der mathematischen Vorlesungen ausgemacht haben soll.

Kohle (anerkennend): Das nenne ich Prioritätensetzung! Aber helft mir nochmal: lunisolar?

Fixi: Ja. Ein Kalender, der sich zum Teil nach der Sonne und zum Teil nach dem Mond richtet, ist eben weder ein Lunarkalender noch ein Solarkalender, sondern eine Mischform: Lunisolar. Die beweglichen Kirchenfeste richten sich nach so einem Lunisolarkalender.

Kohle: Inwiefern?

Huf: 325, beim Konzil von Nicäa, wurde Ostern auf den Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond festgelegt und der Frühlingsanfang auf den 21. März. Das war schon ein Riesenerfolg. Da hatte man schon jahrhundertelange Diskussionen hinter sich. Naja – und der Frühlingsanfang ist durch die Sonne bestimmt …

Fixi (unterbricht ihn): … genauer: durch die Tagundnachtgleiche, das Äquinoktium. Das Äquinoktium ist der Moment, in dem die Sonne – von einem hypothetischen Beobachter im Erdmittelpunkt aus gesehen – auf der Ekliptik den Himmelsäquator überschreitet. Das ist sekundengenau feststellbar.

Kohle: Hm!

Huf: Und der dazugehörige Vollmond wird ja nun mal durch den Mond bestimmt, durch einen von der Sonne vollständig unabhängigen Mondzirkel.

Kohle: Verstehe. Aber wo ist da heutzutage das Problem? Wenn sie sich Fotos vom Mars schicken lassen, wird es doch möglich sein, zu messen, wann Vollmond ist!

Fixi: Selbstverständlich ist es das. Schon 1582, als Gregor XIII den julianischen Kalender reformierte, konnte man die Daten genauer berechnen als 1.200 Jahre zuvor – ist ja klar. Deshalb wissen wir ja überhaupt, daß eigentlich nächsten Sonntag schon Ostern sein müßte. Aber man hielt an der Festlegung des Frühlingsanfangs am 21. März fest – und extrapolierte die Vollmondtermine aufgrund von Erfahrungswerten, also des über Jahrtausende hinweg beobachteten Mondzirkels.

Kohle: Aha! Und wann hätte diesem Zirkel nach jetzt Vollmond sein sollen?

Huf: Der Mond hinkt derzeit den zyklischen Berechnungen hinterher. Sollte noch heute voll gewesen sein, ist es aber erst morgen früh, so Viertel vor drei herum.

Fixi: Zwei Uhr zweiundvierzig und zweiundfünzig Sekunden.

Kohle: Und Frühlingsanfang auch?

Huf: Ja. Äquinoktium ist noch heute Abend um zweiundzwanzig Uhr achtundfünfzig. Aber festgelegt eben auf morgen.

Fixi: Da kann man nichts machen.

Kohle: Das kann doch nicht wahr sein!

Fixi: Unterschätz das Beharrungsvermögen der Mutter Kirche nicht! Die Bemühungen Pauls VI. während des Zweiten Vatikanischen Konzils, den gordischen Knoten durchzuhauen und das Osterdatum ein für alle Mal für die gesamte Kirche auf den Sonntag nach dem zweiten Samstag im April festzulegen, ist einzig am Widerstand der Mönche vom Berge Athos gescheitert. Aber wohl ziemlich final.

Huf: Ich sage dir: Der „Brexit“ ist nichts dagegen!

Fixi: Aber hör mal – wir müssen Schluß machen. Ich muß für Chemie noch was über Mondmilch raussuchen!

Huf: Jaja – die Mondmilch am Pilatus! Wo wir grad bei Ostern sind … (er lacht.)

Kohle (elektrisiert): Apropos Milch: Wo ist die Milchkanne?

ENDE

Cornelie Becker-Lamers

Ja, so geht’s zu in Wundersdorf. Aber die Lämmchen haben recht: Das Internet ist ein sehr praktische Erfindung. Gerade beim Thema Osterparadoxon ersetzt eine Stunde Wikipedia-Lektüre von Link zu Link vermutlich etwa einen Monat Bibliotheksrecherche.

Aber nochmal zurück zur Milchkanne: Nachdem sie sie endlich wiedergefunden und ans Gatter gehängt hatten, so daß der Mobilfunkanbieter unverrichteter Dinge wieder abzog, möchten uns die Schafe ihre Milchkanne leihweise zur Verfügung stellen.
Alle, die Internetauftritte und soziale Netzwerke im Zusammenhang mit gemeindlichen (Jugend-)Aktivitäten und der vielbeschworenen Neuevangelisierung für vollkommen nebensächlich halten – und davon gibt es in der Weimarer Pfarrei, wie ich festgestellt habe, überraschend viele an mehreren entscheidenden Stellen – dürfen sich die Milchkanne bei

Grauchen Schaf
Weide vor der Stadt
Große Schaftrift 3-5
15379 Wundersdorf

ausborgen.

