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Der Adventskalender mit den Cäcilini, Tag 11: Ich muß mich wundern

Præibis enim ante faciem Domini parare vias eius,
per viscera misericordiæ Dei nostri, in quibus visitavit nos, oriens ex alto :
illuminare his qui in tenebris et in umbra mortis sedent : ad dirigendos pedes nostros in viam pacis.
Lk 1, 76b; 78f.

Denn du wirst vor dem Angesichte des Herrn hergehen, um ihm den Weg zu bereiten
durch die innigste Barmherzigkeit unseres Gottes in welcher uns heimgesucht hat der Aufgang aus der Höhe
um denen zu leuchten, die im Finstern und Todesschatten sitzen und unsere Füße auf den Weg des Friedens zu leiten.

Das vorliegende Lied aus der „Heiligen Nacht“ schließt direkt an das gestrige an und markiert den Wendepunkt in der Geschichte: Der Hirte wundert sich über die Vorgänge um Josef, der mit bloßen Händen glühende Kohlen in seinen Mantel gesammelt hat, ohne sich zu verletzen. Er wird dem fremden Mann folgen und Christus als hilflosem Kind begegnen…
Die Noten zum Krippenspiel „Die Heilige Nacht“ sind 2017 beim Strube Verlag München verlegt worden.

Cornelie Becker-Lamers

Robert Spaemann, 5. Mai 1927 – 10. Dezember 2018

Wie heute bekannt wurde, starb gestern, im Alter von 91 Jahren, Robert Spaemann, hier auf PuLa vor allem durch den Adventskalender 2014 mit Auszügen aus dem ersten seiner zwei Psalmenbücher vertreten.
Ich bin sehr traurig, denn von den Zeitgenossen verdankt mein Glaube niemandem außer natürlich Spaemanns Freund Joseph Ratzinger so viel!
Ich sage ausdrücklich ‚mein Glaube‘, denn sagte ich ‚mein Denken‘, es wäre dem großen Philosophen gegenüber eine unglaubliche Überhebung.
Aber es waren eben gerade auch die philosophischen Werke und Essays, die dazu beigetragen haben, wurden die beiden stets sorgfältigen getrennten Sphären, von Robert Spaemann doch auch immer aufeinander bezogen und blieben in seiner Person verbunden.

Und eben das war es, was ich brauchte, den lebendigen Beleg für die Möglichkeit vernünftigen Glaubens – auf höchstem denkerischen und sprachlichem Niveau – nicht umsonst hat man davon gesprochen, schriebe Sokrates heute, er läse sich wohl wie Spaemann.

So sage ich danke und bitte den Herrn inniglich, daß er Robert Spaemann all das Gute zurechnen möge, daß er mir ganz persönlich durch sein Werk getan hat. Ich glaube, wir dürfen für seinen Weg in der nächsten Welt zuversichtlich sein.

Gereon Lamers

Der Adventskalender mit den Cäcilini, Tag 10: Was geht mich das Kind denn an?

 

Et volavit ad me unus de seraphim, et in manu ejus calculus, quem forcipe tulerat de altari,
et tetigit os meum, et dixit : Ecce tetigit hoc labia tua, et auferetur iniquitas tua, et peccatum tuum mundabitur.
Jes 6,6f.

Da flog zu mir einer von den Seraphim und hatte einen glühenden Stein in der Hand, den er mit einer Zange vom Altare genommen hatte
und er berührte meinen Mund und sprach: Siehe, dieser berührt deine Lippen und deine Missethat weichet und deine Sünde ist versöhnt.

Das musikalische Krippenspiel „Die Heilige Nacht“ ist durchkomponiert. Die Grundlage bildet die gleichnamige Erzählung von Selma Lagerlöf, doch habe ich hier den Text in Verse gebracht und vertont. Im Lied „Guter Mann“ tritt Josef an den mürrischen Hirten heran und bittet ihn um Feuer. Der Hirte ist geizig, fürchtet sich aber, weil sein Hund den Mann nicht gebissen und sein Stock ihm sogar ausgewichen ist. Spöttisch erlaubt er deshalb, daß Josef mit bloßen Händen glühende Kohlen aus dem Feuer heben soll. Der Chor der Engel, den der Hirte zu diesem Zeitpunkt nicht hört, übernimmt die Funktion des Erzählers aus Lagerlöfs Novelle. Die Noten zum Krippenspiel „Die Heilige Nacht“ sind 2017 beim Strube Verlag München verlegt worden.

