Zurüruck zum Inhalt

Das Kreuzsteig-Fastentuch

Ein Sketch für vier Personen, fünf Schafe, zwei Lämmchen
und beliebig viele Schafstatisten

Wundersdorf, Oderbruch. Die allseits bekannte Schafweide vor den Toren der Stadt. Richard, Edith, Emily und Teresa nutzen die Sonnenstunden für einen Spaziergang zur Schafweide, um Kohle, Wolle, Flocke, Grauchen, Blütenweiß und die Lämmchen Fixi und Huf endlich einmal wieder zu besuchen. Wie immer finden sie die Schafe guter Dinge und sehr beschäftigt: Von der Tanne hängt ein großes Leinentuch herab. Irgendetwas ist darauf gedruckt, das sieht man, aber von weitem ist schwer zu erkennen, was es sein könnte. Außerdem scheinen die Schafe mit vereinten Kräften – ein – was ist das? Moment mal – ja! – ein altarähnliches kleines Bauwerk aufzurichten.

 

Edith (am Gatter): Kohle! Flocke! Fixi! Hu-uf!!!

Die Schafe schauen sich um und kommen auf Ediths Ruf hin zum Gatter gelaufen.

Kohle (öffnet das Gatter): Kommt rein! Das ist aber schön, daß ihr endlich mal wieder vorbeischaut!

Teresa (jammert): Das haben wir schon lange vor – und dann haben wir keine Zeit!

Flocke (mitleidig): Wenn du das schon sagst …

Die Familie schlendert neben den Schafen über die Weide in Richtung Tanne.

Richard: Sagt mal, was habt ihr denn da für eine Fahne aufgehängt?

Wolle: Eine Fahne ist das nicht!

Fixi: Das war eigentlich als Fastentuch gedacht.

Emily (versucht die Darstellung zu entziffern): Mit Spuren darauf?

Huf: Klauenspuren. Ja!

Teresa: Gefärbt mit Naturfarbstoffen sozusagen!

Kohle (stolz): Genau!

Edith: Toll! Und wo habt ihr den schönen Stoff her?

Kohle: Hat uns Silke beschafft. Ist ziemlich gutes Leinen! Ich glaube, sie hat es als Projekt beim Bonifatiuswerk angemeldet … Fastentuch gestalten mit Kindern oder so … schon floß das Geld! Wir Schafe geraten ja selten wirklich als Herde in den Blick.

Richard: Und auf dem Leinen seid ihr herumgetr… herumgelaufen?

Blütenweiß (errötet ein wenig): Auf Zehenspitzen, wie das so unsere Art ist …

Flocke: Es ist nämlich jetzt doch kein Fastentuch mehr, sondern ein Kreuzweg!

Edith und Emily (aus einem Munde): Ein Kreuzweg?!

Grauchen: Eigentlich eher eine Kreuzstiege … Himmelsleiter sozusagen …

Flocke: Deshalb hängt das Tuch auch von der Tanne herab.

Wolle: „Weg“ klingt ja immer so innerweltlich … aufeinander zu und so … 

Huf: … wie in „synodaler Weg“ …

Grauchen: Aber eigentlich sind wir ja alle unterwegs zu Gott!

Edith: Verstehe!

Richard: Das seht ihr ganz richtig!

Emily: Also ich weiß nicht … Kreuzstiege … ob sich so ein Begriff durchsetzen kann?

Teresa: „Kreuzweg“ ist so eingeführt!

Richard: Und der Weg nach Golgotha war ja auch ein Weg!

Edith (sieht den Unmut der Schafe steigen und will vom Thema ablenken): Aber sagt mal, warum macht ihr hier eigentlich euren eigenen Kreuzweg … oder Kreuzessteig auf?

Kohle (wichtig): Wir denken, wir müssen uns unabhängig machen!

Flocke: Falls die Stadt abgeriegelt wird …

Wolle: … und wir in Quarantäne müssen …

Blütenweiß: … und kein Priester mehr hierher kommen darf …

Grauchen: … und wir nicht mal mehr in die Nikolauskapelle!

Fixi (wichtig): Deshalb auch dieser kleine Altar hier (sie zeigt auf das undefinierbare kleine Bauwerk, an dem sich die ganze Zeit über einige Schafe zu schaffen gemacht haben.)

Richard (lacht auf): Um Himmels Willen, Schafe! Was macht ihr euch für Gedanken?

Emily: Habt ihr auch schon Vorräte angelegt?

Kohle (ein wenig pikiert, mit Hinweis auf die Weide): Das brauchen wir ja nicht. Futter ist da!

Flocke: Aber die geistige Nahrung vielleicht irgendwann nicht mehr!

Wolle: Eben! In München und Berlin haben sie schon Messen abgesagt!

Edith (stutzt): Messen abgesagt?

Fixi: Haben wir im Newsticker gelesen!

Richard (fassungslos): Aber … es … (mit neuem Anlauf) Da kann ich euch glaube ich beruhigen!

Kohle: Wieso?

Emily: Da sind kaufmännische Messen gemeint. Verbrauchermessen oder Tourismusbörsen und so.

Blütenweiß: Ehrlich?

Grauchen: Wir brauchen uns keine Sorgen zu machen?

Richard: Ich glaube nicht, nein!

Kohle (konsterniert): Das ist ja … ja dann … aber trotzdem …

Edith: Auf jeden Fall wird der liebe Gott euren Eifer zu schätzen wissen!

Teresa: Und ihr habt mal wieder was gemeinsam auf die Beine gestellt!

Emily: Und wer weiß … vielleicht wird hier ja doch im Frühjahr oder Sommer mal eine Messe abgehalten. Zu Pfingsten vielleicht?

Richard: Wir können im Seelsorgeamt ja mal Bescheid sagen, daß hier ein 1A neuer Kirchort entsteht!

 

ENDE

 

Cornelie Becker-Lamers

 

Die Vorbereitung

Ein Sketchlet für vier Personen

Wundersdorf/ Oderbruch. In der Küche der Familie Langenfeld. Richard und Edith sitzen bei einer Tasse Tee und leiten das Wochenende im engeren Sinne ein.

Richard: Wofür hatte Teresa heute vormittag die Probe?

Edith: Ein Projektchor. Von Petershagen aus. Frag mich nicht. Es muß aber eine größere Sache sein, die Aufführung ist wohl erst kurz vor den Sommerferien.

Richard: Tapfere Teresa! (Er trinkt einen Schluck Tee.)

Edith: Ja, tapfere Teresa – trotzdem müßte sie heute auch nochmal ans Cello …

Richard: Klar, immer. Aber warum genau?

Edith: Kinderkreuzweg. Da sind wir halt auch im Wort.

Richard: Wann ist das? Der Kreuzweg?

