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Adventskalender Flashback: St. Hilary‘s Church 2

Eine „typisch englische Kirche“ habe ich gestern geschrieben. Und das hat mich darauf gebracht, für die Leser außerhalb Weimars, bevor wir heute nach St. Hilary in Cornwall zurückkehren (man kann das so verkürzt sagen, denn auch die politische Gemeinde heißt so!), auf etwas hinzuweisen: Wir haben hier bei uns auch eine „englische Kirche“! Ja, wenige hundert Meter von dem Ort, an dem ich dies schreibe, entfernt steht die heutige „Kreuzkirche“ (in der die Cäcilini schon mehr als einmal aufgetreten sind, während und nach der Phase ihres erzwungenen „Exils“…), die ursprünglich im Jahr 1899 als Kirche für Weimars damals hinreichend große anglikanische Gemeinde gebaut wurde, um dann leider Gottes schon 1914 wegen des Ersten Weltkrieges wieder geschlossen zu werden. Nach einigen Jahren des Leerstands wurde dann aus „St. Michael and All Angels“ die evangelische Kreuzkirche. Ja, wir haben (fast) alles hier, in unserem Weltkulturdorf, oder hatten es zumindest; inwiefern wir immer in der Lage sind, mit derartigem Erbe angemessen umzugehen, ist allerdings mindestens so ungewiß, wie es der zeitgenössische Umgang mit der je vorfindlichen Kultur und ihren „Produzenten“ ist – aber das ist ein anderes, leider immer noch und wieder aktuelles Thema…

Kreuzkirche Weimar, Gesamtansicht aus Richtung Shakespearestraße
(Bild: Wikimedia Commons, Ghostwriter123)

Jedenfalls wollten wir ja heute auf die Inneneinrichtung von St. Hilary in Cornwall schauen, wobei ich bei den folgenden Bildern zu berücksichtigen bitte, daß meine Tochter leider nur ihr (ziemlich altes) Handy zur Verfügung hatte, was bei wenig Licht halt keine besseren Ergebnisse ermöglicht hat, bitte sehen Sie uns das nach.

St. Hilary, Innenraum (Bild: Franziska Lamers)

 

St. Hilary, Mittelgang (Bild: Franziska Lamers)

Sie sehen schon hier: Der recht niedrige Kirchenraum verfügt über mehrere Altäre, allerlei Ausstattung und – eine Kinderecke… 🙂

St. Hilary, Kinderecke (Bild: Franziska Lamers)

Kunsthistorisch besonders relevant sind aber die Gemälde im Stil der sog. Newlyn-School einem cornischen Teil der ‚plein air‘ Bewegung in der Malerei des frühen 20. Jahrhunderts.

St. Hilary, Monument (Bild: Franziska Lamers)

 

St. Hilary, Bemaltes Chorgestühl (Bild: Franziska Lamers)

Diese besondere Ausstattung geht auf die Ehefrau von Bernard Walke, des langjährigen Geistlichen (ab 1913) an St. Hilary zurück: Annie Walke, die zusammen mit anderen Mitgliedern der „Lamorna Group“ hier tätig war.

St. Hilary, Kruzifix (Bild: Franziska Lamers)

 

St. Hilary, Madonnenschrein (Bild: Franziska Lamers)

Und just mit dem Wirken der Walkes in und um St. Hilary hängt auch die „unglaubliche Geschichte“ zusammen, die ich Ihnen gestern versprochen habe. Anfang der 1930er Jahre wurde nämlich offenbar so mancher und manchem das alles ‚ein wenig viel‘, was da bei ihnen in der Provinz geschah: Künstler, die für die Kirche arbeiten (die seit dem Neubau 1853 -55 eben relativ „leer“ geblieben war), ein Pfarrer, dessen geistliche Theaterstücke als erste ihrer Art von der BBC gesendet wurden, das war vermutlich schon genug, aber als B. Walke dann wohl auch noch mit einer Art Eucharistischer Anbetung begann (vgl. hier) war der Vorwand gefunden, handgreiflich zu werden.
Und so kam es am 8. August 1932 zum Überfall radikal-protestantischer Bilderstürmer unter Führung einer gewissen Anna Maria King auf St. Hilary, dem etliche Kunstwerke zum Opfer fielen.
Ja, 1932, nicht 1532.
Man faßt es nur schwer, aber das ist das historische Faktum. Die Gerichtsakten des „St. Hilary case“ gibt es noch, aber sie harren wohl noch der historischen Bearbeitung.

Übrigens gibt es hier keinen Grund zu katholischer Selbstgefälligkeit: „Unser“ letzter Bildersturm, die Verwüstung etlicher Kirchen in Folge absichtsvoll einseitig interpretierter Beschlüsse des 21. Ökumenischen Konzils ist nochmal etwa 30 Jahre jünger und seine Folgen, auch in unserer Pfarrkirche, sind noch lange nicht beseitigt…

Nun, wollen wir uns vorläufig damit beruhigen, daß in St. Hilary in Cornwall:

More recently, some of these [works of art] have been restored, and the devotional Anglo-Catholic atmosphere has been reinstated.

St. Hilary, Madonna (Bild: Lyn McLachlan)

Hoffen wir darauf, daß bald überall, wo das nötig ist, eine „andachtsvolle katholische Atmosphäre“ wieder hergestellt werden kann, verabschieden uns (vorläufig) von St. Hilary und begeben uns ab morgen endlich in die Schreibwerkstatt des Bischofs von Aquileia Mitte des 4. Jahrhunderts!

St. Hilary, Vermeldungen (Bild: Franziska Lamers)

Adventskalender Flashback: St. Hilary‘s Church 1

Wie gestern angekündigt beginnen wir heute und morgen noch nicht mit Texten aus der ‚Regula‘ des Fortunatianus, sondern erst zum ersten Adventssonntag am kommenden 3. Dezember.

Wir werfen stattdessen einen besonderen Blick zurück auf den Adventskalender des vergangenen Jahres mit dem Hl. Hilarius von Poitiers. Denn über Ostern 2017 hatte meine große Tochter Gelegenheit, anläßlich eines Besuchs bei ihrer Tante in Cornwall den gleichnamigen Ort und darin eine bezaubernde kleine Kirche zu besuchen, die dieses Patrozinium trägt. Und diese Kirche ist einfach soowas von typisch englisch! Aber schauen Sie selbst:

St. Hilary, Cornwall (Bild: Franziska Lamers)

St. Hilary, Cornwall (Bild: Franziska Lamers)

Ältester noch erhaltener Teil des ursprünglichen Bauwerks, das rechtlich ursprünglich zur Abtei auf dem berühmten St. Michael‘s Mount gehörte, ist der Turm, das Kirchenschiff fiel im Jahre 1853 einem Brand zum Opfer, wurde aber, wie man sieht, sehr stimmungsvoll und eben typisch wieder aufgebaut.

St. Hilary, Cornwall (Bild: Franziska Lamers)

St. Hilary, Cornwall (Bild: Franziska Lamers)

Morgen schauen wir verstärkt auf die interessante Innenausstattung, zu der es eine abenteuerliche Geschichte gibt!

Aber heute können wir uns, mitten im Winter-Grau an einer Frühlingsreminiszenz laben; vielleicht paßt es aber ja ganz gut in diese Zeit, daß sie vom Kirchhof stammt…

St. Hilary, Cornwall, Kirchhof (Bild: Franziska Lamers)

Der Adventskalender mit Fortunatianus von Aquileia, Vorabend

Wieder einmal wechselten im Laufe des sich nun neigenden Jahres die Ideen für den Adventskalender 2017 gleich mehrfach – schon das ist immer wieder so etwas wie ein Abenteuer… 😉

Nun, zum (hoffentlich!) guten Ende bin ich erneut bei einem Autor der Spätantike „hängen geblieben“: Fortunatianus von Aquileia.

