Zurüruck zum Inhalt

Das Interview

In der letzten Fastenzeit war Herz Jesu Weimar die „Pfarrei der Woche“
bei Radio Horeb.
Ein Beitrag aus der Reihe „Vor Jahresfrist“

 

Da von unserer Pfarreihomepage immer alles so schnell wie möglich wieder verschwindet, kommt PuLa nolens volens neben Aufgaben von Aufklärung, Berichterstattung und der Vermittlung geistlicher Impulse immer mehr auch die Funktion eines zwar ausschnitthaften, aber jederzeit leicht zugänglichen Archivs für unsere Gemeinde zu. In diesem Sinne möchten wir heute an den Rundfunkgottesdienst am 10. März 2019, dem ersten Fastensonntag des vergangenen Jahres, erinnern. Die Messe wurde über den Sender der Internationalen Christlichen Rundfunkgemeinschaft, Radio Horeb aus Balderschwang im Allgäu, ausgestrahlt.

Der Übertragungswagen des Senders Radio Horeb vor der Pfarrkirche Herz Jesu Weimar am ersten Fastensonntag 2019, dem 10. März (eigene Bilder)

Der Hinweis kommt, obwohl so spät, doch jetzt gerade recht, weil natürlich auch Radio Horeb in den Zeiten der Ausgangsbeschränkungen und des Verbots öffentlicher Gottesdienste ein christliches Programm für die Kar- und Ostertage besonders leicht zugänglich macht.

Im Vorfeld der Rundfunkmesse gab Pfarrer Gothe im März 2019 der Redakteurin von Radio Horeb ein Interview. Das gehört bei diesem Sender zum Konzept dazu, wenn die Rundfunkmesse unter dem Motto der „Pfarrei der Woche“ steht. Das war der Fall, und so gibt es ein Interview, das über die Homepage des Senders nach wie vor zu hören ist, hier.
Einzelne Aspekte des Interviews gingen mir nicht aus dem Kopf und ich habe lange darüber nachgedacht. Vielleicht gelingt es mir irgendwann, etwas darüber zu schreiben. Da alles mit allem zusammenhängt, werden wir allerdings auch andere Texte dazwischenschieben müssen.

Für heute einen geruhsamen Abend.

 

Cornelie Becker-Lamers

Ein Passionsweg durch die ganze Kirche

Die vorerst letzte Biegepüppchen-Geschichte

Sie erinnern sich – wir haben bereits einige Male Bilder von mit Hilfe biblischer Figuren („Biegepüppchen“) dargestellten Erzählungen gepostet. Alles begann mit unserem Kinderkreuzweg am Karfreitag 2018.

Dann hatten wir von der nachgestellten Moses-Erzählung aus der katholischen Pfarrei Torgau berichtet.

St. Bonifatius und der Heilige Franziskus bekamen jeweils zu ihrem Gedenktag ein „PuLa unterwegs“ aus einer Verbandsgemeinde in der Hinterpfalz.

Und dort schauen wir auch heute noch einmal auf die Homepage. Denn diese Seite hält eine umfangreiche Bildergalerie bereit. Und vor sechs Jahren haben die Frauen der Filialgemeinde Schopp einen Passionsweg durch die ganze Kirche gebaut. Diese Bilderstrecke können wir Ihnen unmöglich vorenthalten!

Wir posten es heute, am Freitag vor Palmsonntag. (Heute, wo ohne Ausgangsbeschränkungen der ökumenische Jugendkreuzweg durch Weimar ziehen würde.) Denn der nachgebaute Passionsweg, der sich mit in die Kirche gebauten veritablen Hügeln und Wegen an den Wänden entlang durch den Raum zog, beginnt mit Jesu Einzug in Jerusalem.

Der Passionsweg 2014 in der katholischen Kirche St. Bonifatius Schopp (Kreis Kaiserslautern); der Abschnitt zum Einzug in Jerusalem; Bilder hier

Christus kommt im Verlauf des Weges also mehrmals vor. Vor dem Altar der Kirche finden wir die Abendmahlsszene aufgebaut

Die Abendmahlsszene mit Menora und orientalischer Architektur

und der Ölberg ist wirklich ein Berg. Dargestellt wird die Erzählung aus dem Lukasevangelium (Lk 22,43), wonach Christus ein Engel erscheint und ihn stärkt. Gut zu erkennen die schlafenden Jünger rechts und die unaufhaltsam sich nähernden Schergen.