Edith: Morgen …

Richard: Hm!

Edith: Ja, eben … Aber das wird schwer werden, sie zum Üben zu bewegen. Ich glaube, sie hat gerade ein neues Buch angefangen … (Sie trinkt Tee.)

Nach einer Weile …

Edith (steht auf, geht zur Küchentür und ruft in alarmiertem Tonfall): Jemand müßte mal den Geschirrspüler ausräumen!!! (Sie setzt sich wieder hin, nimmt sich ihren Tee und lauscht. Nach einem kurzen Moment …)

Teresa (ruft auf dem Flur): Ich muß noch Cello üben! (Sie läuft in Richtung Wohnzimmer und man hört sie die Saiten stimmen und erste Töne aushalten.)

Richard (trinkt noch einen Schluck Tee und erhebt sich dann umständlich): Na gut! (Er schnauft) Dann mache ich es eben!

Er geht zum Geschirrspüler und schaut hinein. Die Maschine ist fast leer.

Richard (konsterniert zu Edith): Was ist denn da auszuräumen? Die Maschine ist doch gar nicht gelaufen!

Edith (grinst): Ich weiß! Ich wollte ja auch nur, daß Teresa Cello übt!

Bevor Richard antworten kann, kommt Emily mit zwei vollen Stoffbeuteln vom Einkauf in die Küche gestürmt.

Emily: Die Leute machen Hamsterkäufe!

Richard (hat noch die Spülmaschinenklappe in der Hand) Wo?

Emily: Im Lebensmittelladen! (Sie stellt die Beutel auf einen leeren Stuhl.) Es ist echt insane: Noch eine Handvoll Kartoffeln in der Auslage … Das Nudelregal praktisch leer – Reis – sogar in den Getränkefächern. Es ist unnormal!!! (Sie räumt zwei Liter Milch in den Kühlschrank.)

Edith: Ah! Milch gab es zum Glück noch, wie ich sehe … das ist die Hauptsache!

Emily (zu ihrem Vater): Was machst du hier eigentlich? (Sie zeigt auf die Spülmaschinenklappe)

Richard (grinst): Ooch, ich halt doch zuhause immer schon mal einfach die Klappe!

(Alle lachen, Edith stimmt einen Trauermarsch an)

Emily: Aber im Ernst: Was ist nur los? Wer weiß denn sonst noch von dem Corona-Verdachtsfall in unserer Schule? Das weiß doch außer den Eltern niemand!

Richard (klappt den Geschirrspüler zu): Keine Ahnung. Aber erstens sind das schon mal über 1.000 Leute …

Edith: … und zweitens – was weißt du, von welchen Verdachtsfällen wir nicht wissen?

Emily (schüttelt den Kopf): So hab ich diesen Laden echt noch nie gesehen!

Richard: Sei froh! In anderen Ländern sind echte Versorgungskrisen an der Tagesordnung!

Edith: Das Robert-Koch-Institut schätzt die Gefährdungslage für Deutschland immer noch als mäßig bis gering ein …

Richard: Trotzdem wird schon der Sprit billiger, weil die Leute nicht mehr so viel in der Gegend rumfahren.

Emily: Aber unser Kreuzweg morgen wird nicht abgesagt?

Edith: Nein! In die Kirche gehen wir auf jeden Fall weiter!

 

ENDE

 

Cornelie Becker-Lamers

 

Ja, so geht’s zu in Wundersdorf! …. Bloß gut, daß in Weimar alle viiiiiiel entspannter sind 😉

Der Kinderfasching

Eindrücke von einer schönen Feier

Natürlich haben wir auch Fasching gefeiert, in Herz Jesu Weimar. Am Freitag für die Großen war ich nicht dabei. Aber den Kinderfasching am vergangenen Sonntag habe ich ein bißchen mitgefeiert. Er war klugerweise auf den Sonntag nach der Familienmesse gelegt, zu der etwa 15 bis 20 Kinder kostümiert erschienen waren. Kinder lasen das Kyrie und die Fürbitten vor. Im Verlauf der Messe gab es ein Vater Unser mit allen Kindern um den Altar herum (wobei mir unklar ist, warum in solchen Fällen immer der Embolismus wegfallen muß. Wer von den Kleinen überhaupt das Vater Unser mitbeten kann, hat sich auch schon an diese Unterbrechung gewöhnt … Wer nicht, ist sowieso mucksmäuschenstill, dort oben auf dem ‚Präsentierteller‘, und lernt es dann gleich richtig).

Ganze Familien wurden zuletzt zur anschließenden Feier in den geschmückten Gemeindesaal eingeladen, so daß es deutlich voller war als im Jahr zuvor an einem Samstag Vormittag. Den Anstoß, zur 10.00 Uhr-Messe zu gehen, hatte meine Tochter gegeben. Sie war in der Vorabendmesse zum Kantorieren eingeteilt (wir hatten parallel Gäste) und fand in der auch da schon gereimten Predigt gute Ansätze. Das wollte ich mir anhören und fand es wie beschrieben: Der Wegzug zweier Orden, der unserer Stadt in wenigen Wochen bevorsteht, wurde beklagt. Wir wurden zu mehr Umweltbewußtsein ermahnt und das Preisdumping der Nahrungsmittelindustrie als der Irrsinn benannt, der es ist. Auf dem Politikfeld im engeren Sinne wurden die Ereignisse des 5. Februar gebrandmarkt und der Gemeinde erstaunlich klar ins Gewissen geredet.

Jetzt kommt ein kleiner Einschub: Ich habe seit dem 5. Februar zwei Predigten von unterschiedlichen Zelebranten in Herz Jesu Weimar gehört, die beide dieses Thema anschnitten. Was ich vermißt habe und daher hier wenigstens erwähnen will, ist: Über den derzeitigen (“amtierenden”) Thüringer Ministerpräsidenten ereifert sich bekanntlich gerade ganz Deutschland. Aber es gibt nur eine einzige Pfarrei, in der er und seine Familie beheimatet sind. Das ist Herz Jesu Weimar. Der Polizeischutz, den seine private Umgebung vom Wahlabend bis zum Rücktritt brauchte, spielte sich buchstäblich vor den Augen unserer Priester ab. Wer, wenn nicht diese Priester, hätten, ohne in ein schiefes Licht geraten zu können, die Möglichkeit, einmal nur die menschliche und seelsorgliche Seite des ganzen Dramas in den Blick zu nehmen und ihr Mitleid mit Kindern auszusprechen, die für den Schulweg Polizeischutz brauchen; ihr Mitgefühl mit der Ehefrau, die viele von uns aus den Kindergartenzeiten unserer Kinder kennen (sie hat nämlich fünf), die sich über mindestens zehn Jahre hinweg bei allen Feiern und den berühmten Weihnachtsmärchen des katholischen Kindergartens engagiert und die Aufführungen reichlich mit Kostümen und Bühnenbildelementen ausgestattet hat – und die nun auf der Straße angepöbelt wurde. Ich finde, in unserer Gemeinde sollte auch auf diesen Aspekt hingewiesen werden. In der Besprechung der Wahl, ihrer Motivation, ihrer möglichen und ihrer tatsächlichen Folgen hat sich die Thüringer Lokalpresse nämlich in wirklich ungeahnter Weise selbst übertroffen. Da blieb kein aktueller Aspekt unbeleuchtet. Und kein historischer – ob über die Herrschaft, die vor 30 Jahren oder jene, die vor 75 Jahren endete. Einschub Ende.

