Zurüruck zum Inhalt

Der verhinderte „Auftritt“ – vorösterliche Begebenheiten in Herz-Jesu-Weimar

Die Osternacht 2013 haben wir in der Kirche (eigentlich eher Kapelle…) St. Marien in Bad Berka gefeiert. Nicht in unserer nahegelegenen Pfarrkirche und auch nicht in unserer „zuständigen“ Bischofskirche in Erfurt. Und das kam so:

Ungefähr am 13. März fragte der vorgesehene Zelebrant, einer unserer Ruheständler, eine bewährte Kantorin und besonders liebe Freundin von uns, ob sie wohl in dieser Messe das „Exsultet“ übernehmen könne. Mit dem Rektor der Pfarrkirche sei das abgestimmt. So wurden am 20. März die notwendigen Materialien übergeben und alles schien geregelt.

Aber es sollte anders kommen. Am 28. März, Gründonnerstag, rief nämlich gegen 14.30 Uhr der Vorsitzende des „Filialgemeinderats“ Bad Berka bei der vorgesehenen Kantorin an und teilte ihr mit „man“, also wohl der „Filialgemeinderat“ wolle nicht, daß sie dort singe, denn sie gehöre ja auch zu dem Kreise derer, die hier „Unruhe stiften“ und sie solle daher „ihren Auftritt“ (der Ausdruck wurde mehrfach wiederholt) nicht haben.

Im nachhinein kam auch noch heraus, wann und in welchem Rahmen die Sache „abbestellt“ wurde: In der sog. „Dienstberatung“ am 21. März nämlich.

Um nun vor der notwendigen Einordnung und Bewertung dieses bemerkenswerten Vorgangs das wichtigste vorwegzuschicken: Es war eine würdige Feier der Osternacht, an der besonders schön war, daß es gelungen war, aus den lokalen Kräften in Bad Berka einen wirklich guten Ersatz für die „abgewürgte“ Kantorin zu finden, was unsere Freundin am meisten gefreut hat, und was sie auch noch in der Nacht selbst hat deutlich machen können.

Denn einen „Auftritt“ hat diese Dame gewiß nicht nur einfach nicht nötig, ihr liegt überhaupt dieses Denken hinsichtlich eines liturgischen Dienstes (!) völlig fern! Nein, da haben wir wieder mal einen Fall vor uns, in dem das, was einem als Vorwurf entgegenschallt, auf das Haupt dessen, der es äußert, zurückfällt (vgl. Ps. 7, 17) und offenbart, wes Geistes Kind einer ist (ähnlich wie mit dem schönen Diktum von den „Akteuren vor der Kamera“; vgl. hier)!

Und weiter? Ist das ein klassischer Fall, in dem ein Laiengremium sich unzuständigerweise gegen den einzigen, den es etwas angeht, den zelebrierenden Priester nämlich, durchgesetzt hat? Ein Gremium obendrein, das, wie der sog. „Filialgemeinderat“, den es ja erst seit unserer letzten Strukturreform gibt, ohnehin für jeden erkennbar bloß „weiße Salbe“ zur vorläufigen Beruhigung der Gemüter ist, aber keine wirklichen Kompetenzen hat?

Das ist zwar ein grundsätzlich interessanter Aspekt, aber es trifft, glaube ich, den Kern der Problematik dieses Vorgangs nicht. Meines Erachtens schon deswegen nicht, weil ich es für sehr unwahrscheinlich halte, daß es überhaupt eine Sitzung mit Beschlußfassung des „Gremiums“ hat geben können.

Nein, hier geht es um anderes. Zunächst einmal ist einfach festzustellen: Alle, die in dieser Pfarrei nicht aufhören sich kritisch zu äußern und dennoch ihre Zugehörigkeit zu der Gemeinde betonen, werden gemobbt, wo es eben geht und man ist sich nicht zu schade dafür, das höchste Fest der Christenheit zu diesem miesen Zweck zu instrumentalisieren!