Cornelie Becker-Lamers

Der Adventskalender mit den Cäcilini, Tag 9: Wir achten den Wind

Et ait ei : Egredere, et sta in monte coram Domino : et ecce Dominus transit, et spiritus grandis et fortis subvertens montes, et conterens petras ante Dominum : non in spiritu Dominus, et post spiritum commotio : non in commotione Dominus,
et post commotionem ignis : non in igne Dominus, et post ignem sibilus auræ tenuis.
Quod cum audisset Elias, operuit vultum suum pallio, et egressus stetit in ostio speluncæ, et ecce vox ad eum dicens : Quid hic agis Elia ? Et ille respondit.
1. Kön. 19, 11-13

Und er sprach zu ihm : Geh heraus und steh auf dem Berge vor dem Herrn; und siehe, der Herr geht vorüber, und ein großer, starker Wind, Berge umkehrend und Felsen zermalmend, vor dem Herrn her, aber der Herr ist nicht im Winde; und nach dem Winde ein Erdbeben, aber der Herr ist nicht im Erdbeben;
und nach dem Erdbeben Feuer, aber der Herr ist nicht im Feuer und nach dem Feuer das Säuseln sanfter Luft.
Da das Elias gehört, bedeckte er sein Angesicht mit seinem Mantel und ging heraus und trat vor den Eingang der Höhle und siehe, es kam eine Stimme zu ihm und sprach: Was tust du hier, Elias? Und jener antwortete.

Zum Lied:

Das Lied „Wir achten den Wind“ leitet nach „In hoc signo vinces“ den zweiten Teil des Kindermusicals „Konstantin. Die Legende“ ein. Es wird in einer Straßenszene der Kinder vor dem Palast gesungen. (Das hier verwendete Bild von Hans Thoma schildert insofern eine etwas andere Szenerie und eine andere Zeit, paßt aber vom Ausdruck her sehr gut.) „Wir achten den Wind“ kann mitspielenden wie zuhörenden Kindern den Unterschied zwischen der Anbetung der Natur in antiken heidnischen Religionen und der Achtung vor der Natur als Schöpfung Gottes verdeutlichen.

Und hier der Text des Liedes:

Wir achten den Wind, wir achten das Feuer,
wir achten die Sonne, die Sterne, den Mond.
Die Höhlen der Erde sind uns nicht geheuer,
die Tiefen der Meere, wer weiß, wer dort wohnt?

Regen, Stürme, Lava, Glut,
Ziegen, Stiere, Erde, Blut:
Wir achten, was das Leben schenkt,
doch beten wir’s nicht an!
Wir fleh’n zu dem, an dem alles hängt,
der einzig lieben kann.

Wir achten den Wind, wir achten das Feuer,
wir achten die Sonne, die Sterne, den Mond.
Doch Jesus allein ist uns lieb und teuer,
der mit Gott dem Vater im Himmelszelt thront.

Cornelie Becker-Lamers

Ach ja, die Benennung/Nummerierung der Königsbücher ist in der Tradition der Septuaginta/Vulgata (unserer Tradition!) auch anders, als heute üblich, so wie beim Psalter, es wäre hier ‚Das dritte Buch der Könige‘. Ich muß es wirklich irgendwann einmal selber richtig durchdringen und dann hier darlegen…

Gereon Lamers

Der Adventskalender mit den Cäcilini, Tag 8: Mariä Verkündigung

Et nomen virginis Maria.
Et ingressus angelus ad eam dixit : Ave gratia plena : Dominus tecum : benedicta tu in mulieribus.
Quæ cum audisset, turbata est in sermone ejus, et cogitabat qualis esset ista salutatio.
Et ait angelus ei : Ne timeas, Maria : invenisti enim gratiam apud Deum.
Ecce concipies in utero, et paries filium, et vocabis nomen ejus Jesum :
hic erit magnus, et Filius Altissimi vocabitur, et dabit illi Dominus Deus sedem David patris ejus : et regnabit in domo Jacob in æternum,
et regni eius non erit finis.
Lk 1, 27b – 33