Zurück zum Kinderfasching. Nach einem kleinen Umzug zum Elisabethheim, wo die kleinen Jecken sich den Schwestern präsentierten, gab es, wie schon in der Messe, Livemusik mit unserem Gemeindereferenten an der Gitarre. Vater Abraham hat drei Kamele. Auch eine Art Bewegungskanon (stimmt nicht ganz, aber mir fällt kein besserer Begriff für die raffiniert verzahnten Bewegungsabläufe der kleinen Gruppe ein) mit dem Pfarrer und fünf Jungs. Besonders für Stimmung sorgte eine vorbereitete kleine Geschichte des Gemeindereferenten, die das Publikum in die Aufführung einbezieht: „Die Geschichte der drei Königstöchter vom König mit dem grimmigen Blick“. Personen werden eingeführt, und jedes Mal, wenn sie genannt werden, muß eine Bankreihe bestimmte Geräusche machen. Alle sind einbezogen und es ist sehr lustig. Die Geschichte ging etwa so:

Die Geschichte der drei Königstöchter vom König mit dem grimmigen Blick

Handelnde Personen und Dinge:

Der König mit dem grimmigen Blick (Reihe 1 muß jeweils GRRRR machen); die Tochter, die aussieht wie eine Hexe (Reihe 2 ist dran mit HIHIHIHIII); die Tochter, die den Stockschnupfen hat (Reihe 3: Hatschi! Hatschi!); die Tochter, die wunderschön ist (Reihe 4: AAAAAH!); der Swimmingpool (PLATSCH!); der Ball mit dem goldenen Kern (HUUIIIIIIII!)

Nun aufgepaßt:

Es war einmal ein König mit dem grimmigen Blick (GRRR), der hatte drei Töchter: Eine Tochter, die aussah wie eine Hexe (HIHIHI), eine Tochter, die den Stockschnupfen hatte (Hatschi! Hatschi!) und eine Tochter, die wunderschön war (AAAAAH!). Die Familie lebte in einem großen Schloß mit Garten, und in dem Garten war ein Swimmingpool (PLATSCH!)

Eines Tages spielten die drei Schwestern mit ihrem Ball mit dem goldenen Kern (HUUIIIIIIII!) am Swimmingpool (PLATSCH!). Sie warfen den Ball mit dem goldenen Kern (HUUIIIIIIII!) hin und her: Die Schwester, die aussah wie eine Hexe (HIHIHI), die Schwester, die den Stockschnupfen hatte (Hatschi! Hatschi!) und die Schwester, die wunderschön war (AAAAAH!).

Plötzlich fiel der Ball mit dem goldenen Kern (HUUIIIIIIII!) ins Wasser des Swimmingpools (PLATSCH!) Die Mädchen erschraken: Die Schwester, die aussah wie eine Hexe (HIHIHI) erschrak, die Schwester, die den Stockschnupfen hatte (Hatschi! Hatschi!) erschrak und die Schwester, die wunderschön war (AAAAAH!) erschrak ebenfalls. Denn der König mit dem grimmigen Blick (GRRRR) war ein strenger Vater und sie fürchteten, gerügt oder bestraft zu werden, wenn sie den Ball (HUUIIIII!) am Abend nicht wieder mit in ihr Spielzimmer brachten.

Nun war guter Rat teuer. Wer würde in den Pool (PLATSCH!) hinabtauchen und den Ball (HUUIIIII!) heraufholen? (Da er einen Goldkern hatte, ging er ja unter!) Ein Frosch kam nicht. Sowas gibt’s nur im Märchen. Sie mußten es also selber schaffen: Entweder die Schwester, die aussah wie eine Hexe (HIHIHI), oder die Schwester, die den Stockschnupfen hatte (Hatschi! Hatschi!) oder die Schwester, die wunderschön war (AAAAAH!).

Da sprach die Schwester, die wunderschön war (AAAAAH!): „Ich möchte nicht in den Swimmingpool (PLATSCH!) hinabtauchen. Da werden ja meine Haare naß und liegen hinterher nicht mehr.“ – Da sprach die Schwester, die den Stockschnupfen hatte (Hatschi! Hatschi!): „Ich kann es schon gar nicht tun – ich bin ja schon erkältet! Wenn ich mir nun eine Lungenentzündung hole?“ und sie nieste gleich nochmal so laut. Da zog die Schwester, die aussah wie eine Hexe (HIHIHI) wortlos ihr Königstochterkleid mit dem weiten Reifrock aus, so daß sie nur noch ihre lange Unterwäsche trug, band sich die Haare zusammen, sprang in den Swimmingpool (PLATSCH!), tauchte mit ein paar kräftigen Schwimmstößen nach dem Ball mit dem goldenen Kern (HUUUIIII!), kam wieder hoch und warf den Ball mit dem goldenen Kern (HUUUIIIIIII!) an Land. Da klatschten ihre Schwestern – die Schwester, die den Stockschnupfen hatte (Hatschi! Hatschi!) und die Schwester, die wunderschön war (AAAAAH!) – fröhlich in die Hände. Die Schwester, die aussah wie eine Hexe (HIHIHI) kletterte zurück in den Garten, strich sich das Wasser vom Körper, wrang ihre Haare aus und stieg wieder in ihr dickes trockenes weites Kleid. Das wärmte sie. So konnten alle drei wieder fröhlich weiter spielen.

Und die Moral von der Geschicht? Beurteile nie jemanden nach seinem Äußeren!

 

So etwa ging die Geschichte. Ich weiß es nicht mehr ganz genau. Vielleicht hatte sie auch ein etwas “klassischeres” Thema. Jedenfalls machte der Ablauf total Laune. Nebenbei traf man natürlich noch den oder jenen und unterhielt sich eine Runde auch mit Leuten, die man zwar seit 15 Jahren, aber immer nur vom Sehen kannte. Also die perfekte Fete. Fazit daher: Kinderfasching in Herz Jesu Weimar – hingehen!