Viel ist es nicht, was man von diesem frühen Bischof der damals so fast unvorstellbar viel wichtigeren Stadt Aquileia ganz im Norden von Italien, im heutigen Friaul-Julisch-Venetien, weiß, außer daß er wohl afrikanischen Ursprungs war, um 300 geboren sein dürfte und nach 358 (letzte Erwähnung) gestorben ist.
Der Hl. Hieronymus erwähnt ihn dreimal, anders als dieser hat er es aber nicht zum Status eines heiligen Kirchenlehrers gebracht, obwohl man mittlerweile davon ausgeht, daß der ebenfalls bei Hieronymus erwähnte Verdacht der arianischen Häresie mindestens nicht durchgängig zutrifft (andernfalls hätte ich ihn ja auch auf PuLa gar nicht vorkommen lassen!).

Fortunatianus‘ Bedeutung liegt in dem Werk beschlossen, daß er uns hinterlassen hat, der „Regula evangeliorum quattuor“.

„Codex 17“, Titel (Bild: CEEC [Codices Electronici Ecclesiae Coloniensis])

Und dabei handelt es sich um nichts weniger als den frühesten lateinischen Evangelienkommentar, den wir besitzen! Mindestens ein früherer Autor ist bekannt (der Hl. Victorinus von Poetovio, den Fortunatian wohl auch benutzt hat), aber sein Evangelienkommentar ist nicht auf uns gekommen. Und so hat Fortunatianus, der wohl selbst nicht allzugut Griechisch konnte, eine besondere Bedeutung als Bindeglied zwischen der großen und bedeutenden griechischen Auslegungstradition (Origenes, Hippolyt) und der beginnenden westlichen Tradition.

Einige Zeit wurde sein Werk vor allem im räumlichem Umfeld seiner Entstehung genutzt, um dann weitgehend in Vergessenheit zu geraten, die letzte Erwähnung (aber ohne daß das Werk vorlag!) stammt aus der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts.
Und obwohl im Verlauf des 20. Jahrhunderts einige Fragmente publiziert werden konnten blieb das auch weitestgehend so, bis 2012 der Evangelienkommentar wieder entdeckt wurde.
Dabei war er zu diesem Zeitpunkt schon 10 Jahre veröffentlicht.
Wie das, fragen Sie sich? Das ist ein Resultat der elektronischen Veröffentlichungspraxis der Universitätsbibliothek Köln. Diese hatte nämlich den „Codex 17″ aus der Bibliothek des Kölner Doms zu diesem Zeitpunkt bereits digitalisiert und im Netz verfügbar gemacht.
Aber erst im Jahr 2012 wurde er von Lukas Dorfbauer als das erkannt, was er ist! Mittlerweile liegt eine Kritische Ausgabe vor und, was für uns besonders wichtig ist, eine frei zugängliche englische Übersetzung, die wir Hugh Houghton von der Universität Birmingham verdanken, und die dem folgenden zugrunde liegt.

Ich finde, das sind die schönsten Geschichten, die Wissenschaft so schreibt. Und wer würde im Thüringer Umfeld nicht an die Wiederentdeckung von Predigten des Hl. Augustinus denken, die 2007/8 in der Erfurter „Amploniana“ gefunden wurden?!

Regula „Incipit“ (Bild: CEEC)

Und nun fügt es sich gut, daß der Kommentar des Fortunatian zwar unvollständig (und auch unvollständig erhalten) ist, zum größten Teil aber das Evangelium nach Matthäus behandelt, aus dem wiederum die Mehrheit der Evangelientexte in der Leseordnung des Advent entnommen sind. Es bleiben allerdings manche Lücken, obwohl Fortunatianus auch Abschnitte des Lukasevangeliums behandelt hat.
Wie ich einige dieser Lücken schließe weiß ich schon – von anderen weiß ich es noch nicht, während ich dies schreibe.
Ich glaube, dies ist der Zeitpunkt, zu „gestehen“, daß die Adventskalender auf PuLa durchaus nicht etwa fertig sind, bevor die Veröffentlichung beginnt, hüstel!
Nein, wenn ich in den Vorjahren gelegentlich geschrieben habe: „…mal sehen, wohin uns das führt“, dann war das die volle Wahrheit, ich wußte es selbst noch nicht so genau, und so ist es heuer auch!
Wer weiß, wenn ich, deo volente, mal in Pension sein sollte, dann ändert sich diese Herangehensweise vielleicht, vielleicht aber auch nicht. 🙂 Jedenfalls habe ich dann, für die Experten sei es gesagt, vielleicht auch die Zeit, die Bibelstellen in der Form der vetus latina zu präsentieren, denn Fortunatian hatte noch nicht die Vulgata zur Verfügung, im Jahr 2017 geht das aber nicht, da soll in bewährter Weise wieder die echte (!) Allioli-Übersetzung einen Hauch der Nähe zum Latein bringen und die Kommentartexte werde ich mich bemühen, aus dem Englischen zu übertragen.

Kleiner Vorgeschmack gefällig (Evangelium zum 30.11.2017)?

Als aber Jesus am galiläischen Meere wandelte, sah er zwei Brüder, Simon, der da Petrus genannt wird, und Andreas, seinen Bruder, wie sie ihr Netz in‘s Meer warfen; denn sie waren Fischer.
Und er sprach zu ihnen: Folget mir nach, so will ich euch zu Menschenfischern machen!
Sie aber verließen alsbald ihre Netze, und folgten ihm nach.
Und als er von da wegging, sah er zwei andere Brüder, Jacobus, den Sohn des Zebedäus und Joannes, seinen Bruder, in dem Schiffe mit Zebedäus, ihrem Vater, welche ihre Netze ausbesserten; und er rief sie
Sie aber verließen alsogleich die Netze und ihren Vater, und folgten ihm nach.
[Mt 4,18-21]

Als er aber an dem See Genezareth vorüberging, sah er zwei Brüder. Er ruft Petrus und Andreas herbei, damit diejenigen, die Fische fangen, zu Menschenfängern werden. Denn so wie Fische durch ein Netz aus der Tiefe gehoben werden, so werden die Menschen durch die Unterweisung Gottes und durch ihre Verkündigung aus den tiefen Irrtümern der Welt herausgehoben, das heißt, sie werden ans Licht gebracht.
Ähnlich sah er zwei andere Brüder, Jakobus und Johannes. Diese zwei Brüder, noch ehe sie die Worte hörten, „Wer immer Vater oder ihre Mutter mir vorzieht, ist meiner nicht würdig“ (Mt 10,34) erfüllten diese Worte: Tatsächlich verlassen sie ihren Vater und das Netz und sie folgen Jesus.
M. XVI.

Am Ende der Texte zum ‚Vorabend‘ steht sonst ja regelmäßig der Satz: „Morgen geht‘s los“. Tut es aber nicht. Denn in diesem Jahr ist der Beginn des Advent kalendarisch ja ein wenig eigentümlich. Wir beginnen also am 3. Dezember, dem ersten Adventssonntag (und dann ‚verrate‘ ich Ihnen auch, was ich mir dieses Jahr zur Illustration ausgedacht habe! 🙂 )
Vorher, also morgen und übermorgen gibt es – etwas anderes! 😉

Gereon Lamers

 

Wie – ausgefallen? Martinsspiel 2017 in Herz Jesu Weimar

Wie – ausgefallen?