Und so sieht das gute Stück aus:

Wundersdorfer Milchkanne, Höhe 25 cm, Durchmesser am Fuß 12 cm, Gewicht 257 gr, stufenlos verstellbarer Henkel. Kann mit etwas Glück die heute allgegenwärtigen Mobilfunkanbieter abschrecken. Tips zur genauen Vorgehensweise beim Bundesforschungsministerium (eigenes Bild)

Der Lichtbildervortrag

Ein Sketchlet für fünf Schafe und zwei Lämmchen.
Mit einer Veranstaltungsankündigung

Oderbruch, die allseits bekannte Schafweide. Draußen herrscht reges Treiben. Nur im Unterstand sitzen einige Schafe mit Fixi und Huf, den beiden Lämmchen, vor dem Tablet und grübeln düster vor sich hin.

Fixi: Das geht nicht! (Sie wirft lustlos einen Kugelschreiber in die Ecke.)

Flocke: Ich finde auch – die Aufgabe ist idiotisch gestellt.

Huf (tapst lustlos auf der Tastatur herum): Die ganzen Maler waren ja nicht mal aus Weimar.

Wolle: Nur der Preller.

Huf: Eben. Und der hat mythologische Szenen gemalt. (Er ruft ein Bild auf).

Kohle (stupst die Tür zum Unterstand auf und tritt zu den andern hinzu): Was gibt’s? Ist irgendwas? (Die Schafe schauen ihn müde an und begrüßen ihn nicht mal.) Hey – was ist los? Warum blast ihr Trübsal? So kenn ich euch gar nicht!

Fixi: Huf und ich sollen für Kunst einen Vortrag machen über „Die Heimat in der Landschaftsmalerei“. Und den Landschaftsmalern ging es regelmäßig um was anderes.

Kohle: So? Worum denn zum Beispiel?

Huf: Na, als es überhaupt anfing, im 17. Jahrhundert, in den Niederlanden, um die Darstellung des Wetters als Gestimmtheit des Kosmos. (Er schnauft.)

Kohle: Echt jetzt?

Fixi: Ja.

Huf: Echt jetzt!

Kohle: Und es hatte nichts damit zu tun, daß sie gerade die Neue Welt eroberten? Vergeßt nicht: New York hieß zuerst Nieuw Amsterdam!

Fixi: Guter Versuch, Kohle.

Huf: Das haben wir alles gecheckt – läßt sich als These nicht halten.

Flocke: Und im 19. Jahrhundert? Barbizon? Die Weimarer Malerschule?

Fixi: Naturalismus.

Huf: Unser Jahrhundert: Schafherden rauf und runter. Da ging’s um die Darstellung der Schafe, der Arbeit der kleinen Leute und ihre Lebensbedingungen.

Kohle: Also das geht so nicht weiter! Es muß eine Lösung her. Sagt nochmal genau, wie die Aufgabenstellung hieß.

Fixi (stöhnt): Du kennst den Zoffensberger doch. Genaue Aufgabenstellungen gibt’s bei dem nie!

Huf (macht einen Lehrer mit bayerischem Akzent nach): Mei, donn erzählt’s ihr uns wos iber die „Hoimat in der Londschoftmolerei“.

Kohle: „Die Hoimat“? (Er lauscht dem Wort nach) „Die Hoimat“ … Moment mal: Die Heu-Mahd! (Die Schafe sehen ihn verdutzt an.) Ihr redet einfach über die Heu-Mahd in der Landschaftsmalerei!

Blütenweiß: Über die Heu-Mahd?

Wolle (begeistert): Ja – da kennen wir uns natürlich aus! (Sie lacht.)

Grauchen (elektrisiert): Das fängt mit dem alten Breugel an – ja! Da seid ihr schnell fertig! Da gibt es jede Menge Bilder, die ihr zeigen könnt. (Er klatscht vor Freude in die Hufe.)

Pieter Breugel d.Ä. (1525/30-1569) Die Heuernte (1565), Öl auf Eichenholz; 114 × 158 cm; Prag: Palais Lobkowitz in der Prager Burg (Bild: wikimedia commons, User:Lewenstein)

Fixi und Huf (haben noch nicht so ganz begriffen): Ihr meint …

Flocke: Wir meinen, ihr legt euch euer Thema so zurecht, daß es einen Sinn ergibt – genau.

Blütenweiß: Kohle hat recht!