Die Szene am Ölberg

Es geht weiter mit der Verurteilung Jesu und dem langen Kreuzweg hinauf nach Golgotha.

Die Verurteilung Jesu durch Pilatus und der Weg in einer riesigen Menschentraube hinauf nach Golgotha

Der Weg endet am verschlossenen Grab.

Wir können Ihnen hier nur ausgewählte Bilder zeigen. Schauen Sie in die ganze Fotostrecke hinein. Es lohnt sich!

 

Cornelie Becker-Lamers

Die Maskenschafe

oder
Der Sonntagsausflug (2/2)
Ein Sketch für vier Personen, ein Schaf und zwei Lämmchen

 

Wundersdorf, Schafweide. Wir erinnern uns: Nach dem Konsum mehrerer Predigten zum Sonntag Judica haben sich Richard und Edith, Emily und Teresa auf ihre Fahrräder geschwungen und sind zur Schafweide raus gefahren. Nachdem sie sich über Meßverbote und rosarote Brillen zur subjektiven Hervorbringung rosaner Meßgewänder am Sonntag Laetare ausgetauscht haben, ist Edith aufgefallen, daß sie Teresa schon eine Weile nicht gesehen hat. Mit Richard, Emily und Kohle macht sie sich auf die Suche. Rasch gelangen sie zum Unterstand …

 

Edith (beugt sich über die halbe Tür, die in den Unterstand führt und sieht Teresa mit Fixi und Huf am Tisch sitzen. Sie scheinen etwas zu basteln): Hallo ihr drei! Was macht ihr denn da Schönes?

Fixi: Hallo Edith! Wir basteln. (Sie setzt sich eine spitze Maske auf.)

Richard (lehnt sich neben Edith): Das sieht ja lustig aus!

Edith: Ihr wollte euch wohl Atemschutzmasken bauen?

Fixi: Nein. (Sie nimmt die Maske wieder ab.)

Richard: Sondern?

Huf: Wir stellen eine uralte Bildgeschichte von Robert Gernhardt nach, der wir in der heutigen Zeit eine ungeahnte Aktualität attestieren können!

Teresa (weist auf ein paar Malblätter auf dem Tisch): Kommt doch mal rein und guckt. Es ist total witzig!

Edith und Richard betreten den Unterstand, gehen zum Tisch und fangen an zu lachen. Was haben sich Fixi und Huf da nur wieder ausgedacht?

Mit der Erlaubnis der beiden Lämmchen dürfen wir hier ihre Bilder reproduzieren. Auf das Original von Robert Gernhardt verlinken wir lieber nur, es ist aber sehr zuverlässig im Netz zu finden. Der gemalte Aphorismus heißt „Maskenmenschen“.

„Maskenschafe“ Eine kleine Bildgeschichte aus Wundersdorf nach Robert Gernhardt (eigene Bilder)

Aus Gründen der Komplexitätsreduktion verzichten wir an dieser Stelle auf die Diskussion der Frage, ob die Schafe sich Gott nicht eigentlich als Schaf vorzustellen hätten. Die Idee des „deus absconditus“ finden wir hier durch Robert Gernhardt (von dem wir durchaus nicht alle Comics schätzen!) allerdings witzig, sehr schön verarbeitet und auch nicht blasphemisch.

 

ENDE

 

Cornelie Becker-Lamers

Die Internetmesse

oder
Der Sonntagsausflug (1/2) 
Zugleich Beitrag 10/n zum Thema „Rosa Meßgewand“
Ein Sketch für vier Personen, ein Schaf und beliebig viele
(natürlich im Abstand von mindestens anderthalb Metern weidende) Schafstatisten

Wundersdorf, Oderbruch. Im Wohnzimmer der Familie Langenfeld. Richard und Edith, Teresa und Emily sitzen vor einem Laptop und scheinen gerade einer Gottesdienstübertragung gefolgt zu sein. Alle sind sonntäglich gekleidet. Denn obwohl Richard sich in Ermangelung offener Friseursalons die Haare mittlerweile zu einem Manbun zusammenbinden muß, steht für die Familie fest: Sonntag ist Sonntag, und für den Herrn zieht man sich gut an. Auch wenn man zur Messe nicht in die Kirche gehen darf. 

Edith (klappt den Laptop zu): Puh! (Sie reibt sich die Augen.)