Martinsspiel 2017 in Herz Jesu Weimar

Das Martinsspiel, das zum diesjährigen Geburtstag Martin Luthers am 10. November in Weimar den ökumenischen Umzug eröffnete, heißt „Das ausgefallene Martinsspiel“ und handelt von der Vorbereitung eines Martinsspiels, die nicht stattfinden kann: Bis auf die Verkörperung des Titelhelden erscheint kein Mitspieler zur Probe, weil alle stattdessen lauter gute Werke tun. Fazit: Das Martinsspiel hat gerade deshalb stattgefunden, denn der Bettler lebt auch heute und „hat viele Gesichter“. Ein also gar nicht so ausgefallenes, sondern vielmehr typisch intellektualisiertes Spiel, wie es derzeit üblich ist. Es bietet zwar weniger fürs Auge, weil der rote Mantel nur auf dem Bügel hängt, dafür die Moral von der Geschicht umso expliziter. In der Fotostrecke unserer Lokalzeitung kann man einen kleinen Eindruck der Aufführung gewinnen, hier.

Und dann ging der Umzug los. Man hatte Alexander Voynov angeheuert, einen von Galeriefesten und privaten Feierlichkeiten her stadtbekannten Akkordeonisten und – wie er sich selber nennt – Alleinunterhalter. Wie man ebenfalls auf der Fotostrecke sieht, hat sich der wackere Musikus sein Brot auch an jenem frühen Abend des 10. November 2017 redlich verdient und unverdrossen aufgespielt (besonders schön zu sehen auf den Fotos 14 und 15, aber auch 16 und etwas versteckter auf Bild 20).

Ich weiß allerdings nicht, was. Ich kenne Herrn Voynov schon fast so lange, wie er in Weimar lebt und habe ihn einige Male spielen und singen hören. Martinslieder waren umständehalber bisher nicht dabei – aber da der Künstler, wie er schreibt, sein jeweiliges Programm „ganz nach den individuellen Wünschen des Veranstalters“ gestaltet müßte er ja diesmal welche gespielt haben.

Gesungen hat allerdings niemand. Das sieht man ebenfalls auf den Fotos – und das habe ich live gehört, denn ich habe erstmals einen Martinsumzug als Zuschauerin erlebt – auf meinem Weg zur Liszt-Apotheke in der Steubenstraße nahe der katholischen Kirche, und aus der Apotheke heraus, in der die Mitarbeiterinnen bei offener Tür ratlos den nahezu lautlosen Zug betrachteten.

Nun weiß ich natürlich nicht, seit wieviel Jahren der Martinsumzug in Weimar schon weitgehend stumm vonstatten geht. Denn wenn ich mitgegangen bin, war ich ja immer in einer Traube singender Kindergartenkinder oder Cäcilini und sang selber mit gut vorbereiteten Erzieherinnen oder singenden Müttern singender Cäcilini im einstimmigen Chor. War es 50 Meter hinter uns auch damals schon stumm? Ich habe mich das in diesem Jahr erstmals gefragt. Die Tatsache, daß die Apothekerinnen das Nicht-Singen der kleinen Laternenkinder und ihrer Eltern und Betreuer eigens kommentierten, spricht eher dagegen. Aber sicher kann ich es nicht sagen.

Was ich hingegen sicher weiß, ist, daß es sich nicht wiederholen darf. Und daß ein achselzuckender Hinweis auf „Diaspora halt“ eine Ausrede ist, mit der man sich in sehr schlechte Gesellschaft begibt. Denn der Zug war ja lang und es waren viele Menschen dabei. Sie sangen nur eben nicht.

Wenn sich also das Singen im Laternenumzug zu Sankt Martin nicht (mehr) von selber ergibt – und offenbar kann man sich darauf nicht (mehr) verlassen – dann muß es organisiert werden ähnlich dem Gesang unserer Fronleichnamsprozession. Die Anforderungen liegen für den Martinsumzug etwas anders, sind aber zu bewältigen. Man braucht nur genügend Leute, die in einem abgesprochenen Abstand voneinander mit dem Zug mitlaufen und in kleinen Gruppen singen, damit andere sich dranhängen können: Kinder und (Wo)manpower eben. Das läßt sich organisieren, wenn man nicht, wie es natürlich in unserer Pfarrei seitens hochwohllöblicher “Beauftragter” sofort schon wieder geschieht, von vorneherein die Flinte ins Korn wirft.

Man sollte sich vor Augen führen, worum es geht. Im Rheinland ist man gerade dabei, den Martinsumzug als immaterielles Weltkulturerbe von der Unesco anerkennen zu lassen. Vor sechseinhalb Wochen, am 16. Oktober 2017, wurde der entsprechende Antrag eingereicht. Man argumentiert mit dem Gesamtpaket kultureller Rituale, die sich um das Martinsfest ranken und alle Lebensbereiche einbeziehen: Von der spielerischen Aktualisierung der im Prinzip feststehenden, wie auch immer modifizierten Martinslegende über die Inszenierung eines Lichterfestes im Martinsfeuer oder zumindest im Umhertragen selbstgebastelter Laternen und die Zubereitung und Verteilung speziellen Gebäcks bis hin natürlich zu einer ganzen Reihe von Liedern, die das ganze Spektakel begleiten und die Inhalte von Legende und eigenem Tun in der Widerspiegelung noch einmal verdoppeln: „Ich geh mit meiner Laterne“.

Interessant fand ich, in dem oben verlinkten Beitrag des WDR zu erfahren, daß ein vor über 30 Jahren aus Sri Lanka eingewanderter Elekromeister eine treibende Kraft bei der Idee zur Beantragung der Anerkennung des Martinsfestkomplexes als immaterielles Weltkulturerbe war und ist (vgl. den Radiobeitrag zwischen Minute 0:55 und 1:35). Den Vater dreier Kinder beeindruckte die Stimmigkeit des Festes und als zunächst Außenstehender erkannte er es – so muß man vermuten – besser als wir selber in seiner Besonderheit. In bewußter Abgrenzung zum vor rund zwei Jahrzehnten in Europa bekanntlich von der Verkleidungsindustrie implantierten Halloween erkannte der Einwanderer im Martinsfest einen besonderen Schatz seiner Wahlheimat.

Wir sollten ihm darin nicht nachstehen.

Cornelie Becker-Lamers, Weimar

Im Westen was Neues: X 451

Was es doch für angenehme Überraschungen gibt! Da flattern einem, von einer netten Mail angekündigt, einige Exemplare einer ganz außergewöhnlich erfreulichen neuen Publikation ins Haus, einer katholischen Publikation, versteht sich:

Ein Tee mit guter Lektüre (eigenes Bild)

Es handelt sich um „X 451, Fanzine des katholischen Glaubens“ und es wird herausgegeben von dem sehr geschätzten Kollegen Sebastian Berndt (Dr. theol. S. Berndt, notabene), dessen Blog „Metal und Christentum“ hier auch schon zitiert wurde.
Das „X“, Kenner haben es natürlich sofort bemerkt, ist eigentlich ein Chi und damit der erste griechische Buchstabe in ‚Christus‘; 451 aber meint das Jahr 451, in dem das Konzil von Chalkedon die Lehre von Jesu einer Person in zwei vollständigen Naturen, einer menschlichen und einer göttlichen festgelegt hat.

