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Zwei Beiträge …

… und 99 Abonnenten. So sieht der Instagram-Account unseres ausgesprochen beliebten, weil herzlichen, klugen und frommen indischen Gastpriesters aus. Ich weiß gar nicht mehr genau, wann er in unsere Pfarrei gekommen ist – war es Sommer oder Herbst 2015, als unser damaliger Kaplan gerade seine erste Pfarrstelle angetreten hatte? So ungefähr jedenfalls. Er – der Gastpriester – lernte in Windeseile, hervorragend deutsch zu sprechen. Er erlernte die Art der hiesigen liturgischen Gesänge, der Melodieführung und der Tongebung. Das muß unglaublich schwer gewesen sein. Aber er hat es geschafft. Und er bestach von Anfang an durch die klare Gliederung seiner Predigten. Aus der Sicht unserer Pfarrei also muß man sagen: leider – leider hat er vor einigen Wochen verkündet, daß er seine Doktorarbeit im Fach Dogmatik der katholischen theologischen Fakultät Erfurt fertiggestellt und eingereicht hat und nun auf das Rigorosum wartet. Dann – das hatte er aber von Anfang an angekündigt – wird er uns im Mai 2018 verlassen, um in seiner Heimat Theologie zu lehren.

Schnief! 😥

Aber er wird mit den vielen Jugendlichen, die ihm jetzt schon auf Instagram folgen, in Kontakt bleiben können. Er wird Bilder versenden können und Situationen charakterisieren. Er wird, wenn er möchte, den Hiergebliebenen Eindrücke seines neuen alten Lebens schildern können. Und er wird Kontakte unter seinen Abonnenten herstellen. Insta ist ein Schneeballsystem im positiven Sinne.

Wenn unser Kirchortrat – was er tut – nun überlegt, wie er die zum Wintersemester 2017/18 über 80 neu in unserer Pfarrei angemeldeten studentischen Gemeindemitglieder ansprechen, kennenlernen und für die engagierte Mitarbeit in Chören oder wo auch immer (Wiederaufbau einer KSG, Ausbau der ÖSG …) gewinnen könnte, dann könnte ein Instragram-Account – natürlich geplant und unterhalten von der Generation, deren Medium es ist – der Überlegung wert sein. Ich weiß, daß die Pläne schon im Herbst in verschiedene Richtungen gingen – und jeweils verworfen wurden. Aushang – „vergiß es – hängt sofort was drüber“. Postings auf der Uni-Pinnwand – „rutscht so schnell weg“.

Letzteres ist auch bei Twitter ein längst erkanntes Problem. Und dennoch setzen kluge Bischöfe wie Schick, Oster oder Burger sowie die Politprominenz bekanntlich auf diesen Nachrichtendienst, um kurze Statements abzugeben und auf längere Texte zu verlinken. Aktuell etwa die Predigt Bischof Osters auf der Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe, die Stellung der Menschen zu den Sakramenten, eine Positionierung zur Segnung homosexueller Partnerschaften oder die Diskussion um die Übersetzung der sechsten Vater-Unser-Bitte (vgl. hier).

Für längere Texte und ausführlichere Beiträge halte ich nach wie vor das Weblog – kurz Blog – für unschlagbar. PuLa ist mittlerweile ein unersetzbares und für uns unschätzbares Archiv an theologischen Texten, authentischen Stimmungsbildern und guter Literatur, auf das wir immer wieder angewiesen sind und in dem wir immer wieder gerne „nachschlagen“. Ein Blog in einer Pfarrei ist einfach gut und vermutlich das Beste. Das haben viele bereits erkannt, und so kommt es, daß auch, seit nach dem Rücktritt Benedikts XVI. ein Teil der papsttreuen Bloggerszene vielleicht ein bißchen weniger aktiv ist, auch im katholischen Bereich immer wieder neue Blogs entstehen. So machte uns letzten Monat eine Bekannte hier aus der Nähe auf ihren brandneuen Blog aufmerksam, dessen Fokus auf den Themen Krankheit und Glauben liegt, hier. Und selbst Wissenschaftler, die als Priester, Professoren und Buchautoren eigentlich genügend Publikationsmöglichkeiten haben, stellen neue Blogs online und nutzen dieses Medium. Sehr zu empfehlen etwa der von Professor Wollbold, früher Erfurt, seit knapp 15 Jahren LMU München, der vor ziemlich genau einem Jahr begonnen wurde, hier.

Für die schnelle Kurzinformation und das berühmte Bild, das mehr als 1000 Worte sagt, scheint aber ein Instagram-Account ein hervorragend gangbarer Weg zu sein. Eine Freundin von mir, die mit ihrem Mann gemeinsam seit einigen Jahren die Weimarer Szene-Bäckerei betreibt, hat mir das einmal beschrieben: „Das ist so irre – wenn wir ein Brot posten, stehen 10 Minuten später ein paar Leute im Laden und sagen, sie möchten es kaufen.“ Instagram behält man im Blick, und die Postings bleiben stehen (wie ja auch Tweets, wenn man ein entsprechendes Profil aufruft, alle auf einen Blick erscheinen).

Und es scheint nicht sonderlich aufwendig zu sein. Wie gesagt: Mit zwei Beiträgen hat unser Gastpriester 99 Abonnenten menschengefischt, die sich untereinander kennen oder sogar hierüber kennenlernen und sich gegenseitig zu folgen beginnen. Man muß nicht ständig posten, es herrscht kein Druck – aber was man sendet, wird wahrgenommen. Instragram ist – die Zukunft? Das will ich nicht beschwören. Aber, wie meine 14jährige Tochter (9 Beiträge und 135 Abonnenten) sagt: Es ist die Gegenwart. Und das wäre ja schon was.

Cornelie Becker-Lamers

Die Redaktion ergänzt: Suchen Sie unseren so überaus geschätzten und gemochten Gastpriester und Promovenden auf Instagram (und übrigens auch auf Facebook) unter Jj Nirma und wer mag, schaut sich auch einmal die Homepage seines Heimatbistums Salem im indischen Bundesstaat Tamil Nadu an, hier! (vielleicht verstehen Sie jetzt auch eine Zeile in einem unlängst geposteten Lied besser? Wer nochmal nachhören will [ab ca. 1.00 Min.], hier entlang 😉 )

 

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