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Neulich im Non-Food-Bereich…

…meiner bevorzugten Quelle für die Ernährung im Dienst (für ältere Erfurter: Die ehemalige sog. „Müller-Kaufhalle“):

Eiskelche im Non-Food-Bereich (eigenes Bild)

In der Vorbereitung dieses kleinen Beitrags merkte ich, vor exakt vier Jahren, da gab es schon einmal so ein Phänomen! Witzig ist das und es führte mir erneut vor Augen, wie lange dieses Projekt nun schon besteht. Deo volente (et nobis viventibus) wird es weitergehen, Vorschläge für die Feierlichkeiten zum 10-jährigen werden ab sofort entgegengenommen… 😉

Gereon Lamers

„ … und laßt euch nieder unter dem Baum“ (Gen 18, 4)

Trinitatis

“Gott ist dreifaltig einer”, singen wir. Wenn wir die Unterschiedlichkeit der drei Personen betonen möchten, sprechen wir von Dreifaltigkeit, wenn wir die Einheit des dreieinen Gottes betonen wollen, von Dreieinigkeit. Jedenfalls feiern wir es heute.

Im Park von Bad Muskau habe ich während unseres dortigen Aufenthalts Mitte Mai 2018 ein schönes Bild für die Dreifaltigkeit/Dreieinigkeit gefunden. Der Fürst hat nämlich gerne drei Bäume so dicht beieinander pflanzen lassen, daß sie als einer erscheinen. Das sind zum Teil drei verschiedene, so daß sich ein Farbklang ergibt, dreifarbig wie beim Pücklerschen Eis. Vom Schloßturm herab habe ich eine solche Anpflanzung mit Rotbuche fotografiert, schauen Sie:

Baumanpflanzung im Muskauer Park (eigenes Bild)

Das können aber auch drei gleiche sein wie zwei Gruppen von Kastanien im Hof des Vorwerks. Davon habe ich ganz viele Fotos gemacht, weil sie mich sofort an eine Versinnbildlichung der Dreieinigkeit erinnert haben. So sehen die drei Kastanien aus. Die Krone der Baumgruppe wirkt, als wäre es nur eine Pflanze:

Dreieinige Kastanie im Hof des Muskauer Vorwerks (eigenes Bild)

Natürlich saß immer irgend jemand auf der weißen Parkbank und den Bäumen. Unter der anderen Baumgruppe, im selben Hof benachbart angepflanzt, standen sogar die Caféhaustische des immer gut frequentierten „Café Vorwerg“. Was die Assoziation vollendete, heißt es doch in der Textstelle in Genesis 18,8, in der drei Männer dem Mose erscheinen und die als Vorschein der Dreieinigkeit gedeutet wird: „ … und [Moses] blieb stehen vor ihnen unter dem Baum und sie aßen. (Gen 18, 8)

Cornelie Becker-Lamers

Augustinus und die Stickgarnreste

Wir feiern Pfingsten.

Die perfekte Zeit, um auf einem katholischen Blog das Gebet an den Heiligen Geist zu zitieren. Es wird dem Heiligen Augustinus zugeschrieben und geht so:

Atme in mir, du Heiliger Geist, daß ich Heiliges denke.

Treibe mich, du Heiliger Geist, daß ich Heiliges tue.

Locke mich, du Heiliger Geist, daß ich Heiliges liebe.

Stärke mich, du Heiliger Geist, daß ich Heiliges hüte.

Hüte mich, du Heiliger Geist, daß ich das Heilige nimmer verliere.

Ich merke schon: Sie kennen das. Gut so! Steht ja auch im Gotteslob (GL 7,2), und außerdem ist der Text schon beliebig weiterverwendet worden, zum Beispiel hier (aber Vorsicht – das Anhören kann Übelkeit verursachen!)

Also doch kein Grund, es auf unserem Blog erneut zu zitieren? Stimmt! Hätte man nicht eine eigene kleine, völlig irre Geschichte dazu zu erzählen, die zugleich für ein paar Bilder sorgen kann.

Haben wir aber natürlich.

Diese Geschichte geht so:

Es war einmal ein Leinenrock aus recht ordentlichem Stoff. Und eine ganze Schachtel voller bunter Reste mit Stickgarn von meiner Großmutter. Einige Garne dufteten nach ihrem Parfum – bald tat es die ganze Schachtel und dann die Schublade, in der ich die Garnreste aufbewahrte.

Irgendetwas mußte geschehen.

Ich besah mir den Rock und dachte: Entweder, du gibst ihn weg, oder du machst etwas völlig Irres daraus. Natürlich habe ich mich für das Irre entschieden. Ich wollte den Rock mit einem schönen Gedicht besticken und dabei zugleich das duftende Garn verbrauchen.

Das erste Jahr nach der grundsätzlichen Entscheidung ging mit der Auswahl des richtigen Textes dahin. Es sollte um die Gottesmutter gehen und ich dachte an das Ave Maria. Dann führte Kaplan Messer den Akathistos-Hymnos auf (Sie sehen – die ganze Sache liegt einige Zeit zurück …). Ich war Feuer und Flamme, besorgte mir den Text dieses Gebetes und glaubte, die Entscheidung sei gefallen. Wäre sie vielleicht auch gewesen, gäbe es da nicht ein gravierendes Problem: Der Akathistos-Hymnos ist nämlich auf griechisch. In meinen Kreuzstichalphabete-Stickanleitungen (#Kompositum 😉 ) habe ich aber nur Vorlagen für lateinische Buchstaben – und soweit, daß ich mir eine Stickmustervorlage für griechische Buchstaben hätte ausdenken wollen, reichte es nicht. Also weiterüberlegen. Irgendwann landete ich bei dem Gebet des Augustinus, das ich seit langem auf deutsch in jeder Messe bete – und war damit vom Plan eines Mariengebetes wie von dem der Originalsprache gleich weit abgerückt. Aber das macht nichts!

Nun ging es an die Umsetzung. Es mußte ja eine Form haben und die Schrift irgendwie durch Linien eingegrenzt sein. Wir sind ja nicht in der modernen Grundschule, wo die Kinder auf Blankoseiten nach Gehör schreiben müssen und kreuzunglücklich werden. Nein – ich wollte kreuzstichglücklich sein und begann, in grüner Farbe eine erste Linie zu sticken.

Das ging so etwa einen halben Meter lang gut.

Dann hing der Rock etwa zwei Jahre im Schrank.

Es war unglaublich öde.

Wirklich eine Strafarbeit, dachte ich. Wir sind doch hier nicht in den Grundschulen des 19. Jahrhunderts, wo die Mädchen sinnlose Kreuzchen auf ein altes Stückchen Leinen sticken, um sich auf die Arbeit an ihrer Aussteuer vorzubereiten. Außerdem bin ich bereits verheiratet.

Irgendwann holte ich den Rock aber doch wieder hervor und dachte: Entweder du machst Renovierläppchen zum Ablaugen der Türen draus (weggeben konnte ich ihn in diesem Zustand ja nicht mehr – mit einem halben Meter dunkelgrüner Kreuzstichlinie drauf), oder du realisierst deine völlig irre ursprüngliche Idee.

