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PuLa-reloaded: 239. […] Mit Anmerkungen zu Kirchenaustritten, Medien und bischöflichen Äußerungen

Allerhöchste Zeit, die Reihe “PuLa-Reloaded”, die im Advent, zur Weihnachtszeit und dann jetzt, weil, ja, weil soviel zu schreiben war!, etwas zu kurz gekommen ist, wieder aufleben zu lassen! Bloß gut, daß wir auch über den Ablauf des ‘Jubeljahrs’ 🙂 zum 10-jährigen im März hinaus noch jede Menge Stoff haben… 😉

Heute haben wir einen relativ jungen Text von Cornelie für Sie, der sich Ende Juli 2019 schon mit “Zahlen zum Kirchenaustritt” beschäftigte (hier), ein Thema, das ja gerade wieder ungeheuer Konjunktur hat, nach der Veröffentlichung des sog. “Münchner Mißbrauchsgutachtens”.

Zu diesem Gutachten, und dem, was es tatsächlich belegen kann, gibt es viel zu sagen und es wird auch richtigerweise darüber geredet und geschrieben (dazu vielleicht später mehr), aber die Äußerungen, aus dem Raum der Kirche in unserem Bistum, die sind auf jeden Fall ein Thema für PuLa, ebenso, wie das, was medial aus unserem mitteldeutschen und näherhin Thüringer Raum dazu so verlautet.

Beides kommt nun zusammen in einem Radiobeitrag, der am vergangenen Sonntag, 13. Februar 2022, um 8:15 Uhr auf MDR-Kultur lief: „Katholische Kirche: Mitglieder denken an Austritt“. Ein langjähriger Freund hat uns darauf aufmerksam gemacht (Danke!) und gleich auch noch die Audio-Datei besorgt, die wir allerdings leider nicht veröffentlichen dürfen. Aber, wie gesagt, sie liegt uns vor.

In diesem etwa 4 Minuten langen Beitrag verarbeitet Samira Wischerhoff, eine junge Journalistin aus dem MDR-Studio Weimar, erstens Zitate aus einem Interview mit Bischof  Neymeyr und hat zweitens nach deren Ende mit Besuchern der Hl. Messe in unserer Pfarrkirche gesprochen (mit einer Besucherin ganz besonders, aber dazu gleich mehr).
Sehr ordentlich gemacht, mit abwechselnden O-Tönen, Soundschnipseln aus dem Hintergrund (Glocken!) und sinnvoll plazierten Teilen des, bzw. der Interviews.

Gerahmt von einer An- und ganz kurzen Abmoderation des Kollegen, der durch die Sendung führte.

Nur, dieser “Rahmen” um den Beitrag, er beinhaltet eben auch das “Framing”: “Will ich eigentlich noch dieser Kirche angehören?, heißt es mit sonorem Tremolo und der im Raum stehende Vorwurf der “Vertuschung” gegenüber Papst Benedikt darf natürlich nicht fehlen, deswegen habe sich der Bischof mit einem Brief an die Angehörigen des Bistums Erfurt gewandt, worauf PuLa ja bereits einen Antwortbrief geschrieben hat (hier).

Bevor wir nun dazu kommen, warum dieser Radiobeitrag aus dem Februar 2022 so gut zu einem Text paßt, der schon gut zweieinhalb Jahre alt ist, aber zwei Bemerkungen am Rande:

Ungefähr zu Minute 2.40 wird eine “Sprecherin der Pfarrei Herz Jesu in Weimar” vorgestellt und ich ‘rieb mir die Ohren’, wenn ich so sagen darf, denn so etwas gibt es natürlich gar nicht. Tatsächlich handelte es sich um die Vorsitzende des “Kirchortrats” Weimar, die da zu Wort kam (womit, darüber will ich schweigen), aber man kann es wohl einer Journalistin von offenbar protestantischer Prägung kaum übelnehmen, daß sie von diesem skurrilen Gremium, noch nichts gehört hat. ‘Da haben Sie nichts verpaßt’, möchte ich hinzufügen. 🙂

Ernster finde ich da schon, was Frau Wischerhoff ab Minute 1.30 berichtet: “Daß Papst Benedikt für sein Verhalten als Münchner Erzbischof inzwischen um Entschuldigung gebeten hat, hält Bischof Neymeyr für ausreichend”. Aha.
Das habe ich nur leider auf der Seite des Bistums nicht finden können, dort steht nach wie vor der “Brief” vom 28. Januar mit dem, wie beileibe nicht nur ich finde, eigentümlichen Zungenschlag. Sicher, es gibt deutsche Bischöfe, die reden auch nachdem alle Fakten auf dem Tisch liegen davon, der Papa em. spiele hier eine “sehr unglückliche Rolle” und verhalte sich “unverantwortlich”, + Gebhard Fürst von Rottenburg-Stuttgart, um genau zu sein, aber das sollte ja nun wahrhaftig kein Maßstab sein, oder? Schade, sehr schade, daß Bischof Neymeyr hier die Chance zu einer öffentlich wahrnehmbaren Selbstkorrektur nicht genutzt hat, aber danke an Frau Wischerhoff und den MDR, die uns diesen Einblick ermöglichen!

Aber wirklich geradezu skurril wird es, wenn man die Reaktionen der “normalen”, namentlich nicht genannten, Meßbesucher mit dem Framing vergleicht, das der Beitrag insgesamt betreibt, denn: Niemand redet davon, auch nur in Erwägung zu ziehen, der Kirche den Rücken zuzukehren!
Sollte man ja auch nicht, wenn man gerade die allerheiligste Eucharistie mitfeiern durfte und vielleicht gerade die Kommunion empfangen hat und damit gerade wieder sozusagen “frisch” zum ‘Leib Christi’ wurde, und der ist nun einmal die Kirche.

Aber wir kennen schon Menschen aus Weimar, die aus der Kirche “ausgetreten” sind, und wir wissen um ihre ganz individuellen und sehr, sehr “ortsnahen” Gründe dafür, von daher, Frau Wischerhoff, sei auch Ihnen dieses Reload zur Lektüre empfohlen:

Gereon Lamers

 

239. Eine Zahl, die gute Laune macht

               Rechenspiele und ein kleiner Erfahrungsbericht
zum Thema Kirchenaustritte
Von der Suggestivkraft hoher Zahlen

„Typisch, daß dir sowas auffällt“, sagt Gereon, als ich über den Zahlenreihen in Fabian Klaus‘ TLZ-Artikel „Eine Zahl, die weh tut“ zum Thema Kirchenaustritte zu stutzen beginne.

Er hat Recht: Es ist typisch. Zahlen mag ich gern. Die fallen mir immer auf und ich kann sie mir gut merken. Und ich weiß, daß man sie gerne nennt, um damit etwas auszusagen. Und daß man dieselben Zahlen auch für ganz andere Aussagen nutzen kann.

Nachdem Fabian Klaus im Kommentar auf S. 1 der Thüringischen Landeszeitung vom 20. Juli 2019 nur die Austritte aus der katholischen Kirche thematisiert hat, suggerieren die Untertitel zweier Artikel auf S. 2 derselben Ausgabe durch ihren unterschiedlichen Referenzpunkt mehr Austritte im katholischen als im evangelischen Bereich: Genannt werden die über 200.000 deutschlandweiten Austritte katholischerseits und die 13.625 Austritte der Protestanten Thüringens.