Emily (streckt sich): Ich finde auch, langsam reicht es …

Richard (schaut in die Runde): Sowas verrücktes: Jetzt, wo man die Messe nicht besuchen darf, kann man sich vor lauter Angeboten im Netz nicht entscheiden und guckt mehrere Predigten hintereinander.

Teresa: Das mit dem Pestkreuz fand ich cool!

Emily: Ich finde, wir sollten ein Päckchen Kerzen nach Oschersleben schicken! Mit einem Briefchen, daß Pfarrer Sperling es für uns vor diesem Kreuz da anzünden soll.

Richard: Gute Idee!

Edith: Aber jetzt finde ich, wir müssen ein bißchen an die Luft.

Teresa (springt auf): Laßt uns Fixi und Huf besuchen!

Emily (mault): So weit???

Edith: Ich finde, Teresa hat Recht! Ein Spaziergang zur Schafweide wäre jetzt genau das Richtige.

Emily: Können wir nicht vorher was essen?

Richard: Mach dir noch ein Brot, ich trinke auch noch ein bißchen Tee, und dann geht’s los. Es ist bestimmt vernünftig!

Edith: Wir können ja die Räder nehmen …

Teresa: Ich zieh mich schon mal an! (Sie läuft aus dem Zimmer).

Gesagt, getan. Ein halbes Stündchen später sitzen die Langenfelds auf ihren Fahrrädern und biegen in die Große Schaftrift ein, die zur allseits bekannten Weide vor den Toren von Wundersdorf führt. Dort angekommen, schließen sie ihre Fahrräder zusammen und schlendern Richtung Weidegatter. Die Schafe traben über die Fläche, grasen hier und da ein bißchen und halten jedenfalls brav den nötigen Sicherheitsabstand ein. Nur die Mutterschafe liegen mit ihren dieser Tage neugeborenen Lämmchen dicht beieinander.

Die Gäste aus dem Städtchen bleiben nicht lange unbemerkt …

Kohle (kommt ans Gatter getrabt): Grüß euch! Lange nicht gesehen!

Edith: Das kannst du laut sagen!

Emily: Stimmt doch gar nicht – wir waren doch Anfang März erst da!

Kohle (überlegt kurz): Stimmt ja!

Richard: Es kommt einem nur so lange vor – weil wir in einer so … geschlossenen Zeit leben …

Teresa: Alles, was vor der Schulschließung passiert ist, kommt einem vor wie aus einem anderen Jahrhundert!

Kohle: Ich habt vollkommen Recht! So geht es uns auch! – Aber sagt mal, wollt ihr nicht reinkommen? (Er stupst das Gatter auf.)

Teresa: Na klar! (Sie stürmt auf die Weide und sucht Fixi und Huf mit den Augen.)

Kohle (ruft ihr nach): Paß auf die Neugeborenen auf! Die Kleinen sind noch ziemlich dödelig!

Teresa (über die Schulter): Mach ich! (Sie läuft Richtung Unterstand.)

Richard (auf der Weide, zu Kohle): Na – wie geht es euch so, mit den Coronamaßnahmen …

Kohle: Oooch – Tatze spielt ein bißchen „Freund und Helfer“ und scheucht uns ab und zu auseinander … aber sonst … eigentlich ganz entspannt …

Emily: Nun hat sich euer Weide-Altar ja doch noch als sinnvoll herausgestellt …

Kohle (schnaubt): Hör bloß auf …

Edith: Pfarrer Sperling hat gesagt, ein System, das die Verehrung des Allerhöchsten bloß als verzichtbares kulturelles Luxusgut betrachtet, ist tot.

Richard: So ähnlich jedenfalls hat er es gesagt.

Kohle: Der Staat dürfte Gottesdienste nicht verbieten. Hab ich auch gehört.

Emily: Ehrlich? Ihr schaut hier Messen auf YouTube?

(Sie bemerkt Flocke, Wolle, Grauchen und Blütenweiß, die sich vorbildlich auf Abstand halten. Sie winken sich zu.)

Kohle (grüßt auch kurz rüber zur den andern Schafen): Ja. Aber damit wir schön Abstand halten können, haben wir das Tablet auf unseren Behelfsaltar gestellt. Vom Wetter her ging‘s ja bisher.

Richard (ist baff): Donnerwetter! (Sie kommen zum Altar, den die Schafe zu Beginn der Coronakrise auf der Weide gebaut haben.)