Weil es irgendwie doch cool war, diese Stickerei, realisierte ich die völlig irre ursprüngliche Idee und bekam plötzlich Spaß daran. Durch Zufall – man hätte das ja niemals vorher abmessen oder abzählen können – paßten jeweils ganze Worte auf die Stoffhälften vorne und das breitere Rückenteil. Es steht also nirgendwo „Hü“ oder „daß ich Hei“. Das hielt ich für ein gutes Zeichen. Buchstabe um Buchstabe wurde fertig, die duftenden Garnreste wurden weniger (wenn auch immer noch nicht aufgebraucht) und zu guter Letzt hatte ich einen ganz besonderen Rock hergestellt. Ein Fall für The Cathwalk? So jedenfalls sieht er aus:

Stickerei-Detail (eigenes Bild

Rock, Ausschnitt (eigenes Bild)

Rock, gesamt (eigenes Bild)

Das ist die Geschichte – und der Rock ist jetzt schon seit einigen Jahren da, natürlich mit passenden Knöpfen in allen Regenbogenfarben ausgestattet. Ein weitschwingender Rock würde sich ja sogar zum Tanzen eignen – und siehe da, auch das ist diesem Gebet schon widerfahren

Frohe Pfingsten!

Cornelie Becker-Lamers

 

PS: Apropos: „Pfingsten“: „Remember Quatember“ (Wenn Sie ausnahmsweise das Denglisch [oder Latenglisch? 😉 ] nachsehen wollen, bitte). Also, diese Woche ist eine Quatember-Woche: „Nach Asche, Pfingsten, Kreuz, Luzei gedenke, daß Quatember sei“, wie der alte hilfreiche Spruch geht.

Gereon Lamers

Aus gegebenem Anlaß …

… nämlich der Enttäuschung einiger uns bekannter Jugendlicher samt ihrer Eltern über die Feierlichkeiten zur Jugendweihe, möchte PuLa darauf hinweisen, daß

  1. das Sakrament der Firmung allen katholisch Getauften offensteht, auch wenn sie versehentlich schon zur Jugendweihe gegangen sind
  2. die entsprechende Meßfeier kostenlos ist
  3. man dem Redner – in diesem Falle immerhin ein Bischof oder Weihbischof und kein drittklassiger Kommunalpolitiker – nicht applaudieren muß, ja dies nicht einmal sollte
  4. die Sprüche, die den Firmlingen mit auf den Weg gegeben werden, keine aphoristischen Binsenweisheiten, sondern seit 2.000 Jahren immer wieder durchdachte und mit Interpretationen angereicherte Texte aus der Bibel sind
  5. eine etwaige Lustlosigkeit des Vortrags in der Regel durch die Einbeziehung der Firmlinge selber minimiert, wenn nicht ganz und gar ausgeschlossen werden kann
  6. die Firmlinge der Sinnfülle der Veranstaltung umso besser folgen können, als sie mehrere Monate hindurch in festen Gruppen durch geschultes Fachpersonal auf ihre Firmung, deren Sinn und die eigene In-die-Pflicht-Nahme vorbereitet werden
  7. man die Betreuerinnen und Betreuer entweder ohnehin schon kennt, spätestens bis zur Feier der Firmung aber jedenfalls kennengelernt hat und man sich obendrein eine Firmpatin/einen Firmpaten wählen kann
  8. der Firmjahrgang durch den Firmunterricht als Gruppe zusammenwachsen kann und die hier entstandenen Freundschaften im Idealfall in einer funktionierenden Pfarrjugend weitergelebt und weiterhin organisiert werden können
  9. auch die erklingenden Lieder durch ihre Texte zum spirituellen Gehalt und der Sinnfülle der Feier beitragen
  10. alle Anwesenden bei allen Liedern mitsingen dürfen (wenn Mami und Papi bei irgendwas nicht mitsingen dürfen, weil es vom Elternprojektchor vorgetragen wird, hätten sie halt in den Elternprojektchor reingehen sollen)
  11. die Firmung wie gesagt ein Sakrament ist und daher mit den Firmlingen bei der Segnung durch den Bischof wirklich etwas wesenhaft passiert
  12. es nur einen Gott und die eine heilige katholische und apostolische Kirche gibt.

Frohe Pfingsten!

Cornelie Becker-Lamers

P.S. Anmerkung der Redaktion: Übrigens – keine Sorge! Mit 14 Jahren seid ihr religionsmündig, aber noch nicht erwachsen (wie euch das in der einen oder anderen Feierstunde suggeriert worden sein soll). In Filme ab 18 dürft ihr erst ab 18 und nicht ab 14, ihr dürft nach wie vor nicht wählen gehen und nicht Auto fahren, ja nicht einmal Bier alleine kaufen und das Jugendstrafrecht gilt gar noch 7 Jahre lang… 😉

Gereon Lamers

Die Einladung

Ein Sketch für fünf Schafe und zwei Lämmchen

Wundersdorf, Schafweide. Die Herde grast friedlich vor sich hin. Ein wenig Leben kommt in eine Gruppe um Wolle, Flocke, Grauchen und Blütenweiß, als Fixi und Huf angesprungen kommen.

Huf: Tante Flocke?!

Flocke (blickt liebevoll auf): Ja, mein Lämmchen?

Fixi: Wo ist Kohle?

Flocke (blickt sich suchend um): Oh! Ich kann es dir nicht sagen.

Huf: Vielleicht im Unterstand. (Er läuft los, die andern folgen ihm mit unterschiedlicher Eile. Als Huf die Tür zum Unterstand aufstößt, sieht er dort tatsächlich Kohle am Tablet arbeiten. Er scheint sich zu konzentrieren.)

Huf: Kohle!!!

Kohle: Hallo Huf! Laßt mich mal noch zehn Minütchen in Ruhe, ich muß mich konzentrieren. Das Schreiben hier muß raus.

Huf (neugierig): Was für ein Schreiben? (Er rückt ihm auf die Pelle. Mittlerweile sind auch Fixi und Flocke im Unterstand angekommen. Draußen werden Wolle, Grauchen und Blütenweiß sichtbar, die ebenfalls bereits die Nase durchs Fenster stecken.)

Kohle (angesichts der Schafmengen): Heerjeh! Ich wollte eigentlich in Ruhe ein Posting verfassen! Kann man denn auf dieser Weide nicht einmal

Flocke (unterbricht ihn): Nein …

Wolle (grinst): „I must have my share in the conversation …“

Fixi: Genau! Wir wollen beteiligt werden!

Grauchen (betritt den Unterstand): Worum geht’s denn?

Kohle (mit einem tiefen Stoßseufzer): Um eine Einladung zum Tag des Offenen Gatters.

Flocke (bricht in Begeisterungsstürme aus): Aber das ist ja großartig!

Huf (ebenso): Du lädst andere Schafe ein?

Fixi: Und andere Lämmchen?

Wolle (mit einer Spur Vorwurf): Aber das mußt du uns doch erzählen!

Grauchen: Wolle hat Recht! Das geht uns doch alle an.

Kohle (gibt sich geschlagen): Na schön, ihr Nervensägen – hört zu! Ich möchte den Tag des Offenen Gatters dazu nutzen, streunende Schafe und besonders die Lämmchen da draußen zu uns in die Herde einzuladen.

Huf: Wie: „In die Herde“?

Fixi: Richtig in die Herde? Nicht nur auf die Weide wie damals Xenia und Euterpe?

Kohle: Neinein, richtig in die Herde.