 

Cornelie Becker-Lamers

PS: Zum Einschub ist noch zu ergänzen, daß wir am 9. Februar nicht in Weimar waren (aber natürlich in einer Hl. Messe, doch dazu später mehr), so daß wir eine mögliche sozusagen unmittelbare Reaktion im oben beschriebenen Sinne vielleicht nicht mitbekommen haben. Schreiben Sie uns ggf. gerne einen Kommentar!

Gereon Lamers

Sachen gibt’s, die gibt’s nicht!

Eine kleine Anekdote über die große Rolle des Internet in der heutigen Zeit

Gestern stehe ich unterwegs zur Cäcilini-Probe vor dem Pfarrhaus und rede beim Fahrradabschließen mit einer der Jugendlichen, als zwei geschäftige ältere Damen in Hosenanzügen und Laufschuhen auf den Pfarrhof stürmen und an der Glastür rütteln. „Zu!“ ruft es fassungslos. Die Damen sind derart in Eile, daß ich ein menschliches Bedürfnis vermute und entschlossen bin, rasch zu helfen. Man erlebt ja immer wieder, daß scheinbar ratsuchende Menschen gezielt das Pfarrhaus ansteuern, aber nicht die Seelsorge, sondern bloß eine Toilette suchen. Ich trete also herzu und werde, noch bevor ich grüßen kann, in die Pflicht genommen: „Können Sie uns helfen!“ Es ist nicht wirklich eine Frage. Die Erklärung des Auftritts erfolgt wiederum, bevor ich auch nur ein erstes Mal reagieren kann. Und sie betrifft doch tatsächlich nicht die Örtlichkeiten, sondern – die Cäcilini! „Hier soll ein Vokalensemble stattfinden!“ höre ich, und diesmal reicht die Zeit endlich für ein freundliches „Ja“ von meiner Seite. – „Da wollen wir hin!“ Ich nehme die Damen näher in Augenschein und denke: ‚Der liebe Gott hat Humor!‘ Sie müssen wissen, daß ich immer mal um weitere Mitglieder für unser kleines Vokalensemble bete, denn – wie man so schön sagt: Es ist doch ja kein anderer nicht, der für uns könnte streiten. Da Christi Bodenpersonal in unserer Pfarrei alle Musik, die die beiden Herren nicht selber machen, herzlich gleichgültig ist, hilft ja auch wirklich nur noch beten. ‚Ah!‘ denke ich also. ‚Gott hat mein Gebet erhört – aber in anderer Weise als ich dachte. Das hat man ja immer schon mal. Auch gut! Erst mal sehen, was wird. Und überhaupt: Warum nicht? Man soll niemanden ausschließen.‘ Für all dies habe ich ohnehin nur Sekundenbruchteile Zeit, denn weitere drängende Fragen stehen an: „Wo ist denn dieser Elisabethsaal?“ – „Der ist hier“, sage ich und mache eine kleine Geste mit der einen Hand, während ich mit der anderen die Schlüssel am Bund zu sortieren versuche. „Und warum ist zu?“ Es bricht aus beiden zugleich hervor. „Der Sekretär wird gerade gegangen sein“, sage ich. „Sechszehnuhrdreißig stand da, das haben wir!“ sagt die eine mit Blick auf die Uhr und die andere fügt hinzu: „Hätten wir uns gar nicht so zu beeilen brauchen!“ – „Wir fangen heute Viertel vor erst an.“ – „Das stand da aber nicht!“ – „Stimmt. Wir sind wenige, und da treffen wir solche Absprachen per WhatsApp.“ (Denn etwas Sichereres steht uns ja in Herz Jesu Weimar bisher nicht zur Verfügung. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.)

Der langen Rede kurzer Sinn: Die beiden Damen sind nur für drei Tage zu Besuch in Weimar, haben uns im Internet gefunden (ich denke mal, bei den „Terminen der Woche unserer Homepage) und gehen von einem kleinen Konzert aus. (Also doch keine neuen Mitglieder. Gut. Erspart Diskussionen mit den Jugendlichen. Also weiter beten.) Als sie hören, wir halten nur eine Probe ab, und noch dazu eine, in der wir in Vorbereitung auf den Kreuzweg, den wir am 8. März in St. Franziskus, Sömmerda anbieten, nur ein Lied proben und ansonsten Texte besprechen, möchten sie zuhören und mitmachen. Tatsächlich erweist sich eine der Damen als sichere Sopranistin. Sie singt mit. Ihre Freundin bleibt in den Stuhlreihen sitzen. Und es kommt, wie es kommen muß: Die Dame, die nur zuhört, formuliert ihre Begeisterung über den Chorklang der sechs Jugendlichen. Völlig anders als von den Touristinnen geplant, sind wir doch wieder positive Botschafterinnen unserer Pfarrei und Botschafterinnen des Glaubens geworden.

Und warum? Weil Menschen sich via Internet informieren und neugierig werden konnten. Ich denke, auch in der Jugendarbeit wird beispielsweise ein Instagram-Account über kurz oder lang für unsere Pfarrei unverzichtbar sein. Mittlerweile treten schon Bekleidungsläden mit ihrem Online-Shop auf dieser Plattform auf, weil sie klugerweise dort sein möchten, wo die Jugendlichen hinschauen. Und das ist derzeit Insta. Instagram ist, es mag einem gefallen oder nicht, der virtuelle Raum, in dem die Jugendlichen sich täglich austauschen und sich zu ihren Treffen in der Wirklichkeit verabreden.

Nun aber zum Abschluß: Was haben wir gesungen? Teile daraus fielen heute schon: Es ist das lateinische „Verleih uns Frieden“, dem die Zeilen vom streitenden Gott folgen. Es ist das „Da pacem domine“, in dem Charles Gounod (1818-1893) den Text einer gregorianischen Antiphon vertont hat. In diesem dreistimmigen Satz ist es nicht einfach, die Tonhöhe zu halten. Ich glaube, das liegt daran, daß die Mittelstimme über weite Strecken a‘ zu singen hat. Der zweite Sopran ist wie eine Spiegelachse für die beiden Randstimmen. Wenn diese Stimme sackt (was auf identischen Tönen leicht passiert), sackt der ganze Chor, in der Regel um einen Halbton. Das ist den Cäcilini in der Messe am 26. August 2018 passiert, als wir das Werk schon einmal aufgeführt haben. Und es passiert etlichen Ensembles, die ihre Interpretation dennoch ins Netz stellen. Ein einziges YouTube Video habe ich gefunden, auf dem Tempo, Aussprache und Intonation stimmen. Hier ist es: Das „Da pacem domine“ von Charles Gounod in einer Aufführung durch den Knabenchor capella vocalis im Jahr 2018.
Enjoy! 🙂

