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Das Orgateam (2/4) Ein Sketchlet zum Zweiten Advent, der zugleich Nikolaustag ist

Ein Sketchlet für einen Weihnachtsmann, sechs Schafe, zwei Lämmchen, einen Hütehund, ein Rentiergespann und jede Menge Schafstatisten

Wundersdorf, Schafweide. Wir erinnern uns: In Erwartung eines Festivals, in das die Schafe via Bespielung eines temporären Kirchenpavillons eingebunden werden sollen, beginnen Teile der Herde mit Überlegungen zum möglichen Programmablauf. Man besinnt sich eines Chores, den die Herde einst auf die Beine gestellt hatte und beschließt unter Nutzung eines Filmzitats: „Wir bringen die Band wieder zusammen!“ Die Anspielung auf den wüsten Streifen „Blues Brothers“ hat natürlich sofort das Stunt-Schaf auf den Plan gerufen. Doch während Kohle und die anderen Schafe dem Hitzkopf noch die Rahmenbedingungen ihrer Aktionen nahezubringen versuchen, erscheint wie aus dem Nichts unerwarteter Besuch …

 

Stunt-Schaf (großspurig): Genial! Endlich mal was los hier in dem Laden! Ich werde den Pritschenwagen über sich öffnende Brücken lenken! Ich werde …

Kohle: Gar nichts wirst du, Stunt-Schaf! Diese Teile des Films passen nicht ins Programm!

Stunt-Schaf (Seine Stimme überschlägt sich. Mit leuchtenden Augen): Und so einen Schlitten wollte ich schon immer mal schrotten!

Flocke (indigniert): Also unser Pritschenwagen ist ja vieles – aber beim besten Willen kein ‚Schlitten‘!

Stunt-Schaf (stöhnt): Ich meine doch nicht den ollen Pritschenwagen! Ich meine den Schlitten da! (Er zeigt in die Luft.)

Die Schafe folgen seinem Blick – und tatsächlich! Da kommt ein Rentierschlitten durch die Luft geflogen. Was hat das zu bedeuten? Der Schlitten landet präzise am Gatter und dem Fahrzeug entsteigt – der Weihnachtsmann!

Kohle (zum Weihnachtsmann): Oh! Grüß Gott! Welch hoher Besuch! (Er öffnet ihm das Gatter und komplimentiert ihn hinein auf die Weide.)

Die Schafe (durcheinander): Der Weihnachtsmann! – Sei gegrüßt! – Was verschafft uns die Ehre? – Welche hoher Besuch in unseren bescheidenen Gefilden!!!

Der Weihnachtsmann: Habt Dank für den freundlichen Empfang!

Flocke: Wir können dir leider gar nichts anbieten …

Der Weihnachtsmann: Laß mal, Flocke. Es geht mir gut! Ich bin einfach froh, wieder hier zu sein.

Wolle: Können wir dir irgendwie helfen?

Der Weihnachtsmann: Aber ja, liebe Wolle! Das könnt ihr bestimmt! Deshalb habe ich zielgerichtet euch angeflogen …

Die Schafe murmeln und blöken leise geschmeichelt. Allenthalben sind Laute der Zustimmung zu vernehmen.

Der Weihnachtsmann: … nachdem ich der Security des BER erstmal entronnen bin!

Die Schafe zeigen sich bestürzt.

Kohle (empört): Wollte man dich etwa aufhalten?

Der Weihnachtsmann (winkt ab): Ach, hör bloß auf! Ein Theeee-aaaaater!!! Mund-Nase-Bedeckung! Sonst wirst du sofort abgeführt.

Grauchen: Und du hast wohl keine mit?

Blütenweiß: So etwas haben wir leider auch nicht.

Fixi: Moment mal! Wir haben doch mal etwas Ähnliches gebastelt … (Sie will zum Unterstand loslaufen.)

Der Weihnachtsmann: Laß gut sein, liebe Fixi! Ich will gar keine haben!

Huf: Wie jetzt? Ohne Maske unterwegs? Und die belebten Plätze? Du mußt wohl dieses Jahr nicht nach Bayern?

Der Weihnachtsmann: Den Kindern mit Maske gegenübertreten? Das ist ja schlimmer als die Rute vor 150 Jahren! Ich bin froh, daß die Zeiten vorbei sind! (Er wischt sich über die Augen.)

Kohle: Also worum geht’s?

Der Weihnachtsmann: Ich soll in Quarantäne!

Ein Aufschrei der Bestürzung geht durch die Herde.

Wolle: In Quarantäne? Man darf wohl nicht aus Berlin ausreisen?

Der Weihnachtsmann: Das kommt vielleicht noch hinzu. Jedenfalls ist praktisch ganz Skandinavien Risikogebiet.