Huf: Aber was heißt „die Lämmchen da draußen“?

Kohle: Na, was glaubst du, wieviele Schafe und Lämmchen ohne Herde und ohne Hirten umherstreunen.

Fixi (reißt die Augen auf): Eeeeeecht?

Huf (ebenso): Das ist ja schrecklich!

Fixi: Wieso ohne Hirten?

Kohle: Weil nicht alle Hirten die verlorenen Schafe suchen gehen.

Huf (besorgt): Und wieso ohne Herde?

Kohle: Weil sie von Weiden sonstwo in Deutschland kommen und von ein-zwei Schafen mit auf Wanderschaft genommen werden.

Fixi: Ach Gott!

Huf: Mutterseelenalleine Lämmchen?

Kohle: Ja. Mutterseelenalleine Lämmchen. Und all diese Schafe wollen wir jetzt sammeln!

Flocke: Aber das kannst du doch nicht elektronisch machen – die muß man doch persönlich ansprechen!

Kohle: Ah ja? Und? Weißt du, wo du sie findest?

Flocke: … äääh … (sie errötet)

Kohle: Siehst du?! Online sind diese Lämmchen heute alle! So erreichen wir sie!

Wolle: Na, dann lies mal vor, was du verfaßt hast.

Grauchen: Eigentlich sollten Anrede und Unterschrift ja handschriftlich sein – wie sieht das denn aus, so alles gedruckt …

Kohle: Dann schreib mal handschriftlich im Internet. Viel Erfolg! Neinein, du hast zwar vollkommen Recht, aber da wir keine Briefpost losschicken können, muß es wohl so gehen.

Grauchen: Dann stell doch wenigstens eine andere Schrifttype ein – vielleicht eine, die wie Handschrift aussieht?! Und markier’s und klick’ auf dunkelblau – dann sieht es schon fast aus wie Kugelschreiber.

Flocke: Sehr gut! So machen wir das! Problem gelöst! Weiter!

Kohle: Hier – lest mal selbst. Es ist eigentlich nichts besonderes – ich stelle einfach unsere Herde ein bißchen vor und schreibe das Datum vom Tag des Offenen Gatters und daß sie kommen können, wenn sie möchten.

Grauchen (liest die Betreffzeile vor): „Keiner soll alleine grasen!“

Huf (lacht vor Entzücken laut auf): Das ist gut! Das ist großartig! „Keiner soll alleine grasen!“ Super!

Flocke: Stimmt! „Keiner soll alleine grasen!“ ist gut!

Kohle (mit Understatement): Najaaaa … ich dachte … so als Motto …

Wolle: Wirklich gut! Aber laßt uns auf den eigentlichen Inhalt schauen! (Sie brummelt im Lesen vor sich hin): „… die Möglichkeit, zum Tag des Offenen Gatters unsere Herde kennenzulernen … 1. Juni … Wenn ihr interessiert seid …“ (sie stutzt, in erhobenem Ton) „Wenn ihr interessiert seid“ ??? Was soll das denn heißen, „wenn ihr interessiert seid“???

Kohle: Na, daß wir uns nicht aufdrängen wollen … nur, wer interessiert ist, soll dazukommen dürfen …

Wolle (explodiert): Wir immer mit unserer Leisetreterei! „Wenn ihr interessiert seid“! Weißt du, wie die kommerziellen Weiden werben? Wo die Lämmchen für jede Gänseblume zahlen müssen und es tun, weil sie einfach nicht wissen, was sie sonst machen sollen? Die plakatieren überall: „Kommt sofort!“ – „Sichere dir deinen Platz!“ – „Versäum den Termin nicht!“ – „Mach dich am besten gleich auf den Weg!“ – „Die ersten zehn erwartet ein kostenloser Gänseblümchensalat!“ – Und dagegen willst du ankommen mit deinem „Wenn ihr interessiert seid“??? (Sie blitzt zornig in die Runde. Alle starren sie entgeistert an.)

Flocke (erschrocken): Aber Wolle, was hast du denn plötzlich?

Wolle (nun eher verzweifelt): Ach, ist doch so! Kohle hat gerade erzählt, was mit den Schafen da draußen los ist – und da wollen wir uns auf „Angebote“ und Putziputziheiteitei beschränken? Es darf doch gar nicht denkbar werden, daß unsere Herde nicht die einzig wahre ist!!! Das ist sie doch, oder? (Sie blickt angriffslustig in die Runde.)

Grauchen: Äh … ja, klar! (Alle nicken, manche betreten, manche eifrig.)

Wolle: So! Und wenn wir das nicht ausstrahlen, wenn wir das nicht formulieren – wer denn dann? Hm? Wollt ihr drauf warten, daß die Wölfe uns die Schafe schicken – hierher, wo sie wissen, sie kriegen sie nicht, weil unsere Franziskusstatue die Herde beschützt? Da könnt ihr lange warten!!! (Sie dampft vor Erregung.)

Kohle (sieht sie ernst an): Du hast Recht, Wolle, da hat mich die Floskelwolke eingenebelt! Wie gut, daß ihr gekommen seid und das Posting noch nicht raus war!

Flocke: Und wie gut, daß du auf uns gehört und uns einbezogen hast! (Sie lächelt ihm aufmunternd zu.) Das kriegen wir schon noch alles!

Huf (hat sich inzwischen am Tablet zu schaffen gemacht): Du-u, Kohle…

Kohle (sanft): Ja? Was denn?

Huf: Wo hast du das eigentlich her mit dem Tag des Offenen Gatters?

Kohle: Hab ich irgendwo gelesen.

Huf: Kann es sein, daß du dich verlesen hast? Ich finde hier am 1. Juni nur den Tag des Offenen Gartens …

Kohle (stürmt zum Tablet und schaut auf den Bildschirm. Plötzlich fängt er an zu lachen und alle anderen fallen erleichtert in das Gelächter ein. Dann, nach einer kleinen Weile): Ja – so ist das manchmal: Man liest, was man lesen möchte. Offen gestanden schwirrte mir diese Idee schon lange im Kopf herum …

Grauchen: Den Tag des Offenen Gatters gibt es noch nicht? Dann werden wir ihn hiermit erfinden!

Fixi: Genau! Fronleichnam ist schließlich auch irgendwann erfunden worden!

Huf (singt): „Zwölfhundertneun hat sie eine Vision“ …

Fixi: Das war damals die Heilige Juliane von Cornelienberg. (pathetisch) Und der Tag des Offenen Gatters wird auf alle Zeiten mit dem Namen Kohle von Wundersdorf verbunden sein!

Huf (ebenso): Genau! Noch in Jahrhunderten!

Flocke (versöhnlich): Na bitte! Ende gut, alles gut!

ENDE

Cornelie Becker-Lamers

 

Anmerkung der Redaktion: Kirchenfeste werden natürlich nicht er-funden, sondern allenfalls ge-funden, in Wahrheit aber ge-geben…
Aber wir wollen die lieben Schäfchen da auch nicht überfordern, so mitten im Gesprächsfluß, haben sie doch schon so viel schönes und richtiges gesagt! 🙂

Gereon Lamers

Heilige Juliana von Cornelienberg, bitte für uns!

Englebert Fisen, Hl. Juliana von Lüttich, 1690, St-Martin, Lüttich (Bild: Wikicommons)

 

Salve Regina!