Edith: Was ist denn das? (Sie weist auf einen Stapel Plastebrillen, die sich auf dem Altar türmen.)

Emily (nimmt eine der Brillen in die Hand und schaut hindurch): Rosa …

Kohle: Ach das! Ja, das liegt hier noch von letztem Sonntag …

Richard: Was war denn da?

Kohle: Na, Laetare … (er grinst).

Edith (schwant etwas): Sag nicht …

Kohle: … wir haben ein bißchen mit farbigen Brillen experimentiert, na klar! (Er lacht.) Also: Einen Vorteil muß es doch haben, daß man die Messen jetzt im Netz gucken muß!

Emily (legt die Brille wieder hin): Hä? Versteh ich jetzt nicht …

Kohle: Na, wir wollten endlich mal zu Laetare ein rosa Gewand sehen.

Edith: Und da habt ihr euch rosarote Brillen aufgesetzt. (Sie lacht)

Kohle: Nachdem wir ein bißchen mit Blaufilter und so experimentiert hatten … ja. Bringt aber alles nichts.

Richard: Na, solange ihr das Herdenleben nicht durch die rosarote Brille anguckt, sondern darauf achtet, was wirklich los ist, mag’s angehen! 

Kohle: Wir haben  die Brillen auch letztlich nicht gebraucht. Wir haben dann Woelki über Domradio geguckt. Der war in rosa.

Emily: Klar!

Kohle: Aber einen Versuch war’s wert!

Richard: Klar! Und man wird ja nicht dümmer!

Edith: Aber sagt mal … wo steckt denn Teresa eigentlich?

 

Fortsetzung folgt

 

Cornelie Becker-Lamers

Selber Schreiben bewegt!

Eine Ermunterung

Nach der Erfahrung mit den Texten der Cäcilini für den Kinderkreuzweg 2018, den Erfahrungen mit den Erwachsenenkreuzwegen 2019 und 2020, nach der Erfahrung mit der Entstehung dieser Texte und vor allem ihrer Wirkung auf die Mitfeiernden – ob klein, ob groß – kann ich nur alle Gruppen und Kreise, die Kreuzwegandachten in unserer Pfarrei ausrichten, ermutigen, Kreuzwegtexte selber zu verfassen.

Beispiellos ist das, wie wir gesehen haben, unter Jugendlichen nicht – siehe der große Kreuzweg, den ich gestern als multimediales Projekt beschrieben habe, von Beginn der 90er Jahre. Aber auch unter Erwachsenen ist es nicht ohne Beispiel: Am 16. März 2018 bot der ‘SamstagAbendKreis’ unserer Pfarrei beispielsweise die sehr aufwendige Kreuzwegandacht „Das Leiden unseres Bruders Jesus Christus nach Lukas“ aus sieben Stationen, mit eindrucksvollen Lichtinstallationen und selbstverfaßten, ganz in die heutige Zeit hineingenommenen gesellschaftspolitischen Texten an.

„Bruder“, nicht „Herr“: Das Begleitheft mit allen Texten und dem Ablauf der Kreuzwegandacht vom 16. März 2018 des SamstagAbendKreises unserer Pfarrei (eigenes Bild)

 

Cornelie Becker-Lamers

 

PS: Wiewohl ich aufrichtig nicht weiß, ob ich das könnte, solche Texte selber verfassen, möchte ich mich dem aus vollem Herzen anschließen! Die Texte, die bei den Jugendlichen entstanden sind, machen staunen. Im positiven Sinne!
Und auch wenn ich über den Ansatz des sinnigerweise „SAK“ abgekürzten oben erwähnten Kreises alles andere als spontan begeistert bin (aus eigenem Erleben kann ich leider nichts dazu sagen), so ändert das nichts. Denn es ist allemal besser, da entsteht etwas, das eben wirklich „heutig“ ist, als die de facto Alternative, die leider allzu häufig anzutreffen ist: Kreuzwegtexte aus Büchern, die ihre 30-40 Jahre auf dem Buckel haben, und das in der verwendeten Sprache und dem Geist, den diese transportiert, auch überdeutlich verraten! Wie so etliches aus dieser Zeit, das in so großer Zahl in unseren Pfarreien rumgeistert (Meßgewänder, z.B.!!) taugen sie m.E. bloß noch zur historischen Betrachtung (um den häßlichen Begriff des „Gruselkabinetts“ zu vermeiden 😉 ).
Ceterum censeo: Kreuzwegandachten sind am Freitag zu feiern.