Einer umfassenderen Auflistung entnimmt man bei den Protestanten ein deutschlandweites Minus von 395.000 Mitgliedern (davon rund 220.000 Austritte), bei den Katholiken entsprechend ein Minus von 309.000 Mitgliedern (davon knapp 216.000 Austritte). Schlimm genug – aber jede Argumentation und jede Suche nach kausalen Zusammenhängen muß im Blick behalten, daß nicht nur der katholischen Kirche die Leute davonlaufen.

Wirklich verwirrt hat mich in der TLZ das Operieren mit Austrittszahlen in Überschrift und Text, mit Mitgliederzahlen hingegen in der Tabelle. Da spricht der Artikel von 1.371 Austritten im Jahr 2014, die Zahlentabelle aber ergibt eine Differenz von lediglich 239 Mitgliedern, die das Bistum im Jahr 2015 weniger verzeichnet als 2014. Daher sind auch hier die genauen Austrittszahlen hilfreich, man findet sie, ergänzt durch die Zahlen zu Gesamtbevölkerung und prozentualem Katholikenanteil in Thüringen, hier.

Dort wird nachvollziehbar, daß Fabian Klaus absolut Recht hat, wenn er die Zahl der Austritte im Jahr 2014 als statistischen Ausreißer beschreibt: Lagen die Austrittszahlen seit 2000 im mittleren dreistelligen Bereich (seit 2015 im hohen dreistelligen Bereich), so sind es 2014 1.371, also π mal Daumen das Doppelte.

Wie kommt in einem solchen Jahr der Schwund von – in diesem Fall kann man ruhig sagen: lediglich – 239 Menschen zustande? Wer gleicht die Differenz von 1.132 Mitgliedern aus – haben wir an den Zahlen aus dem vorigen Jahr (s.o.) doch zudem festgestellt, daß die Zahl der Austritte durch andere Faktoren – vermutlich bspw. den Überschuß der Sterbefälle gegenüber den Taufzahlen – noch einmal deutlich erhöht wird? Im konkreten Fall weist die Statistik für Thüringen im Jahr 2014 etwa 27.000 Sterbefälle aus – bei 7% Katholiken ergibt das eine zu erwartende Zahl verstorbener Mitglieder von immerhin 1.890 Menschen. Zeigt die Zahl von nur 239 weniger Mitgliedern bei 1.371 Austritten und den statistisch zu erwartenden 1.890 Verstorbenen, also bei einem Schwund von rechnerisch 3.261 Menschen, den unerwarteten ‚run‘ auf die Kirche in Gestalt von über 3.000 (Wieder-) Eintritten? Das wäre phänomenal und Bischof Tebartz van Elst wäre in all diesen Diskussionen um überregionale Verantwortung für ein wachsendes Desinteresse an Kirche final aus dem Schneider! Oder gab es eine überdurchschnittlich hohe Zahl an Taufen? Ebenso unwahrscheinlich, denn die Thüringer Geburtenrate (vgl. o.g. Statistik) summiert für 2014 keineswegs untypisch viele Babies auf.

Was hat das zu bedeuten? Wäre das magische Verhältnis von 3.261 zu 239 Menschen wohl gar ein Ausweis der hohen Relevanz der Zugezogenen für unsere Pfarreien und das Leben in den Gemeinden? Das scheint mir über die Maßen wahrscheinlich und ich möchte die Zahl gerne für diesen Nachweis nutzen. Ich sehe in der 239 daher eine Zahl, die mir ausgesprochen gute Laune macht!

„ … läßt er dann nicht die neunundneunzig auf den Bergen zurück“?

(Mt 18, 12)

Aber übrigens – was sollen die großen Zahlen? Lernen wir nicht im Gleichnis vom verlorenen Schaf, daß es auf jede und jeden Einzelnen von uns ankommt? Und ist es nicht ärgerlich, wie sich die Verantwortlichen zum Verständnis dieser Zahlen – denn bei Kirchenaustritten wird vorsichtshalber nicht nach den Gründen gefragt – nur allzu gerne wohlfeile Antworten zurechtzulegen scheinen?

Deshalb will ich von einigen Einzelfällen berichten, bei denen ich die Gründe der Abkehr von unserer Gemeinde und zum Teil zuletzt auch von der katholischen Kirche kenne.

Mein erstes einschneidendes Erlebnis datiert aus dem Jahr 2008, als eine Bekannte statt Herz Jesu Weimar lieber einer evangelischen Pfarrei im Weimarer Land zugehören und daher austreten wollte. ‚Wollte‘ ist schon falsch, denn sie erzählte mir, daß sie geweint habe, als sie telefonisch die notwendigen Unterlagen in unserem Pfarrbüro beantragte: Ihr war deutlich geworden, daß sie mit dem Austritt einen Teil ihres Lebens abschnitt. Warum unternahm sie den Schritt dennoch? Eine schwere Krankheit von Ehemann und Tochter hatte die Jahre zuvor bestimmt – Jahre, in denen sie sich (obwohl sogar hier einheimisch!) mit ihrer seelischen Belastung in Herz Jesu Weimar nicht aufgefangen, in besagter anderen Pfarrei aber getröstet fühlte. Daher nahm sie in Kauf, daß ihrer Biographie in gewisser Weise Gewalt angetan wurde. Ich erzählte beim Gemeindefest unserem damaligen Ortsgeistlichen davon. „Gehen Sie nochmal hin!“ beschwor ich ihn. „Sie ist noch nicht weg. Sie möchte nicht konvertieren. Sie leidet unter dem Gedanken. Und um ihre drei Kinder geht es doch auch.“ – „Wandernde soll man nicht aufhalten“, antwortete mir der Pfarrer, zog eine launige Schnute und zuckte die Schultern und seine Vertraute, die dabei stand, begann über die Familie der betreffenden Frau herzuziehen.

Das zweite einschneidende Erlebnis ist die Durchsetzung des doppelstündigen Religionsunterrichts für die Weimarer katholischen Grundschüler. Die ist komplett meine Initiative, die ich zwar auf ausdrückliche Bitte des damaligen Pfarrers, zuletzt aber erwiesenermaßen gegen den Widerstand von hiesigem Gemeindereferent und besagtem Pfarrer 2010 erreicht habe. Nun bedeutet ein einstündiger Religionsunterricht nicht zwangsläufig einen Kirchenaustritt. Aber Sorge für die Kinder und den Nachwuchs der Pfarrei sieht dennoch anders aus als eine Intrige gegen die gesetzlich vorgesehene religiöse Unterweisung.

Eine einzige Frau, die ich als Mutter etwa gleichaltriger Kinder aus dem katholischen Kindergarten kenne, hat mir als Grund für ihren Austritt aus der katholischen und Eintritt in die evangelische Kirche (unter Mitnahme ihrer Kinder) den Mißbrauchsskandal von 2010 genannt. 2010 ging das Thema, in Folge der Enthüllungen in der Odenwaldschule, ja schon einmal auch in Bezug auf die katholische Kirche durch die Presse und es widerte sie an. Aber das ist wie gesagt die einzige, die mir diesen Grund genannt hat.

Ein Ehepaar kenne ich, die sind wegen des Osterpfarrbriefs 2012 (vgl. hier und hier) und der darin enthaltenen Verleumdungen gegen uns aus der Kirche ausgetreten. Sie sagten: „Was auch immer geschehen ist, so etwas kann man nicht schreiben.“ Zur Vertreibung weiterer Ehrenamtler, die enttäuscht wieder wegzogen, konvertierten oder sich zunächst einfach von der Pfarrei abkehrten, ist der Text „Ich hatte eine Farm in Afrika“ erhellend.