Einladung zur Eröffnung der Maiandachten
heute um 18 Uhr in der Pfarrkirche

Da unser Kirchenchor aus unterschiedlichen Gründen die Eröffnung der Maiandachten heute Abend wie schon im vergangenen Jahr nicht übernehmen kann (auch hier ist wenig Puffer, wenn ein paar Leute ausfallen und wir brauchen dringend Verstärkung!), springen die Cäcilini kurz entschlossen ein und singen neben dem älteren Magnificat

auch das Salve Regina, das wir im vergangenen Oktober uraufgeführt haben. Trotz kurzfristiger Verhinderung der Geigerin sind die Instrumentalistinnen vollzählig, denn über den Pfarrer konnte sehr schnell eine Violinstudentin zu Probe und Gottesdienst gewonnen werden. Ich sage ja: Wenn wir die Hochschule nicht hätten … Wir haben sie aber!

Doch nun zum Hineinhören den neu erstellten Film zum „Salve Regina“ – mit lateinischem und deutschem Text, vor allem aber mit einer seltenen Darstellung der Madonna, nämlich ohne Jesuskind. Denn wie lautet die drängende Bitte zu Ende des Textes: „Jesum benedictum fructum ventris tui nobis post hoc exsilium ostende“ – „Nach diesem Elend zeig uns Jesus, die gesegnete Frucht deines Leibes“.

Enjoy! 🙂

Cornelie Becker-Lamers

Taaatüüü – taaataaa – taaatüüü – taaataaa!

Weimar wird mit Kultur-Feuerwehr zum
Kompetenzzentrum Kulturgutschutz

Auf einmal geschieht alles gleichzeitig. In Weimar, Deutschland und Europa. Wenn das kein Zeichen ist! 😉

Aber der Reihe nach, wobei wir mit dem jüngsten beginnen.

Seit 16. April ist es nun also amtlich, daß die Tradition der Martinsumzüge mit allem, was dazugehört, in Nordrhein-Westfalen als immaterielles Kulturerbe anerkannt wird, vgl. hier und hier.

Eine Anerkennung auf Bundesebene scheint einigen Vertretern nur noch eine Frage des richtigen Dachverbandes.

Aber auch zum jetzigen Zeitpunkt ist die Aufwertung und publicity, die dieses christliche Brauchtum dadurch erfährt, bereits etwas, was uns Christen alle angeht und worüber wir uns alle freuen können. Denn die Martinsumzüge und –feuer ihrerseits gehören ja mit aller nötigen Vorbereitung zu den Aktivitäten im Jahr, die christliches Gedankengut und Brauchtum besonders auffällig aus den Kirchen auf die Straße und damit „in die Welt“ tragen.

Auch hier in Weimar und in der Diaspora vielleicht besonders wichtig. Und Sie erinnern sich: Im letzten November war uns aufgefallen, daß der Martinsumzug in Weimar streckenweise wie ein Schweigemarsch vonstatten gegangen war und hatten uns namentlich vor dem Hintergrund des beantragten Kulturerbestatus für das Gesamtpaket von Anspiel, Umzug, Feuer- und Lichtsymbolik, Liedgut und Backwerk für eine Organisation konkreter, den gesamten Zug durchziehender musikalischer Kristallisationspunkte ausgesprochen.

Anläßlich des jährlichen Treffens der Leiter von Gruppen und Kreisen unserer Pfarrei hatte ich das Thema noch einmal ins Wort gehoben und der Gemeindereferent hatte sich das Anliegen notiert. Obwohl der Pfarrer zu diesem Zeitpunkt bereits in seinen wöchentlichen Taizéabend entschwunden war, dürfte damit die offizielle Unterstützung hier in der Pfarrei  ebenfalls amtlich sein.

Ich zweifle nicht, daß unser Bemühen Frucht tragen wird. Denn zusätzlich zur Notiz unseres Gemeindereferenten (wonach ja bereits nichts mehr schiefgehen kann) wurde am Aschermittwoch/ Valentinstag 2018 via Lokalzeitung publik, daß das allseits katastrophenerprobte Weimar zum Thüringer Kompetenzzentrum Kulturgutschutz avanciert (verkürzter Bericht hier, vgl. aber auch hier).

Das hat man sich dann so vorzustellen, daß ein 100.000 Euro teures Spezialfahrzeug bei der Weimarer Feuerwehr stationiert wird, das zum Beispiel über ein Kühlsystem für nasse Bücher verfügt und (in Unterzentren über das größte Thüringen Deutschlands verteilt) diverse Notfallcontainer besitzt, in welchen durch Hochwasser oder Brand gefährdetes Kulturgut rasch in Sicherheit gebracht werden kann.

Welch löbliches Unterfangen! Und eine Maßnahme, die uns Christen wiederum ganz unmittelbar angeht, erinnert doch beispielsweise der Bamberger Erzbischof Schick in seinem Hirtenbrief zur Fastenzeit 2018 daran, daß die EU das Jahr 2018 zum „Europäischen Jahr des Kulturellen Erbes“ ausgerufen und das Bistum Bamberg die Kultur ebenfalls zum Jahresthema erhoben habe. Erzbischof Schick apostrophiert, daß für die Kirche die Kultur „schon immer ein wichtiges Anliegen“ sei, da Kultur sich „vor allem aus dem Kult, das heißt aus der Gottesverehrung“ entwickele, „der dann das persönliche und soziale Leben der Menschen“ präge. Er nennt die klassischen materiellen Kulturgüter und schreibt: „Diese Kulturgüter bereichern unser Leben, prägen unsere kulturelle Identität [und] leisten einen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt und zur Integration.“ Der Text weitet dann den Blickwinkel auf die immateriellen Kulturgüter, die Lebenskultur, die Alltagskultur, die Musik und den Sport.

Das heißt, auch auf so etwas wie die Martinsumzüge.

Da die Feuerwehr zu unserer Pfarrei ohnehin eine wie auch immer geartete Verbindung haben muß – jedenfalls war schon oft ein Feuerwehrauto die größte Attraktion unseres Gemeindefestes –, stelle ich mir gerade vor, wie die neue Weimarer Kulturfeuerwehr, das immaterielle Kulturerbe Martinsumzug gleichsam schützend im Container, unseren Laternenumzug begleitet (wir müssen nur aufpassen, daß Pferd und Reiter als gefährdetes Kulturgut nicht gleich mit im Container verschwinden… 😉 ). Denn dazu ist die Feuerwehr ja geradezu doppelt prädestiniert. Hat sie doch ein … ? Genau: ein Martinshorn! Das trägt, wie wir schon vor Jahren zu einem Gemeindefest angesichts des Feuerwehrautos gemeinsam mit dem damaligen PGR-Vorsitzenden im schönsten Juni-Sonnenschein herausgearbeitet haben, seinen Namen zwar nicht zu Ehren des Heiligen von Tours, sondern leitet sich von seinem Erfinder, dem Hersteller von Kompressor-Tonfolgeanlagen und Eigner der „Deutschen Signal-Instrumenten-Fabrik Max B. Martin“ her. Aber es wurde in – na klar! – in Mitteldeutschland erfunden, genauer im „Musikwinkel“ Markneukirchen und spielt eine reine Quarte, ist also bestens geeignet, das klassische Martinslied für Sänger aller Altersstufen anzustimmen. (Man kann auf diese Quarte natürlich auch „Ich hab’s notiert“ singen).

