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„Auf einen Neubeginn freuen“

Zu unserem Beitrag vom 10. Juni (hier) gab es einen Kommentar von Dr. M. Klein; hier noch einmal der Text und die Antwort:

„Wohltuend, daß Sie so lange geschwiegen haben. Ihre Darstellung im obigen Artikel ist nur in Ansätzen an der Wirklichkeit orientiert. Er ist genauso schlecht recherchiert, wie der „Bücker“ [sic] Artikel.

Vielleicht sollten wir uns auf einen Neubeginn freuen. Und der [sic] „wall of shame“ hat, wenn Sie es mit einem Neubeginn ernst meinen, hier überhaupt nichts zu suchen.

Kohle das Schaf darf noch ohne zu rülpsen auf der Weide grasen.

Vielleicht können wir ein Miteinander finden, ohne uns gegenseitig zu schneiden, aneinander vorbeisehen und auch unterschiedliche Meinungen/Standpunkte aushalten.

Michael Klein“

 

Sehr geehrter Herr Dr. Klein,

leider komme ich jetzt erst dazu, Ihnen wie versprochen ausführlich zu antworten – aber wer weiß, wofür das gut war, vielleicht sehe ich heute etwas klarer, was sich aus Ihren Zeilen herauslesen läßt.

Vorab wiederhole ich nochmal, daß ich mich über Ihre Äußerung als solche freue, genau wie über die jüngsten Kommentare von Frau Engelstädter, immer zu!
Wir alle miteinander haben in den letzten Jahren unter anderem auch an einem Mangel an Offenheit, ja, auch an offenem Streit, gelitten. Ein Mangel, der, wie Sie ja wissen, regelmäßig schamlos ausgenutzt wurde (Gremienwahlen: „Wir brauchen doch keinen Wahlkampf!“ sagte die, die dann intrigierend durch die Familienkreise tingelte) und als „Ermöglichung“ (z.B. „offener Worte“) bemäntelt worden ist. In Wahrheit war es eine ständige Verhinderung ebensolcher offenen Worte und hat die Kommunikationskultur schwer beschädigt!

Aber zunächst bietet Ihr Kommentar ja an zwei Stellen erfreulicherweise die Möglichkeit, wichtige Übereinstimmungen zwischen uns festzustellen!

Da geht es einmal um die Einschätzung des Artikels von Herrn Büker (nette Freudsche Fehlleistung in Ihrem Originaltext 😉 ): Ja, der war in der Tat „schlecht recherchiert“, man kann auch noch mehr dazu sagen, aber insoweit sind wir uns einig.
Was sich mir in diesem Zusammenhang nicht erschließen will, ist, wie Sie dazu kommen, mein Beitrag vom 10. Juni fiele in die gleiche Kategorie. Der besteht nämlich zum großen Teil aus Fakten, die völlig unabhängig von PuLa nachprüfbar sind. Da, wo das nicht der Fall ist, haben wir nochmal nachgefragt – und bleiben bei dem, was wir geschrieben haben.
Warum reagieren Sie mit einer so gänzlich unbegründeten Behauptung auf einen Beitrag, der unter anderem zum Inhalt hatte, daß das Bistum selbst an einem wichtigen Punkt explizit die Richtigkeit dessen, was wir seit drei Jahren schreiben bestätigt hat? Ich glaube, vielen unserer Leser hat das erneut bestätigt, daß man dem trauen darf, was PuLa schreibt. Und warum gehen Sie mit keinem Wort auf die Frage ein, wer eigentlich wirklich die Artikel schreibt, die sich mit unserer Pfarrei beschäftigen? Viele Menschen, mit denen wir gesprochen haben, fanden das sehr interessant.
Kurz, solange Sie Ihren Vorwurf nicht in irgendeiner Form erstens konkretisieren und zweitens nachprüfbar belegen, werden Sie mir sicher nachsehen, daß ich dessen Inhalt für unbeachtlich halten muß.