(Nach der bedrückten Stimmung greift der neue Elan jetzt stürmisch um sich. Die Schafe lachen und johlen. Die Schafe tauschen Erinnerungen über Erlebnisse in Bergen von frischem Heu aus. Huf klimpert etwas in die Suchmaschine und erntet eine Fülle brauchbarer Bilder. Na also! Die bewährte gute Laune ist wiederhergestellt und Flocke und Blütenweiß beginnen zu singen.)

Flocke: Sie war ein Mädchen voller Güte …

Alle Schafe: Heu-Mahd, süße Heu-Mahd! Wann werde ich dich wieder sehn?

ENDE

Ja, so geht’s zu in Wundersdorf! Da haben sich die Schafe ja was Schönes ausgedacht! Bloß gut, daß wir ihnen manchmal doch eine Nasenlänge voraus sind. Zum Beispiel beim Thema Landschaftsmalerei und Heimat.

Der Heimatbegriff hat ja gerade unglaubliche Konjunktur. Damit er ja nicht in falsche Hände gerät. Da wird man dann in gelehrten Essays auch auf die unterschiedlichsten Bücher aufmerksam gemacht – und ich habe sehr interessante Zusammenhänge in zwei Publikationen des 20. Jahrhunderts entdeckt. Zur Konstruktion von Heimat in Ost und West. Und was die Landschaftsmalerei da für eine Rolle spielt. Steht noch nirgendwo. Hab ich mir selbst ausgedacht. 🙂 (So viel vorab: Ohne die Meister der Weimarer Malerschule geht da tatsächlich gar nichts!)

Mehr wird aber nicht verraten! Wer neugierig geworden ist, stelle sich morgen,

Donnerstag, 14. März 2019 um
14.30 Uhr im
Otto-Neururer-Saal im
katholischen Gemeindehaus von
Herz-Jesu Weimar

ein. Dann kann man hören und sehen, was ich erzählen und an Bildern zeigen werde. Es ist spannend und garantiert für jeden was dabei! Versprochen! 😉

Cornelie Becker-Lamers

Sketch des Monats: Der Seitenaltar

Ein Sketch für acht Personen, sieben Schafe, zwei Lämmchen,
einen Hütehund und eine kleine Gruppe von Schafstatisten

Wundersdorf, Oderbruch. Im Querschiff der Kirche Maria Hilf!, genau da, wo die restaurierte Mutter Maria auf ihrer neuen Konsole steht (wenn sie nicht gerade für sieben Wochen der Krippe weichen muß), sitzen Ines, Helene, Edith, Richard, Teresa, Karl und Hanna mit Kohle, Wolle, Flocke, Blütenweiß, Grauchen, Tatze und den Lämmchen vor Kohles Tablet und haben gerade anhand des von den Schafen erfundenen Computerspiels „Dove Sveta“ die neue App „Follow JC GO!“ verstehen gelernt, als Teresa in die Fotostrecke des Tablets gerät und ein bißchen hin- und herstreicht. Da plötzlich:

Teresa: Hey! Was ist das denn? (Sie zeigt eins der Fotos herum und streicht auf das nächste.) Das auch! (Sie schaut weiter.)

Neuzelle, Klosterkirche (Foto: Kohle Schaf)

Edith: Aber Kohle! Das ist ja Neuzelle!

Kohle (stolz): So wahr ich hier sitze!

Richard: Wo hast du das her?

Flocke: Das haben wir natürlich selber fotografiert. Der Blick in den Innenraum da ist von mir. (Sie streicht nochmal auf ein Foto zurück.)

Helene: Aber wie konntet ihr das fotografieren?

Wolle: Na, wir waren doch letztes Frühjahr da!

Hanna: Nicht wahr!

Karl: Und das erzählt ihr uns erst jetzt?

Grauchen: Irgendwie haben wir uns zwischendurch zu selten gesehen.

Wolle: Ihr müßt öfter auf die Weide kommen. Dann erfahrt ihr auch was.

Ines: Wie auch immer! Das wurde ja wirklich Zeit mit eurer Wallfahrt. Seit wann war die geplant?

Blütenweiß: Ende 2012 – das sind mittlerweile sechseinhalb Jahre.

Edith: Ihr könnt von Glück sagen, daß ihr nur aus Sprache besteht – (zu Fixi und Huf) sonst wärt ihr beiden Lämmchen längst groß!

Fixi: Hm. Stimmt.

Teresa: Warum muß ich eigentlich groß werden? (Sie stützt den Kopf in beide Hände.)

Richard: Das habe ich mich als Kind auch immer gefragt.

Helene: So ist das Leben.

Karl: Aber erzählt doch mal – wie war’s?

Kohle: Also das war so …

***

Neuzelle, Klosterkirche. Die allseits bekannte Schafherde hat sich mit dem neuen Pritschenwagen nach Neuzelle bringen lassen und nimmt nun geschlossen an einer Führung durch die barocke Stiftskirche teil.