So daß ich dieser Tage stets hochgestimmt durch die Gegend laufe und mir ausmale, wie wir im Novemberregen im Schutz der neuen Kulturfeuerwehr durch die abgesperrten Straßen laufen und mit Unterstützung unseres Gemeindereferenten, vieler vieler Kindergruppen, aber auch altersgemischter Chöre Martinslieder singen.

Das wird schön! 🙂

Cornelie Becker-Lamers

PS: „Kompetenz-zentrum Kultur-gut-schutz“, Kompressor-ton-folge-anlagen“ und, mein Liebling: „Folge-ton-horn“ – die deutsche Sprache ist und bleibt unschlagbar in ihrer weltweit anerkannten Fähigkeit zur Bildung verbundener Wörter und Ausdrücke 😉
Aber was man auch dabei schon wieder so en passant alles lernt: Die Folgetonhörner anderer Länder sind nämlich auch des Hinhörens wert. Ich wußte z.B nicht, was Rossini mit den Schweizer Postbussen zu tun hat. Hat er aber; lesen Sie hier! 😎

Gereon Lamers

„Ein Hauptmann sagt: Er war wirklich Gottes Sohn!“

Ein Rückblick auf den Kinderkreuzweg in Herz Jesu Weimar

Die Cäcilini haben in diesem Jahr den Kinderkreuzweg gestaltet. Hatten wir ja schon erzählt. Unsere Gemeindereferentin, Frau Rimestad, hat die Gruppe von der theologischen Seite her betreut und gemeinsam haben wir am Karfreitag die Andacht abgehalten. Sie und die Religionslehrerin der Grundschulkinder hatten über ihre WhatsApp-Gruppen tüchtig Werbung gemacht und die Zeitung hatte den Kreuzweg angekündigt, so daß es ziemlich voll wurde. Wir haben 30 Kinder gezählt plus Eltern und andere Interessierte, die altersbedingt zum Teil in den Bänken sitzen blieben.

 

Herz Jesu Weimar, Gemeinde zum Kinderkreuzweg, Karfreitag 2018 (eigenes Bild)

Es hat uns alle erfüllt und war zugleich dem Ernst des Tages angemessen. Die Kinder und Jugendlichen haben ihre eigenen Texte zu den Stationen natürlich selbst vorgetragen. Frau Rimestad hatte in einem Korb die Utensilien, die wir zur Veranschaulichung der Stationen zusammengetragen hatten (so hatte ein besonders begabtes Mädchen ein ‘Schweißtuch der Veronika’ gemalt). Zu Beginn jeder Station sangen wir gemeinsam „Bleibet hier und wachet mit mir“ (GL 286).

„Bleibet hier und wachet mit mir“ zur Nacht der Lichter, November 2010 in St. Agnes Köln

Dann lasen die Kinder und Jugendlichen den entsprechenden Text zur Station vor – neun von 14 hatten sie Wochen zuvor ausgesucht. Jetzt begann die Inszenierung der Station durch die Utensilien. Teilnehmende Kinder entzündeten ein Windlicht (vielen Dank an F.F. aus dem Samstagabendkreis, der uns aus seinem Riesenvorrat neun vorbereitete Gläser zur Verfügung stellte!) und stellten mit den kleinen Gegenständen die Situation nach. Gemeinsam mit Frau Rimestad überlegten die Kinder, wie Worte und Handlungen der Station zu verstehen sind. Besonders die Erstkommunionkinder, die dabei waren, machten unglaublich lebhaft mit und wußten auch vieles, was Frau Rimestad sie zum theologischen Hintergrund fragte.

Herz Jesu Weimar, Blick auf die Reihe der Windlichter und Utensilien zu den ersten Stationen, Karfreitag 2018 (eigenes Bild)

Um von einer Station zur anderen zu wandern, erklangen dann kurze, thematisch untereinander verwandte Musikstücke, die eigens für diesen Anlaß entstanden sind. Im Zuhören und Nachempfinden waren die Kinder ebensogut wie im Nachdenken und Formulieren: Wenn Frau Rimestad fragte, was sie im jeweiligen Stück gerade gehört hätten, hatte eines in den Tritonus-Stößen des Cello die Hammerschläge am Kreuz erkannt, ein anderes in den Achtelfiguren der Flöten das hämische Kichern der Soldaten, die Jesus seiner Kleidung berauben. Ein echter Gänsehautmoment ergab sich, als sich die junge Vorleserin bei den Worten „Jesus stirbt“ hinkniete (übrigens ihre eigene Idee) und alle Kinder und Eltern es ihr spontan gleich taten. Noch der letzte Papi, der sich plötzlich zwischen lauter knienden Kindern eingeklemmt fand, stieg vorsichtig über die kleinen Körper hinweg und suchte sich einen Platz zum Knien in der Bank. Alle blieben bis zum Ende des Textes – eben das: „Ein Hauptmann sagt: Er war wirklich Gottes Sohn!“ – in dieser Gebetshaltung. Das war unglaublich schön!

Herz-Jesu Weimar, Karfreitag 2018, Meditative Musik zur Station „Jesus stirbt“

Zum Abschluß der Andacht bildeten wir einen großen Kreis unter der Vierung, die Cäcilini sangen mehrstimmig „Amazing grace“ und wir beteten das Vater unser. Das haben wir auch aufgenommen und man kann hören, wie viele Beter wir waren. Wir spielen es hier aber lieber nicht ein. Wer weiß! Nicht daß es noch Scherereien gibt wegen des Urheberrechts. Sagt doch der Pfarrer in der Osternacht, der Autor sei doch nicht seit zweitausend Jahren tot …

Herz Jesu Weimar, Abschluß der Kreuzwegandacht für Kinder, Karfreitag 2018 (eigenes Bild)

Cornelie Becker-Lamers

 

PS: Seit der Ausstellung zum 125jährigen Kirchweihjubiläum wissen die meisten von uns, daß die Schnitzwerke zu den Kreuzwegstationen ursprünglich erstens farbig gefaßt und zweitens höher an der Wand angebracht waren. Da man, wie der Ausstellungsmacher damals ganz richtig bemerkte, allein schon bei der Maria sieht, welchen Unterschied die Höhe ihrer Plazierung ausmacht – zwischenzeitlich stand sie ja unter den Elisabethfenstern und schien keusch und scheu den Kopf gesenkt zu halten – im Altarverbund stand sie höher und blickte dadurch den zu ihr aufschauenden Beter an! –, wollte ich doch mal ausprobieren, ob man der intendierten Wirkung der Kreuzwegstationen nicht ebenfalls irgendwie auf die Spur kommen könnte. Die farbige Fassung würde natürlich so ohne weiteres niemand zurückbringen. Aber die Position ließe sich vielleicht simulieren. Ich nutzte also einige unbeobachtete Momente und legte mich unter die Figuren. Bei der Station Jesus stirbt am Kreuz, die wir oben im eigenen YouTube-Video frontal zeigen, erkennt man, daß bei der Ansicht von unten derselbe Effekt eintritt wie bei richtigen Plazierung der Maria: Der Gekreuzigte blickt den Betenden an:

Herz Jesu Weimar, Kreuzwegstation XII „Jesus stirbt am Kreuz“, Schrägansicht aus einer liegenden Position (eigenes Bild)

„Ich freue mich auf die Sprache der Kirche!“

Das wäre früher ein Beitrag in der, freilich immer bloß informellen, Reihe: ‚Ein Sonntagmorgen voller guter Laune‘ geworden, deren letzte Folge nun sage und schreibe auch schon wieder über vier Jahre zurückliegt!