X 451, Oktober 2017 (eigenes Bild)

Der Inhalt bestätigt vollauf den positiven Eindruck, den man von diesem genial gewählten Titel gewinnt, nicht zuletzt aufgrund des „marianischen roten Fadens“, der sich vielseitig und abwechslungsreich durch die Publikation zieht! Mir hat der sehr persönliche Beitrag des Herausgebers: „Wie ich lernte den Rosenkranz zu lieben“ (S. 10) ganz besonders gut gefallen, sicher auch, weil ich die darin geschilderten Erfahrungen in weiten Teilen so gut nachvollziehen kann (vgl. hier).

In Weimar werden Sie das Heft vielleicht bald wiedersehen, denn Hw. Pfr. Gothe hat auch einige Exemplare erhalten.
Auf jeden Fall rate ich dazu, sich ein Heft zuzulegen (oder auch mehrere, wenn Sie wissen, wen es sonst noch freuen könnte, wir haben mit der Verteilung bereits begonnen!). Es ist nämlich, neben dem schönen Gehalt, auch wirklich wunderbar gestaltet und analoges Lesen liegt ohnehinvoll im Trend… 😉
Bitte wenden Sie sich dazu unter folgender E-Mail-Adresse an den Herausgeber: fanzine@X451.de

Wir sagen jedenfalls einen herzlichen Dank und freuen uns schon auf die nächsten Nummern!

Hinterlegt ein Fenster aus dem Heiligtum von Fatima (eigenes Bild)

Gereon Lamers

Das Weltkulturerbe

Das Weltkulturerbe

Ein Sketch für fünf Personen und beliebig viele – ja! leider:
Statisten auf der Straße

 

Wundersdorf/ Oderbruch. Am Vorabend des 11. November 2017. Durch die schmalen, aber durch Halteverbote geräumten Straßen des kleinen Städtchens wälzt sich, flankiert von Polizeiwagen mit Blaulicht am Straßenrand und vorneweg, ein gigantischer, jedoch gänzlich ’stummer‘ Laternenumzug von der katholischen Kirche Maria Hilf! zum Marktplatz mit der großen Marktkirche in der Innenstadt. Mit knapper Not schafft es Hanna am Zug vorbei in die nach dem berühmten Orgelbauer benannte Buchholz-Apotheke, in der die Mitarbeiterinnen bei offener Tür in der milden Herbstluft stehen und dem Umzug zusehen. Alle begrüßen sich höflich und Hanna stellt sich am Tresen an.

 

Die erste Mitarbeiterin (zu den andern): Irjendwie fehlt wat …

Die zweite Mitarbeiterin: Ick muß ooch sagen … die ham doch sonß jesungn?!

Die dritte Mitarbeiterin: „Wer reitet so spät durch Schnee und Wind“ …

Die erste: Neee – det is wat andret!

Die dritte (verteidigt sich): Na, so jing det doch! Die Jeschichte von den Heiljen uff dem Pferd!

Die zweite: Der denn sein’n Mantel teilt?

Die dritte (überzeugt): Jaaa!

Die erste: Und denn is am Schluß der Junge dot!

Die zweite: Welcher Junge?

Die erste: Na, der mit uff den Pferd sitzt – war det nich so?

Ein Kundin (mischt sich ein): Det kann nich sein! Heilje ham doch keene Kinder!

Die erste (unsicher): Damals ooch schon nich?

Die dritte: Außerdem – der hat doch den Bettler jeholfen, darum jing et doch!

Die zweite: Wie – der war ooch noch mit uff den Pferd?

Die dritte: Nee! Der saß ebm im Schnee … jloob ick … (sie winkt ab) Ick weeß nich mehr!

Die Kundin: „Er faßt ihn sicher, er hält ihn warm“! Daran kann ick mich noch erinnern! Die Zeile hab ick immer jeliebt!

Die erste: Aber weil er nur noch den halben Mantel hat, stirbt der Junge trotzdem!

Die dritte: Furchbar!!! (Sie schließt die Tür.) Schon besser, det se de Kinder sowat nich mehr singn lassn!

Hanna (ergreift das Wort): Ich glaube, Sie haben da zwei Geschichten vermischt – das mit dem Heiligen geht eigentlich gut aus.

Die Kundin (seufzt): Tja! In Weimar müßte man wohnen!

Die erste: Wieso in Weimar?

Die Kundin: Na – da wissen die det bestimmt alle, wie det zusammhängt – is det Jedicht nich von Joethe?

Die zweite: Der Joethe hat wat über Heilje jeschriem? Wußt ick jar nich! Aber wenn Sie det sagen, wird’s schon stimmen! (Sie wendet sich Hanna zu): Was hätten Sie denn gern?

Hanna (einer plötzlichen Eingebung folgend): Ein Liederbuch!

 

 

ENDE

 

Cornelie Becker-Lamers, Weimar

 

Ja, so geht’s zu in Wundersdorf. Bloß gut, daß die Dame ganz recht hat und höchstwahrscheinlich zur Zeit in Weimar tatsächlich noch alle Leute den „Erlkönig“ von „Sankt Martin“ unterscheiden und beide Geschichten leidlich detailgetreu nacherzählen können.

Am 31. Oktober 2017…

EDIT: Zu diesem Beitrag gab es vor wenigen Tagen einen wertvollen Kommentar aus lutherischer Sicht. Sie finden ihn, natürlich, im Kommentarbereich, aber auch am Ende des Beitrags, mit einer kurzen Antwort. GL, 25.11.2017

Am 31. Oktober 2017

sitze ich nicht ab 15.00 Uhr in unserer Pfarrkirche, obwohl ich die Ausführenden des „Geistlichen Konzerts zum Reformationsjubiläum“, das dort stattfindet, überaus schätze und obwohl ich vor kurzem einem ganz wunderbaren Konzert des Landesjugendchors Thüringen lauschen durfte, das unter der Überschrift: „Lutherisches Jubelgeschrey“ (sic!) stand, was meine grundsätzliche Toleranz gegenüber Musik im Kontext der Reformation wohl hinlänglich unter Beweis stellen dürfte.
Nur daß jenes Konzert auf der Wartburg stattfand und nicht in einer katholischen Kirche, wo es für mein Empfinden an diesem Tag und mit diesem sozusagen gänzlich unökumenischen Programm (J. S. Bach ‚Clavierübung dritter Teil‘) nicht hingehörte, schon weil es in unserer religiös so erschreckend ungebildeten Gegend einmal mehr den falschen Eindruck von ‚Ist ja alles nicht mehr so verschieden‘ zu erwecken geeignet ist.Vor allem aber bleibt es dabei: Für Katholiken gibt es nichts zu feiern und deswegen ist jeder Bezug auf ein „Jubiläum“ eben deplaziert.

Am 31. Oktober 2017 ist das aber nicht mein vorherrschendes Empfinden, sondern das ist Erleichterung. Erleichterung darüber, daß der Tag nun endlich heran und bald vorbei ist, mit dessen Herannahen wir nun sage und schreibe zehn Jahre (!) traktiert worden sind. Freilich, Rückblicke werden uns mindestens den Rest dieses Jahres noch sattsam begleiten, aber aus reiner allseitiger Erschöpfung und den obwaltenden Mechanismen der Aufmerksamkeitsökonomie dürfte jetzt bald doch wieder relative Ruhe herrschen.
Hier in Mitteldeutschland („Kernland der Reformation“…) war es zum Schluß wirklich nur noch schwer auszuhalten und sorgte nach meiner Beobachtung auch oder gerade bei überzeugten Protestanten für Irritation. Was soll man z.B. davon halten, wenn man am Weimarer Hauptbahnhof (ja, Weimar hat mehrere Bahnhöfe! 😉 ) mit dem schwer bepackten Fahrrad aus dem Aufzug kommt und gar nicht anders kann, als auf einer Silhouette ‚des Reformators‘ herum zu fahren und zu treten?

