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“…dass Vorsicht ohne Vertrauen Angst ist”

Bischof Neymeyrs “Corona-Gedanken” anläßlich des Elisabeth-Empfangs 2020

 

Natürlich” ist auch der Elisabeth-Empfang, das Zusammentreffen mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, zu dem unser Bistum alljährlich zum Tag der Bistumspatronin, der Hl. Elisabeth am 19. November einlädt, der “Corona-Lage” zum Opfer gefallen…  

Aber Bischof Ulrich hat die Gedanken, die er sonst sicherlich in seiner Ansprache geäußert hätte, als Podcast (hört, hört!) und schriftlich zur Verfügung gestellt, Sie finden beides hier.

Ursprünglich hatte ich schon gestern kurz etwas dazu schreiben wollen, aber da ist dann “natürlich” 😉 nichts draus geworden…

Die Bemerkungen unseres Bischofs aus diesem Anlaß sind, naturgemäß und richtigerweise, immer auch politisch. So auch jetzt.
Politisch, das heißt auch: Man kann, ja man sollte, kontrovers über sie diskutieren (können). 

Das möchte ich aber nicht, bzw. nur ganz andeutungsweise tun, denn erstens ist PuLa kein politischer Blog und zweitens überwiegt m.E. in dem, was Bischof Dr. Neymeyr gesagt hat, der genuin geistliche Zugriff, trotz, oder gerade in der politischen Thematik deutlich.
Und das finde ich überaus erfreulich!

Da steht gleich zu Beginn der klare Satz: “Der Glaube erinnert daran, dass Vorsicht ohne Vertrauen Angst ist”, womit, kurz vor dem Advent, das “nolite timere” der Weihnachtsbotschaft anklingt. In Zeiten der Angst und wohl auch der Angst-mache ein höchst angemessenes und notwendiges Wort!

Das in den nächsten zwei Absätzen fundamentiert wird von der unzweideutigen Ansage: ‘Ja, Gott hat natürlich aus gläubiger Perspektive auch mit diesem unheilvollen Geschehen zu tun, ja, selbstverständlich müssen wir versuchen, es aus eben dieser Sicht zu deuten!’
Solche Eindeutigkeit hatten, dem Himmel sei’s geklagt, nicht alle Einlassungen aus dem kirchlichen Raum in den letzten Monaten. 

Für diese Deutung eine Mahnung zur Umkehr anzubieten ist ebenso naheliegend wie es gut neutestamentlich durchgeführt wird. 

Dann folgen Aussagen zur Corona-Krise, die einfach wohltuend sind:

Zunächst: “Zurecht sind die Menschen erschrocken, als sie im März erleben mussten, wie radikal der Staat in ihr Leben eingreifen kann”

Und dann:  “Die Corona-Krise mahnt […] auch zu einem guten Umgang mit Fakten. Sie ist nämlich eine Krise, in der es offensichtlich nur sehr wenige Fakten gibt. Fakt ist: 1) Es gibt das Virus. 2) Das Virus breitet sich durch die Atemluft aus. 3) Seine Folgen sind: nichts, krank, sehr krank oder auch tot. 4) Das Virus kann zur Überlastung der medizinischen Versorgung führen. Alles, was darüber hinaus in der Öffentlichkeit verbreitet wird, sind offensichtlich Theorien oder Ergebnisse aus begrenzten Einzelstudien, die auch Wissenschaftler nicht als Fakten verkaufen sollten.” (Hervorhebung von mir)

Dies könnte, recht verstanden, eine Gesprächsgrundlage zu denjenigen Menschen, nach meinem Gefühl darunter viele ernsthafte Christen, herstellen, die angesichts der weitverbreiteten Welt-, bzw. Politik-Verdoppelung auch seitens vieler Bischöfe zu diesem Thema mit ihrer jeweiligen Glaubensgemeinschaft hadern! (Der, pardon, eher billige Trump-Seitenhieb zu dem extrem wichtigen Thema: “Zensur durch die großen Plattformen” trägt allerdings m.E. dazu gar nichts bei)

Es folgt das klare Bekenntnis zur Bedeutung von Erziehung in Kindergarten und Schule, verbunden mit dem dringenden Wunsch, sie möchten geöffnet bleiben und ein ebensolches in Richtung Kultur – eigentlich überall unverzichtbar, in Thüringen aber ganz besonders:
“Sie [sc. die Menschen, die Kultur tragen] sind genauso wichtig, wie die Betriebe und Konzerne, die zum wirtschaftlichen Erfolg unseres Landes beitragen”
Bravo!

Daß der folgende Dank auch ein erhebliches kritisches Potential hat, wird niemandem entgehen können: “Ich danke allen, die erkannt haben, dass es in einer freiheitlichen Gesellschaft gerade bei solch gravierenden Maßnahmen auch der Meinungsbildung durch die gewählten Vertreter des Volkes in den Parlamenten bedarf. Das Corona-Virus mahnt dazu, den mitunter mühsamen, aber für den Zusammenhalt der Gesellschaft erforderlichen Weg der parlamentarischen Demokratie zu gehen”
Muß ich betonen, wie wohl dieser Satz gerade jemandem tut, der, und zwar mit Überzeugung, in der Thüringer Volksvertretung Dienst tut?

Sehr zurecht hat die Thüringer Presse in ihren Zusammenfassungen den Schluß der “virtuellen Ansprache” hervorgehoben, den Dank dafür, “dass vor allem in Thüringen sehr früh gesehen wurde, dass Religionsfreiheit und Versammlungsfreiheit hohe Verfassungsgüter sind, die nicht einfach beschnitten werden dürfen” .

In der Tat! Und bis heute weiß ich nicht, was ich dazu sagen soll, daß es mit Bodo Ramelow Deutschlands einziger Ministerpräsident der LINKEN ist, dem das zu verdanken ist (und wir schulden es aller Wahrscheinlichkeit auch sehr genau ihm persönlich). Aber zum Glück ist PuLa ja kein politischer Blog und so muß ich ja nichts sagen, zu B. Ramelows Kollegen aus dem Westen und dem Süden… 😉

Aber was ich weiß ist, wie gut es tut, einmal wieder einen Beitrag unter der Kategorie “Danke, Herr Bischof” zu schreiben, heute, am 6. Jahrestag seiner Inbesitznahme der Kathedra des Erfurter Doms, dem Tag der Hl. Cäcilia, woran PuLa schon vor vier Jahren erinnert hat.

Und wenn ich es so recht bedenke: Gibt es eigentlich irgendeine Heilige, die eher anzurufen wäre, als gerade Cäcilia, wenn es die Freiheit von Kultus und Kultur hochzuhalten gilt, wie eben jetzt?!

Hl. Cäcilia, bitte für uns!

Simon Glücklich, Das Spiel der Hl. Cäcilia von Engeln begleitet, 1886 (Wikimedia Commons, Palais Dorotheum, 2012)

Gereon Lamers

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