Zurüruck zum Inhalt

Das Ersatz-Aggregat – Sketchlet zum Zweiten Advent

Ein Sketchlet für ein Schaf, zwei Lämmchen und
beliebig viele Schafstatisten

Wundersdorf, die allseits bekannte Schafweide. Wie immer im Advent erstrahlt die hohe Tanne in der Mitte der Weide – da, wo einmal sogar ein PokéStop gewesen war – in hellem Lichterglanz. Beglückt und stolz blicken Fixi und Huf an dem prächtigen Baum hinauf. Denn in diesem Jahr haben besonders die beiden sich in Sachen Beleuchtung engagiert. Leise beginnt Fixi „Am Weihnachtsbaume die Lichter brennen“ zu summen. Huf schließt die Augen und fängt an, sich im Takt dazu hin- und herzuwiegen. Ein Bild für die Götter!

Da unterbricht plötzlich ein lautes „Fixi! Huf!“ den süßen Frieden und reißt die Lämmchen jäh aus ihrer meditativen Hingabe.

Kohle (kommt atemlos zur Tanne galoppiert): Fixi! Huf!

Huf (aufgeschreckt): Um Himmels Willen, Kohle! Was ist los! Warum mußt du uns so erschrecken?

Kohle: Ich finde es wunderschön, was ihr hier gemacht habt, mit der Tanne, aber wir müssen es leider wieder abbauen!

Fixi (reißt die Augen auf): Wieder abbauen? Warum das denn?

Kohle (schluchzt auf): Wir haben ein Schreiben vom Pfarrer bekommen, daß die Energiekrise auch vor unserer Weide nicht halt macht.

Huf (gelassen): Und?

Kohle: Und daß wir die Tanne in diesem Jahr nicht beleuchten dürfen! (Er unterdrückt mit Mühe ein Jammern.)

Fixi (ebenfalls erstaunlich ruhig): Lies mal vor, was da genau steht.

Kohle (mit zitternder Stimme)

Liebe Schafe, ihr habt unsere Weide ‚An der Schaftrift‘ gepachtet. Wir wollen im Vorfeld Klarheit schaffen und euch mitteilen, daß die Energiekrise auch auf uns als Kirchgemeinde Auswirkungen hat. Wir werden die Pacht nicht erhöhen und belassen sie auf der vereinbarten Höhe. Anders aber als die letzten Jahre müssen wir die adventliche Beleuchtung weideeigener Gewächse, namentlich der großen Tanne in der Mitte der Weide, in diesem Jahr untersagen. Das beeinträchtigt sicherlich eure Festtagsstimmung wie die eurer Besucherinnen und Besucher. Daher möchten wir euch die Möglichkeit geben, alle rechtzeitig darauf hinzuweisen. Wenn ihr unter diesen Umständen euren Pachtvertrag auflösen möchtet, haben wir dafür Verständnis.
Mit freundlichen Grüßen euer Pfarrer.

Huf (schaut geflissentlich auf seine Vorderläufe): Ich glaube, das betrifft uns nicht.

Kohle (rastet aus): Das betrifft uns nicht? Was denkt ihr euch denn? Daran müssen wir uns doch halten! Glaubst du, ich möchte …

Fixi (freundlich): Ich glaube ganz andere Sachen, lieber Kohle. Komm mal mit …

Huf: … wir zeigen dir was.

Fixi und Huf schlagen den Weg zum Bach ein, der nach Osten zu die Weide begrenzt und mit für diese Gegend erstaunlichem Gefälle dem Stobber zueilt. 

Huf: Also die paar Watt, die diese LED-Birnchen heutzutage brauchen – die schafft ja fast ein Fahrraddynamo.

Kohle (grummelt): Schon. Und? „Ich wollt ich wär ein Huhn“?  (Insider)

Huf (lacht): So etwa.

Sie gelangen an den Bach, der sich, an einer Engstelle aufgestaut, zu einem beachtlichen Tümpel verbreitert hat. Aus der Mitte des Staudamms ragen handfeste angespitzte Äste hervor. Zur Weide zu dreht sich ein Wasserrad, neben dem es am Ufer aus einem kleinen Häuschen vernehmlich summt.

Kohle: Was ist das denn? Das – das ist ja …

Huf: … ein kleines Wasserkraftwerk (er grinst). Genau!

Kohle (kann es kaum glauben): Wie – wie habt ihr das gemacht?

Fixi: Wir gar nicht.

Huf: Wir haben Bix und seine Truppe beschäftigt.

Kohle: Ihr habt die Biber ans Arbeiten gekriegt?

Fixi: Wir fanden, sie bauen sowieso ständig Dämme …

Huf: … da konnten sie uns auch mal einen kleinen Gefallen tun.

Kohle (nachdem er seine Sprachlosigkeit überwunden hat): Und – und – und das Kabel?

Fixi: Hatte Richard noch.

Kohle: Und warum brummt das Häuschen?

Huf: Na, da ist der Generator drin.

Kohle (fassungslos): … der Generator …

Fixi: … hatte auch Richard.

Huf (obenhin): Eine alte Lichtmaschine, wie er sagte.

Fixi (altklug): Die bringt genug Leistung für die Tanne.

Kohle (anerkennend): Das bedeutet, ihr stellt euren eigenen Ökostrom für die Lichterkette her?

Huf: So ist es!

Fixi: Wenn dieser Tage die Journalistin von EWTN kommt, muß unsere Weide doch im besten Licht erscheinen.

Huf: Festlich geschmückt!

Kohle: Das ist aber auch wahr! Ihr seid großartig!

Fixi: Dürfen wir dann jetzt wieder singen gehen?

Kohle: Klar, ihr beiden! Das muß ich jetzt sowieso erstmal den anderen erzählen.

 

ENDE

 

Cornelie Becker-Lamers

 

Ja, so geht’s zu in Wundersdorf. Immer auf alles vorbereitetBloß gut, daß sich das Energiesparen in unserer Pfarrei lediglich auf reduzierte Temperaturen bezieht. Denn die zwölfeinhalb Grad hält man schon aus, wenn man bedenkt, daß im Dom zu Erfurt in so manchem Winter das Weihwasser gefriert.

Aber daß die Biber so hilfsbereit sind, das finden wir toll! Da bringen wir ihnen zu Ehren gern ein passendes Stück schöner Musik.

Enjoy 😉 

Ach ja – was die Schafe da zuletzt von EWTN erzählt haben – haben Sie das verstanden? Also wir nicht. Wir sind gespannt, wie es weitergeht!

 

Einen Kommentar schreiben

Ihre Email wird NIE veröffentlicht oder weitergegeben. Benötigte Felder sind markiert *
*
*

*