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Der „Zwei katholische Bücher-Adventskalender“ – Tag 4

Vorgestern hatte ich angekündigt, daß der ZkBAK auf das Bonifatiusjubiläums 1954 zurückkommen würde, insbesondere auf  die Auswirkungen  für das katholische Leben in Weimar. Aber ich finde auch den ersten Abschnitt interessant, der einem wieder einmal vor Augen führt, wie die deutsche Teilung sich im Laufe der 50er Jahre in manchen Bezügen erst allmählich verschärfte. Hier schreibt Prälat Karl Schollmeier, der Verfasser dieses Abschnitts, ganz selbstverständlich von der Teilnahme an den Katholikentagen 1952 – 58. Wir werden aber im weiteren Verlauf der Einträge auch noch auf Formulierungen stoßen, die die Realität der Grenze, vor allem ab 1961, scharf  erkennen lassen.

 

„Erlebnisse besonderer Art waren für alle, die daran teilnehmen konnten, die Katholikentage 1952 und 1958 in Berlin, 1954 in Fulda, 1956 in Köln[…]

Hier darf sicher erwähnt werden, daß beim Katholikentag 1956 in Köln die Erfurter Spielschar den ehrenvollen Auftrag hatte, die große Jugendkundgebung im Eisstadion zu gestalten, was dann auch geschah mit der Aufführung »Mord im Dom« von T. S. Elliot (sic!), einem Spiel über den Märtyrertod des hl. Thomas Becket.

Noch ein weiteres Ereignis aus dem ersten Jahrzehnt kirchlicher Jugendarbeit nach dem Krieg verdient hier erwähnt zu werden. Beim 1.200-jährigen Bonifatius-Jubiläum im Jahre 1954 hatte sich die katholische Jugend im Bereich unseres heutigen Bischöflichen Amtes verpflichtet, eine Bonifatius-Gedächtniskirche in der thüringischen Diaspora zu bauen. Weihbischof Dr. Freusberg bestimmte, daß diese Kirche in Weimar-Schöndorf erstehen sollte. Am Tage der Einweihung zogen mehr als 5.000 Jugendliche vom Bahnhof Weimar singend und betend in einer Prozession nach Schöndorf hinauf. Sie trugen mit sich ihre Banner und das riesige Kreuz, das über dem Altar der Kirche hängen sollte. In seiner Predigt sprach der Weihbischof Dank und Anerkennung allen Jugendlichen aus, die durch ihr finanzielles Opfer das Werk ermöglicht hatten. Viele von ihnen hatten ein ganzes Jahr lang je Woche einen Stundenlohn geopfert, so daß die stattliche Summe von 516.000,- Mark zusammenkam. »Der Berg, auf dem wir stehen«, sagte der Weihbischof, »ist in den letzten Jahrzehnten zu einem bedeutungsvollen Berg in der deutschen Geschichte geworden. Diese Geschichte ist jedoch geschrieben auf einem schwarz umränderten, trauererfüllten Blatt. Wie viele Tränen sind am anderen Ende des Berges, in Buchenwald, geweint worden, wieviel Haß, Neid, Menschenverachtung sind dort aufgeflammt und wirksam geworden! Hier aber soll jetzt eine Stätte des Friedens und der Versöhnung erstehen, die Abgründe überbrücken kann.«

Viele Jugendliche, welche diese »Gründerjahre« miterlebt haben, sind heute z. T. schon Großeltern, meist »gestandene « Leute in ihren Gemeinden[…] und bekunden zuweilen, daß manches, was sie für ihr Leben und Arbeiten als Christen in Kirche und Welt geformt hat, ihnen damals vermittelt worden ist.“

 

Treue PuLa-Leser kennen die Kirche in Weimar-Schöndorf, heute auch gern kurz: „Unser Karmel“ genannt, natürlich längst, z.B. vom Gedenken an den Sel. Carl Lampert im vergangenen Jahr; mir ist sie sehr ans Herz gewachsen!

 

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