Gereon Lamers

 

Ein Hauch von Pfarrjugend

Die Cäcilini gastierten am 8. März um 17 Uhr mit ihren selbstverfaßten Kreuzwegtexten in St. Franziskus Sömmerda

Alles begann, wenn ich mich recht erinnere, um Ostern 2017 herum, als ich in einer Gruppe von Freunden vor der Kirche stand und mich mit einem jüngeren Kirchenchormitglied über das Thema „Jugend-“ oder „Kinderkreuzweg“ unterhielt. Wie wir darauf kamen, weiß ich nicht mehr, aber ich erzählte, daß ich bei aller Erfahrung, die ich mittlerweile im Schreiben und Komponieren von Liedern gewonnen habe, vor dem Thema Passion immer einen Heidenrespekt empfunden und mich an das Thema nie herangewagt hätte. Viel zu groß schien mir die Gefahr, der Ernsthaftigkeit nicht gewachsen zu sein, unbewußt auf irgendwie Vorgefertigtes zurückzugreifen oder gar etwas zu verkitschen. Mein Gesprächspartner erzählte seinerseits von einem Jugendkreuzweg, den er Anfang der 90er Jahre selber mitgefeiert und -gesungen habe. Ein Altersgenosse aus der damals sehr großen Weimarer Pfarrjugend hatte ein über einstündiges – heute würde man sagen: multimediales Gesamtwerk angestoßen, das aus Bildbetrachtungen, eigenen Orgelkompositionen (mit der ebenso unbeabsichtigten wie symbolischen Gesamtlänge von 33 Minuten) und selbstverfaßten Liedern der Jugendlichen bestand. Die acht Stationen begannen mit Verrat und Gefangennahme und endeten mit der Auferstehung. Heute ist besagter Musiker promovierter Theologe, dabei noch immer, wenn es seine Zeit erlaubt, Musiker und Komponist, vor allem aber Pfarrer in Sömmerda,

Die Erzählung faszinierte mich. Wie wäre es, diesen Jugendkreuzweg wieder aufzuspüren? Mit Jugendlichen Texte zu verfassen, die heute passen? Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Wünsche beider Generationen zusammen zu reflektieren und die gesamte Andacht erneut aufzuführen? Wer weiß, wie viele Menschen sich erinnern würden, weil sie damals mit in den Bänken oder gar hinter einem Instrument saßen? Eine wunderbare Gelegenheit, dazu angetan, die neue Generation der Jugendlichen mit älteren Einheimischen zusammenzubringen. Man braucht ja doch immer irgendein Thema und einen Anlaß. Die Idee setzte sich in mir fest und ich beschloß – da Sömmerda nicht aus der Welt, sondern unsere Nachbarpfarrei ist, den Kontakt zu Pfarrer Bock anzuknüpfen.

Zu meiner großen Freude stellte ich nach dem ersten Anruf im Sekretariat und einer ausführlichen Antwortmail seitens des Pfarrers fest, daß ich mit meinem Anliegen die sprichwörtlichen offenen Türen einrannte. Auch er erinnerte sich sehr gerne an das Projekt, versprach, alle alten Unterlagen und handschriftlichen, kopierten Noten herauszusuchen und mich zu einem Gespräch in seinem Gemeindehaus zu empfangen.

Nach dem Gespräch in Sömmerda wieder zuhause angelangt, machte ich mich mit den Bildern und der insgesamt sehr umfangreichen Musik vertraut. Daraufhin stellte ich die ganze Sache in einer Koordinierungsrunde der LeiterInnen der Gruppen und Kreise vor. Da mir beschieden wurde, die Pfarrjugend sei derzeit zahlenmäßig nicht in der Lage, solch ein Projekt zu stemmen und der kleine Jugendchor sei uns ebenfalls abhanden gekommen, mußten, da dennoch ein Kreuzwegtermin abzudecken war, die Cäcilini ran. Und die sieben (!) Jugendlichen haben es mit Bravour gemeistert: Zunächst, 2018, mit Kreuzwegtexten für Kinder.
Im Jahr 2019 dann, und hiervon will ich im folgenden berichten, mit einer Kreuzwegandacht für die ganze Gemeinde. Für diese Andacht besprachen wir über vier Proben hinweg die Texte. Verfaßt wurden sie von den Jugendlichen selbständig zuhause.