Die Kirchenführerin: Seit dem 12. Jahrhundert überzieht ein immer dichter werdendes Netz von Klostergründungen des Ordens der Zisterzienser das Gebiet des heutigen Sachsen und Brandenburg bis hinauf nach Vorpommern. Das Stift Neuzelle wurde 1268 von Markgraf Heinrich dem Erlauchten gegründet. Seinen Namen trägt es zur Abgrenzung von seinem Mutterkloster Altzella am Pitzschebach …

Fixi (prustet los und erntet von Flocke einen Rippenstoß mit dem Vorderlauf)

Flocke: Pssst!

Die Kirchenführerin (hat ungerührt weitergeredet): … übereignete Friedrich Barbarossa höchstselbst der ebenfalls Wettinischen Gründung 800 Hufe Land.

Huf: Ha!

Grauchen (dreht sich zu Huf um): Das hat nichts mit dir zu tun, Huf!

Ein Schaf: Ebent! Hufeland – det is doch ‘n janz berühmter …

Ein anderes Schaf: Nach den sind doch Straßen benannt.

Flocke (flüstert): Unsinn! Eine Hufe Land ist ein altes Flächenmaß.

Kohle (zischt): Könntet ihr mal still sein! Ich will zuhören!

Die Kirchenführerin (ist mit ihren Ausführungen bereits bei der Ausstattung des Kirchenraumes angelangt): … datieren wir zehn Beichtstühle in eine Zeit vor 1750 bis 1800.

Fixi: Zehn Beichtstühle! (Sie ist sofort wieder still.)

Die Kirchenführerin: Der prachtvolle Hochaltar ist ein Werk von Johann Wilhelm Hennevogel selber und wurde von 1740 bis 1741 in Stuckmarmor ausgeführt. Er zeigt die Himmelfahrt Mariens aus der Schule des Michael Willmann.

Ein Schaf: Waaaaas?

Ein anderes Schaf: So berühmt ist der?

Flocke (flüstert): Nicht unser Michael Willmann! Es geht um die Mitte des 18. Jahrhunderts!

Das Schaf: Ach so!

Das andere Schaf: Ich dachte jetzt – weil sie sagte Michael Willmann.

Flocke: Jaja. Der heißt ja auch so. Aber es ist halt ein anderer.

Das zweite Schaf: Wie so Namensgleichheiten einen irreführen können: Die Cousine von der Freundin von meiner Schwägerin, die kannte mal eine …

Kohle: Psssst! (Die Schafe hören wieder zu.)

Die Kirchenführerin: … sind elf Seitenaltäre Orte der Andacht, der Meditation und Stille. (Sie geht ein Stück weiter Richtung Chorgestühl.)

Neuzelle, Klosterkirche, eine ganz neue Kniebank vor einer Pietà, einem der Seitenaltäre (Foto: Flocke Schaf)

Grauchen (steht da wie angewurzelt): Habt ihr das gerade gehört?

Flocke: Die Seitenaltäre sind Orte der Andacht, der Meditation und Stille – ja. – Und?

Grauchen: Meditation und Stille! Begreifst du denn nicht?

Wolle: Nö. Was soll damit sein.

Grauchen: Na, das ist doch das, was unser Pfarrer jetzt seit Jahren anbietet. Dreimal die Woche plus den Taizé-Abend.

Kohle: Stimmt. Organisiert gemeinsam schweigen kann man in unserer Pfarrei bis zum Abwinken.

Grauchen: Aber begreift ihr denn immer noch nicht? (Sie gestikuliert) Seitenaltar! Andacht!

Flocke: Spuck‘s aus, Grauchen, wir kapieren’s nicht!

Grauchen (aufgeregt): Der Pfarrer hat doch gesagt, Seitenaltäre wären heute nur noch Dekoration!

Kohle: Wann hat er das gesagt?

Flocke: Als Edith ihn mal auf den Seitenaltar angesprochen hat.

Wolle: Weil zum Kirchweihjubiläum plötzlich alle Teile des Marienaltars aus allen Räumen des Pfarrhauses zusammengetragen wurden – in eine Ausstellung. Und jeder konnte sehen: Alle Figuren sind noch da!

Kohle: Stimmt. Da hat er das gesagt.

Wolle: Und der Maria dann bloß so eine Konsole an die Wand gebaut.

Blütenweiß: Ich habt recht!

Grauchen: Vielleicht weiß er bloß nicht, daß man vor einem Seitenaltar Andachten halten kann?

Blütenweiß: Oder daß sie der persönlichen Meditation und Ruhe dienen?

Flocke (elektrisiert): Stellt euch vor – die Alltagsmessen – acht Uhr – wenige Besucher – das wär‘ doch toll vor so einem Seitenaltar (sie schließt die Augen und malt sich die Szene aus).