Und der Name der Jungfrau war Maria
Und der Engel kam zu ihr hinein und sprach: Gegrüßt seyst du Maria voll der Gnaden, der Herr ist mit dir, du bist gebenedeit unter den Weibern!
Da sie dieß hörte, erschrak sie über seien Rede und dachte nach, was das für ein Gruß sey.
Und der Engel sprach zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast Gnade gefunden bei Gott!
Siehe, du wirst empfangen in deinem Leibe und eienen Sohn gebären und du sollst seinen Namen Jesus heißen.
Dieser wird groß seyn und der Sohn des Allerhöchsten genannt werden; Gott, der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben; und er wird herrschen im Hause Jacobs ewiglich
und seines Reiches wird kein Ende seyn.

(Man sollte eigentlich zu diesem zentralen Text unseres Glaubens ja gar nicht sagen [müssen], deswegen nur ein fröhlicher kleiner Tip aus eigener ökumenischer Erfahrung: Merken Sie sich die genauen Verse und lassen bei bibelfesten evangelischen Gesprächspartnern beiläufig unter Quellenangabe (!) einfließen, das ‚Ave Maria‘ bestehe ja weit überwiegend aus strikt biblischem Text – immer wieder hübsch! 🙂 )

Gereon Lamers

Der Adventskalender mit den Cäcilini, Tag 7: Maria, Mutter Friedenshort

46 Et ait Maria : Magnificat anima mea Dominum :
47 et exsultavit spiritus meus in Deo salutari meo.
48 Quia respexit humilitatem ancillæ suæ : ecce enim ex hoc beatam me dicent omnes generationes,
49 quia fecit mihi magna qui potens est : et sanctum nomen ejus,
50 et misericordia ejus a progenie in progenies timentibus eum.
Lk 1, 46-50

Und Maria sprach: Hoch preiset meine Seele den Herrn;
und mein Geist frohlocket in Gott, meinem Heilande!
Denn er hat angesehen die Niedrigkeit seiner Magd; denn siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Geschlechter;
denn Großes hat an mir getan, der da mächtig ist ,und dessen Name heilig ist!
Er ist barmherzig von Geschlecht zu Geschlecht denen, die ihn fürchten.

Zu dem Lied und wie sich in ihm deutsche Geschichte, nicht bloß Kirchen-Geschichte!, spiegelt, kann man ganz viel schreiben, ein bißchen haben wir das auch schon getan, hier; es wäre wunderbar, wenn es auch im Westen unseres Vaterlands ein wenig bekannter würde!

Zum Magnificat hingegen sollte man eigentlich gar nichts schreiben müssen – das ist ein Text zum andächtigen Anschauen und Bedenken. Seine Schönheit nimmt gefangen – heute und alle Tage!

Aber eben deswegen muß ich doch eine Bemerkung machen, leider eine zornige: Wenn sog. „historisch-kritische“ (schon der Begriff ist unsinnig, aber dazu ein andermal mehr) Exegeten mehr oder weniger verbrämt sagen, dies sei ja „natürlich“ nicht authentisch, sondern ein Ergebnis der Arbeit des „Lukas-Redaktors“, denn Maria sei so etwas ja nicht „zuzutrauen“ dann ist das zunächst einmal frauenfeindlich und absolut „19. Jahrhundert“.
Es ist außerdem auf der noch rein menschlichen Ebene psychologisch blind, denn wer, wie Maria, im Umfeld des Tempels lebte und mit den Heiligen Schriften, den Psalmen zumal, täglich umging, dem war diese Begriffswelt selbstverständlich inniglich vertraut, warum hätte sie sie nicht zu einer neuen, originalen Synthese bringen sollen?
Und schließlich ist es ungläubig, denn es heißt ja, dem Hl. Geist, Gott selbst!, nicht „zuzutrauen“ einen Menschen, eine junge Frau, so zu inspirieren, daß dies aus ihr fließt, wenn es drauf ankommt.
Lassen Sie sich also von derartigem Vulgär-Modernismus nicht die Freude an den Texten der Hl. Schrift verderben, nicht im Advent und niemals, denn diese Leute haben einfach unrecht und man kann sie, wenn‘s drauf ankommt, getrost ignorieren.