Was macht den neuen Kreuzweg der Cäcilini aus? Die Jugendlichen wählten neun Stationen: die neun Stationen der Begegnung Christi mit anderen Menschen. Die entsprechenden Texte meditieren nicht über die einzelnen Aspekte der Passion, wie man das ja bei den meisten Kreuzwegandachten antrifft, sondern führen die Mitfeiernden direkt in das biblische Geschehen hinein und überlassen die Reflexion und das Nachempfinden den Zuhörenden. Jede Station wird aus der Perspektive einer der handelnden, leidenden oder beobachtenden Personen geschildert. So erleben wir die erste Station nicht im Gerichtssaal des Pilatus, sondern im Gemach seiner Frau Claudia Procula, die ihren Mann wegen eines Traumes vor der Verurteilung Jesu warnt (Mt 27, 19). Wenn man bedenkt, welche Rolle Träume in den Texten der Bibel spielen, ist es verwunderlich, daß dieser Aspekt häufig komplett aus der Betrachtung der Passion ausgespart wird.
In diesem Falle nicht. Hier wird genau dieses Motiv inhaltlich gefüllt. Dann spricht Maria zu uns, Simon von Cyrene und Veronika, ein gehässiger Soldat und ein mitleidiger Beobachter. Sogar in Jesus selbst hat eine der jungen Autorinnen sich hineinversetzt. Es ist berührend und neu. Unterbrochen werden die Texte von neun kurzen Musikmeditationen für zwei Blockflöten und Cello. Am 24. März 2019 haben wir diese Andacht in Herz-Jesu Weimar, am 8. März 2020 in St. Franziskus Sömmerda gefeiert.

Bei der Ankunft vor dem Gemeindehaus Sömmerda (eigenes Bild)

Eines der Zwischenspiele, das im abschließenden Film erklingt, ist bereits dem Kinderkreuzweg am Karfreitag 2018 entnommen und auch mit einem der für Kinder bestimmten, sehr kurzen Text versehen.

 

Cornelie Becker-Lamers

Look up and…

…think of Mary! (2)

Mondsichel über Weimar, 26. März 2020 (eigenes Bild)

Das wird der erste Frühlingsvollmond, was da heute abend jedenfalls über Weimar so schön, so erhaben und so tröstlich im Westen stand und wer dächte nicht an die Muttergottes und an das Fest in ihrem Namen, das wir gestern, ja, trotz allem, begangen haben?

Sehr treuen PuLa-Lesern mag dieser kurze Text bekannt vorkommen, sehr zurecht, das erste “Look up and think of Mary” haben wir vor über 5 Jahren, am 22. März 2015 fast textgleich gepostet und sahen, abgesehen von der Datumskorrektur heute keinen Anlaß zu großer Veränderung.

Auch das folgende Bild ist das gleiche wie zuvor: 

Spätgotische Mondsichelmadonna (ca. 1480) in der Stiftskirche St. Pankratius in Hamersleben (Bild: Wikimedia Commons, Waldstein)

Nur daß wir heute nicht bloß wie damals ganz allgemein an Oschersleben erinnern wollen (Hier, hier und hier, z.B.), das uns so ans Herz gewachsen ist, nein, der YouTube-Channel der Pfarrei St. Marien ist in dieser schweren Zeit eine ganz konkrete Empfehlung! Jetzt zahlt sich aus, daß dort rechtzeitig an die (gar nicht mehr so) “Neuen Medien” gedacht wurde! Und viel wichtiger, als die technische Perfektion (die sicher noch nicht erreicht ist) ist natürlich, bei Pfr. Sperling sind Sie vor jeder “Überraschung” (Sie wissen schon, was wir meinen) sicher. Ganz sicher!

Beispielhaft hier das Video zum gestrigen Rosenkranz. Klicken, abonnieren und Benachrichtigungen einschalten!

Gereon Lamers

Ora pro nobis, Sancta Dei Genitrix!

 

Sketch des Monats: Das Preisausschreiben

Ein Sketch für fünf Schafe und zwei Lämmchen 

Wundersdorf, Oderbruch. Die allseits bekannte Schafweide. Fixi und Huf hocken bei Nieselregen und kaltem Wind im Unterstand und haben sich Kohles Tablet unter den Nagel gerissen. Sie scheinen einen Text zu entwerfen und lachen sich kaputt. Hm! Da muß man ja bei den beiden eigentlich sofort mißtrauisch werden. Was haben sie nur schon wieder ausgeheckt?