Der Ehrenamtler, der zweifellos der Gemeinde das größte Geschenk gemacht hat, wurde so buchstäblich krank geärgert, daß seine Kinder sich ebenfalls vollständig von der Kirche abgewendet haben. War die Familie vor 10 Jahren bei den Lektoren, im PGR, als Ministrantinnen engagiert in Ehrenämtern der Gemeinde tätig, so haben sich die beiden jüngsten Kinder zuletzt nicht einmal mehr firmen lassen. Die Jugendlichen sind m.W. noch nicht ausgetreten. Aber ihnen wurde eine Entfremdung von der Kirche aufgezwungen, durch die es zum Austritt dann nur noch den von Pressesprecher Weidemann erwähnten „Tropfen“ braucht, „der das Faß zum Überlaufen bringt.“ Einer der erwähnten Jugendlichen wäre jetzt, 2019, zur Firmung an der Reihe: Die Geschichte ist nicht Vergangenheit. Sie ist – was Menschen beispielsweise im Kirchortrat partout nicht wahrhaben wollen und mich für die Sorge um diese Familie beschimpfen – nach wie vor die Gegenwart unserer Pfarrei.

Sie sehen: Die überwältigende Mehrzahl an Distanzierungen von unserer Pfarrei und/oder der Kirche hing und hängt nicht mit dem Finanzbedarf einzelner Bischöfe zusammen. Sie hing und hängt nicht einmal mit dem Mißbrauchsskandal zusammen. Sie resultiert einzig und allein aus ganz persönlichen Erfahrungen mangelnder Seelsorge im sozialen Nahraum der eigenen Pfarrei. Das vielbeschworene „Ende der Volkskirche“ ist keine Naturkatastrophe. Es ist, wo man es wahrnimmt, ganz überwiegend hausgemacht.

Und Weimar? Das pastorale Konzept „So lange ignorieren und unverschämt behandeln, bis die Ehrenamtlichen freiwillig die Segel streichen oder auch gerne ganz wegbleiben“ ist im September 2015 mit Amtsantritt des neuen Pfarrers durch die Integration derjenigen, derer er zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch habhaft werden konnte (was nicht mehr viele der einst Aktiven waren), abgelöst worden.

Ein Aufatmen ging durch die Pfarrei. Etliche Gruppen firmierten sich in der Hoffnung auf die Einsicht der Verantwortlichen, daß es nicht um den Job eines „Pfarrteams“ geht, sondern um das Leben der Pfarrei. Fehlende Dialogbereitschaft, die Entwicklung der musikalischen Arbeit, aber auch generell der Kinder- und Jugendseelsorge läßt befürchten, daß  Grundzüge der alten Verhältnisse seit dem Frühjahr 2016  zurückgekehrt sind.

Sollte dem nicht so sein, sollte man von offizieller Seite nicht zögern, das immer mal wieder explizit zu formulieren und durch die bewußte Förderung der wenigen noch bestehenden Gruppen deutlich zu machen.

Cornelie Becker-Lamers

„ … und vergib uns unsere Schuld“

Anmerkungen zur fünften Vater-Unser-Bitte aus
etymologischer Sicht

Als ich unlängst einmal wieder die gotische Bibel hervorholte (warum, wird noch nicht verraten 😉 ), stieß ich im der Ausgabe angehängten Wörterbuch auf den Begriff „skulan“. Er wird mit „schuldig sein, sollen, müssen“ übersetzt und dient im Gotischen zugleich der Bezeichnung des Futurs. In diesem Fall bedeutet er „zukünftig sein, werden, sollen“. Was der „skula“ – der „Schuldige“ – an „skuldo“ – an „Schuld“ – schuldet, ist also das, von dem man jetzt schon sagen kann, daß es definitiv sein wird. Die Schuld ist in diesem Verständnis das, was aussteht, was eingelöst oder bereinigt werden wird.

Denken Sie jetzt auch sofort an das englische „should“? Mir ging es so. Ich assoziierte dieses Wort, dem man die Verwandtschaft mit dem neuhochdeutschen Wort „Schuld“ noch so deutlich ansieht. Auch das Wort „should“ als Vergangenheitsform, aber auch als Konjunktiv des Hilfsverbes „shall“ bezeichnet etwas, das passieren soll. Wie das Chambers Dictionary of Etymology betont (S. 991f), verschwimmt die Differenzierung von „will“ – „werden“ – und „shall“ – „sollen“ – im mündlichen wie schriftlichen Sprachgebrauch jedoch immer mehr und ist heute namentlich im amerikanischen Englisch nicht mehr auszumachen.

Der sprachliche Urahn des Verbs „shall“, nämlich das altenglische „sceal“ – jemandem etwas schuldig sein –, fungierte dem o.g. Dictionary zufolge als Sprachsignal, das ein sicher zu erwartendes zukünftiges Ereignis ankündigte. Der ursprüngliche Sinn von Forderung und Verpflichtung blieb dabei als Konnotation erhalten. Im Mittelenglischen markiert „shall“ dann schlicht und einfach das Futur: „Old English sceal, while retaining its primary sense of obligation or necessity, functioned as a sign of tense announcing a future event that was certain to happen; in the Middle English period, shall began to express simply futurity”.

Geschuldetes zu erstatten, ist unumgänglich, um die Welt wieder ins Gleichgewicht zu bringen: Dieses Empfinden spiegeln die älteren Sprachstufen der germanischen Idiome wider. Auch ritualisierte Bräuche wie der Potlatsch, bei dem nordamerikanische Indianervölker sich bis hin zum eigenen wirtschaftlichen Ruin gegenseitig beschenken, ist ohne ein solches Vorverständnis undenkbar: Man nimmt nicht, ohne zu geben. Unmöglich, daß der Ausgleich unterbleibt. Die Erstattung muß und wird deshalb geschehen.

Und was ist, wenn nicht?

Was ist, wenn wir uns keiner Schuld bewußt sind, weil wir die Wohltaten, die uns zuteil wurden, gar nicht bemerkt haben? Was, wenn wir uns keiner Schuld bewußt sind, weil wir denken, wenn überhaupt, dann seien andere im Unrecht? Was, wenn die Maßstäbe nicht übereinstimmen, nach denen wir im Gegensatz zu anderen Schuldigkeit bemessen oder Gegebenes für selbstverständlich nehmen? Was, wenn unsere Gläubiger nicht mehr leben und wir unsere Schuld – und sei es nur eine immaterielle, nur die Schuld vielfältigen Dankes – nicht mehr erstatten können? Wer richtet dann? Wer bringt die Welt ins Gleichgewicht zurück, wenn wir es nicht vermögen?

Ist für diese Fälle die fünfte Bitte ins Vater Unser gelangt? Ich könnte es mir vorstellen. 

Erzählungen, deren Kern in ebenso ferne Vergangenheiten zurückreichen wie die Forschungen der Sprachwissenschaft, atmen denselben Geist einer objektiven, übernatürlichen Gerechtigkeit, wie es Bräuche anderer Kulturen oder die älteren Sprachstufen des mittel- und nordeuropäischen Raumes tun. In den Erzählungen – etwa Märchen – greift in der Regel eine von den Figuren freilich stets als völlig selbstverständlich hingenommene übernatürliche helfende Macht ins Geschehen ein: sprechende Tiere, wunderliche Alte, verstorbene Ahnen, Hexen und Feen instruieren Heldin oder Helden kenntnisreich und detailliert, händigen ihnen bei Bedarf magische Gegenstände aus und richten das Geschick ihrer Schützlinge meist ohne große Umstände im Handumdrehen.