Gereon Lamers

Der Adventskalender mit den Cäcilini, Tag 6: Rut, Ouvertüre

Cui ille respondit : Nuntiata sunt mihi omnia, quæ feceris socrui tuæ post mortem viri tui : et quod reliqueris parentes tuos, et terram in qua nata es, et veneris ad populum, quem antea nesciebas.
Reddat tibi Dominus pro opere tuo, et plenam mercedem recipias a Domino Deo Israël, ad quem venisti, et sub cujus confugisti alas.
Ruth 2, 11f.

Und er antwortete ihr: Es ist mir alles kund geworden, was du an deiner Schwieger gethan nach dem Tode deines Mannes, und daß du deine Eltern verließest, und das Land, darin du geboren, und zu einem Volke gingest, das du vorher nicht kanntest.
Der Herr vergelte dir deine That, und vollen Lohn mögest du erlangen von dem Herrn , dem Gott Israels, zu dem du kamest und unter dessen Flügeln du Zuflucht genommen.

Wie ich dieses Sprachbild aus dem Alten Testament liebe: Das ‚Bergen unter deinen Flügeln‘! Es kommt ja in vielfältigen Varianten z.B. in den Psalmen immer wieder vor, schauen Sie allein in die Psalmen 60 oder 90!
Es ist übrigens, wenn ich darauf mal als Mann hinweisen darf, eine Metapher, die sozusagen in beiden Geschlechterformen (aber auch nicht in mehr als zwei – Überraschung!… 😉 ) funktioniert: Man kann sich ebensogut einen „männlichen“ Adler vorstellen, wie eine „weibliche“ Glucke (wobei es natürlich auch Adler-Glucken gibt!), das ist eine Frage, welcher Aspekt des Bildes gerade der ist, dessen die Beterin oder der Beter bedarf, oder? Also, nix ist mit dem bloß patriarchalen AT! 🙂

Gereon Lamers

Der Weihnachtsmann

Ein Sketchlet zum Sankt Nikolaustag

Wundersdorf, Oderbruch. Edith und ihre Tochter Teresa kommen gerade, die eigenen Schrubber geschultert, durch das Hauptportal in der Kirche an, um zu ihrem heute wieder einmal dienstfertigen Putztrupp hinzuzustoßen, als ein ohrenbetäubendes Rumpeln und ein einmaliger Plumps sie in der Bewegung erstarren läßt. Helene, Ines und ihr Sohn Reimer, offenbar schon mit den Vorbereitungen beschäftigt, stecken jetzt auch verwundert die Köpfe aus der Sakristeitür. Gemeinsam gehen sie dem Geräusch nach. Ines sperrt die nurmehr als Lager genutzte ehemalige Taufkapelle auf und – vor einem alten ausgedienten Kamin sitzt ein beleibter älterer Herr in rotem Mantel mit weißem Pelzbesatz. Das heißt – der Besatz war wohl einmal weiß. Durch die Aktion im Kamin ist er ein bißchen … naja, sagen wir: Er sieht jetzt eher aus wie Hermelin.

Der ältere Herr rappelt sich hoch und macht vor den Frauen einen höflichen Diener. Aha! Ein Mann alter Schule. Wie schön, daß man sowas auch nochmal sieht. Ines lächelt.

Der Herr: Guten Tag, die Damen (zu dem kleinen Reimer) Guten Tag, der Herr. Ich bin der Weihnachtsmann. (In die Stille des Erstaunens hinein) Bis Montag dachte ich ja noch, ich müßte in Erfurt als Mohrings Plan B den Kandidaten für den nächsten Landtagspräsidenten abgeben – aber das hat sich ja nun geklärt. (Er klopft sich ein wenig Ruß aus dem Mantel.)

Reimer (zu seiner Mutter gewandt): Was für ein Mohr?

Helene: Und warum sind Sie nicht der Nikolaus?

Der Weihnachtsmann: Weil der Herr Bischof sich zu fein für solche Kaminaktionen ist. Dabei war das mit dem heimlichen Schenken einmal seine Idee. Aber damals war er halt auch noch um einiges jünger! Wie dem auch sei – ich gehe ihm doch gern zur Hand!

Teresa (patzig): Wir sind hier aber Weihnachtsmannfreie Zone. Sie können hier nicht bleiben!