Die Schafe stöhnen und schütteln sich.

Der Weihnachtsmann: Ich hatte so gut kalkuliert – mich in den letzten Wochen nur noch in Nordösterbotten aufgehalten – ihr wißt schon, Finnland, Oulu die Ecke. (Die Schafe nicken weltmännisch.) Und was soll ich euch sagen? (Die Schafe spitzen die Ohren.) Genau das ist jetzt Risikogebiet seit 6. Dezember Null Uhr! Es ist zum Heulen! Du kannst nicht planen!

Die Schafe seufzen um die Wette und schütteln die Köpfe. Ein Raunen der Empörung erfüllt die Luft.

Huf: Und was passierte auf dem Flughafen?

Der Weihnachtsmann: Die Ausgänge sind abgeriegelt. Aber aus dem Tower schießen – das tun sie gerade noch nicht. Also bin ich den Sicherheitskräften davongeflogen.

Die Herde läßt ein beifälliges Murmeln hören.

Einige Schafe (durcheinander): Gut so! – Das hast du richtig gemacht! – Ein Glück, wer das kann!

Kohle: Und nun? Sollen wir dich verstecken? Das kriegen wir hin!

Der Weihnachtsmann: Nicht doch, Kohle. Ich will euch nicht in Gefahr bringen. Und außerdem muß ich doch los! Von hier 14 Tage – weißt du, welches Datum wir dann haben?

Die Schafe grübeln und nicken mit mitleidigen Mienen.

Der Weihnachtsmann: Das schaffe ich doch alles niemals, wenn ich jetzt nicht anfangen kann!

Wolle: Naja – und was willst du machen?

Der Weihnachtsmann: Ich brauche eure Hilfe!

Flocke: Das sagtest du schon.

Fixi: Mach‘s nicht so spannend.

Der Weihnachtsmann: Ich lasse euch die Rentiere hier. Mit denen bin ich zu auffällig.

Grauchen: Da könntest du Recht haben …

Der Weihnachtsmann: Aber ich zähle auf euch! Ihr habt doch gute Freunde unter den Menschen in Wundersdorf?

Die Schafe nicken eifrig.

Kohle (sachlich): Was brauchst du?

Der Weihnachtsmann: Kleidung von einem untersetzten Mann um die 1,70. (Er streicht über seine rundliche Figur.)

Wolle: Da sollte sich jemand finden. (Die Schafe blicken sich an. Man sieht ihnen an, daß jedes nachzudenken beginnt.)

Flocke: Du willst doch nicht inkognito los?

Der Weihnachtsmann: Genau das will, ich Flocke! Du bist ein kluges Schaf! Genau das will ich. (Nachdem das anschwellende Geraune der Schafe wieder ein wenig abgeebbt ist) Ich werde mich in eurem Unterstand umziehen, euch den roten Mantel hierlassen – den hole ich Weihnachten wieder ab. Und mache mich im Glencheckanzug auf den Weg! (Er blickt siegesgewiß in die Runde) Was haltet ihr davon?

Kohle (nickt bedächtig): Das kann funktionieren!

Wolle: Aber wie willst du ohne Schlitten schnell genug vorankommen?

Der Weihnachtsmann (seufzt): Ich muß mal sehen, wie ich mich mit der Bahn durchschlage. Klar – einfach wird es nicht. Aber ich sehe keine andere Chance!

Die Schafe: Das kriegen wir hin! – Wir helfen dir! – Wer zieht mit los? – Wir müssen sofort aufbrechen.

Tatze: Immer langsam, Schafe! Ohne mich geht hier niemand alleine los. Kohle? Was ist der Plan?

Kohle: Danke, Tatze. Ja, ich denke, wir stellen mehrere Gruppen von Schafen zusammen, die gemeinsam mit dir nach Wundersdorf hineinziehen und sich dann auf die Haushalte verteilen.

Fixi: Ich will zu Langenfelds!

Kohle (lächelt): Ok, das war ja klar! Aber bring keine Kleidung von Teresa mit. Da paßt der Weihnachtsmann nicht rein!

Alle lachen und beginnen mit der Organisation der Spürtrupps.

 

ENDE

 

Cornelie Becker-Lamers

 

Ja, so geht’s zu in Wundersdorf. Ob der Plan aufgehen wird? Am nächsten Sonntag erfahren wir mehr …

Ein Trackback/Pingback

  1. Pulchra ut Luna › Das Orgateam (3/4) on Sonntag, 13. Dezember 2020 um 15:28

    […] Kuchenteller. Sie unterhalten sich über ihre jüngsten Erlebnisse mit den Schafen. Wir erinnern uns: Die Security des BER, auf dem der Weihnachtsmann soeben aus Skandinavien gelandet war, wollte den […]

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