Kohle: Hm … Also ich kann mir nicht vorstellen, daß er das alles nicht weiß. Aber warum schätzt er die Wertigkeit so anders ein als wir?

Blütenweiß: Schließlich wäre der Altar auch als Dekoration einfach schön!

Fixi (deklamiert): „Domine, dilexi decorem domus tuae“

Flocke: Wo hast du das denn her?

Fixi (unbekümmert): Mal gelesen. Irgendein Introitus. Aus den Psalmen glaub ich.

Grauchen (nickt sinnierend): Jaja – die Lämmchen kommen auf die alten Sachen zurück – es ist immer dasselbe!

Lateinische Inschrift in den Straßen von Pula, Istrien (eigenes Bild)

ENDE

Cornelie Becker-Lamers

Museum. Konjunktiv

Zur Langen Nacht der Museen singen wir geistliche Lieder
und machen Musik, sagen zwei Gruppen der Pfarrei.
Das gibt’s nicht, sagt der Pfarrer: Die Kirche ist kein Museum.
Sie bleibt in dieser Nacht geschlossen und ist nicht auf.

Was für eine vielversprechende Positionierung.

Denn das kann ja nur heißen, unser Pfarrer will sich
nun verstärkt um die Kinder- und Jugendseelsorge kümmern.

Denn wenn einer nicht für Nachwuchs sorgte bei den Kinderchören,
weil er meinte, wenn der Kinderchor eingeht, sei das kein Beinbruch,
und wenn er den Jugendchor eingehen ließe,
weil ihm egal wäre, wo die Jugendlichen Musik machen
und wenn er die Pfarrjugend einschlafen ließe, so daß
wenn man Glück hat, drei bis fünf Teilnehmer sich einfänden,
weil er den Mädchen, die ihm zum Amtsantritt
40 statt 4 Jugendliche zusammengetrommelt haben,
jegliche Unterstützung für die wöchentlichen Treffen versagte,

wenn einer so die Kinder- und Jugendseelsorge vernachlässigte,
dann wäre ja in zwanzig Jahren ein Museum
das beste, was man aus seiner Kirche noch machen könnte.

Warum können wir ‚Gandhi‘ nicht widerstehen?

Wie am vergangenen Samstag angekündigt, haben wir an jenem Tag die Abendmesse, zelebriert von Bischof em. Fr. Hofmann besucht. Und es bedurfte wahrlich keines übertriebenen sprachlichen Feingefühls, um dem kurzen Beitrag abzuspüren, daß wir es, was die Liturgie angeht, mit einem gewissen Maß banger Erwartung taten, haben doch auch die jüngsten Erlebnisse in der „Westkirche“ erneut bestätigt, wie schlimm es dort werden kann. Und unsere Untersuchungen über die Rolle von Bischof Hofmann in der Entstehung des (nicht mehr ganz so) neuen Gotteslobs stimmten uns eben skeptisch.

Jedoch – weit gefehlt! Was wir erleben durften war eine absolut würdige Feier der Hl. Messe: alle (und die richtigen!) Lesungen, ein „wagen wir zu sprechen“ vor und der Embolismus (der doch in weiten Bereichen der Westkirche ausgestorben zu sein scheint!) nach dem Vaterunser, „Priester-Kommunion“ vor dem sog. außerordentlichen Spender der Kommunion (vulgo „Kommunionhelfer“) und eine wirklich auferbauende Predigt, die einmal nicht daran scheiterte, gerade in dieser schweren Zeit klar zu machen, warum wir die Kirche brauchen: Weil jede Hl. Messe an die Ewigkeit rührt und uns die „Auferstehungsrealität“ vor Augen führt. Und von der „Dankbarkeit für den Glauben“ von der man sich auch und gerade jetzt nicht ablenken lassen dürfe. Am Sonntag abend war es, wie glaubwürdige Zeugen berichteten, nicht anders.

Was soll man dazu sagen? Was verbindet den Zelebranten, der uns geradezu offensiv auffordert, auf unser Eigenes zu schauen, auf den Kern dessen, was uns als Kirche ausmacht, mit dem Verantwortlichen für die, wir müssen es wiederholen, läppischen Strichzeichnungen in unserem Gebetbuch?
Nun, eine Irritation, ein Anzeichen für eine „Störung“, gab es freilich auch in der Messe in Herz-Jesu. Was ich das erste Mal überhaupt erlebt habe, war die Nutzung des Zitats, das regelmäßig ganz am Ende der jeweiligen Sonntagsliturgie im Schott (-Beuron) zu finden ist („Für den Tag und für die Woche“), vor dem Schlußlied nämlich:
„Als Erstes würde ich raten, daß die Christen alle miteinander anfangen müssen, wie Jesus Christus zu leben. Wenn ihr im Geist eures Meisters zu uns kommen wolltet, könnten wir euch nicht widerstehen.“ (Gandhi)