Natürlich haben auch andere Komponisten den Text vertont. Besonders schön finde ich den vierstimmigen Satz von Arvo Pärt (*1935), den der Este 2004, zwei Tage nach dem Bombenanschlag in der Madrider U-Bahn zu komponieren begann. Bis heute wird das Werk in Spanien am Jahrestag des Terroranschlags zum Gedenken an die Opfer aufgeführt. Hören Sie eine Interpretation des Estonian Philharmonic Chamber Choir unter Paul Hiller aus dem Jahr 2006:

Wenn Sie die gregorianische Antiphon interessiert, die habe ich auch gefunden. Es ist ein Livemitschnitt von 2012 aus Cagliari. Es singt das Vokalensemble Exsurge Domine:

 

Cornelie Becker-Lamers

Zum Tage: Annette v. Droste-Hülshoff encore

Am Feste Mariä Lichtmeß

Durch die Gassen geht Maria,
In dem Arm den Sohn, den lieben,
Hält ihn fest, und hält ihn linde,
Und ihr Auge schaut auf ihn;
Wie die Englein ihn gesungen,
Ihn die Hirten angebetet,
Huldigten die grauen Weisen,
Läßt sie still vorüberziehn.

Aber Josef ihr zur Seiten
Ist in Sorgfalt ganz befangen,
Prüfend frägt er alle Steine,
Ob ihr Fuß zu kühn sich wagt;
Weiß nicht was er wird erleben,
Aber wunderbare Dinge
Haben aus des Kindleins Augen
Sich ihm heimlich angesagt.

O Maria, Mutter Christi,
Nicht zu dir will ich mich wagen,
Denn du bist mir viel zu helle,
Meine Seel‘ ergraut vor dir,
Bist mir fast wie zum Entsetzen
In der fleckenlosen Reine,
Die du siegreich hast bewahret,
Da du wandeltest gleich mir.

Will viel lieber vor dein Kindlein
Treten, weinend und zerschlagen.
Ist er wohl mein Herr und Richter,
Und du stehst mir minder weit,
Einer Torheit muß ich zollen,
Soll ich nicht in Furcht zerstäuben,
Hat er doch nicht überwunden,
Ist der Held von Ewigkeit!

Liebster Herr, du hast geschaffen
Meine arme kranke Seele,
Wie den Reiz, den vielgestalten,
Der auf breite Straßen führt;
Und du weißt, daß wie vor andern
Frischer Hauch in meiner Seele,
So mich auch vor andern glühend
Jede Erdenlust berührt!

Hast du mir zu reichen Kräften
Auch ein reiches Amt verliehen,
Reiche Güter zu verwalten
Und ein hohes, reiches Schloß,
Und nun liegt es in Zerstörung,
Graunvoll in der öden Größe,
Wie ein knöchern Ungeheuer,
Wie ein toter Meerkoloß.

Und da ich nach vielen Tagen,
Sonder Glauben, voll der Liebe,
Angstvoll prüfte seine Mauern,
Siehe da, sie standen fest!
O mein Herr willst du mich hören,
Auftun deine Gnadenschätze,
Sieh ich will getreulich bauen
Meines Lebens trüben Rest.

Muß mein Haus gleich stehen eine
Öde warnende Ruine,
Ach, nur dort mag sich gestalten,
Was so rettungslos zerstört.
Kann ich nur ein Stübchen bauen,
Ausgeschmückt mit stillen Werken,
Wo ich, Herr, dich kann bewirten,
Wenn du bei mir eingekehrt.

Aus den Hallen tritt Maria,
In dem Arm den Sohn, den lieben,
Hält ihn fest und halt ihn linde,
Und auf ihm ihr Auge ruht.
O sie hat das Glück getragen
Durch neun wonnevolle Monde;
Was verkündet jene Frommen,
Trug sie längst im glühnden Mut.

Aber Josef stillen Schrittes,
Tritt nicht mehr an ihre Seite,
Da das liebe, liebe Kindlein
Nun der Herr der ganzen Welt,
Doch wie höher steigt die Sonne,
Schleicht er leis an ihre Schulter,
Und er zupft an ihrem Mantel,
Daß der Schleier niederfällt.

Annette von Droste-Hülshoff

Zum Tage: Annette v. Droste Hülshoff encore

Das Gedicht zum “Synodalen Weg”

Ich hatte es Ihnen versprochen, zum Abschluß des diesjährigen (Kirchenjahr!) Adventskalenders auf PuLa, zu Heiligabend, daß ich ein Gedicht zum heutigen Tage, an dem der sog. “Synodale Weg” begonnen hat, mit Themenschwerpunkt und Live-Stream (!) der Eröffnungs-Pressekonferenz auf seiner Propagandaseite, “katholisch.de” (hier) von Annette v. Droste Hülshoff bringen würde.
Heute war es also soweit und die permanente Berieselung, der wir bereits seit langem in allen offiziellen kirchlichen Medien ausgesetzt sind, sie wird sich wohl noch steigern, unterlegt von den schrill-drohenden Tönen greiser Theologen, denen vermutlich dämmert, daß sie es nicht mehr erleben werden, daß die schwülen Blütenträume der geistigen Treibhäuser ihrer Jugend vor 50, 60 Jahren Wirklichkeit werden.
Ach ja, die ‘Junge Garde’ vom “Kirchenvolksbegehren”, von “Wir sind Kirche”, von “Maria 2.0”, “Junge” Garde, wie es das SED-Politbüro in seinen letzten Jahren war 😉 , und dergleichen medial vergrößerte Miniaturkonventikel, sie quaken ebenfalls ihr immer gleiches Lied.

Wir kennen das alles – und sind es müde! Nur ist es vermutlich keine Option in der zuversichtlichen Erwartung zu verharren, daß auch dieser enorm teure Zinnober, bezahlt von Ihrem und meinem Geld via Kirchensteuer (aber über Kirchensteuer will z.B. das sog. “ZdK” ja nur insofern sprechen, als es darum geht, am Ausgeben selber mitzuwirken…) schon irgendwie vorbeigehen wird, wie bisher noch jeder Versuch, im Rahmen der Kirche in Deutschland vermeintlichen “Fortschritt” zu bewirken – egal, was die Weltkirche dazu sagt.

