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Das Orgateam (1/4). Ein Sketchlet zum Ersten Advent

Ein Sketchlet für sechs Schafe, zwei Lämmchen und beliebig viele Schafstatisten

Wundersdorf, Schafweide. In den letzten Tagen ist es ziemlich kalt geworden. Aber das dicke Winterfell schützt die Schafe, und so grasen sie ruhig auf der Weide oder tummeln sich umeinander. Einige stehen in Gruppen und reden, andere vertreiben sich die Zeit im Unterstand. Fixi und Huf, die gerade vom Plätzchenbacken bei Teresa und Emily zurückgekommen sind, beanspruchen ebenfalls Raum für ihre Erzählungen. Eine andere Gruppe schmückt die Tanne, die im Zentrum der Weide steht. Kohle kommt soeben mit einer Truppe Lämmchen vom Ilex-Sammeln zurück, mit Hilfe dessen sie gemeinsam den Unterstand schmücken wollen. Kurz: Es herrscht wie immer reges Treiben auf der Weide.

Nur Flocke läuft gestikulierend von Gruppe zu Gruppe und scheint die Schafe von etwas überzeugen zu wollen. Was hat sie nur?

 

Flocke (eindringlich): Es ist nicht mehr viel Zeit!

Ein Schaf: Flocke! Du nervst!

Ein anderes Schaf: Wir haben alle genug zu tun!

Flocke: Ich sag’s euch: Das wird wieder nichts! (Sie wendet sich verzweifelt der nächsten Gruppe zu.)

Wolle (zu Flocke): Was ist los?

Flocke (jammert): Kein Schaf denkt an das Spreewaldrock-Festival auf der Lieberoser Endmoräne!

 (Sie fuchtelt mit den Vorderläufen.)

Grauchen (ist hinzugetreten): Was für’n Ding?

Flocke: Grauchen! Stell dich nicht dümmer, als du bist. Du weißt genau, wovon ich spreche.

Kohle (tritt hinzu und schüttelt sich ein paar Schneeflocken aus dem Fell): Worum geht’s?!

Wolle: Flocke fängt im Advent mit dem Spreewaldrock-Festival an! (Sie verdreht die Augen.)

Kohle: Wann ist das nochmal?

Flocke: Vom 20. bis 24. Mai 2021.

Kohle: Najaaaa! Das ist ja wirklich noch ein bißchen hin!

Wolle (selbstgerecht): Jetzt ist erstmal Weihnachten.

Flocke: Ja, jetzt ist erstmal Weihnachten, dann ist erstmal Sternsinger, dann Fasching, dann ist Ostern, und dann sind noch sechs Wochen Zeit für die Vorbereitung! Es ist doch immer dasselbe hier in Wundersdorf! (Sie ringt die Hufe.)

Grauchen: Aber, Flocke, meinst du nicht, es reicht, wenn wir das ab Januar besprechen?

Flocke: Hm! Wenn wir das denn täten! Aber ich denke, im Januar müssen die Proben beginnen. Da können wir uns nicht erst überlegen, was wir überhaupt wollen, was geht und dann kleckerweise anfangen, die Leute zusammenzusammeln!

Kohle (wird nachdenklich): Hmmmm … Flocke hat Recht …

Wolle (ebenso): Naja … stimmt schon … die Lämmchen brauchen Zeit zum Proben …

Flocke: … und wir Zeit, sie erstmal zusammen zu suchen. Das haben wir einfach viel zu sehr schleifen lassen.

Kohle: Haben wir Erwachsene denn etwas anzubieten?

Grauchen: Naja … wir hatten ja mal diesen Chor …

Blütenweiß (kommt aufs Stichwort angetrabt): Wo wir so großartig beim Bundeschorwettbewerb abgeschnitten haben?! (Sie lacht.)

Wolle (beginnt zu singen): E – he – he – heeeeeee

Flocke (im Quintabstand einfallend): E – he – he – heeee!

Kohle (in der Baßlinie): E – he – he – heeeeeere!

Alle lachen.

Grauchen: Ja – aber läuft doch noch ganz gut!

Blütenweiß: Das Ave Maria von Karl May konnten wir auch mal! (Sie summt den Kehrvers vor sich hin.)

Fixi und Huf haben sich zu der Gruppe hinzugesellt.

Huf: Fangt ihr schon wieder an, dieses Zeug zu singen?

Fixi: Wen wollt ihr denn mit den ollen Kamellen hinter dem Ofen vorlocken?

Flocke: Seid nicht so respektlos! Wir freuen uns einfach am gemeinsamen Gesang.

Wolle: Aber Fixi und Huf haben eigentlich Recht.

Kohle: Für das Spreewaldrock-Festival müssen wir vielleicht noch was anderes drauf haben als für einen Bundeschorwettbewerb.

Fixi: „Think!“

Huf (fällt sofort ein): „You’d better think! Think!“

Fixi (tanzt): “Think about what you’re tryin‘ to do to me … oh-oh-oh think!”

Die alten Schafe haben staunend zugehört.

Grauchen: Ist schon richtig. Schließlich geht es im Kirchenpavillon, den sie dort aufbauen wollen, darum, die Menschen zu erreichen.

Blütenweiß (nickt): Und das geht weder nur mit Gesprächen am Stehtischchen noch nur mit alten Liedern.

Kohle: Da müssen wir was Passendes haben … Erinnert ihr Euch an die Blues-Brothers-Szene in der Countrykneipe?

Die Schafe lachen und nicken.

Grauchen (nickt anerkennend): Schon gut, wenn man ein paar Lämmchen an Bord hat!

Kohle (mit neuem Elan): Ok, Schafe! Eins steht jedenfalls fest:

Alle: „Wir bringen die Band wieder zusammen!“

 

ENDE

 

Cornelie Becker-Lamers

 

Ja, so geht’s zu in Wundersdorf! Diese Schafe! Aber sie sind auf dem Quivive und stellen was auf die Beine. Und wie sieht es in Herz Jesu Weimar aus? Das PS wird ein bißchen länger. Deshalb koppeln wir es aus und posten es morgen gesondert.

 

Fortsetzung folgt morgen

Ein Trackback/Pingback

  1. Pulchra ut Luna › Das Orgateam (4/4) on Sonntag, 20. Dezember 2020 um 22:49

    […] Nanu? Das klingt ja nach Verabredungen zum Musizieren? Skandal!!! Was ist da los? Ganz einfach: Da die Gemeinde derzeit „wegen Corona“ nicht singen soll, gibt es Anfragen, wer in der Messe musizieren könnte. Silke hat, geistesgegenwärtig wie immer, die Chance genutzt, die kleinen Instrumentalkreise zu reaktivieren, die man im kommenden Mai zum Spreewaldrock-Festival sowieso wieder brauchen wird – Stichwort: „Wir bringen die Band wieder zusammen.“  […]

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