Es gibt „im Schott“ bei weitem schlimmere Sprüche, aber deren relative Qualität ist ja jetzt nicht das Thema. Nein, das Element, was den Un-Sinn von „moderner Kunst“ im Gebetbuch mit dem von Gandhi im Rahmen der Hl. Messe verbindet, ist das fehlende Zutrauen darein, daß das Unsere hinreicht und nicht nur hinreicht, sondern daß wir es sind, die, in dem was wir tun, was wir feiern, Anteil haben an einer Überfülle, die von nichts aus dieser Welt ergänzungsbedürftig sein kann – weil sie nicht von dieser Welt ist! Und die sich in den nunmehr gut 2.000 Jahren ihres Bestehens Form (im weitesten Sinne) und Ausdruck genug geschaffen hat, tragfähige Form und tragfähigen Ausdruck!

Und so blieb auch nach diesem schönen Gottesdienst, nein gerade nach diesem im besten Sinne überraschenden Gottesdienst, mit diesem Zelebranten, von dem man sozusagen einfach „zuviel wußte“, die Frage unbeantwortet, was zu diesem Vertrauensverlust ins Eigene in den Reihen der Kirche geführt hat.
Nur weiter führen wird er uns nicht, das ist keine Frage.

Gereon Lamers

Bischof in Weimar

Bischof em. Friedhelm Hofmann (Würzburg) um genau zu sein, oder an wen hatten Sie gedacht? 😉

Bischof Hofmann im Jahr 2009 (Bild: Wikicommons, Togodumnus)

Ja, wie wir immer sagen, die Lektüre der Gottesdienstordnung kann ganz ungewöhnlich spannend sein! 🙂
Denn der hochwürdigste Herr Bischof Hofmann ist, wie treue PuLa-Leser wissen, eine Persönlichkeit aus dem deutschen Episkopat, die unser aller regelmäßigen Gottesdienstbesuch nicht ganz unwesentlich mitprägt, denn er ist der Verantwortliche für die graphische Gestaltung des (inzwischen nicht mehr ganz so) neuen ‚Gotteslobs‘! Vgl. mit weiteren Verweisen vor allem hier.
Ich glaube, die Chance, diesen Bischof als Zelebranten kennenzulernen, kann ich mir nicht entgehen lassen und Sie sollten es auch nicht tun! Besuchen wir also die Abendmesse heute oder morgen in Herz-Jesu! (jew. 18.00 Uhr, vgl. hier)

Gereon Lamers

 

Ein bißchen wie der Pelikan

WAS IST DAS???

Neulich im Hasenstall (eigenes Bild)

Diesmal bin ich rechtzeitiger dran mit dem Angucken der neu geborenen Häschen. Es gibt bei der Familie, deren Tiere wir ab und zu betreuen, nämlich schon wieder welche. Ganz leicht zu sehen sind sie allerdings nicht. Auch wenn die kleinen Hasen wach sind, kommen sie bei der Kälte nicht zum Vorschein.

Gartenluft schnuppern (eigenes Bild)

Ihr warmes Bett haben sie von ihrer Mama bekommen. Sie hat sich dafür Fell ausgerauft und es alleine gebaut. Das hat mich ein bißchen an den Pelikan erinnert, der ein Christus-Symbol ist, seit man glaubte, er ernähre seine Jungen mit dem eigenen Blut. Also: Ein guter Anlaß für ein paar süße Hasenfotos hier auf PuLa (vulgo: Obligatory catholic content, OCC).

Ansonsten kann man an den Hasengeneration sehr schön die Mendelschen Gesetze studieren: Beide Haseneltern schwarz-Weiß, drei der vier Kleinen braun-weiß – wie der Onkel, der wiederum in seiner Generation der einzige Braun-Weiße unter drei schwarz-weißen Geschwistern war.

Cornelie Becker-Lamers

Die Sichtachse

Eine Art Osterspaziergang

Jaja, „vom Eise befreit …“. Aber Ostern ist ja noch nicht. Sogar noch lange nicht. Noch so lange nicht, wie es eigentlich gar nicht sein müßte (aber das ist eine andere Geschichte … die erzählen wir vielleicht auch noch). Doch die milden Temperaturen locken die Menschen vor die Tür. Allenthalben gräbt und harkt es. Die Hausbewohner machen ihre Gärten frühjahrstauglich. Und die Spaziergänger flanieren lächelnd über die Straßen.