Da ich noch nie geangelt habe, konnte ich bisher noch nie einen sprechenden Fisch ins Wasser zurückwerfen, um mir seine Zauberkräfte dienstbar zu machen. Auf meinen Spaziergängen wurde ich noch nie von einem Wolf angesprochen und meine Rapunzeln kaufe ich im Supermarkt. Wenn ich beim Schreiben nachdenklich an meinem Fingerring drehe, sitze ich hinterher immer noch im selben Zimmer, und sooft ich Kissen ausschüttele, schneit es nicht. Für mich sieht es also schlecht aus. Die einzige reelle Chance, die mir bleibt, ist, meine Sensibilität für meinen Schutzengel, unsere unsichtbaren Helfer, weiter auszubilden.

Herr, vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Gottes Vergebung ist im Zweifelsfall der einzige bleibende Weg, um die Welt wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Bitten wir ihn mit wachsender Inbrunst darum.

Cornelie Becker-Lamers

 

Antwort an Bischof Neymeyr 

Hochwürdigster Herr Bischof,

am vergangnen Sonntag (30. Januar) haben wir abends die Hl. Messe in Herz-Jesu, Weimar mitgefeiert. Hauptzelebrant war Fr. Uwimanafür dessen gelegentlichen Einsatz in unserer Pfarrei wir nur herzlich danken können. Er ist nach dem großartigen Fr. Jude ein weiteres gutes Beispiel dafür, was es ausmacht, wenn die versammelte Gemeinde die Freude am Priester-sein spürt, die diese jungen Männer ausstrahlen. Wie schade, daß es sich bei diesen “Juwelen” regelmäßig nur um Gäste handelt, weil Ihr vor allem in pastoraler Hinsicht  überschätzter Vorgänger, anders als andere Bischöfe, gegen die dauerhafte Bindung von Priestern aus der Weltkirche entschieden hat.
Konzelebrant in dieser Messe war Domkapitular Hübenthal, der zu Ende des Gottesdienstes Ihren Brief an die Bistumsanghörigen vom 28. Januar verlas (der auch am Eingang der Kirche auslag).

In diesem Brief, überschrieben: “Kirche als Heimat des Glaubens”, fordern Sie uns, guterweise nicht zum ersten Mal, auf, für diejenigen zu beten, die in der Kirche, von Klerikern, mißbraucht worden sind. Zu diesem entsetzlichen Unrecht kann es keine zwei Meinungen geben, und das Gebet ist ein essenzieller Bestandteil unser aller Daueraufgabe, die fürchterlichen Geschehnisse zu bewältigen und alles menschenmögliche zu tun, um ihre Wiederholung zu verhindern.
Ob es angesichts eben dieses Charakters als praktische und geistliche Daueraufgabe notwendig, oder hilfreich ist, eine je aktuelle, medial angeheizte Stimmungslage (in diesem Fall durch die Veröffentlichung des Münchner Mißbrauchsgutachtens) zum Anlaß für eine solche exhortatio zu nehmen? Zumal unser Bistum davon unmittelbar so gar nicht berührt scheint?
Aber dazu kann man gewiß unterschiedlicher Auffassung sein. 

Leider hat mich aber die Art und Weise, in der Sie sich an uns wenden, regelrecht verstört, Exzellenz.
Sie schreiben, ohne jede Einschränkung, Papst Benedikt “stehe nicht zu seiner Verantwortung” (als EB von München) und Sie könnten das diesbezügliche Entsetzen vieler Gläubiger “gut verstehen”.

Das kann ich nicht verstehen und damit verstehe ich Sie nicht, Herr Bischof. 

Sie verbreiten damit meiner Überzeugung nach eine Einschätzung, die schon jetzt einer unparteiischen Betrachtung nicht standhalten kann, von der man aber allermindestens sagen muß, daß sie dramatisch verfrüht ist, hat doch der emeritierte Papst eine erneute und diesmal wirklich persönliche Stellungnahme angekündigt.
Wie können Sie in dieser Lage den eingeschworenen Feinden Papst Benedikts, die sich mit ihrer “sprungbereiten Feindseligkeit” seit Jahrzehnten immer und immer wieder auch als Feinde der Kirche gezeigt haben, beispringen? Glauben Sie tatsächlich, deren Furor ließe sich durch solche Gesten der Unterwerfung unter ihre fälschlicherweise beanspruchte Deutungshoheit besänftigen?
Ich hoffe, Sie wissen, daß diese Ihre Sätze nun ebenfalls “Entsetzen” bei etlichen Gläubigen im Bistum Erfurt ausgelöst haben (daß Sie im nächsten Halbsatz auch dem jetzigen Nachfolger Petri “einen mitgeben”, sei nur am Rande erwähnt).

Und es sind nun keineswegs nur ein paar, leider ja gerne auch von Ihnen zur vernachlässigenswerten Minderheit erklärte, “konservative” Laien, die so reagieren. Haben Sie zur Kenntnis genommen, wie sich manche Ihrer Amtsbrüder in dieser Lage geäußert haben? Ich möchte nur wenige Sätze aus der umfangreichen und detaillierten Stellungnahme des Bischofs von Passau, Stefan Oster zitieren: 

Oder will man die Kirche als Ganze treffen, indem man einen ihrer prominentesten Protagonisten trifft? Oder will man innerkirchlich mit Benedikt eine bestimmte Gestalt oder Auffassung von Kirche diskreditieren, weil man eine ganz andere Kirche will als die, für die er steht? Und wird man der Person, dem Menschen, wirklich gerecht, wenn man im Geist einer erregten Öffentlichkeit […] ein so schnelles moralisches Gesamturteil über sein Leben spricht? 

Zum Abschluß Ihres Briefes kommen Sie dann auf den sog. “Synodalen Weg” zu sprechen, im Rahmen dessen “Vorschläge erarbeitet [würden], um die systemischen Ursachen dessen zu bekämpfen, was geschehen ist” und fordern zum Gebet für diese Veranstaltung auf, noch vor der Aufforderung, für die Opfer von Mißbrauch zu beten, übrigens.

Vorschläge”? Als ob es dieser eigentümliche Chimäre von einem Gremium, dessen sog. “Beschlüsse” ohne irgendeine kirchenrechtliche Verbindlichkeit sind und bleiben werden, bedürfte, um etwas gegen den Mißbrauch zu tun! Sie wissen doch genau, was vor allem seit 2010 alles bereits geschehen ist, Sie haben daran mitgewirkt, leitend mitgewirkt!
Was sollen denn all diejenigen denken, die sich in den zurückliegenden Jahren haupt- wie ehrenamtlich dafür krummgelegt haben, um in mühevoller, konkreter Kleinarbeit Verbesserungen herbeizuführen?
Spüren Sie wirklich nicht, daß Sie mit der Übernahme der Fiktion, dem sog. “Synodalen Weg” gehe es um die Mißbrauchsopfer, wie mit der gefährlichen Übernahme des Begriffs von den “systemischen Ursachen”, de facto das Geschäft derjenigen betreiben, die tatsächlich “die Kirche auf den Kopf stellen wollen”, wie es gerade heute ein anderer Ihrer Mitbrüder, der Bischof von Augsburg, Bertram Meier, auf der aktuellen Sitzung ausgedrückt hat? 