Weimar Hbf., Ausblick aus dem Aufzug zu den Gleisen (eigenes Bild)

Da wohl auszuschließen ist, daß heimliche Lutherhasser (am Ende gar die „calvinisch Rott“ aus einem der Musikstücke des Konzerts auf der Wartburg? 🙂 ) hier die Gelegenheit zu einer symbolischen Demütigung liefern wollten, muß man es wohl als ein weiteres Indiz werten für die weitestgehende Gedankenlosigkeit eines Marketinghype, der sich des Datums bemächtigt hatte. Man vergleiche dazu die Sensibilität in manchen jüdischen Kreisen, die die bekannten „Stolpersteine“ zum Gedenken an deportierte Juden im „Dritten Reich“ als Mißachtung des Angedenkens ablehnt, weil hier symbolisch auf Juden „herumgetrampelt“ werde.

Am 31. Oktober 2017 mag man es als ironischen Schlußpunkt werten, wenn der (protestantische) Kirchenhistoriker Volker Leppin ausgerechnet auf „katholisch.de“ mit sehr guten Gründen feststellt, der Thesenanschlag, für dessen Historizität es in letzter Zeit doch wieder Argumente gegeben zu haben schien, habe eben doch aller Wahrscheinlichkeit nach nicht stattgefunden (hier). So etwas paßt jedenfalls zu einer weitgehend innerprotestantischen Debatte, die zuletzt immer unübersehbarer wurde und schließlich nur noch die Bezeichnung Kakophonie verdiente. Da erklärte der (ebenfalls protestantische) Göttinger Kirchenhistoriker Thomas Kaufmann das ganze Unternehmen kurzerhand für „vergeigt“. Schuld daran sei die Tatsache, daß es sich um das erste Reformationsjubiläum handele, daß nicht Professoren, sondern Kirchenbeamte geplant hätten. Der wohl prominenteste ‚Kirchenbeamte‘ der EKD, der hier ja gut bekannte Thies Gundlach keilte zurück, eben diese Professoren hätten in einer „grummeligen Meckerstimmung“ die Kirchenleitungen alleingelassen in ihrem Bemühen um eine Vergegenwärtigung Luthers.
Wieder andere Stimmen meinten, man solle sich doch über die erneute kulturprotestantische Aneignung aller möglichen schönen Dinge (Konzerte, renovierte Kirchen, neue Bücher…) freuen, jegliche Vergegenwärtigung sei doch ohnehin eine Chimäre (hier und hier).
Letzteres dokumentiert offenkundig eine Form geistlicher Selbstaufgabe, die man nur bedauern kann. Nun liegt mir wirklich nichts ferner, als etwa aus katholischer Provinzsicht so etwas wie eine Bilanz des Jahres (bis hierhin) oder gar der „Dekade“ zu versuchen. Das wäre nicht nur ein geradezu absurdes Sich-Überheben, nein, dieser Verzicht liegt vielmehr in der Natur dessen, was ich oben gesagt habe: Für ‚uns‘ gibt es nichts zu feiern, was eben auch heißt, es ist einfach nicht unsere Veranstaltung, sondern die der Protestanten und es ist dementsprechend auch zuerst an ihnen, sich über Verlauf und etwaigen Ertrag der ganzen aufwendigen Angelegenheit Rechenschaft zu geben.
Zudem gilt, die Tatsache, daß es nicht zu einer wie auch immer gearteten geistlichen Massenbewegung gekommen ist, ist alles andere als ein Grund zur Schadenfreude und das nicht nur, weil diese ohnehin kein edles Empfinden ist. Nein, denn wenn so etwas möglich gewesen wäre, hätte man zwar feststellen müssen, man fände die Richtung dieser Bewegung falsch – aber immerhin wäre deren Möglichkeit erwiesen worden. So hingegen, nach diesem so absolut erwartbaren Ausgang wird man getrost weiter davon ausgehen können, die DBK würde so etwas ganz ebensowenig bewirken können, wie es die EKD konnte.

Am 31. Oktober 2017 empfinde ich persönlich nichtsdestotrotz auch Dankbarkeit für diese 10 Jahre, weil sie mich, sogar dienstlich, ganz besonders 2017, zur verstärkten Beschäftigung mit und Reflexion über das Phänomen ‚Reformation‘ quasi gezwungen haben; ja, ich bedauere, nicht früher und intensiver damit angefangen zu haben, ist mir doch das Katholische mit dieser Beschäftigung nur stetig lieber und wertvoller geworden und ich habe noch besser begriffen, warum das so ist.
Dieser Prozeß dauert an und es würde heute abend viel zu weit führen, seine vielen Facetten auch nur anzudeuten. Stattdessen wird PuLa Ihnen demnächst im Kontext der Wirkungen der Reformation hier in Mitteldeutschland wieder einmal ein Stück echter historischer Aufklärung präsentieren (Merke: So verstandene Aufklärung hat nichts mit dem gleichnamigen ideologisch-historischen Konstrukt zu tun! 🙂 ) und erneut aufzeigen, wie in diesem Zusammenhang auch heutzutage noch apologetische Absicht historische Darstellung färbt, ja sogar offenkundig falsches behauptet; ‚close reading‘ ist wieder angesagt!

Gereon Lamers

 

PS: Stichwort Thies Gundlach: Haben Sie das verfolgt? Er ist jetzt der ‚Mann an ihrer Seite‘, an der Seite von Kathrin Göring-Eckardt nämlich (hier) und damit möglicherweise bald der „Lebenspartner“ (denn „natürlich“ waren beide vorher anderweitig verheiratet 🙁 ) einer Bundesministerin. Nicht, daß ich persönlich das für einen guten Einfluß halten könnte.

Zum Kommentar von Dr. R. Kipper:

„‚Für Katholiken gibt es nichts zu feiern‘ – völlig einverstanden. Aber: „Es ist einfach nicht unsere Veranstaltung, sondern die der Protestanten…“? Das halte ich nur eingeschränkt für richtig. Das Reformationsgedenken (um den Begriff „Jubiläum“ bewusst zu vermeiden) hat natürlich sehr viel mit der katholischen Kirche zu tun. Insofern hätte es Anlass zu intensiver selbstkritischer Reflexion sein können. Trägt die katholische Kirche doch eine mindestens ebenso große Verantwortung für die Reformation wie die Reformatoren. Bischof Algermissens Äußerung aus dem vergangenen Jahr, das Reformationsgedenken müsse für Katholiken „Anlass zu Besinnung, Schuldbekenntnis und Umkehr“ sein, weist in diese Richtung.“

 