Nach der 10.00-Uhr-Messe hatten wir heute schon einige Zeit bei vorzüglichen Nußkuchenhäppchen am Infotisch des Kirchortrates im Freien gestanden (dieses Angebot sollten Sie wirklich besser nutzen, liebe Leser, wir waren wieder insgesamt zu viert/fünft/sechst – mehr nicht. Das ist sonst eine vertane Chance zu dem in unserer Pfarrei doch so ausgesprochen selten einmal organisierten Dialog! Aber auch das ist eine andere Geschichte, und die erzählen wir bestimmt bald.) Dennoch zog es uns direkt nach dem häuslichen Brunch wieder nach draußen und ich nutzte die Chance der guten Sicht und klaren Luft, um mit meiner kleinen Kamera (ohne Teleobjektiv [Anm. der Redaktion: Soll heißen, bloß 100mm Zoom (analog Kb), aber dafür größerer Sensor! 😎 ) ein Foto zu schießen, das wir Ihnen schon lange präsentieren wollten:

Eine katholische Sichtachse mitten in Weimar!

Sichtachsen kennen Sie ja. Wörlitz und so. Wo die Landschaft kunstvoll arrangiert wurde, war man darauf bedacht, dies auch kenntlich zu machen.

Eine berühmte Sichtachse: Der „Toleranzblick“ von der Goldenen Urne zu Synagoge und evangelischer Kirche im Wörlitzer Park (Wikicommons – User: Erbanor)

Und in Weimar? Da kennen Sie natürlich die Sichtachsen im Park an der Ilm, von der Rückseite des Römischen Hauses hinüber zu Goethes Gartenhaus zum Beispiel. Schließlich wurde dieser Park nicht ohne Anregungen aus Wörlitz angelegt, weshalb dem Anhaltiner Fürsten hier auch ein Gedenkstein gewidmet ist.

Weimar, Park an der Ilm, Gedenkstein für Fürst Franz von Anhalt-Dessau (Wikicommons, User: Most Curious)

Aber die katholische Sichtachse Weimars? Kennen Sie die auch? Die Sichtachse, die die 1891 geweihte Herz-Jesu-Kirche am westlichen Rand der Innenstadt mit der zwischen 1954 und 1957 erbauten Bonifatiuskirche in Weimar-Schöndorf verbindet?

Nein?

Dann schauen Sie doch bei Gelegenheit mal, welches Bild sich Ihnen bietet, wenn Sie vom Hasenwäldchen herunter die Richard-Wagner-Straße stadteinwärts gehen:

Weimar, Blick vom Hasenwäldchen in die Richard-Wagner-Straße (eigenes Bild)

Nanu? (eigenes Bild)

Da hinten … ist das nicht … das ist doch der Karmel! (eigenes Bild)

PuLa wünscht allen Lesern eine schöne Woche!

Cornelie Becker-Lamers

Zum Abschluß der Weihnachtszeit: Das „Bildnis der Bloggerin“ an: Die Spracherkennung 4/4: Das Computerspiel

 

Das nachgeholte Sketchlet zum Vierten Advent 2018 

Für neun Sprech- und einige stumme Rollen, fünf Schafe,
zwei Lämmchen und einen Hütehund 

 

Wundersdorf, Oderbruch. In der Sakristei der Kirche Maria Hilf! Soeben hat Herta ihren Saugroboter wieder in ihrer riesenhaften Tasche verstaut und nach herzlichem Abschied und 1000 Dankesworten der Wundersdorfer die Kirche verlassen. Die Freunde wollen nun endlich mit dem Putzen beginnen – denn dazu sind sie ja schließlich ursprünglich hergekommen. Hanna und Karl bleiben aus Solidarität gleich mit da und alle sehen einem schnellen Ergebnis entgegen, als aus der Kirche plötzlich ein nur allzu vertrautes Murmeln und Blöken zu vernehmen ist. Edith und Helene stecken den Kopf aus der Sakristeitür und tatsächlich: Durch die Schwingtür kommen, angeführt von Tatze, Wolle und Flocke, Kohle, Grauchen und Blütenweiß, aber auch die beiden Lämmchen Fixi und Huf anmarschiert. Was hat das zu bedeuten?  

Teresa (läuft, gefolgt von Reimer, den Lämmchen entgegen): Fixi! Huf!!! 

Richard (ist auch in den Kirchenraum getreten): Hallo! Kohle! Schafe! Lämmchen! Was macht ihr denn hier? 

Kohle: Wir suchen euch überall! 

Edith: Wieso sucht ihr uns? 

Wolle: Weil wir euch was wichtiges berichten müssen. 

Helene: Oh! Da bin ich ja gespannt. 

Flocke: Warum seid ihr hier und nicht zuhause, an einem so ungemütlichen Abend? 

Hanna: Ist es ungemütlich? 

Grauchen: Total (sie schüttelt sich). 

Blütenweiß: Schneeregen, kalt und dunkel. 

Tatze: Da jagt man keinen Hund vor die Tür. 