Der Weihnachtsmann (lächelt wissend): Ah! Also doch! Ich hab schon gehört, daß es mit der Ausschließeritis hier immer noch nicht so ganz vorbei ist. Ein Jammer! Ein Jammer um die schöne Gemeinde! (Er schüttelt den Kopf.)

Helene: Lenken Sie nicht ab!

Edith (will vermitteln): Womit können wir dienen?

Der Weihnachtsmann (nun doch belustigt): Sie mir dienen? Ich bin gekommen, um Sie zu beschenken!

Teresa: Wirklich???!

Der Weihnachtsmann: Aber selbstverständlich, Frollein Jungefrau! Seit der Nikolaus auch in den evangelischen Gemeinden wieder einen besseren Stand hat, teilen wir uns die Arbeit wieder etwas gerechter auf. (Er zieht einen vollen Sack aus dem Kamin und knüpft den Verschluß auf.)

Ines: Na – jetzt bin ich gespannt!

Umständlich, aber durchaus mit Gespür für Spannungssteigerung kramt der Weihnachtsmann sein Geschenk aus dem Sack. Und mit einigem Aplomb präsentiert er es der erwartungsvollen Gruppe: Es sind die drei goldenen Kugeln des Nikolaus!

Alle (durcheinander): Wahnsinn! – Ich glaub’s nicht! – Das kann doch nicht wahr sein! –Gold?

Der Weihnachtsmann: Das bitte ich Sie gerecht aufzuteilen unter allen, die hier die Kirche putzen! (Er hält ihnen die Kugeln hin.)

Die Frauen blicken sich verblüfft an.

Edith (nach einer Schrecksekunde): Oh! Das wird schwierig!

Der Weihnachtsmann: Was soll daran schwierig sein? Sie teilen einfach!

Helene: Jaja – selbstverständlich!

Ines (verlegen): Wir – äh – wir wissen nur nicht, mit wem …

Der Weihnachtsmann (poltert los): Na, nun muß ich aber doch mal schimpfen! Sie werden doch wissen, wer hier außen Ihnen sauber macht?

Die drei Frauen: Nein.

Edith: Nein, das wissen wir leider nicht.

Ines: Um nicht zu sagen: Das wüßten wir auch gern!

Helene: Aber so oft wir darum bitten, daß es mal ein Treffen gibt, bei dem man sich auch über die Arbeit …

Ines: … und das Werkzeug!!! …

Helene: … und das Werkzeug hier abstimmen könnte, wird das Thema heruntergespielt und wir werden abgewimmelt.

Ines: Manche andern Ehrenamtler machen sich sogar lustig, daß man sich überhaupt darüber Gedanken macht.

Edith: Dabei ist es ein Handwerk wie andere auch.

Der Weihnachtsmann: Drücken Sie solche blöden Bemerkungen in den Skat. Machos gibt’s überall!

Edith (für sich): Wenn im Skat nicht schon so viele Karten lägen, daß es bald zum Spielen nicht mehr reicht …

Ines: Das Problem scheint tatsächlich zu sein, daß man die Arbeit hier … ein wenig … also man hält sie vielleicht auf der Entscheidungsebene für zu selbstverständlich …

Helene: … oder denkt, das läuft schon …

Edith: … so etwa, wie daß Kinder ja auch nebenbei groß werden …

Ines: Jedenfalls ist bei den jährlichen Treffen der Gruppenleiter nie eine verantwortliche Person fürs Putzen dabei.

Helene: Und so sieht der Vorrat an Werkzeug dann halt auch aus.

Edith: Oder der Staubsaugerbeutel …

Teresa: … wenn es einen gibt.

Der Weihnachtsmann: Ou, ou, ou … das hört sich ja gar nicht gut an! (Er strafft sich; vernehmlich) Meine Damen! Hiermit beauftrage ich Sie kraft meines Amtes, sich um ein Treffen aller Putzgruppen zu kümmern und die goldenen Kugeln zur Beschaffung sinnvollen und ergonomischen Werkzeugs einzusetzen. Denken Sie daran: Hauswirtschaft ist Herrschaftswissen – das können Sie allen um die Ohren hauen, die sich nochmal übers Putzen lustig machen. Die Wohnung des Herrn kann nicht schön genug glänzen! Bis es Roboter gibt, die die Kirche sauber halten, wird noch einiges Wasser die Elbe herunterfließen. Ihre Arbeit ist unersetzlich! (Er blickt die Frauen ernsthaft an und scheint um einiges größer geworden zu sein.)