Ob aber diese Bezeichnung heute noch so richtig taugen würde, da sind wir uns unsicher, kennzeichnete sie doch damals häufig genug erfreuliche Besonderheiten in einer insgesamt schwierigen Zeit und seitdem haben sich die Dinge in liturgischer Hinsicht sehr erfreulich entwickelt. Mehr denn je bleibt es ja dabei, daß Besuchern aus der „Westkirche“ regelmäßig Augen und Ohren übergehen, wenn sie erleben dürfen, welches Maß an Ordnung hier herrscht! 🙂

Dennoch, das heutige Hochamt um 10.00 Uhr in der Pfarrkirche war herausragend schön und rechtfertigt eine besondere Erwähnung allemal und es begann mit den Worten des Priesters, die die Überschrift bilden. Danach konnte ja, bei diesem Zelebranten jedenfalls, eigentlich schon nichts mehr ‚schiefgehen‘! 🙂
Was folgte war dann eine Ahnung und vielleicht mehr als eine Ahnung davon, was hätte werden können, wenn die liturgische Entwicklung der letzten Jahrzehnte gehört hätte auf das, was das letzte (das 21. ökumenische) Konzil wirklich wollte: Eine angemessene Rolle für das Latein, „die Sprache der Kirche“ in mindestens jedem festlichen (Sonntags-) Gottesdienst! So kann man Weltkirche erleben, eine Hl. Messe, die alle Gläubigen in ihren Kernteilen überall auf der Welt hätten verstehen und mitfeiern können, ohne irgendeinen zusätzlichen Aufwand (vgl. auch hier).
Übrigens war an diesem im strengen Wortsinne blühenden Morgen ‚wie Samt und Seide‘, die Kirche mehr als gut gefüllt. Es ist, wie wir schon immer gesagt haben: Ein Gottesdienst in der Sakralsprache, in ‚unserem Latein‘, er schreckt eben überhaupt nicht ab, eher im Gegenteil, wollte es scheinen, „selbst“ bei diesem zauberhaften Frühsommerwetter. 😉

Von der wie immer bestens strukturierten Predigt des Dogmatik-Promovenden, die ganz ohne „eigene Erfahrungen“ („neulich ist mir xxx passiert…“ 😉 ) auskam und stattdessen sagte, was ist („das bedeutet“, „erstens bis fünftens“) will ich an dieser Stelle schweigen, wenn Sie können, kommen Sie einfach baldmöglichst einmal vorbei und hören sich eine solche Homilie an, nach meinem festen Eindruck liebt „die Herde“ in Weimar diesen Stil – und zurecht!

Natürlich, auch die Musik gehörte dazu. Nicht die „musikalische Gestaltung“, wie es immer wieder heißt und wohinter sich allzuoft problematische Stücke aus den letzten Jahrzehnten mit liturgisch strukturell (!) problematischer Plazierung verbinden, nein, unsere gut disponierte Choralschola sang, an der Orgel hervorragend studentisch unterstützt, von der Empore aus und wer auch den ‚Alten Ritus‘ kennt, freute sich, auch einmal in diesem Rahmen erleben zu dürfen, wie „unsere Musik“ in „unserer Sprache“ (sic!) Inhalt transportiert und teils stellvertretend das gemeinsame Voranschreiten im liturgischen Ablauf trägt und befördert! Daß den Ausführenden natürlich, nein, nicht dennoch, sondern gerade deswegen Dank gebührt, versteht sich ja.

Ein weiteres Zeichen der Einheit lag darin, daß so ausnahmsweise die Kelchworte einmal wieder richtig zu hören waren (pro multis effundetur/für viele vergossen) – aber ich sehe gerade, auch das haben wir ja schon im Dezember 2013 geschrieben und der Skandal der fehlenden Anpassung entgegen klarer römischer Weisung ist nicht kleiner geworden seitdem.

Ja, die ‚tolle‘ DBK, es ist nicht wirklich besser geworden mit ihr in den letzten Jahren, um es mal vorsichtig auszudrücken; wer wüßte nicht, was gerade wieder Anlaß bietet zu dieser Feststellung…

Ich habe aber überhaupt keine Lust, mir den schönen Tag und die Erinnerung an die prächtige Messe mit Betrachtungen über dieses eigentümliche Gremium und darüber, wie es sich zur Zeit mehrheitlich (!) noch eigentümlicher geriert, zu verderben.
Erinnern wir stattdessen einfach nur daran, welch wunderbares, wunderbares Evangelium wir heute hören durften, den zweiten Teil der Hirtenrede aus dem Johannes-Evangelium (Joh 10, 11-18). und daran, wie große, heilige Hirten der Kirche die Worte ihres Meisters: „der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe“ immer auch zu eindringlicher und eindrucksvoller (Selbst-) Kritik genutzt haben:

Doch der, der ein Hirte zu sein schien, es aber nicht war, der läßt die Schafe zurück und flieht, denn er fürchtet die Gefahr […] und wagt nicht sich […] zu widersetzen. Er flieht aber nicht unbedingt dadurch, daß er seinen Platz verläßt, sondern auch dadurch, daß er [seiner Herde] den Trost entzieht. Der bezahlte Knecht wird keinen Eifer zeigen, sich gegen die ungerechte Gewalt zu stellen, denn er sucht nur den äußeren Vorteil und läßt es leichtfertig zu, wenn die Herde einen inneren Schaden nimmt.
(Gregor der Große, Hom. in Ev. 14)

Den ‚Trost entziehen‘ aber die, welche die Herde verwirren in Bezug auf die rechte Lehre, die auf der ganzen Welt gilt, so nimmt sie ‚inneren Schaden‘.

Gereon Lamers

Heiliger Papst Gregor der Große, bitte für uns!

Meister des Registrum Gregorii, sog. Gregorblatt, ca. 983, Trier, Stadtbibliothek, Hs. 171/1626 (Bild: Wikimedia Commons)

 

Aber wer hatte ihn gewebt?

Bemerkungen zum Reißen des Tempelvorhangs

[Anm. der Redaktion: Wie der folgende Text geschickterweise 😉 ganz zum Schluß berichtet, ist er im Wesentlichen noch in der Karwoche entstanden, konnte jedoch nicht mehr fertiggestellt werden. Da er aber inhaltlich an diesen Zeitabschnitt nicht gebunden ist, sondern weiter, teils sehr weit, in die Heilsgeschichte zurückgreift, ‚paßt‘ er unserer Überzeugung nach auch jetzt, auch in die österliche Zeit! Gereon Lamers]

Jeder kennt die Textstelle: Als Jesus stirbt, reißt der Vorhang des Tempels von oben bis unten (Mt 27,51; Mk 15,38; Lk 23,45). Zwar hat niemand beides zugleich beobachten können, aber eine Art allwissender Erzähler berichtet es uns.