Das wird zwar so kommen, aber der Schaden, der gerade angerichtet wird, ist dennoch erheblich. Der Ruf der deutschen Katholiken weltweit ist schon schlecht genug, aber “schlimmer geht immer”…
Und was mich besonders umtreibt, das ganze Gerede von „Dialog“ und vom “Zuhören”, es ist doch ‘tönend Erz und klingende Schelle’! Die Wahrheit ist, mit Andersdenkenden, die nicht (und niemals!) werden denken können Böses könne zur “DNA der Kirche” gehören, die vielmehr um die schlicht unzerstörbare Heiligkeit des Grundsakraments Kirche wissen, so empfinden und mit ihr fühlen und leben wollen, ihnen wird nicht nur in keinster Weise zugehört, nein, sie werden verunglimpft, diskreditiert und aus dem Diskurs ausgeschlossen.
Gerne, dem Himmel sei’s geklagt, von Oberhirten und von bezahlten Schreiberlingen (von uns bezahlten Schreiberlingen!) z.B. auf “katholisch.de” und in jeder “Kirchenzeitung”.
Daß sie uns nicht kleinkriegen werden, weil man den Geist nicht kleinkriegen kann, der die Kirche sieht, wie sie in Wahrheit ist, ist klar, und das ist eine Beruhigung und ein großer Trost, aber die aggressive Sprachlosigkeit, die so erzeugt wird, die beschmutzt den Mantel der Braut Christi und macht mir große Sorgen, weil ich im Augenblick schier nicht wüßte, wo mit diesen Leuten, die schon eine Sprache verwenden, auf deren Basis ich mich nicht begeben kann, Verständigung oder auch nur inhaltsvoller Austausch anzuknüpfen sein könnte. Schlimm.

Da tut es gut, auf eine große katholische Dichterin zu hören, dabei zu erkennen, auch zu ihrer Zeit hatte sie bereits mit Leuten zu tun, die sie an das Evangelium von den falschen Propheten denken ließen, und vor allem, den hoffnungsvollen Schluß des Gedichts zu genießen, der zugleich ein Appell ist! Lesen Sie sorgfältig, was sie tun können und mit Genuß!

Am neunten Sonntage nach Pfingsten

Evangelium: Vom falschen Propheten [Mt 7, 15a f.; 21]

»Hütet euch vor den falschen Propheten! – An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen, sammelt man denn Trauben von Dornen? oder Feigen von Disteln? – Nicht jeder, der zu mir sagt ‚Herr! Herr!‘ wird in das Himmelreich eingehen, sondern der, welcher den Willen meines Vaters tut, der im Himmel ist, wird in das Himmelreich eingehen.«

O hütet, hütet euch!
Die Luft hat sich umzogen
Und in den Wolken grell und reich
Hebt sich ein falscher Friedensbogen,
Von dem ein Dämon niederstieg,
Der mit dem Ölzweig bringt den Krieg.

Und allerorten stehn
Posaunende Propheten,
So aus dem Staube Stricke drehn,
So flach die Berge wollen treten.
O hüte dich, ehrwürd’ger Art
Ist ihr Gesicht, und grau ihr Bart!

Der eine zeigt den Riß,
Wo soll auf nackten Höhen
Die göttliche Akropolis
Der christlichen Minerva stehen:
Folgst du ihm nach, du bleibst gebannt
Wo noch kein Hälmchen Nahrung fand.

Da magst vor ödem Stein
Du betend niedersinken,
Und lange noch wird dein Gebein
Ein warnend Beispiel niederblinken,
Als eines, der zu eigner Not
Verwandelte in Stein das Brod.

Der andre deutet tief
Nach einer Höhle Gründen
Und horcht in seinem Wahn, als rief
Ihm eine Stimme aus den Schlünden:
Hieher! was klar das ist ein Schein,
Im Schachte wohnt der Edelstein!

O diesem folge nicht,
Der Gottes Haus zum Schreine,
Und wehe, jenem folge nicht,
Der Gottes Nahrung macht zum Steine!
Doch besser dumpf im Schachte stehn
Als droben frech gen Himmel sehn!

Und auf dem grünen Plan,
Wo frisch die Kräuter schwellen,
Da liegt so hellbetaut die Bahn,
Da sprudeln die lebend’gen Quellen,
Und aus der Demut grauem Stein
Hebt sich ein Tempel schlicht und klein.

Dort findest du ein Mahl
So ganz für dein Bedürfen,
Dort darfst du aus dem heil’gen Gral
Des Glaubens milde Labung schlürfen,
So wie sie einem Wesen recht,
Das noch des ird’schen Leibes Knecht.

O hemme nur dein Ohr,
Vom fremden Klang umzogen!
O blicke lüstern nicht empor
Zum bunten falschen Friedensbogen!
An deinem Tempel sollst du knien,
Das Wetter wird vorüberziehn.

Annette von Droste-Hülshoff

kmäng kmäng bong – hein kom – lahng

Der Kindertag

Wenn‘s politisch wird, von der Kanzel, erkennt man ja immer gern schon mal in irgendeiner Form die jüngsten Fernsehnachrichten wieder. Nicht so in der Vorabendmesse des zweiten Sonntags der Weihnachtszeit, sprich am vorvergangenen Samstag, dem 4. Januar. Tags zuvor waren im Rahmen einer Andacht die Sternsinger in die Welt entsandt worden und darauf nahm der Zelebrant denn auch am Ende des Gottesdienstes Bezug. Da wußten wir noch gar nicht, welch unglaublicher Medienpräsenz sich die als Könige verkleideten Kinder in diesem Jahr erfreuen würden. Ich habe nicht mitgezählt – aber fünf- oder sechsmal war diese fotogene Aktion zwischen Aussendung und Einholung bestimmt in der Lokalpresse, jedes Mal mit buntem Bild: Die Sternsinger wurden ausgesandt – Die Sternsinger beim OB – Guck mal, die Sternsinger – Die ökumenische Schar der Sternsinger vor der evangelischen St.-Marien-Kirche Bad Berka – Da betreten die Sternsinger in einer langen Prozession die katholische Herz Jesu Kirche Weimar und haben in diesem Jahr allein in unserer Stadt 13.800 Euro gesammelt. Interreligiösen schulischen Projekten im Libanon kommt es in diesem Jahr zugute.

Wie gesagt, dieses Presseecho war am 4. Januar noch gar nicht absehbar, aber unser Zelebrant nahm die Aussendung der Sternsinger zum Anlaß, ein Wort zum, wie er sagte, „ideologisch motivierten“ neuen Feiertag in Thüringen zu nehmen: Seit letztem Jahr ist mit dem 20. September der Weltkindertag in Thüringen gesetzlicher Feiertag – eine Entscheidung, die aufgrund ihres Timings (kurz vor der Landtagswahl) recht schnell als Wahlkampfgeschenk entlarvt wurde.