Ines (blickt ehrfürchtig zum Weihnachtsmann auf): Das haben Sie aber schön gesagt!

Helene (ebenso): Wir werden alles genau so machen, wie Sie es aufgetragen haben!

Der Weihnachtsmann (wieder kleiner geworden, freundlich): Das freut mich! (Er wendet sich zum Gehen – das heißt, zum Davonfliegen …)

Reimer (leise und spöttisch): „Hauswirtschaft ist Herrschaftswissen!“ Schwachsinn!

Der Weihnachtsmann (wendet sich noch einmal um): Und der junge Herr kümmert sich mal um die Etymologie des Wortes „Lady“. Bis nächstes Jahr! Und bestimmt! Ich frage nach! (Er verschwindet mit einem schnurpsenden Saugen durch den Kamin.)

Ines (muß sich gegen den Sog stemmen): Was war das denn jetzt? (Sie streicht dem erschrockenen Reimer über den Kopf.)

Edith: Also mir ist ja hier in Wundersdorf schon einiges untergekommen – aber sowas …

Helene (faßt sich an die Stirn): Ich glaube, ich träume!

Teresa: Die Kugeln liegen da aber (Sie versucht, eine anzuheben) Uff! Ist die schwer!

Ines: Hm! Gold wiegt!

Helene: Scheint echt zu sein.

Edith (unschlüssig): Und? Was machen wir jetzt?

Ines: Was wir jetzt machen? Jetzt machen wir uns auf die Suche nach allen Teilnehmern und Teilnehmerinnen der Putzgruppen unserer Pfarrei – ganz einfach! Bei diesem resoluten Herrn da bin ich nicht sicher, ob er nicht sonst nächstes Jahr mit einer Rute durch den Kamin gerauscht kommt! (Sie lüpft die Augenbrauen – und wie auf Bestellung dröhnt als letzter Gruß – oder als Warnung – ein sonores „hohohoooo!“ durch den Kaminschacht.)

Edith: Und? Was sagen wir, wer uns autorisiert hat?

Ines: Keine Ahnung! – Der Weihnachtsmann?

Edith: Sehr witzig! – Du weißt, wie schwierig das mit Ehrenamtlern untereinander ist …

Helene: Könnten wir das nicht beim Kaffee besprechen? Ich brauch jetzt erstmal einen Kaffee! Wer kommt mit zu Avi?

Ines (sucht den Taufkapellenschlüssel an ihrem Schlüsselbund und steckt ihn ins Schloß): Wir alle! Raus mit euch! Das haben wir uns jetzt wirklich verdient! „Gearbeitet ist dann schnell“, wie Lutz zu sagen pflegte (sie lacht).

Teresa: Eben! Und leisten können wir es uns jetzt auch (sie schaut nach den drei goldenen Kugeln.)

Edith: Die tasten wir erstmal nicht an! Die sind zunächst einmal für ordentliches Werkzeug, das wir in Absprache mit allen Beteiligten anschaffen werden.

Helene: Eigentlich abenteuerlich, daß man für so eine Aktion auf den Weihnachtsmann warten muß!

ENDE

Cornelie Becker-Lamers

Der Adventskalender mit den Cäcilini, Tag 5: St. Nikolaus

2 Et dicebat illis : Messis quidem multa, operarii autem pauci. Rogate ergo dominum messis ut mittat operarios in messem suam.
3 Ite : ecce ego mitto vos sicut agnos inter lupos.
5 In quamcumque domum intraveritis, primum dicite : Pax huic domui :
6 et si ibi fuerit filius pacis, requiescet super illum pax vestra : sin autem, ad vos revertetur
Lk 10, 2f. 5f.

Und er sprach zu ihnen: Die Ernte ist zwar groß, aber der Arbeiter sind wenige. Bitte daher den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter in seine Ernte sende.
Gehet hin! Siehe, ich sende euch wie Lämmer unter Wölfe.
Wo ihr immer in ein Haus kommet, da saget zuerst: Der Friede sey mit diesem Hause!
Und wenn daselbst ein Kind des Friedens ist, so wird euer Friede auf ihm ruhen; wo aber nicht, so wird er auf euch zurückkehren.