Sie, Herr Bischof, stehen in der ungebrochenen Nachfolge der Apostel, denen der HErr selbst Weisung und Amt verliehen hat, wie es in der Tradition der Kirche ausgeformt worden ist. Das ist die alleinige Grundlage Ihrer Autorität und der verpflichtende Anspruch an Ihr Handeln.
Nichts, absolut nichts, was irgendeine willkürlich und intransparent zusammengewürfelte Versammlung sich zusammenfantasiert, wird Ihnen in der Wahrnehmung Ihres Amtes helfen können, und übrigens auch nicht das Urteil der Kirchengeschichte beeinflussen, wenn sie dereinst das Bistum Erfurt betrachtet. 

Wir wissen natürlich, daß Sie es schwer haben, weil unseligerweise ausgerechnet an der Universität  Erfurt mit J. Knop und B. Kranemann besonders üble Vertreter der ‘Theologie des Bruchs’ den Ton angeben. Aber Sie wissen doch auch, daß Sie nie allein sein werden, wenn Sie das richtige tun, damit uns allen “Kirche als Heimat des Glaubens” bleibt. 

In diesem Sinne will ich Sie noch einmal mehr in mein Gebet einschließen und bitte umgekehrt um Ihren Hirtensegen.

 

Gereon Lamers 

Wir sind dabei gewesen…

…, ja, wir werden sagen müssen, am Ende unseres Lebens, daß wir den heutigen Tag erlebt haben, den Tag, an dem die 3. Vollversammlung des sog. “Synodalen Wegs” über einen ersten Text abgestimmt, und ihn mit einer doppelten Zweidrittel-Mehrheit angenommen hat, das heißt von den anwesenden Bischöfen stimmten 41 dafür und nur 16 dagegen. Es handelte sich um nichts weniger, als einen “Theologischen Grundlagentext”, was nichts anderes bedeutet, als daß künftig versucht werden wird, ihn als universelle Basis für alles weitere zu nutzen, immer mit der Ansage an den Episkopat: ‘Ihr habt doch der Grundlage zugestimmt’.

Zwar bindet weder dieser, noch irgendeiner der Texte, den diese selbstermächtigte Chimäre von einem Gremium jemals in die Welt setzen wird, irgend jemanden, weder den Klerus, noch gar uns einfache Gläubige, die wir niemanden legitmiert haben, für uns zu sprechen, aber leider wissen wir, daß derartige Geschehnisse eine schlimme Eigendynamik entfachen können; die Lage ist daher unzweifelhaft ernst.

Hoffen und beten wir, daß die Kirchengeschichte von diesem Tag nicht einmal wird sagen müssen, daß von ihm der zweite große Deutsche Abfall nach 1517 seinen Ausgang nahm.

Lassen wir uns zu diesem Gebet anregen von dem Bild aus dem Zyklus zum Leben des Hl. Franziskus von Giotto di Bondone (1267-1337), eine Variation des berühmten “Franz, bau meine Kirche wieder auf!”, hier nichts weniger, als die Lateranbasilika. Und Heiligkeit werden wir brauchen.

Giotto di Bondone, Franziskus-Zyklus ( Bild: Ökumenisches Heiligenlexikon, gemeinfrei)

Gereon Lamers

„Herr, nun lässest du …“: Wann können Alte in Frieden sterben?

Lichtmeß und ‚Corona‘

 „Nun entläßt du deinen Diener, Herr, nach deinem Wort in Frieden. Denn meine Augen haben dein Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast.“ (Lk 2, 29f) So der greise Simeon, dem die Weissagung geworden war, nicht eher den Tod als den Heiland zu schauen. Vom Heiligen Geist getrieben, begibt sich Simeon in den Tempel in Jerusalem, gerade als Maria und Josef mit ihrem Baby dort zur Opferung erscheinen. Er erkennt das Wesen Jesu als Christus den Erlöser, nimmt ihn in den Arm und lobt Gott. Simeon ist lebenssatt und möchte sterben. Nun, angesichts dieses Kindes, kann er in Frieden gehen.

Natürlich haben sich Komponisten seit Schütz und Bach dieser Sätze zur Vertonung angenommen. Wir haben Ihnen ein Video der Vertonung durch Felix Mendelssohn-Bartholdy herausgesucht.

Hm. Schön! Aber wer von uns wird derart gesegnet entschlafen können? Wem von uns wird es vergönnt sein, davor den Heiland in den Armen zu halten? Niemandem natürlich. Denn auch wenn Christus wiederkommt, wird er als Richter erscheinen. Das mit dem Baby ist ein für allemal Geschichte.

Und doch geht es den meisten alten Menschen so, daß der Anblick fröhlicher Kinder und freundlicher Jugendlicher ihnen Seelenruhe und inneren Frieden schenkt. Es müssen nicht einmal die eigenen Kinder sein. Weswegen ich bei unserem Pfarrer, wenn er so gar nicht für Kinder- und Jugendchöre Werbung in der Pfarrei machen wollte, geraten habe, die Förderung der musikalischen Nachwuchsarbeit für sich selber dann eben unter dem Titel „Seniorenseelsorge“ zu verbuchen: Gerade für die alten Herrschaften war es immer ein Fest, wenn die Cäcilini kurz vor Heiligabend in einem Pflegeheim ein Advents- und Weihnachtsliederprogramm zu Gehör brachten (so geschehen 2012, 13, 18 und 19) oder bei den wöchentlichen Treffen der Senioren im Gemeindehaus Musik machten (was noch wesentlich öfter geschah).

Viele alte Menschen sind, ob krank oder bei Kräften, lebenssatt und wissen, daß sie ihr Leben gelebt und mit Gottes Hilfe das beste daraus gemacht haben: „Life is not a matter of holding good cards, but of playing a poor hand well“, wie mein Vater des öfteren Robert Louis Stevenson zu zitieren pflegte. Als ihm zu seinem Herzschrittmacher auch noch ein Defibrillator eingesetzt wurde, sagte er traurig: „Nu kann ick ja an nüscht mehr sterben!“ Mit über 80 noch etwas grundsätzlich ‘rauszureißen, streben die wenigsten an. Irgendwann will jeder gehen.

Was ihnen aber wohl allen wichtig ist, ist zu wissen, daß das Leben weitergeht. In den eigenen Enkeln und Urenkeln oder in anderen Jugendlichen und Studierenden. Das Gefühl zu haben, die jungen Leute werden zum Verschwinden gebracht, um ihre Bildung und Lebensfreude, um ihre Pläne, ja um Planbarkeit schlechthin im Leben betrogen, das verhindert sicherlich, daß jemand seelenruhig die Augen schließt.

Dies ist geschehen, wir alle wissen es, in den vergangenen zwei Jahren. Unter der Maßgabe eines ungefragt aufgezwungenen Gesundheitsschutzes wurden alte Menschen und deren Familien in Scharen entmündigt und Mütter, Väter, Großmütter und Großväter isoliert und alleine gelassen. Heute, zu Lichtmeß 2022, gehen meine Gedanken und mein Mitgefühl zu den vielen alten Menschen, die durch Besuchsverbote und die vorsorglichen Quarantänen auch gesunden Pflegepersonals an oder in einer verordneten Einsamkeit sterben mußten.

Cornelie Becker-Lamers

Bildnis der Bloggerin 2021/22 “Tapfer wie eine Kirschblüte”

Das Bildnis der Bloggerin zum Adventskalender mit Ida Fr. Görres

Sie kennen das ja inzwischen, unser scherzhaft bebilderter Beitrag zum Abschluß des jeweiligen Adventskalenders; “Bildnis der Bloggers, bzw. der Bloggerin mit eigentümlicher Kopfbedeckung”, kommt gerne mal “etwas” später, das ist nun schon seit 2017 so, und daß er am letzten Tag der Weihnachtszeit, also zum schönen Fest Mariae Lichtmeß erscheint, ist fast schon eine Art “Sub-Tradition” geworden. 😉

Ida Friederike Görres aber war bekanntlich zur Hälfte Japanerin und hatte davon ein überaus waches Bewußtsein. Dies war schließlich die Inspiration für das diesjährige “Bildnis der Bloggerin”, das den auch im vergangenen Jahr wieder viel größeren Beitrag Cornelies zum “Projekt PuLa” gerecht widerspiegelt!