„Und siehe da, der Vorhang im Tempel zerriss“, Christoph Prégardien als Evangelist in Bachs Matthäuspassion unter der Leitung von Philipp Herreweghe

Zunächst einmal: Es war keine Sonnenfinsternis

Im noch vor Ostern fertig gewordenen Heft 4 von X451 (siehe hier und hier) greift unsere Bloggerkollegin Claudia Sperlich auf einer wie gewohnt in Text und Bild bemerkenswert schön gestalteten Doppelseite das Thema auf. Sie macht auf einige interessante Details aufmerksam, über die ich bisher noch nie nachgedacht hatte, und dafür bin ich ihr sehr dankbar. Zum Beispiel darüber, daß die gemeinhin als „Sonnenfinsternis“ bezeichnete Finsternis von der dritten bis zur neunten Stunde aus zweierlei Gründen keine Sonnenfinsternis gewesen sein kann. Die dauern nämlich nicht drei Stunden, sondern drei Minuten und sind gekoppelt an welche Mondphase? Neumond, genau. Jesus aber wurde zum Paschafest gekreuzigt, und das wird ab dem 15. Nisan gefeiert, das heißt bei Vollmond. Wie Claudia Sperlich so schön schreibt, kann man als wissenschaftliche Erklärung auf die in Israel um diese Jahreszeit häufigen Staubstürme verweisen – „aber es kann auch ganz einfach ein Wunder gewesen sein.“ (X 451 Nr. 4 April 2018, hg. von Sebastian Berndt, ISSN 2568-7409, S. 8)

Das hätten wir also geklärt.

Zelt, Salomonischer und Herodianischer Tempel – und der Prophet Haggai

Aber wieso eigentlich Vorhang? Und welcher Vorhang? Zwar wissen wir aus den Anweisungen in den Kapiteln 25-27 des Buches Exodus, was für das Heiligtum herzustellen sei, nämlich ein „Vorhang aus violettem und rotem Purpur, Karmesin und gezwirntem Byssus [andere Übersetzungen haben hier das Wort Feinleinen]; wie Kunstweberarbeit soll er gemacht werden, mit Kerubim.“ Wir erfahren Genaueres über die Befestigung des kostbaren Stoffes an „vier mit Gold überzogenen Säulen aus Akazienholz, deren Haken von Gold sind und die auf vier silbernen Füßen ruhen.“ Und schließlich: „Der Vorhang trenne euch das Heiligtum vom Allerheiligsten.“ (Ex 26, 31-33)

Aber wir wissen auch, daß solcherart noch von der nomadischen Lebensart im Zelt her gedachten Kunstwerke König Salomo als Wohnung für das Allerheiligste nicht schick genug waren und daß er es bei seinem Tempelbau (wie ein Freund von uns sagen würde) ‚richtig krachen‘ ließ: Wände, Decken und Boden aus Zedernholz, Zypressenbohlen, Schnitzereien mit Früchten und Blumengewinden. Der „hintere Raum“ für das Allerheiligste ist ein Kubus mit 20 Ellen Seitenlänge, und er ist, wie der gesamte Tempel, mit Gold überzogen. (1Kön 6, 15-21) Was die „Vorhänge“ betrifft, so werden sie bei Salomo zu Flügeltüren aus Olivenholz mit fünfstufiger Schwelle. Und Kerubim-, Palmen- und Blumenschnitzereien, versteht sich. Ist schließlich die Wohnung des Herrn. (vgl. 1Kön 6, 31f)

Gut – das sagt nichts aus über die Zeit zu Jesu Geburt, denn der Tempel Salomos wurde bekanntlich Anfang des 6. vorchristlichen Jahrhunderts durch die Babylonier zerstört  – der Beginn des jahrzehntelangen Exils. Aber der Prophet Haggai beschwert sich dann bei seinen Leuten, daß sie „in getäfelten Häusern wohnen, während dieses Haus [der Tempel des Herrn] in Trümmern liegt“ (Hag 1, 4). Wir erfahren von Haggai vor allem, daß es dringend nötig war, endlich mit dem Tempelneubau zu beginnen, um weiteren Mißernten vorzubeugen. Aber von Vorhängen oder Türen erfahren wir nichts.

Flavius Josephus, dessen unerläßliche historische Schriften uns vom jüdischen Krieg und der Geschichte des Judentums berichten, bezeugt die Vorhänge auch im herodianischen Tempel. Klingt glaubwürdig, denn der Priester und Militärkommandeur Josephus hat diesen Tempel noch selber gekannt: Er wurde kurz nach Christi Tod in Jerusalem geboren und war also zur Zeit des jüdischen Krieges und der neuerlichen Tempelzerstörung, die er durch Verhandlungen zu verhindern suchte, Mitte 30.

Allerdings bezeugt Josephus die Vorhänge dummerweise auch für den salomonischen Tempel, dessen schöne Türen wir gerade mit Hilfe des Ersten Buches der Könige beschrieben haben (Artikel „Vorhang“ im LThK, Bd 10, Sp. 891. Ich muß mich an dieser Stelle übrigens ausnahmsweise auf das Lexikon verlassen und konnte die Textstellen wegen der Feiertage nicht in einer Bibliothek am Original nachprüfen.)

Der fragliche Vorhang zur Zeit Jesu

Aber uns interessiert ja jetzt die Zeit Jesu, weil eben ein Vorhang bei seinem Tod zerriß und keine Tür zerbarst. Welcher Vorhang riß, legt uns Josef Ratzinger/ Benedikt XVI im zweiten Teil seines „Jesus von Nazareth“ aus:

Wahrscheinlich ist an den inneren der beiden Tempelvorhänge gedacht, den Vorhang, der das Allerheiligste dem Zutritt der Menschen verschließt. […] Darin ist zweierlei angesagt: Zum einen wird sichtbar, daß die Zeit des alten Tempels und seiner Opfer zu Ende ist; daß an die Stelle der Vorbilder und der Rituale, die in die Zukunft wiesen, nun die Wirklichkeit selbst tritt, der gekreuzigte Jesus, der uns alle mit dem Vater versöhnt. Zugleich aber bedeutet das Zerreißen des Tempelvorhangs, daß nun der Zugang zu Gott frei ist.

(Freiburg: Herder 2011, S. 233)

Soweit dürfte das Konsens sein und haben wir das in der einen oder anderen Predigt auch schon gehört. Aber wer hat denn nun den Vorhang gewebt? Interessiert ‚Bene‘ nicht, schreibt er nichts (wie er leider auch den Traum der Claudia Procula, Heilige der orthodoxen Kirche mit Gedenktag am 27. Oktober und Frau des Pontius Pilatus, vollständig unerwähnt läßt, obwohl er in seinem Unterkapitel „Jesus vor Pilatus“ doch so viele Bibelstellen heranzieht und vergleicht: Evangelien, Apostelgeschichte, Briefe, Schriften des Thomas von Aquin, Sekundärliteratur [vgl. ebd. S. 207-224]. Nur nicht Mt 27,19: „Während Pilatus auf dem Richterstuhl saß, sandte seine Frau zu ihm und ließ ihm sagen: Habe du nichts zu schaffen mit jenem Gerechten! Ich habe heute seinetwegen im Traum viel gelitten.“ Ist ja eigentlich eine bemerkenswerte Textstelle, bleibt bei Ratzinger aber unerwähnt. Naja – manchmal versteht man die Männer halt nicht, was sie so umtreibt, wenn sie forschen. – Oder weiß jemand, wo er das behandelt hat?)