Später am heutigen Tage wird es auch noch einen Nikolaus-Sketch geben. Sozusagen einen „getarnten“ Nikolaus; lassen Sie sich überraschen!
(Ach, Sie hatten gedacht, dieser Advent ginge ohne die eingebetteten Sketche samt ihres kritischen Potentials ab? Da müssen wir Sie leider enttäuschen. 😉 )

Gereon Lamers

Weil das Video noch aus der Zeit vor der Einbettung der „Lyrics“ stammt, hier noch der Text zum Nachlesen:

Nikolaus
Das Lied zum 6. Dezember

1. Bischof von Myra, wir kennen dich gut:
rot-weißer Mantel und phrygischer Hut,
segnender Haselzweig, strafende Rut‘.
Wer warst du aus Fleisch und Blut?

2. Was wird nicht alles uns von dir tradiert,
wie viele Taten, wo Dank dir gebührt,
Schiffe hast sicher du durch Stürme geführt,
Leben durch Reichtum geziert.

Refrain:
Nikolaus, bist der Freund aller Kinder,
Nikolaus, du gibst heimlich und gern,
Nikolaus, bringst uns Früchte im Winter,
Äpfel, Orangen, Nüsse, Mandelkern.

Nikolaus, wahrtest drei Stratelaten,
Nikolaus, vor des Scharfrichters Beil,
Nikolaus, wecktest drei tote Knaben,
drei goldne Kugeln brachten Segen und Heil.

3. Ein reicher Nachbar verlor all sein Gut.
Seinen drei Töchtern sank der Lebensmut:
Sie sollten betteln ums tägliche Brot –
An Straßenecken im Kot.

4. Dreimal warfst du eine Kugel von Gold
Bei Nacht ins Fenster der Jungfrauen hold.
„Was Gott mir gab, das geb‘ weiter ich gern“:
Heimlich schenkst du zum Lob des Herrn.

(Refrain)

5. Lykien litt unter Hunger und Not.
Von einem Schiff nahmst du Weizen für Brot.
Als die Galeere nach Hause dann kam,
Fehlte kein einziges Gramm.

6. Der Kaiser Konstantin sah dich im Traum,
Rettet drum Feldherrn an des Todes Saum.
Ward deine Hilfe stets dem ohne Schuld –
Mit Bösen keine Geduld.

(Refrain)

(Cornelie Becker-Lamers, Weimar)

Der Adventskalender mit den Cäcilini, Tag 4: Konstantin Ouvertüre

11 Quia hæc dicit Dominus Deus : Ecce ego ipse requiram oves meas, et visitabo eas.
12 Sicut visitat pastor gregem suum, in die quando fuerit in medio ovium suarum dissipatarum, sic visitabo oves meas, et liberabo eas de omnibus locis in quibus dispersæ fuerant in die nubis et caliginis.
16 Quod perierat requiram, et quod abjectum erat reducam, et quod confractum fuerat alligabo, et quod infirmum fuerat consolidabo, et quod pingue et forte custodiam : et pascam illas in judicio.
Ez 34, 11f. 16

Denn so spricht Gott, der Herr: Siehe, ich selbst will nach meinen Schafen sehen und sie heimsuchen.
Wie ein Hirt seine Heerde aufsucht am Tage, wenn er unter seinen zerstreuten Schafen ist; also will auch ich meine Schafe aufsuchen und sie erretten aus allen Orten, in welche sie zerstreut worden, am Tage des Gewölks und der Finsterniß.
Was verloren, will ich suchen, was vertrieben, zurückführen, was gebrochen, verbinden, was schwach, befestigen, was feist und stark, behüten; ich will sie weiden, nach dem Recht.

Konstantin der Große wird zwar im römischen Heiligenkalender geführt, seine Verehrung ist aber im Westen nicht üblich, so daß sich auch nicht so ohne weiteres ein Meßformular fand, aus dem man einschlägige Texte hätte entnehmen können.
Daher stammt der oben gewählte Ausschnitt aus dem Propheten Ezechiel (Hesekiel) vom 31. Dezember, dem Gedenktag des Hl. Papstes Sylvester, „Konstantins Papst“! 🙂

Gereon Lamers