Da ist es ganz egal, daß das eher an der Peripherie der Pfarrei passieren sollte, also selbst nach der kranken Logik des „Auftritts“ kaum aufgefallen wäre, da ist es ganz egal, ob der Zelebrant, auf dessen Initiative das geschehen sollte desavouiert wird und da ist es schließlich sogar egal, daß der Rektor der Pfarrkirche eigentlich ja schon zugestimmt hatte. Alles egal, wenn die „Gemeindeleitung“ (die eigentümlicherweise an den „Dienstberatungen“ teilnimmt, obwohl das doch eigentlich eine Veranstaltung für Hauptamtliche ist) dekretiert, daß „die da ihren Auftritt nicht haben soll“.

Und das alles geschieht wenige Tage vor Ostern, in dessen Umfeld dann vom Ambo aus wieder ganz viel von „Versöhnung“ die Rede war. Für wie glaubwürdig soll man die halten, die solches sagen und vorher das gerade geschilderte betrieben oder zumindest zugelassen haben?

Außerdem hat auch der Überbringer der Nachricht ein Glaubwürdigkeitsproblem. Das ist nämlich jemand, der (fast) jeden Tag in Ausübung seines Berufs in der Zeitung in Kommentaren zu „Transparenz und Offenheit“, zur „Debatten- oder Streitkultur“ aufruft, oder, erst heute wieder!, davon schreibt, es brauche eine „intensive Diskussion“ und „obrigkeitsstaatliche Denke“ sei „irrig“. Der gleiche Mensch, der, wie wir gerade gesehen haben, in seiner Freizeit gegen „Unruhestifter“ vorgeht, gegen Leute, die genau das tun, was er fordert: Sich ihre eigenen Gedanken nicht verbieten lassen! Wieso macht sich jemand in seinem Ehrenamt in dieser Weise zum Vollstrecker der „zementierten Unversöhnlichkeit“ (P.R.), die traurigerweise einige glauben nötig zu haben? Wieso nur?

Ja, so kam das, daß wir gemeinsam mit unserer Freundin und ihrem Sohn sechs Mann hoch die Osternacht in Bad Berka gefeiert haben. Wenn das den einen oder die andere seltsam berührt hat, so können wir das leider nicht ändern, wir haben die Kirche jedenfalls voll österlicher Freude verlassen, denn was da geschah ist, GOtt sei Dank, von diesen häßlichen Machenschaften himmelweit geschieden; Quantum distat ortus ab occidente…

 

(Ps. 102, 12 (Vg.) quantum distat ortus ab occidente * longe fecit a nobis iniquitates nostras bzw. Ps. 103, 12 (EÜ) So weit der Aufgang entfernt ist vom Untergang, / so weit entfernt er die Schuld von uns)

 

4 Kommentare

  1. Cornelie schrieb:

    Tja – aber jetzt wissen wir wenigstens, was „noch geschehen“ mußte, „damit Ostern werden kann“ …

    Donnerstag, 11. April 2013 um 19:37 | Permalink
  2. Hartmut Kaczmarek schrieb:

    Neue und korrigierte, endgültige Version

    Sehr geehrter Herr Lamers,
    zu Ihrem Blog-Beitrag Der verhinderte Auftritt folgende Richtigstellungen:
    Falsch ist, dass der Filialgemeinderat nicht wollte, dass Ihre „besonders liebe Freundin“ dort singe.
    Richtig ist vielmehr, dass an mich als Vorsitzenden des Filialgemeinderates aus der Gemeinde die Bitte herangetragen worden ist, mit ihr zu reden, ob sie ihre Entscheidung nicht überdenken wolle. Ich habe zuvor mit dem Zelebranten geredet und ihm diese Bedenken aus der Gemeinde vorgetragen. Ich habe ihm angeboten, der Betroffenen selbst auch diese Bedenken vorzutragen. Dem hat er zugestimmt, allerdings mit dem Hinweis, dass er diese Bedenken nicht teile. Genau das habe ich auch der Betroffenen gesagt. Ich habe sie gebeten, vor dem Hintergrund der Bedenken einiger Gemeindemitglieder ihre Entscheidung noch einmal zu überdenken.
    Falsch ist , dass ich mich unzuständigerweise eingemischt habe.
    Richtig ist, dass an mich als Filalgemeinderatsvorsitzender die Bedenken herangetragen worden sind und dass ich diese Bedenken zuständigkeitshalber an den Zelebranten und die Betroffene weitergegeben habe, lediglich mit der Bitte versehen, vor diesem Hintergrund ihre Entscheidung zu überdenken. Dafür benötige ich keine Beschlussfassung des Filialgemeinderates. Dessen ungeachtet habe ich mich aber mit allen Gründonnerstag so kurzfristig erreichbaren Mitgliedern des Gremiums kurzgeschlossen und deren Zustimmung zu dem Vorgehen erhalten.
    Falsch ist Ihre Behauptung, dass die Gemeindeleitung dekretiert habe, dass ein solcher Auftritt nicht stattfinden sollte.
    Richtig ist, dass mir von einem solchen Beschluss nichts bekannt ist. Richtig ist auch, dass die Initiative aus der Gemeinde selbst kam und richtig ist ebenfalls, dass ich Zelebrant und Betroffene lediglich mit den Bedenken bekannt gemacht habe, wie es meine Aufgabe ist, und sie gebeten habe, ihre Entscheidung zu überdenken.
    Falsch ist Ihre Behauptung, dass ich mich zum Vollstrecker der zementierten Unversöhnlichkeit gemacht habe.
    Richtig ist, dass ich Bedenken aus der Gemeinde weitergegeben habe, wie es meine Pflicht als Vorsitzender des Filialgemeinderates ist.
    Ich erwarte, dass Sie diese Richtigstellung innerhalb von 24 Stunden in Ihrem Blog in gleicher Größe und gleicher Aufmachung wie den Text „Der verhinderte Auftritt“ veröffentlichen.

    Mit freundlichen Grüßen
    Hartmut Kaczmarek
    Vorsitzender des Filalgemeinderates Bad Berka

    PS: Wie Sie habe ich auf die Nennung von Namen der Betroffenen verzichtet. Meinen Namen können Sie gerne nennen, weil ich, wie auch in der Zeitung, zu dem stehe, was ich schreibe.
    ich musste leider den Weg über die Kommentarfunktion nehmen, da sich mir kein Impressum in Ihrem Auftritt erschlossen hat.

    Samstag, 13. April 2013 um 17:28 | Permalink
  3. Hinweis:

    Eine Veröffentlichung wie gewünscht im Hauptteil des Blogs erfolgt heute im Laufe des Abends und zwar aus Überzeugung (ohne Anerkennung einer Rechtspflicht).

    GL

    Montag, 15. April 2013 um 07:41 | Permalink
  4. Toni schrieb:

    Sehr geehrter Herr Kaczmarek,

    würden Sie zum besseren Verständnis der Angelegenheit für die hier Mitlesenden (wie mich z. b.) bitte erläutern, welche „Bedenken“ es vonseiten „der Gemeinde“ gegeben hat, die es erforderlich machen, eine Kantorin, die vom Pfarrer darum gebeten worden war das „Exsultet“ zu singen und dies zugesagt hatte, mit ebendiesen zu konfrontieren und sie „zu bitten“ ihre Zusage zu überdenken – was ja nichts anderes heißt, als dass ihr Engagement unerwünscht sei und sie möge doch bitte absagen.

    Was also können das für Bedenken gewesen sein, wenn nicht Missgunst und Abneigung? Wie kann man solcherlei Bedenken aber überhaupt ernstnehmen? Ist es nicht offensichtlich, dass hier lediglich Zwietracht und Missgunst die Ursache waren, von denen Sie sich haben instrumentalisieren lassen? Kann man denn die Geister nicht unterscheiden?
    Traurig.

    Montag, 15. April 2013 um 13:25 | Permalink

2 Trackbacks/Pingbacks

  1. […] jetzt schon in den Kommentar­bereich, es gibt schon Reaktionen auf H. Kaczmareks Einlassungen, hier). Einen weiteren Aspekt will ich morgen kurz darlegen (Danke, “E.R.” ). Geschrieben […]

  2. […] Bad Berka, erschienen am 15. April, sorgen nach wie vor für kritische Anfragen von außen (vgl. hier und hier, jeweils Kommentarbereich). PuLa selbst wird zu gegebener Zeit zu dem Vorgang und den […]

Einen Kommentar schreiben

Ihre Email wird NIE veröffentlicht oder weitergegeben. Benötigte Felder sind markiert *
*
*

*