Enjoy! 🙂 

A la japonnaise (eigenes Bild)

“Tapfer wie eine Kirschblüte”, so auch der Titel eines Beitrags von Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz über die Dichterin, und was leicht als ein sentimentales Sprachbild mißverstanden werden könnte, das hat sich, glaube ich, tatsächlich in etlichen der Texte aus dem Briefwechsel mit P. Gordan, die wir im Advent verfolgt haben, deutlich gezeigt: Die Haltung gegenüber den Zumutungen der “Konzilszeit”, die im Laufe des Zeitraums, über den sich der Austausch erstreckte, nur noch immer mehr zunahmen, sie war  genau darin “tapfer”, daß I. Görres nie weggeschaut hat, nie zugekleistert hat, was sie doch so scharf analysiert und unmittelbar erlitten hat!
Persönlich habe ich es als geradezu herzzerreißend empfunden, wie sie demgegenüber, was sie an Glaubensverdunstung und Formverlust wahrnahm und eben immer weniger als Oberflächenphänomen, als bloße “Geburtswehen” mißverstehen konnte, dennoch immer die von ihr wohl seit ihren Zeiten in der katholischen Jugendbewegung hochgehaltene Überzeugung von der Notwendigkeit grundlegender Veränderungen in der Kirche verteidigte. Sozusagen, so habe ich mehr als einmal gedacht, geradezu sich selbst, ihren aktuellen Einsichten, der schlichten Evidenz und unabweisbaren Logik gegenüber verteidigt…

Ida Friederike Görres ist, so meine persönliche Überzeugung, nicht nur gewissermaßen auf, nein, sie ist an der “Würzburger Synode” gestorben. Aber das war immerhin tatsächlich noch eine ‘Synode’, was sie heute zu dem irregulären Phänomen namens “Synodaler Weg” sagen würde, sagen müßte, das sich morgen (3.Februar 2022) erneut zusammenrottet? Ihre Erschütterung wäre wohl noch erheblich größer, nicht zuletzt, weil sie die heutigen “Buzzwords” sehr schnell als kranke Wiedergänger der damaligen Stichworte erkennen müßte.

Wir sind, glaube ich, der Dichterin und etlichen ihrer Mitstreiterinnen und Mitstreiter aus der Zeit der katholischen Jugendbewegung etwas schuldig. Zweierlei: Zunächst, daß wir wirklich genau hinschauen und ihr damaliges tiefgläubiges Sehnen nach Erneuerung und Aufbruch in der Kirche nicht verwechseln mit den häßlichen Zerrbildern, zu denen diese Begriffe heute verkommen sind. Je länger ich mit damit befasse, wenn auch bisher sehr unsystematisch, desto mehr drängt sich mir der Eindruck auf, daß die Wirklichkeiten, die hier hinter der jeweiligen Verwendung der gleichen Wörter stehen, unterschiedlicher nicht sein könnten und das eine mit dem anderen tatsächlich erstaunlich wenig zu tun hat!
Und damit eng verbunden zweitens, daß wir die heutigen Abbruchunternehmer der Kirche in Deutschland in Wissenschaft, “ZdK” aber eben leider auch Episkopat nicht damit davonkommen lassen, wenn sie versuchen, sich in diese Traditionslinie zu stellen und ihr toxisches Rumhantieren an den Grundfesten der Kirche als eine Art zwingender Fortsetzung des damals erhofften darzustellen. Das ist falsch!

Vielmehr sollten wir die Görres und alle, die damals schon gelitten haben unter dem, was im Namen “Des Konzils” geschah, ehren, indem wir endlich einsehen, daß es höchste Zeit ist, das 21. Ökumenische Konzil und seine Folgen als historische Phänomene zu betrachten, Produkte ihrer Zeit, wie seine 20 Vorgänger, der Fortentwicklung im Fluß der katholischen Tradition zugänglich, gegebenenfalls auch der Korrektur. Und nicht ein Popanz, an dem nicht gerüttelt werden darf, bloß weil seine Interpretinnen und Interpreten mit dem Bild, das sie davon entworfen haben, weiterhin ihr Süppchen kochen und ihre Pfründe sichern möchten.

Wenn wir uns dabei an der im besten Sinne adeligen, der noblen Geisteshaltung der Görres orientieren, können wir nicht falsch liegen.

 

Gereon Lamers

Dreifaches Abendlob

Genießen Sie die Prüfungsleistungen der Musikhochschüler!

Erwähnte ich schon, wie schön es ist, daß wir hier eine Musikhochschule mit den Studienfächern Kirchenmusik, Gesang und Chorleitung hier am Ort haben? Ja.

Dieser Tage profitiert die Pfarrgemeinde wieder von den Prüfungsleistungen der jungen Leute, die in kleinen Konzerten mit aufgeteiltem Dirigat und kleinen Orgelkonzerten der Studierenden bestehen. So war am Samstag Abend zu einem einstündigen Konzert eines 15köpfigen Projektchors eingeladen worden, der in der dargebrachten Barockmusik zu historischen Instrumenten (vier Streicher und Truhenorgel) besonders durch die strahlenden Sopran- und Tenorstimmen bestach.

Konzertplakat im Aushang der katholischen Pfarrkirche Herz Jesu Weimar (eigenes Bild)

Ein wieder mal unvergleichliches Erlebnis in der noch weihnachtlich geschmückten Kirche, bei dem die „schutzmaßnahmen“-bedingte magere Zahl der gesichtsverhängten Zuhörenden den einzigen Wermutstropfen in die Lebensfreude goß. Aus der Pfarrei war trotz Vermeldungen kaum jemand gekommen.

Der Projektchor aus Studierenden der Chorleitungsklasse Prof. Kerstin Behnke der HfM Weimar vor Beginn des Konzertes (eigenes Bild)

Neben dem ‚unvermeidlichen‘ „Verleih uns Frieden genädiglich“ von Heinrich Schütz (1585-1672), dessen 350. Todestages in diesem Jahr von Chören – früher hätte man gesagt: landauf landab; sagen wir jetzt: so sie noch existieren und proben dürfen – gedacht wird, war „Befiehl dem Engel, daß er komm“ von Dietrich Buxtehude (BuxWV 10) für Gereon und mich die Entdeckung des Abends. Ein wunderschönes Stück Musik! Natürlich ist es auch auf youtube zu finden. Sie müssen sich jetzt nur die Stimmen jünger, schlanker und klarer vorstellen – dann haben Sie in etwa das Hörerlebnis vom letzten Samstag. Enjoy! 🙂

Und es geht weiter mit den Orgelprüfungen der Studierenden, von denen sich vier am Samstag das Dirigat aufgeteilt hatten. Gestern und heute Abend sind die Prüfungen der Klasse Prof. Martin Sturm jeweils in ein Abendlob integriert, in dem Pfarrer Gothe der Musik mit einem Gemeindelied, Lesung und Gebeten einen liturgischen Rahmen gibt. Während wir gestern nun schon Stücke von Bach, Muffat, Reger, Brahms, Franck und das „Präludium und Fuge über B-A-C-H“ von Franz Liszt verpaßt haben, können wir heute noch die Empfehlung für das Abendlob um 18 Uhr mit mehreren Werken von Bach, zudem Frescobaldi, Peter Eben sowie dem „Prélude et Fugue sur le nom d’Alain“ von Maurice Duruflé aussprechen. In diesem Werk setzt Duruflé seinem um neun Jahre jüngeren, aber im Alter von 29 Jahren bei Saumur gefallenen Kollegen Jehan Alain ein musikalisches Denkmal. Alains Geburtstag jährt sich übrigens am kommenden Donnerstag, dem 3. Februar, zum 111. mal.