Karl: Das haben wir hier drin gar nicht gemerkt. 

Kohle: Ihr wolltet wohl gerade putzen? 

Edith (winkt ab): Wir wären längst fertig, wenn uns nicht der Weihnachtsmann dazwischengekommen wäre mit seinen Anweisungen, sich mal um das Putzwerkzeug zu kümmern. Das hat jetzt eine Weile in Anspruch genommen. Aber man wird nicht dümmer! 

Flocke: Was ist denn mit dem Putzzeug? 

Helene: Na, manches ist schon sehr alt – und die Schrubber haben zu kurze Stiele. Das ist nicht ergonomisch. (Sie stellt zur Veranschaulichung einen Schrubber vor sich hin.) 

Wolle: Hm! Früher waren die Menschen eben kleiner. Denk mal an das Bett von Napoleon. 

Richard (lacht): Da hast du recht. Aber ich glaube, ganz so alt sind unsere Besen nun doch nicht. 

Edith: Aber jetzt sagt doch mal – was wolltet ihr uns erzählen? 

Kohle (macht ein wichtiges Gesicht): Ihr erinnert euch doch an unser Spiel, in dem man auf dem Tablet Heilige fängt. 

Edith: Dove Sveta? Ja klar! 

Flocke: Siehst du! Das haben sie jetzt nachgebaut. 

Wolle: Es heißt „Follow JC GO!“ 

Richard (perplex): Nicht wahr! 

Grauchen (stolz): Aber selbstverständlich! 

Blütenweiß (mit leichter Empörung in der Stimme): Wir werden euch doch nicht belügen! 

Edith: Aber das ist ja großartig! 

Helene: Gratuliere!!! (Sie kniet sich zwischen die Schafe und streichelt ihnen über die Rücken.) 

Ines: Ich war schon immer von eurem besonderen Draht zum Vatikan überzeugt! 

Karl: Ja – das stand für uns schon immer fest! 

Richard: Das will ich sehen! 

Edith (zu Kohle): Los! Pack aus! 

Die Gruppe macht es sich gerade auf den Kirchenbänken im Querschiff bequem, als die Sakristeitür erneut geht. Edith und Hanna, Ines und Helene gehen nachschauen, wer jetzt am Abend mit Schlüssel die Sakristei betritt und sehen den Pfarrer, wie er mit einer Gruppe Erwachsener den Raum betritt. 

Helene (erstaunt): Guten Abend, Herr Pfarrer! 

Hanna: Ist denn heute noch Messe? 

Der Pfarrer: Nein. Aber wir putzen jetzt. 

Ines: Wie – Sie putzen jetzt? Unser Termin steht doch seit über einem Jahr fest. 

Der Pfarrer: Im neuen Plan steht er nicht mehr drin. 

Edith: Weil der neue Plan mit dem kommenden Termin beginnt. 

Ines (konsterniert): Also da müssen Sie schon Bescheid sagen! 

Der Pfarrer: Ich muß hier gar nichts. 

(Die Frauen schauen sich an. Alle denken dasselbe.) 

Edith (formuliert es): Hier brauchst du Nerven wie Drahtseile! 

Helene: Andererseits – laß uns froh sein – da können wir in Ruhe Kohles Computerspiel anschauen. 

Ines: So machen wir das! 

Hanna (wieder zu den Neuankömmlingen gewandt): Frohes Schaffen! Das Wasser ist schon heiß.  

Ende  

Cornelie Becker-Lamers 

 

Das Bildnis der Bloggerin mit ungewöhnlicher Kopfbedeckung  

Nun hat es doch erneut bis zum letzten Tag der Weihnachtszeit gedauert, bis wir das Bild des Bloggers, nein halt, das ist sie ja, die von mir angekündigte “beinahe revolutionäre Veränderung”, es ist eben diesmal das Bildnis der Bloggerin mit ungewöhnlicher Kopfbedeckung, das wir präsentieren können!
Das spiegelt sehr schön und gerecht wider, wie sich im Augenblick und schon seit einiger Zeit die Verteilung der Beiträge auf PuLa gestaltet! Das hat übrigens nichts mit nachlassendem Interesse meinerseits zu tun hat, o, nein!, es ist anderen Faktoren geschuldet, solchen, die sich so bald leider nicht ändern werden, aber wenn so nur noch etwas deutlicher wird, daß es sich schon immer um ein gemeinsames Vorhaben gehandelt hat, dann schadet das gar nicht; PuLa geht weiter, das zählt! 

Daher hier das neueste Bild, das die Themen der diesjährigen (“kirchendiesjährigen”) nachgeholten Adventssketche sozusagen bündelt. 

Gereon Lamers 

Enjoy! 🙂 

Bildnis der Bloggerin mit ungewöhnlicher Kopfbedeckung (eigenes Bild)