„Der sechste Januar – das ist ein wirklicher Kindertag!“ donnerte es vom Ambo. „Denn bei keinem anderen Projekt weltweit tun Kinder so viel für Kinder wie in der Aktion Dreikönigssingen.“ In der Tat haben die Sternsinger in den letzten 60 Jahren Milliarden an Spendengeldern erbettelt und ersungen. „Der sechste Januar – das wäre ein Feiertag gewesen!“

Die Urkunde für alle Sternsinger der Aktion 2011; in der Überschrift die Losung des Jahres (eigenes Bild)

Recht hat er, der Gute! Aber wie es so ist – siehe „Veggieday“, den man den Kantinen für die Donnerstage vorschlug (bloß nicht der traditionell fleischfreie Freitag …) – ein neuer Feiertag muß in unserer säkularen Welt offenbar so liegen, daß es ja nicht aussieht, als dürften mit dem traditionellen Datum seine christlichen Inhalte wieder ins Bewußtsein rücken.

 

Cornelie Becker-Lamers

Wie gesagt: „Es ist entscheidend, was man singt“ …

Maßvoller Kommentar zu einem aktuellen Aufreger

Es ist entscheidend, was man singt. Bzw. was man Kindern zu singen gibt. Derdiedas „Oma-Gateum ein umgedichtetes -geschriebenes Kinderlied hat es vor Augen geführt und gefährdet die Chefposten höchstrangiger Medienvertreter. Für Tom Buhrow war, als der Videoclip erstmal im Netz stand, die Stellungnahme eine Wahl zwischen Pest und Cholera: Entschuldigt er sich – shitstorm von links und der jüngeren Generation. Verteidigt er das mißlungene Lied – shitstorm von rechts und der älteren Generation.

Dabei hätte alles so einfach sein können. Wenn noch irgend jemand hierzulande bei künstlerischen Hervorbringungen irgendwelche objektivierbaren Qualitätskriterien anlegen würde. Und wenn‘s nur der Intendant selber ist.

Im vorliegenden Falle hätte das einfachste Kriterium genügt: Die Klärung der Frage nämlich wie gut das Lied den formalen Maßstäben entspricht, die es selber vorgibt. Wie gut, heißt das, besteht es den Selbstreferenztest. Erstmal nur formal – gar nichts kompliziertes.

Das Lied möchte – wie das bei Kinderliedern sehr häufig der Fall ist – gereimt sein. Das erkennt man, wenn man sich den Text ansieht. Die Strophenenden sind fast gereimt. Die Betonung liegt auf fast. Da muß „Arzt vor“ auf „Rollator“, „Kotelett“ auf „kostet“ und „geläutert“ auf „Kreuzfahrt“ passen. Das haben wir schon mal besser gehört.

Wie sieht es rhythmisch aus? „Mich dünkt, sollt‘ passen Ton und Wort“, weist Hans Sachs den Beckmesser in den „Meistersingern“ zurecht. Zu Recht: Wer von einem so stimmigen Kinderlied ausgeht, wie es die originale Oma im Hühnerstall ist, darf bei einer eigenen Bearbeitung nicht hinter der Vorlage zurückbleiben. Auch die Übereinstimmung von Text und Melodie aber wird verfehlt: In zwei von fünf Strophen – nämlich der dritten und der fünften – paßt der neue Text nicht in den vorgegebenen Rhythmus.

Da ich selber seit Jahren sowohl Lieder als auch Satire produziere, weiß ich, wie beides entsteht – und zu welchem Zeitpunkt der Kollege hier die Arbeit für beendet hielt: Zu früh. Ich vermute, nach der ersten Skizze. Die uns vorgesetzten ersten Ideen hätten ganz offensichtlich formal noch deutlich überarbeitet sowie inhaltlich durchdacht und abgewogen werden müssen. Mit einem Text muß man schon so lange ringen, bis „Wort und Weise“ passen – bis der Text reimt und nicht mehr zu viele Silben hat. Das ist nicht immer einfach. Manchmal muß man ein Projekt sogar eine Weile liegen lassen.

Und das Satirische? Ist Strophe fünf eine weitere Ironie in der Parodie? Oder entspringt sie einer echten Unkenntnis des Autors in Sachen Umweltbelastung durch Kreuzfahrtschiffe? Kaum vorstellbar – aber die Frage ist keineswegs abwegig. Der Text ist hier nicht so eindeutig, wie manche Kommentare ihn paraphrasieren. Egal? Oder zu wenig für eine Satire? Ein Lied – eine Aussage. Warum überfährt Oma, deren Umweltverhalten kritisiert werden soll, auch noch zwei Altersgenossen?

Es ist alles unerfreulich! Aber jetzt kommen wir zum vielleicht schwerwiegendsten Punkt. Man ließ das Lied von Kindern singen. Ob sie dadurch instrumentalisiert wurden, wie Wolfgang Kubicki es den Machern vorwarf, oder nicht – man ließ es von Kindern singen, denen sich musikgebundene Sprache erfahrungsgemäß unauslöschlich ins Gedächtnis einschreibt. Wenn diese Kinder selber Großmütter sind, wird eine der letzten Dinge, die sie zuverlässig reproduzieren können, die Liedzeile sein: „Meine Oma ist ne alte …“

Gratuliere, Herr Kollege. Gute Arbeit!

Und jetzt kommen wir zu dem Punkt, der diesen Kommentar auf einem katholischen Blog rechtfertigt: Das Zitat unseres Bischofs: „Es ist entscheidend, was man singt“ und die Gedanken, die ich schon beim Bericht über das Treffen der pueri cantores in Erfurt im Frühsommer 2018 daran geknüpft habe: In jedem weltlichen Chor sind Kinder nicht gefeit vor solchen Zumutungen. Weil selbst Rundfunkchöre zwar für Intonation und Dynamik, Textverständnis und Absprache verläßliche Qualitätskriterien haben und anwenden. Aber ganz offensichtlich nicht unbedingt für den Inhalt der Lieder. Im Juni 2018 schrieb ich auf PuLa (Satzanschlüsse angepaßt):

Daher sollten alle Priester in ihren Gemeinden unbedingt für Kinderchöre sorgen. Nicht obwohl, sondern weil sie keine Musikschule sind und es in kirchlichen Kantoreien um so unendlich viel mehr geht als um die Ausbildung der Stimme. Nur in den Chören ihrer Pfarrei haben die Priester Einfluß auf die geistlichen Inhalte der Lieder und das Erscheinungsbild der Kinder. Und gerade Priester, die einen emotionalen Zugang zum Glauben vermitteln möchten, sollten, da die Musik Emotionen weckt, die Musik in ihrer Pfarrei mit allen Mitteln fördern. 