Danke für diese Bemerkungen. Zunächst: genauso ist es, die Aussage mit der „Veranstaltung der Protestanten“ war auch nur sozusagen „eingeschränkt“ gemeint, eingeschränkt nämlich auf den wenn man so will „lauten“, affirmativen, den „Jubiläums“-Teil eben, den ich, wohlgemerkt, für unvermeidlich gehalten habe – wer seine Gründung nicht feiern möchte, könnte sich auch gleich auflösen…
Weiter habe ich auch nichts gegen Anlässe zu „Besinnung, Schuldbekenntnis und Umkehr“, gar nicht. Es wird freilich nicht erleichtert, wenn die ‚andere Seite‘ (auch) gerade ‚feiert‘, nicht wahr?
Allerdings bin ich sehr der Meinung, störender als dies war und ist vermutlich die allseits verbreitete Haltung, nun müsse aber doch mal „Schluß sein, mit dem alten Kram“, die jedenfalls unterhalb des Spitzen-Niveaus der gegenseitigen Kontakte so furchtbar (sic!) verbreitet ist. Der Text, der unter dem Titel: „Erinnerung heilen – Jesus Christus bezeugen. Ein gemeinsames Wort zum Jahr 2017“ erschienen ist, erliegt, wie mir scheint, dieser Gefahr immerhin nicht ( hier, vgl. auch hier und hier)

Nicht mehr so recht einverstanden bin ich allerdings, was die „ebenso große Verantwortung der Katholischen Kirche für die Reformation“ angeht.
Zunächst einmal: Ja, natürlich gibt es die Kontinuität der damaligen römischen Kirche unter dem Papst mit der heutigen „Katholischen Kirche“. Aber es ist eben doch erforderlich darauf hinzuweisen, daß wir von letzterer nicht anachronistisch sprechen dürfen. Das, was wir heute darunter (auch) verstehen ist eben durch die Spaltung der lateinischen Christenheit in zwei große ‚konfessionelle‘ Bereiche in Folge dessen, was wir ‚Reformation‘ nennen, erst entstanden! Ergo ist es ein Denkfehler, Diskrepanzen zwischen Lehre und Praxis in der Kirche des späten Mittelalters als „katholisches Problem“ den reformatorischen „Lichtgestalten“ gegenüberzustellen und Katholiken heute einseitig vorzuhalten!
Derartige Probleme gab es ganz ohne Zweifel – wie es sie zu jeder Zeit in der Geschichte der Kirche gegeben hatte. Sie führten zu immer wieder neuen Reformanstrengungen und Reformerfolgen. Nur eben nicht zu einem neuen Kirchentum (und dann ganz schnell zu ganz, ganz vielen…).
Diese Verantwortung, die ich als Verdienst nicht werten kann, können wir, glaube ich, den damals Handelnden nicht nehmen.

 

Die Wolfsschutzmaßnahme

Die Wolfsschutzmaßnahme (Das Gingkobäumchen 2/2)

Ein Sketch für vier Personen, fünf Schafe, zwei Lämmchen und beliebig viele Schafstatisten

 

Wundersdorf, Oderbruch, am vergangenen Sonntagnachmittag. Wie besprochen, hat Richard unter der Woche bei Kolbinger in der Altlandsberger Chaussee ein junges Gingko-Bäumchen erworben und nun auf seinen Fahrradanhänger geschnallt. Gemeinsam mit seiner Frau Edith und seinen Töchtern Emily und Teresa radelt er (nicht ohne eine Thermoskanne heißen Tees im Rucksack) jetzt vor die Tore der Stadt. Die vier wollen mit den Schafen das Problem „Neuevangelisierung und überhaupt“ besprechen, welches sie neulich anläßlich einer Fernsehreklame andiskutiert haben. Während die Eltern geruhsam ihres Weges radeln, sind die Kinder schneller vorneweggefahren. Einige hundert Meter, bevor Richard und Edith den Abzweig zur Weide erreichen, kommt Teresa ihnen schon wieder entgegen.

Edith: Was ist los?

Teresa: Die Schaftrift ist gesperrt.

Sperrung Schaftrift (eigenes Bild)

Richard (bremst; ungläubig): Was?

Teresa: Die Große Schaftrift ist gesperrt, Sackgasse, ohne Wendemöglichkeit für LKW. Da muß richtig was los sein. Emily guckt schon mal.

Keine Wendemöglichkeit (eigenes Bild)

Edith: Mit den Fahrrädern kommen wir bestimmt durch, aber der Anhänger ist jetzt natürlich blöd … (Skeptisch betrachtet sie das Gingkobäumchen.)

Richard: Papperlapapp. Wir werden schon irgendwie hinkommen. Ich fahr den Baum nicht wieder nach Hause! (Er tritt in die Pedale. Doch als sie zum Abzweig Schaftrift kommen, steht da in der Tat ein Schild, an dem Emily inzwischen auf die drei Nachzügler wartet.)

Emily: Alles halb so wild. Die Schafe bauen nur schon wieder irgendwas, und da stand wohl eine Weile der neue Pritschenwagen quer. Mit dem Fahrrad kommt man aber problemlos durch.

Edith (grinst): Na, das klingt ja vielversprechend.

Auf der Schafweide herrscht in der Tat (wie so häufig) reges Treiben. Alle Schafe sind so beschäftigt, daß sie die vier zunächst gar nicht bemerken. In Ruhe können Langenfelds beobachten, daß nicht nur einige Schafe einen ziemlich überdimensionalen Zaun hochziehen, sondern daß auch eine Gruppe um Flocke, Wolle, Kohle, Blütenweiß, Grauchen, Fixi und Huf eine – was ist das? – eine Heiligenstatue oder so etwas aufzurichten scheint. Irgendwo hat jemand eine kleine Musikanlage aufgestellt, auf der Amy Macdonald läuft.

 

Eine Weile schauen die vier zu. Dann:

Edith (im Terzenruf): Haaaal-looooo! Kooooh-leeee! Woooool-leeee! Fi-xiiiiiii! Huuuu-uuuuuf!

Kohle (blickt auf, blökt grüßend von weitem und kommt dann rasch mit einigen Schafen angetrabt): Hallo Edith, Richard, Emily und Teresa! Schreit doch nicht so, wir kommen ja schon! (Teresa, Fixi und Huf begrüßen sich.)

Edith: Was treibt ihr denn da? Das sieht ja gewaltig aus!

Wolle: Es ist wegen dem Wolf.

Huf (löst sich aus Teresas Umarmung): Wegen des Wolfes.

Richard (zu Huf): Schon gut. (Zu den andern): Aber was soll das alles bedeuten?

Flocke: Ein Wolf ist in der Gegend …

Kohle: … genau genommen eine Wölfin

Flocke: … eine Wölfin

Fixi: … mit Jungen …

Blütenweiß: … oder ein Rudel!

Grauchen: Jedenfalls hört man ständig von Überfällen auf die Schafherden in der Umgebung und der NABU schützt wieder nur den Wolf …

Wolle: … statt der Nutztiere!!!

Kohle: Die Terminatoren werden wieder mal den Multiplikatoren vorgezogen.

Edith (nickt): Klar!

Blütenweiß: Und da haben wir es mit der Angst zu tun gekriegt!

Emily: Ihr Armen! Ja! Ich habe in der Zeitung davon gelesen! Schlimm!

Edith: Dezimierte Herden, wo man hinschaut …

Richard: Aber was haben eure Aktionen damit zu tun … also das da drüben mit dem Zaun versteh ich ja noch …

Zaun (eigenes Bild)

Kohle (unterbricht ihn barsch): Papperlapapp! Zaun! (Er schnaubt.) Wölfe springen über anderthalb oder zwei Meter hohe Zäune, ohne mit der Wimper zu zucken! Das bringt überhaupt nichts!

Edith (ratlos): Ja … und jetzt? Ihr bleibt ungeschützt hinter diesem kniehohen Gatter, wo Teresa schon vor fünf Jahren einfach so drübergeklettert ist? (Sie sucht Teresa mit den Augen, die mit Fixi und Huf irgendwo Richtung Herde davongestromert ist.) Hat Tatze eine Fortbildung zum Herdenschutzhund gemacht? (Sie hält nach Tatze Ausschau, der unter der Tanne liegt und schläft.)