Meine Gedanken wehen den Vorhang ständig davon. Ich wollte wissen: Wer hat ihn gewebt?

Joachim Jeremias, der ein Buch mit dem Titel „Jerusalem zur Zeit Jesu“ verfaßt hat, erwähnt eine rabbinische Tradition, nach der 82 Jungfrauen jedes Jahr zwei Vorhänge gefertigt haben sollen. Das ist vor der Hand recht plausibel, sorgen doch kluge Frauen bis heute in dieser Weise vor (vgl. nur hier, z.B.). Jeremias hingegen vermutet einen Import des fertigen Stoffes aus Babylonien (vgl. hier) Ich muß mich wieder auf die Zitate verlassen, ich sagte ja schon – Feiertage. Unsere Bibliothek besitzt das Buch aber und ich werde nachsehen. Wenn was nicht stimmt, machen wir ein Edit und korrigieren das hier.)
[Anm. der Redaktion: “Import aus Babylonien”!! Also, ich halte es ja für entschieden wahrscheinlicher, daß sich J. Ratzinger/Benedikt XVI. an irgendeiner Stelle seines so umfangreichen Werks zur Frau des Pilatus geäußert hat, als diese Konstruktion, für die Herr Jeremias (Exegeten des 20. Jahrhunderts…) hoffentlich irgendeinen Beleg hatte, oder die er zumindest ansatzweise plausibel hat machen können. Denn vorderhand erscheint sie doch extrem unplausibel: Warum in ein Gebäude, das u.a. auch genau den Triumph der wiedergewonnenen Identität des Volkes Israel nach der ‚Babylonischen Gefangenschaft‘ symbolisierte, an zentralster Stelle ein Produkt des ehemaligen Zwingherren und Feindes plazieren??! Nun, wir werden sehen! Gereon Lamers]

Die Kindheitserzählungen Mariens

Wer hat den Vorhang gewebt? Es gibt ganz konkrete Erzählungen, die die Geschichte um diesen Vorhang abrunden. Natürlich muß man dafür mal wieder ein bißchen über die Bibel hinaus schmökern, aber die Frage scheint schon mehr Menschen als mich umgetrieben zu haben, und zwar seit knapp 2.000 Jahren. Ich stieß auf das Thema nicht von der Beschäftigung mit Jesu Tod, sondern mit seiner Menschwerdung, das heißt von der Beschäftigung mit Maria aus. Als ich für die Cäcilini die Lieder „Mariä Verkündigung“

und das „Stabat mater“ für den Zyklus der „Weltreise durchs Kirchenjahr“ geschrieben habe (ein Lied zu Mariä eigener Empfängnis und Geburt steht noch aus, gehörte aber auch hierher), brauchte ich ja ein bißchen Stoff um die biblischen Zeugnisse herum, um die Geschichten mit Seele und mit Leben zu füllen. Und so las ich, was ich in die Finger kriegte, in der Forschungsliteratur, in der Legenda aurea und vor allem in den Kindheitserzählungen Mariens – den Erzählungen, in denen einzig die berühmte und so vielfach in Gemälden und auf Kirchenfenstern dargestellte Geschichte über Joachim und Anna und ihr Treffen unter der Goldenen Pforte überliefert ist.

Giotto di Bondone, Treffen am Goldenen Tor, ca. 1305, Fresko in der Cappella degli Scrovegni, Padua (Bild: WikiCommons)

Das steht ja auch nicht in der Bibel.

Im nicht kanonischen Protevangelium des Jakobus, das in der Ostkirche Eingang in die Liturgie gefunden hat, wird die Geschichte der Eltern der Maria geschildert. Sie gehören wie Sara und Abraham oder Elisabet und Zacharias zu jenen Eltern, die unglaublich lange auf ein Kind warten und schon ganz verzweifelt sind. Das dritte Kapitel dieses Textes schildert das sehr eindrücklich in Annas Klage, die sich durch ihre Kinderlosigkeit von der ganzen Schöpfung ausgeschlossen fühlt. Und Joachim, der als reicher und frommer Mann im Tempel immer doppelt opfert (so viel zur Liedtextstelle über Maria als „Frau aus dem Volke“, GL 521), muß erleben, daß sein Opfer wegen seiner Kinderlosigkeit eines Tages abgelehnt wird (Kap. 1).

Wie wir wissen, wird ihnen die von der Erbsünde freie Maria geboren und Anna verspricht gleich nach der Verkündigung durch den Engel das Kind dem Tempeldienst (Kap. 4, 1). Maria wächst also im Tempel auf. Als sie 12 Jahre alt ist, überlegen die Priester, wie es weiter gehen soll. Durch ein Zeichen des Herrn wird der Witwer Josef zum Ehemann Marias bestimmt (Hohepriester ist damals übrigens bereits Zacharias, der spätere Vater Johannes des Täufers) und sie verläßt den Tempel. Als aufgrund eines Ratsbeschlusses der Priester jedoch aus Gold, Amianth, Leinen, Seide, Hyazinth, Scharlach und Purpur ein Vorhang für den Tempel gewebt werden soll – eine Beratung, die nahelegt, daß nicht ohnehin jedes Jahr die 82 Jungfrauen am Werk sind –, wird Maria wieder gerufen und für das Spinnen der kostbarsten Garne – Scharlach und Purpur – unter sieben Kolleginnen ausgelost. Als Lebensalter Marias wird zu diesem Zeitpunkt 16 Jahre angegeben. Während sie spinnt und einmal mit dem Krug zum Brunnen geht, erscheint Gabriel (vgl. Katharina Ceming – Jürgen Werlitz, Die verbotenen Evangelien, Wiesbaden: Marix 2004, S. 67-92.)

Das hätten wir uns ja denken können: Maria!

Die Herausgeber des Protevangelium des Jakobus verweisen selbst bei der Textstelle, in welcher das Vorhangweben beschlossen wird, in einer Glosse auf Mt 27,51: Auf das Reißen des (oder: dieses) Vorhangs bei Jesu Tod. Voraussetzung wie gesagt: Er hing nach 30 Jahren noch an Ort und Stelle und die 82 Jungfrauen haben keinen Unfug damit gemacht.

Für mich jedenfalls stellt das Reißen des Vorhangs immer einen weiteren Bezug zwischen Mariä Verkündigung und Christi Sterben, zwischen Jesu Herabkunft auf die Erde und der Erfüllung seines Lebens im Opfertod dar – eine Verbindung, auf die wir anläßlich des Zusammenfallens von Mariä Verkündigung und Karfreitag 2016 bereits einmal ausführlich eingegangen sind.

Für meine Kinder, beides gelernte Cäcilini, ist der Fall sowieso erledigt. Da ich wegen der Osternacht das Schreiben an vorliegendem Text unterbrechen mußte, druckte ich den Anfang aus und die Kinder sahen die Blätter liegen: „Aber wer hatte ihn gewebt? Bemerkungen zum Reißen des Tempelvorhangs“ lasen sie und hatten sofort die Antwort parat: „Hä? Maria!“ – „Ist doch klar: Weil ihr Herz zerreißt, als Jesus stirbt!“

Das hätten wir also geklärt.

Cornelie Becker-Lamers