Wenn Sie sich fragen, wie um alles in der Welt sich die Buchstaben „l“, „i“ und „n“ in Melodienmaterial verwandeln lassen, so geht es Ihnen wie mir. Ich habe mich irgendwann einmal darüber erkundigt und herausbekommen, daß Duruflé hier wohl die Tonleiter einfach dem Alphabet folgend weitergezählt hat, so daß er nach dem „h“ als achtem Buchstaben und Ton für das „i“ beim c, für das „l“ beim f und so weiter landete. Auffällig jedenfalls in der Komposition die einleitende Umspielung des a. Damit Sie das gut sehen können, habe ich ein Video mit Notenmaterial herausgesucht, es gibt natürlich auch andere Einspielungen.

Enjoy! 🙂

 

Cornelie Becker-Lamers

„Genesen“

Eine kurze Bemerkung zur langen Geschichte eines derzeit so mißbrauchten Wortes

Die Arbeit am Nachruf auf George Alexander Albrecht, den wir gestern an dieser Stelle publiziert haben, rief mir ein Gedicht Detlev von Liliencrons ins Gedächtnis, das Johannes Brahms sehr schön in Töne gegossen hat: „Auf dem Kirchhofe“. Dieses Gedicht, das einen Gang zum Friedhof bei symbolisch schlechtem Wetter beschreibt, macht zunächst den Vanitas-Gedanken zum Thema. Wie dem lyrischen Ich der Regen ins Gesicht peitscht und – es kann nicht anders sein – der Sturm die Kleidung zaust, so schlägt ihm auch seelisch  Verstörendes entgegen. Es begegnet ihm eine Vergänglichkeit, die selbst auf Erden Haltbarstes wie den Stein erfaßt. Verwelkte Kränze und die Verwitterung der Grabmale sind die äußeren Zeichen für den Tod und vor allem für ein Vergessen-worden-sein, das mit der Verwitterung der Namen die Identität der Toten ausgelöscht hat. Das Nicht-mehr des Gewesenen scheint letztlich die einzige Botschaft, die die Eiseskälte des Todes hinterläßt.

Oder?

Auf dem Kirchhofe

Der Tag ging regenschwer und sturmbewegt,
Ich war an manch vergeßnem Grab gewesen,
Verwittert Stein und Kreuz, die Kränze alt,
Die Namen überwachsen, kaum zu lesen.

Der Tag ging sturmbewegt und regenschwer,
Auf allen Gräbern fror das Wort: Gewesen.
Wie sturmestot die Särge schlummerten,
Auf allen Gräbern taute still: Genesen.
Detlev von Liliencron (1844-1909)

Das letzte Wort, der letzte Vers kehrt die Bewertung alles zuvor Gesagten um. Wie die Verwitterung des Steins, so ist auch das Vergessen-worden-sein nur ein irdisches. Nur das Materielle verfällt, nur „die Särge“ schlummern. Nur die menschlichen Kapazitäten der Nachkommen sind zu begrenzt, um aller Toten zu gedenken. „Und doch ist Einer“, wie Rilke es so wunderschön formuliert, Einer, der alle, der alles Fallen, Welken und Vergehen „unendlich sanft in seinen Händen hält“. Wie Max Reger es in seiner zunächst so verstörenden Vertonung des „schweren Traums“ („Ich hab die Nacht geträumet“) musikalisch darstellt, so wird hier sprachlich der Tod als Heilung erkennbar. Das Sterben wird zur Genesung von der Krankheit, die das Leben ist: Das „Auf allen Gräbern taute still: Genesen“ haucht mit dem erlösend-deutenden Wort den warmen, lebenspendenden Atem des Ewigen Lebens ins Gedicht.

Was bedeutet: Genesen?

Das von Friedrich Kluge begründete etymologische Wörterbuch gibt als Ausgangsbedeutung des Wortes „genesen“ das unbeschadete Zurückkommen an. Die indoeuropäischen Verwandtschaften lassen auf eine Grundbedeutung des Wortstammes von heimkommen, ankommen, überstehen schließen. Über die Lautverschiebung des sogenannten grammatischen Wechsels, wodurch in Konjugationen und Substantivierungen auch s und r wechseln können (geläufige Beispiele sind Präteritum und Perfekt von „sein“: „war“ und „gewesen“, aber auch „verlieren“ und „Verlust“) wird als Kausativum von „genesen“ das Verb „nähren“ erkannt mit seiner Grundbedeutung von retten, überstehen machen, am Leben erhalten.

Retten. Heimkommen. Überstehen. Das ist das weite und große Wortfeld um das Wort „genesen“, das derzeit in aller Munde ist und dabei zugleich so zur Unkenntlichkeit zurückgestutzt und mißbraucht wird. Lassen Sie den Mißbrauch nicht am Wort kleben bleiben. Entpolitisieren Sie es für sich wieder, indem Sie sich seiner so unendlich viel größeren Bedeutung erinnern!

Hören wir zum Abschluß noch ein bißchen Musik. Johannes Brahms hat Liliencrons Gedicht vermutlich 1888 vertont und als viertes seiner Fünf Lieder für eine tiefere Stimme und Klavier in sein op. 105 aufgenommen. Wir haben für Sie eine Interpretation von Bernarda Fink herausgesucht. Enjoy!

Cornelie Becker-Lamers

 

Wer aber hohe Stimme bevorzugt, hier ist eine Interpretation von Benita Valente.

Cornelie Becker-Lamers

„Gewänder der Erwartung“

Zum Tod des Dirigenten und Komponisten George Alexander Albrecht

Viel Persönliches kann ich nicht berichten. So gut kannten wir den Grand Seigneur des Weimarer Kulturlebens des letzten Vierteljahrhunderts nicht: Ein gemeinsames mehrtätiges Gregorianikseminar in der Schloßkapelle Ettersburg, das Pater Michael Hermes, ein Missionsbenediktiner aus Königsmünster, im Sommer 2008 abhielt; daraus resultierend einige private Treffen zum Singen und Reden, Begegnungen bei gemeinsamen guten Freunden … aber er war ein fester Bestandteil der Gemeinde Herz Jesu Weimar: George Alexander Albrecht,  Generalmusikdirektor der Staatskapelle Weimar von 1996-2002, der am 21. Dezember 2021 im Alter von 86 Jahren verstorben ist. Ein Dreivierteljahr vor seinem Tod noch ins Voralpenland verzogen, wählte er sich dennoch den Weimarer Hauptfriedhof zur letzten Ruhestätte.