Ach ja – ganz ohne Weimar läßt sich natürlich auch diese Geschichte nicht erzählen: Raten Sie, an welcher Musikhochschule Zeljo Davutovic, Leiter der Chorakademie Dortmund und verantwortlicher Dirigent in diesem Video, studiert hat … 😉

 

Cornelie Becker-Lamers, Weimar

Zum Tage: Annette v. Droste Hülshoff encore

Am Feste der Heiligen drei Könige

Durch die Nacht drei Wandrer ziehn,
Um die Stirnen Purpurbinden,
Tiefgebräunt von heißen Winden
Und der langen Reise Mühn;
Durch der Palmen säuselnd Grün
Folgt der Diener Schar von weiten;
Von der Dromedare Seiten
Goldene Kleinode glühn.
Wie sie klirrend vorwärts schreiten,
Süße Wohlgerüche fliehn.

Finsternis hüllt schwarz und dicht
Was die Gegend mag enthalten;
Riesig drohen die Gestalten:
Wandrer fürchtet ihr euch nicht?
Doch ob tausend Schleier flicht
Los‘ und leicht die Wolkenaue:
Siegreich durch das zarte Graue
Sich ein funkelnd Sternlein bricht,
Langsam wallt es durch das Blaue,
Und der Zug folgt seinem Licht.

Horch, die Diener flüstern leis:
Will noch nicht die Stadt erscheinen,
Mit den Tempeln und den Hainen,
Sie der schweren Mühe Preis?
Ob die Wüste brannte heiß,
Ob die Nattern uns umschlangen,
Uns die Tiger nachgegangen,
Ob der Glutwind dörrt‘ den Schweiß:
Augen an den Gaben hangen
Für den König stark und weis‘.

Sonder Sorge, sonder Acht,
Wie drei stille Monde ziehen
Um des Sonnensternes Glühen,
Ziehn die Dreie durch die Nacht.
Wenn die Staublawine kracht,
Wenn mit grausig schönen Flecken
Sich der Wüste Blumen strecken:
Schaun sie still auf jene Macht,
Die sie sicher wird bedecken,
Die den Stern hat angefacht.

O ihr hohen heil’gen Drei!
In der Finsternis geboren,
Hat euch kaum ein Strahl erkoren,
Und ihr folgt so fromm und treu!
Und du meine Seele, frei
Schwelgend in der Gnade Wogen,
Mit Gewalt ans Licht gezogen,
Suchst die Finsternis aufs neu!
O wie hast du dich betrogen;
Tränen blieben dir und Reu‘!

Dennoch, Seele, fasse Mut!
Magst du nimmer gleich ergründen,
Wie du kannst Vergebung finden:
Gott ist über alles gut!
Hast du in der Reue Flut
Dich gerettet aus der Menge,
Ob sie dir das Mark versenge
Siedend in geheimer Glut:
Läßt dich nimmer dem Gedränge
Der dich warb mit seinem Blut.

Einen Strahl bin ich nicht wert,
Nicht den kleinsten Schein von oben.
Herr, ich will dich freudig loben,
Was dein Wille mir beschert!
Sei es Gram, der mich verzehrt,
Soll mein Liebstes ich verlieren,
Soll ich keine Tröstung spüren,
Sei mir kein Gebet erhört:
Kann es nur zu dir mich führen,
Dann willkommen Flamm‘ und Schwert!

Annette von Droste-Hülshoff

Der Adventskalender mit der Droste, Tag 24

Am sechtzehnten Sonntage nach Pfingsten

Evangelium: Niemand kann zwei Herren dienen [Mt 6, 24; 33]

»Ihr könnet nicht Gott dienen und dem Mammon, darum sage ich euch, sorget nicht für euer Leben, was ihr essen, noch für euren Leib, was ihr anziehen werdet. – Suchet also zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, und dies alles wird euch zugeworfen werden.«

Wer nur vertraut auf Gottes Macht
In allen seinen Nöten,
Den hat kein Feind zum Fall gebracht,
Den kann kein Übel töten;
Und wo die Angst ihn überfällt,
Da wird der allerstärkste Held
An seine Seite treten.

Der wird mit seinem scharfen Speer
Die Gegner ihm zerstäuben,
Und von dem allergrößten Heer
Kein Huf wird übrigbleiben;
Sei’s äußrer oder innrer Feind,
Wenn nur der rechte Held erscheint,
Der kann ihm Grenzen schreiben.

Er ist der allerbeste Herr,
Den einer mag erlangen,
Glückselig lebt der Fröner, der
In seinem Dienst gefangen.
So süß ist seine Sklaverei,
Daß jeder, sei er noch so frei,
Mag tragen drum Verlangen.

Des Hungers Qual, der Blöße Schmach,
Die weiß er zu vergelten;
Es durft‘ ihn noch bis diesen Tag
Nicht einer treulos schelten.
Er zahlt mit wucherndem Gewinst
An alle, die in seinen Dienst
Ihr Gut und Leben stellten.

Und aller Stärke Talisman,
Den hält er in der Rechten;
Selbst aus den schärfsten Dornen kann
Er Rosenkränze flechten.
Er zeigt im wilden Kampfrevier
Die echte Aaronsschlange dir,
Mußt du mit Vipern fechten.

Und rüttelt sich der grimmste Feind:
Da lehrt er dich ein Zeichen,
Vor dem, so schlimm er es auch meint,
Muß schnell der Drache weichen.
Nur sei es von bereiter Hand
Mit rechtem Glauben angewandt,
Sonst mag es nimmer reichen.

Wem schwach der Glaube und Vertraun,
Ob ihn die Sehnsucht treibe,
Der darf doch noch von ferne schaun,
Daß er im Nachtrab bleibe;
Auf dem erquickend in der Glut
Des Helden milder Schatten ruht
Wie mächt’gen Schildes Scheibe.

Doch wem der Glaube echt und klar,
Den kann kein Leid bezwingen,
Der mag wohl aller Güter bar
Noch wie ein Vogel singen:
»Schaut doch die Lilien in dem Feld
Wie sind sie frisch und wohlbestellt,
Wie grün und guter Dingen!

Sie haben nicht des Webens acht
Und sind so reich gezieret,
Daß Salomo in seiner Pracht
Viel minder Staat geführet.
Schaut doch die jungen Raben an
Wie sind sie satt und wohlgetan
Wie blank und glatt geschnüret!

Er, der die jungen Raben nährt,
Er wird auch meiner walten,
Und müßt‘ er aus der Schlack‘ am Herd
Die Brode mir gestalten.
O Heil, daß ich den Herrn erwarb,
Bei dem kein Diener noch verdarb,
An ihn will ich mich halten!«

Annette von Droste-Hülshoff

Und damit endet der diesjährige „Adventskalender mit der Droste“ – aber nicht die Gedichte von Annette v. Droste-Hülshoff hier auf PuLa.
Nein, da gibt es noch ein paar, die kann ich Ihnen unmöglich vorenthalten.
Ob Sie’s glauben oder nicht, ich bin z.B. fest davon überzeugt, sie hat eines zum sog. „Synodalen Weg“ geschrieben; lassen Sie sich überraschen! 😉