 

Kohle (stupst die Tür zum Unterstand auf): Fixi! Huf! Wo steckt ihr beiden?

Flocke und Wolle kommen hinter Kohle in den Unterstand gestapft.

Fixi: Wir entwerfen ein Preisausschreiben für die Pfarrei.

Flocke: Für Maria Hilf Wundersdorf?

Huf: Ja, klar! Für welche denn sonst?

Wolle: Die Pfarrei hat kein Geld für Preisausschreiben!

Kohle: Was zu beweisen wäre …

Fixi: Es geht ohnehin nur um die Ehre. Also einen Spieleabend oder so.

Wolle: Ah! Das klingt auf jeden Fall realistischer.

Blütenweiß und Grauchen kommen von draußen rein.

Blütenweiß (schüttelt sich): Ein lausig kalter Wind ist das!

Grauchen: Wenn an so einem Tag die windgeschützten Plätze unter der Tanne alle belegt sind, kann man sich wirklich nur noch in den Unterstand retten!

Flocke (zu Fixi und Huf): Nun erzählt schon!

Grauchen: Worum geht’s denn?

Wolle: Die beiden entwerfen ein Preisausschreiben.

Blütenweiß: Na, da bin ich ja gespannt!

Kohle: Also?

Huf: Gesucht werden Ideen für weitere Taizé-Angebote in der Pfarrei.

Wolle: Wie bitte???

Flocke: Wollt ihr mich auf den Arm nehmen?

Blütenweiß: Die treffen sich doch seit Jahren jeden Mittwoch abend.

Grauchen: Und jetzt auch jeden Montag früh und donnerstags mittags.

Kohle (zieht eine Augenbraue hoch): Die Frage ist tatsächlich eher, ob dieser sedierende Singsang süchtig macht!

Wolle: Dazu noch die Schweigemeditationen dreimal die Woche.

Flocke: Sie werden sich am Ende noch mit totschweigen, in unserer Pfarrei!

Blütenweiß: Wieso mit? Wen schweigen sie denn noch tot?

Flocke: Na, alles! Sämtliche Probleme! Oder schon mal ein Wort zum Chorsterben in unserer Pfarrei gehört?

Wolle: Oder zum Thema Pfarrjugend in Maria Hilf?

Kohle: Statt dessen bemüht man sich, die Jugendlichen so oft es geht außer Landes zu schaffen.

Grauchen: Stimmt! Eigentlich immer, wenn irgendwie mehr als vier Tage am Stück keine Schule ist: Über Silvester waren sie in ganz kleiner Runde zu Taizé in Breslau.

Flocke: In der Karwoche schaufeln sie wieder eine Gruppe runter nach Taizé – die Werbung dafür haben sie glaube ich dem Religionslehrer in Petershagen aufs Auge gedrückt.

Wolle: Dann natürlich die große Sommerfahrt nach Taizé, zu der sich hoffentlich möglichst viele Firmbewerber einschreiben. Damit der Bus nicht wieder zur Hälfte oder Dreivierteln leer fährt.

Kohle: Und wem es im Sommer in Taizé zu heiß ist, dem vermittelt man gern in den Herbstferien eine Taizéfahrt mit einer anderen Brandenburger Pfarrei.

Fixi (bedeutet durch eine Geste, daß alle erstmal zuhören sollen; mit wichtiger Miene): Haben wir alles hier im Vorspann genau so stehen. Ist doch klar: Wenn’s einfacher wäre, bräuchte man ja kein Preisausschreiben.

Huf: Eben! Es ist aber richtig schwierig, sich noch weitere Angebote auszudenken.

Fixi: Was aber unbedingt sein muß! Das sieht man sofort, wenn man einen Blick auf unseren Schaukasten wirft.

Huf (mit gespielter Entrüstung): Da sind doch tatsächlich trotz der ganzen Werbung für Taizé-hier und Taizé-da noch ein paar Quadratzentimeter frei!

Blütenweiß: Ach so! (Sie beginnt zu lachen.)

Grauchen (lacht auch): Ihr meint, das birgt die Gefahr, daß dort am Ende jemand eine Werbung für den Kirchenchor aufhängt?