Das Grab George Alexander Albrechts an der westlichen Außenmauer des Weimarer Hauptfriedhofs etwa 100 m oberhalb des Zugangs Cranachstraße (eigenes Bild vom 12. Januar 2022)

Das Requiem unmittelbar vor der Beisetzung fand aufgrund der Corona-Teilnehmerbegrenzung am 5. Januar 2022 im Mariendom zu Erfurt statt, doch der Zelebrant war der Weimarer Ortsgeistliche Pfarrer Gothe. Der Hohe Chor war gefüllt, daß es aussah „wie früher“ (Pfr. Gothe), aber die Veranstaltung blieb von Personenschutz verschont (der Verstorbene war ja ein Onkel der derzeitigen Präsidentin der Europäischen Kommission).

George Alexander Albrecht war ein treues, zurückhaltendes und doch immer sichtbares Mitglied unserer kleinen, besonderen Weimarer katholischen Gemeinde. Sicher – vor Jugendmessen, als es sie noch gab, sah man ihn durchaus kurz vor 18 Uhr bestürzt und mit von geradezu existentieller Angst gezeichneten Miene wieder aus der Kirche fliehen. Doch als er sein Buch über die Sinfonien Gustav Mahlers publiziert hatte, referierte er darüber in unserem Gemeindehaus. Das Schicksal der neuen Franz-Liszt-Gedächtnisorgel und vor allem ihres Initiators, Prof. Michael Kapsner, trieb auch ihn um und zu, dem Gewicht von Profession und Persönlichkeit zum Trotz, leider erfolglosen Gesprächen u.a. mit dem Weihbischof oder auch mit dem Präsidenten der Weimarer Musikhochschule als Eignerin des Instrumentes.

Die Überschrift über diesem Text ist der Ansprache entnommen, die einer der engsten Freunde Albrechts, der ehemalige Präsident der Stiftung Weimarer Klassik Hellmut Seemann, auf testamentarischen Wunsch des Verstorbenen während des Requiems im Mariendom vortrug.
Seemann schildert seinen Freund darin vor allem als den Tiefgläubigen, der Albrecht nach seiner Begegnung mit den oben schon erwähnten Mönchen aus Meschede geworden war. Albrecht habe, so Seemann, „das Musizieren, das in die Stille, und das Gebet, das ins Schweigen führt, gläubig“ eingeübt. „Diese Stille und dieses Schweigen“, die nicht die „Abwesenheit von Tönen und Worten“ seien, sondern „Gewänder der Erwartung“: Ein Leben als fortwährender Advent, als ständige Erwartung jenes „vollen Klangs der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet“, wie Seemann mit einer Strophe aus einem Bonhoeffer-Gedicht schloß.

PuLa möchte seine Trauer über das Ableben eines ebenso großen wie großherzigen zeitgenössischen Musikers und Gemeindemitglieds aussprechen und seine Leserschaft dessen ehrenden Andenkens versichern.

 

R.I.P

 

Cornelie Becker-Lamers, Weimar

Beten für die Erneuerung der Kirche…

…am besten – jetzt!

Vielleicht wissen Sie ja, warum es so gefährlich ist, sich bei Sturm einer abgestorbenen Birke (sie werden leider nicht so alt) zu nähern? Weil der Stamm mit seiner ansehnlichen schwarz-weißen Rinde noch ganz lange intakt und stabil aussehen kann, innerlich dabei aber häufig schon völlig vermodert ist, so daß schon ein relativ mildes Stürmchen ihn umwerfen kann – hoffentlich nicht in Ihre Richtung!
Ich habe solche Bäume in meiner Jugend im Westerwald (wo es mehr als nur milde Stürmchen gibt!) selbst erlebt, und dünnere Bäume in diesem Zustand konnte man wörtlich mit der Hand umdrücken.
Das liegt genau an den besonderen Eigenschaften der Birkenrinde: Sie besteht zu einem so hohen Anteil aus natürlichen Ölen und Wachsen, daß sie nicht nur der beste Feueranzünder ist, den man im Wald sammeln kann, sondern die Feuchtigkeit im noch stehenden aber schon toten Baum so einschließt, daß das Holz nicht trocknen kann und bald alle möglichen Mikroorganismen anfangen es zu zersetzen und ihm seine Festigkeit nehmen. Gefährlich.

Abgestorbene Birken, hier aufgrund einer Wiedervernässung ( Bild: Herbert Horche – Own work, CC BY-SA 3.0, Link)

Und gefährlich ist auch der Zustand der Kirche in Deutschland, der immer mehr dem Bild einer solchen Birke entspricht, außen hui, innen…

Jüngster Anlaß für diese wahrlich nicht neue Feststellung? Eine Nachricht heute heute auf CNA (Catholic News Agency, der tatsächlich katholischen Nachrichtenagentur), hier

“Tut dies zu meinem Gedächtnis” so die unmißverständlichen Einsetzungsworte des HErrn, wie sie in allen Hochgebeten jeden Sonntag gesprochen werden. TUT ES!
Jeden Sonntag? O, nein:

“Och, nö, wie haben was besseres vor, wie lesen jetzt drei Wochen aus dem Bericht einer Anwaltskanzlei vor” sagen der Aschaffenburger Pfarrer Markus Krauth und der vierköpfige Vorstand des dortigen „Gemeinde-Gremiums“. (Doch, wirklich, ich kann mir sowas nicht ausdenken, heaven forbid!) 

Und was sagt die zuständige Autorität, das Bistum Würzburg?
“Wir finden das aber gar nicht gut. Wollt ihr da nicht bitte nochmal drüber nachdenken?”

Das ist die Realität der Kirche in Deutschland. Verrottet von unten bis oben, akut einsturzgefährdet, obwohl sie äußerlich noch relativ proper daherkommt. Wie die tote Birke! 

Und in ein paar Tagen werden sich wieder diejenigen zusammenrotten (ermöglicht mit unserem Geld, wohlgemerkt!), die als Teilnehmer am sog. “Synodalen Weg”  als Brandbeschleuniger und Abbruchunternehmer an dem fragilen Gebilde herumbasteln.

Vor diesem Hintergrund hat sich die Initiative “Neuer Anfang” um den Arbeitskreis Christliche Anthropologie/Dialogforum Weltkirche e.V. entschlossen, zu einer Novene für eine echte Erneuerung der Kirche im Vorfeld der anstehenden “Synodalversammlung” aufzurufen.

Novene und Litanei (eigenes Bild)

Die dafür entstandenen Texte sind ganz hervorragend (die PuLa zumindest z.T. persönlich bekannten Autorinnen bürgen für Qualität!) und Sie finden sie hier.

Heute (28. Januar) soll es losgehen und es tut uns sehr leid, Sie erst jetzt davon zu unterrichten, aber andererseits wo, wenn nicht hier gälte mehr: “Besser spät, als nie!”?

Allenfalls möchten wir noch anregen, die relativ kurzen Gebete nach guter katholischer Tradition um eine anständige Litanei zu ergänzen, aus dem Gotteslob oder selbst gesucht, den oben zu sehenden lateinischen Text der Lauretanischen Litanei, handlich eingerichtet, senden wir Ihnen auf Anfrage gern zu.

 

Auf geht’s!

 

Gereon Lamers 

 

PS: Vielleicht hat es dem Bistum Würzburg ja doch nicht so gut getan, jahrelang einen verhinderten Künstler als Bischof zu haben…

PPS: Zu Ehren des Geburtstages von Wolfgang Amadeus Mozart, der sich heute zum 266. Mal jährt, möchten wir mit einer kleinen passenden Musik von ihm schließen, nämlich mit dem Sancta Maria KV 273. Wie es der Zufall will, ist eine hervorragende Interpretation auf youtube verfügbar vom Ungarischen Rundfunkchor unter István Ella – und der ist ja nun auf PuLa auch kein Unbekannter mehr 😉

Enjoy 🙂