Grauchen (rollt die Augen): Tatze!

Wolle: Also nichts gegen Tatze, aber auf den können wir uns nicht verlassen.

Kohle (mit Betonung): Den schützen eher wir.

Blütenweiß (geheimnisvoll): Neinein! Tatze und unser Gatter sind ja nicht alles … Schaut! … (Sie lockt Emily, Edith und Richard mit einem Blick in Richtung Statue und läuft voraus).

Emily (klettert über das Gatter): Esel sollen ja auch helfen …

Flocke (steigt sofort auf das Thema ein): Ja! Genau! Das habe ich auch gesagt! Die schreien und vertreiben so den Wolf – fertig!

Kohle: Flocke! Das hatten wir doch nun zur Genüge!

Flocke (seufzt): Ich weiß, ich weiß … wir haben wieder nicht mal genug Sänger für eine „Bremer-Stadtmusikanten“-Formation zusammengekriegt … (Sie schnaubt) Eine Affenschande ist das! (mitteilungsbedürftig): Dabei hätte ich eine 1A Katze abgegeben! (Sie singt) „Der Hölle Rrrrrraaaaaache kocht in meinem Her! – zen!“

Grauchen: Ok, Flocke!

Flocke (ist nicht zu bremsen): „Toooooooooooooood und Verzweif! – lung!“

Kohle (hält sich die Ohren zu, indem er den Kopf zwischen die Vorderläufe steckt): Ja doch!!!

Richard hat sein Fahrrad mitsamt Anhänger sicher abgestellt und ist mit Edith und Emily hinter Blütenweiß her bei der Statue angekommen.

Emily: Ein Standbild ….

Richard: Eine Heiligenfigur!

Edith: Franz von Assisi? (Sie schaut Blütenweiß an.)

Blütenweiß (weltmännisch): Genau so ist es! Der Heilige Franz von Assisi. Natürlich!

Emily (beginnt zu verstehen): Attribut Wolf … ?

Flocke: Wir holen uns den Heiligen ran. Zum Schutz.

Richard: Ja aber … Gibt es da nicht …

Blütenweiß: Edmund von Ostanglien. Wissen wir.

Grauchen: Oder den Heiligen Arnulf. Auch Attribut Wolf.

Wolle: Klar! Da gibt’s mehrere.

Flocke: Aber deren Erlebnisse mit Wölfen sind so unspezifisch.

Blütenweiß: Franz von Assisi hat genau das richtige!

Richard: Jaja … ihr habt sicher Recht … aber das war es gar nicht, was ich meinte …

Edith: … so eine Statue als Schutz ….?

Wolle (stutzt): Ihr wollt doch nicht sagen, ihr versteht das ganze Prinzip nicht?

Richard: Äh … ja.

Edith: Genau das.

Emily: Aber Mama! Das hab ja sogar ich kapiert.

Wolle (vorsichtig): Stichwort „Dove sveta“!

Kohle (pädagogisch): Wo die Statue ist …? Hm? Weilt der Heilige!

Flocke (zufrieden): Und entfaltet seine schützenden Kräfte.

Edith (mit einem Rest Skepsis): Und das hilft gegen den Wolf in der Nacht …?

Blütenweiß: Selbstverständlich!

Kohle: Seht mal! Es ist doch alles symbolisch zu sehen.

Grauchen: Es geschieht doch nichts einfach so!

Flocke: Die Frage ist doch: Was tun wir, um die Herde zu bewahren …

Grauchen: … vor dem Wirken des Feindes.

Blütenweiß: Die eine Strategie ist: Man macht dicht und versucht, den alten Schutzraum zu halten.

Wolle: Nach dem Motto: Hauptsache, wir paar bleiben zusammen und gehen um Himmels Willen auf niemanden anderen zu.

Flocke: Das sind die, die die Zäune bauen.

Kohle (pathetisch): Aber diese Strategie ist dem Tode geweiht.

Blütenweiß (nimmt den Faden wieder auf): Die andere Strategie ist: Man besinnt sich auf alte Werte, alte Gebetsformen und Rituale und vor allem natürlich die Heiligen und vertraut denen die Herde an …

Wolle (treuherzig): Das halten wir für weitaus vielversprechender!

St. Franziskus und der Wolf von Gubbio (Bild Wikimedia Commons, Nutzer Zorro2212)

Edith (beginnt den linden Hauch zu spüren, der von der Figur ausgeht): Ich glaube, ihr habt wie immer Recht! (Sie lächelt.)

Kohle (stolz): Nicht wahr?!

Huf (kommt vom Gatter her angetrabt): Richard! Warum fährst du eigentlich einen Baum spazieren?

Richard (seinerseits geheimnisvoll): Tjaha!

Edith: Das ist ein Gingkobäumchen!

Emily: Das möchten wir euch schenken.

Richard: Wie wir gerade gesehen haben, braucht ihr es zwar eigentlich gar nicht, denn ihr tut schon alles für das Gedächtnis.

Edith: Aber pflanzen können wir es ja trotzdem!

Richard: Ich brauch jetzt aber erstmal einen Schluck Tee!

 

ENDE

 

Cornelie Becker-Lamers, Weimar

 

 

Ja, so geht’s zu rund um Wundersdorf! Oder wie ein bekannter Weimarer Mitbürger wohl formuliert haben würde: „Alles Schafische ist nur ein Gleichnis.“ 🙂

GL

Das Gingkobäumchen

Das Gingkobäumchen

Ein Sketch für vier Personen

Wundersdorf, Oderbruch. Im Wohnzimmer der Familie Langenfeld. Es ist kurz vor sieben, der Eßtisch ist für das Abendbrot gedeckt. Edith bringt eine Schüssel Kartoffelsalat auf den Tisch und Teresa schleppt eine gußeiserne Pfanne mit gebratenem Kaßler hinterher. Emily kommt mit dem Ketchup, dem Senf und den Getränken aus der Küche. Richard rückt das Besteck zurecht, stellt Gläser auf den Tisch und zündet die Kerzen unter der Warmhalteplatte an.

Teresa (hievt die schwere Pfanne auf den Tisch): Uff!

Edith: Ich hab dir gesagt, die ist schwer.

Teresa : Trotzdem!

Richard: Teresa, wo du gerade die Hände frei hast, mach doch bitte grad mal den Fernseher an wegen der Nachrichten.

Teresa: Ok.

(Sie holt die Fernbedienungen vom Fernsehtisch und schaltet das Zweite Programm ein. Alle setzen sich an den Tisch.)

Edith: Mach noch mal eben den Ton aus, wir wollen beten.

(Sie singen „Segne, Vater, diese Gaben“ und reichen sich die Hände.)

Richard: So! (Er schaltet den Ton ein. Doch statt der Nachrichten kommt noch Werbung.)

Emily (nach der ersten Zehntelsekunde): Gingium!

Edith (verteilt Kartoffelsalat): Jaja – „was tun wir für unser Gedächtnis“. Und wozu braucht sie’s? Für ihr Computerpaßwort!

Emily: Ja, klar! (Sie nimmt sich ein Stück Kaßler.)

Edith: So klar finde ich das gar nicht. Es gibt Dinge, bei denen es sich viel mehr lohnen würde, sie im Gedächtnis zu behalten.

Teresa: Nämlich?