Flocke (beginnt zu verstehen; dramatisch): PANIK!

Huf: Genau! Die singen schließlich etwas anderes als Terzparallelen!

Wolle (ist jetzt auch im Film): Kreuzgefährlich!

Blütenweiß (sarkastisch): Und voll-stän-dig überflüssig!

Fixi (erleichtert): Habt ihr’s endlich kapiert!

Huf (doziert): Aber eine Monokultur ist eben nur eine richtig schöne Monokultur, wenn es wirklich gar nichts anderes mehr gibt. Das gilt schließlich auch im Spirituellen!

Kohle: Ah ja! Na, da bin ich ja mal gespannt, ob jemandem noch was einfällt!

Fixi: Meine stille Hoffnung ist ja …

Flocke (mütterlich): Was, mein Lämmchen?

Huf: … daß endlich mal noch ein paar mehr Schafen der Hut hochgeht und sie unserem Pfarrer einen ganz anderen Vorschlag machen …

Blütenweiß: Laß mich raten …

Kohle: … Taizé fasten …

Grauchen: … und Dialog üben!

 

ENDE

 

Cornelie Becker-Lamers

 

Ja, so geht’s zu in Wundersdorf! Bloß gut, daß es in Weimar natürlich schon längst noch mehr Taizé-Angebote gibt: Vorträge dazu in Weimar, Vorträge in Bad Berka, ganze durchwachte Nächte auf Isomatten …

Cäcilini in Sömmerda

„Das ist eines Christen unwürdig“

Hamsterkauf und Fastenzeit

Wir persönlich legen keine größeren Vorräte an. Was natürlich nicht unabhängig ist von der Entfernung bis zum nächsten größeren Lebensmittelladen (zwei Minuten Fußweg) und deren derzeitigen Öffnungszeiten (gefühlt rund um die Uhr). Und vom Platz im Keller. Aber wer Angst vor einer Versorgungskrise hat, den hält wohl auch das nicht ab: Schließlich legt man ja Vorräte an, damit man alles hat, falls der Laden nicht mehr versorgt werden kann. Dann ist es egal, wie weit entfernt er ist.

Vergangenen Sonntag sprach ein Priester einen ganz anderen Aspekt an: „Lassen Sie sich nicht anstecken von der Panik und den Hamsterkäufen. Das ist eines Christen unwürdig.“ Das war kühn gesprochen. Und völlig richtig. Es bezog sich nicht einmal auf die Fastenzeit. Das gilt immer. Hamsterkäufe sind eines Christen unwürdig.

Tatsächlich trifft uns die Angst vor den leeren Regalen genau zur richtigen Zeit: Zur Fastenzeit, in der es sowieso angezeigt ist, den Kühlschrankinhalt auszudünnen. Unseren Kühlschrank bezeichnete unsere Tochter unlängst als Mischung von Tetris und Memory. Das ist witzig, weil es eben leider so treffend ist: Man muß immer schauen, wo man irgendwas noch hinstopfen kann – wobei die zwei Kartoffeln, die man vielleicht als Rest für irgendwann verwahrt hat, in die dritte Reihe gelangen und irgendwann doch schlecht werden: Das ganze Jahr über ein Ärgernis und etwas, wofür man sich schämt. Ich habe es schon mit Kühlschranklisten versucht, auf denen ich eingetragen habe, wo welche kleinen Reste lagern, die man demnächst in ein Gericht integrieren sollte. Leider war sogar das letztlich vergeblich, die Lage besserte sich nicht wirklich. Offenbar brauche ich einen äußeren Anlaß wie die Fastenzeit, um einmal im Jahr da wirklich wieder klar Schiff zu machen.

Ein echte Versorgungskrise wäre eine noch bessere Hilfe: Die Speisekammer durchsehen und sich überlegen, was man aus nicht in Rezepten vorgesehenen Kombinationen von Zutaten für Essen zubereiten kann. Die Zeitung mal nicht ins Altpapier werfen, sondern in den Toilettenraum legen und merken, daß das auch geht.

Noch ist es nicht soweit. Aber ich fürchte, verdient hätten wir es – vielleicht sogar alle miteinander. Als Gesellschaft, die tonnenweise Lebensmittel vernichtet und dennoch das ‚Containern‘ verbietet. Aber wer bekommt schon, was er verdient …

Cornelie Becker-Lamers