Richard: Na – was man zu SEINEM Gedächtnis tut, zum Beispiel. Aber das machen wir ja jeden Sonntag in der Kirche. (Er gießt sich ein Glas Wasser ein.)

Edith: Ahja. Klar – das macht der Priester. Und was machen wir zu „ihrem“ Gedächtnis?

Emily (stöhnt): Bitte, Mama, verschone uns mit deinen feministischen Theorien!

Edith: Das ist weder feministisch noch eine Theorie, meine Liebe, sondern ein Zitat aus dem Markusevangelium. (Sie zieht belehrend die Augenbrauen hoch.) Mit „ihr“ ist schließlich in dem Fall nicht Gott gemeint, sondern eine Frau, die Jesus salbt.

Teresa: Die Füße? (Statt zu essen, hört sie zu.)

Edith: Oder den Kopf. Da sind sich die Exegetinnen nicht so einig.
(Zu Teresa): Iß! Das Fleisch wird kalt!

Richard: Du hast Recht! Aber jedenfalls steht das „zu ihrem Gedächtnis“ im Zusammenhang mit der Verkündigung des Evangeliums. Man wird es, sagt Jesus, „zu ihrem Gedächtnis“ erzählen, was sie erkannt und deshalb getan hat. (Er trinkt.)

Edith: Eben. (Sie schiebt sich eine Gabel mit Kartoffelsalat in den Mund.)

Teresa: Echt? Das steht da so?

Emily: Ich versteh den ganzen Zusammenhang zu dem vorher nicht! (Sie vergißt jetzt auch zu essen. Der Fernseher ist schon längst wieder leise gestellt.)

Edith: Zur Verkündigung sind wir alle aufgefordert. Aber was wissen wir eigentlich noch von dem, womit man so ein Gespräch mal locker anfangen könnte?

Richard (nickt): „Die Kirche in unseren Breiten krankt an einem eklatant mangelnden Glaubenswissen ihrer Mitglieder“ – hat unlängst erst wieder mightykingbear geschrieben.

Emily: Hm! Das stimmt. Aber wenn ich so an meinen Firmunterricht denke, weiß ich auch nicht, wo es alles herkommen sollte …

Teresa: Wenigstens haben wir jetzt eine tolle Relilehrerin!

Edith: Dein Firmunterricht kommt ja auch erst noch, Teresa – der kann ja heute viel besser sein als zu Emilys Zeit. (Sie trinkt.)

Richard: Aber was du, Edith, eigentlich sagen wolltest, war ja: Der beste Unterricht hilft nichts, wenn die Leute denken, alles ist in Ordnung, solange sie nur ihr Paßwort nicht vergessen.

Edith: Genau das wollte ich sagen. (Sie lächelt ihn an.)

Richard: Ich verstehe dich eben. (Er lächelt zurück.)

Emily: Ja – und jetzt? (Sie legt ihr Besteck weg.)

Edith: Iß doch bitte ein bißchen, Schatz! Du mußt doch gleich nochmal an den Schreibtisch, oder?!

Emily: Hmmmm. Ja. (Sie schiebt sich Kartoffelsalat in den Mund.)

Richard: So ganz nebenbei: Welchen Heiligen haben wir eigentlich heute?

(Die vier gucken sich an)

Edith: Ääähm … 4. Oktober …

Emily: Franz von Assisi!

Richard: Na, dazu gibt es ja immerhin schon mal ein Lied!

Teresa: Ich finde, das müssen wir mit den Schafen besprechen! Sie wissen bestimmt, was zu tun ist! (Ihre Augen leuchten unternehmungslustig.)

Edith: Das ist eine gute Idee! Am Wochenende!

Richard: Am besten, wir pflanzen einen Gingkobaum auf der Weide – damit sie beim Blätterfressen immer schön ihr Gedächtnis stärken können!

Teresa: Hä? Was sollen sie denn mit einem Gingkobaum?

Emily: Na „Gingium“ kommt doch von „Gingko“!

Teresa: Ach so?

Edith: Deswegen hält die Frau in der Werbung doch so ein geteiltes Blatt hoch.

Teresa: Das ist Gingko?

Emily: Klar!

Teresa: Hab ich noch nie gesehen! Wächst der bei uns?

Richard: Ich denke schon. Weißt du nicht mehr, in Weimar – da steht doch alles voll davon.

Teresa (überlegt): Stimmt ja! Aber ich dachte, das wäre wegen Goethe …

Edith (lacht): Genau – damit sie ihn dort auf gar keinen Fall jemals vergessen!

Richard: Also abgemacht! Ich fahre morgen in der Altlandsberger Chaussee vorbei und bringe von Kolbinger einen kleinen Gingko mit. Pflanzzeit ist ja.

Emily (skeptisch): Wie wird denn das Wetter am Wochenende? Mach mal eben laut – das ist grade dran!

 

Fortsetzung folgt

 

Cornelie Becker-Lamers

Da schau her…

…was doch gelegentlich die Lektüre des ‚Tags des Herrn‘ ( Nr. 36 vom 10. September 2017, S. 11) an Erkenntnissen zutage fördert!
Schauen Sie nur:

‚Tag des Herrn‘ Nr. 36/2017 (eigenes Bild)

Pfarrer Gothe ist nun, ganz wie üblich zwei Jahre nach Amtsantritt (September 2015), nicht mehr ‚Pfarradministrator‘, sondern ‚Pfarrer‘ in Weimar, ergo ernannt „ad tempus indefinitum“ (cf. CIC, c. 522), was zwar in der Regel keine praktische Bedeutung hat, in der besonderen historischen Situation unserer Pfarrei aber doch einen Unterschied macht: Denjenigen nämlich, die bis zuletzt „ist ja bloß Administrator“ gezischelt hatten, wenn sie haltlose und unverantwortliche Phantastereien von einem personellen Rollback ventilierten, ist jetzt diese Möglichkeit aus der Hand geschlagen.

PuLa sagt: Gut so! 🙂

Daß auch guten Freunden, deren Gründlichkeit in der Lektüre der ‚Vermeldungen‘ wir ausdrücklich über unsere eigene stellen 😉 dieses bedeutsame Faktum nicht aufgefallen ist, läßt uns glauben, daß es dort auch nicht gestanden hat, was wir, wenn es denn wirklich so war, für eine deutlich übertriebene Form der Bescheidenheit halten; derartig wichtige rechtliche Tatsachen sollten schon mitgeteilt werden!

 

PS: Kenner der örtlichen Verhältnisse werden auch mit Freuden zur Kenntnis nehmen, daß Hw. J. Wietrzniok, der ja einige Zeit in der Pfarrei Weimar tätig war, nunmehr Pfarrer in Pößneck geworden ist.

PPS: Haben Sie die Überschrift gesehen, unter der diese Informationen im TdH standen? „Menschen“ steht da, wo natürlich die eingeführte und sinn-volle Bezeichnung „Personalien“ zu erwarten gewesen wäre. Daß es sich bei Amts- und Funktionsträgerinnen und -trägern um ‚Menschen‘ handelt, wird man ja wohl getrost voraussetzen können, oder?
Als solche stehen sie aber nicht in der (Kirchen-) Zeitung, sondern weil sie eine Aufgabe übernommen haben.
Diese verunklarende Schwurbelsprache, die sich in der Kirche in Deutschland breitgemacht hat, ist immer wieder schwer erträglich und stellt nach unserer festen Überzeugung ein ernsthaftes Hindernis der notwendigen Binnen-Missionierung dar!

Gereon Lamers