Kommen wir also zur zweiten, noch wichtigeren Übereinstimmung: „Vorfreude auf einen Neubeginn
Wohl wahr! Nun setzt freilich die Verwendung dieses Worts logisch zwingend voraus, zuerst einmal die Notwendigkeit für einen solchen einzugestehen. Vielen Dank dafür!
Nur, wie gerne hätte ich das vor Mitte April schon einmal öffentlich vernommen – von Ihnen wie von vielen anderen. Haben Sie sich vielleicht schon einmal die Frage gestellt, ob er dann nicht gar so lange auf sich hätte warten lassen, der Neubeginn? Oder ob es am Ende gar richtiger gewesen wäre, nicht immer weiter „mitzumachen“, sondern mit vielen anderen deutlich Position zu beziehen gegen ein „Regiment“, unter dem ja auch Sie hinreichend gelitten haben?

Aber wie dem auch sei, das ist jetzt Vergangenheit, schauen wir lieber, ob man sich nach Ihren Zeilen vorstellen kann, wie Sie sich den „Neubeginn“, die Zukunft denn so vorstellen. Da stellen sich einige Fragen.

Sie bringen die Hoffnung zum Ausdruck, daß es gelingt, zu einem Miteinander zu finden, und dabei unterschiedliche Meinungen/Standpunkte auszuhalten. Da bin ich ganz bei Ihnen und sehe darin kein Problem. Allerdings irritiert mich in dem Zusammenhang ein wenig Ihr Eingangssatz. Sie finden es einerseits „wohltuend“, lange nichts von PuLa gehört zu haben und wollen andererseits unterschiedliche Meinungen aushalten. Wie paßt das zusammen? Sie wollen doch sicher nicht nur andere Meinungen aushalten, solange die nicht geäußert werden, oder? Ich hoffe sehr, das ist nicht so, denn den Gefallen (der freilich auch gar keiner wäre) würde ich Ihnen nicht tun.
Und, nur so nebenbei gesagt, man muß sorgfältig unterscheiden, was wirklich „Meinung“ ist und was damit gar nichts zu tun hat. Ein nicht unerheblicher Teil dessen, was PuLa in den letzten Jahren z.B. über liturgische Fragen geschrieben hat, ist gar keine Meinungsfrage, da geht es schlicht darum, sich in Gemeinschaft mit der ganzen Kirche korrekt  zu verhalten, da ist für „Meinung“ insofern überhaupt kein Platz (vgl. exemplarisch hier).
Aber „unterhalb“ dieser Schwelle, von der ich im übrigen sehr zuversichtlich bin, daß wir sie in Zukunft in Weimar überhaupt nicht mehr überschreiten werden, gibt es wahrlich genug Raum für den Streit der Meinungen, die sich ja auch nur so weiterentwickeln können (vgl. z.B. hier zum Thema „WoGoDis“) – darauf freue ich mich schon!

Jetzt müssen wir noch zu einem zweiten Punkt kommen, der mich doch irritiert hat. Man muß ihn wohl ebenfalls mit Ihrem Eingangssatz zusammenlesen: Sie schreiben, zum Neubeginn paßten die Walls of Shame nicht.
Diese Reihe, die wir am 11. Juli 2014 (also sehr spät) begonnen haben, dient, erinnern wir uns, dem Zweck, Vergessen zu verhindern. Vor allem das durchaus absichtsvolle „Vergessen“, wie Menschen hier behandelt worden sind und was alles nicht (mehr) geschehen konnte, vgl. hier.
Ich will mir eigentlich nicht vorstellen, Ihre Wort könnten bedeuten, daß Sie vorschlagen möchten, darauf mit einem simplen „Schwamm drüber“ zu reagieren. Eigentlich nicht.
Übrigens würde das auch gar nicht funktionieren, denn mit „Schwamm drüber“ hat noch nie ein Neubeginn funktioniert, der seinen Namen verdient hatte. Und daher wird die Wall of Shame solange ihren Platz auf PuLa haben, bis die Dinge ganz konkret besser, nein, gut geworden sind. Bis den Menschen, die unter den Zuständen gelitten haben, durch die Tat Gerechtigkeit widerfahren ist. Denn darauf kommt es bei dem bevorstehenden Heilungsprozeß vor allem an: Konkrete, sichtbare Veränderungen. (Ein paar Bitten um Verzeihung wären auch ganz nett, aber ich bin ja Realist und kein Traumtänzer 🙁 )

Also, Herr Dr. Klein, ich hoffe sehr, ich habe Sie da falsch verstanden, denn sonst müßte ich wiederholen: Den Gefallen (der freilich auch gar keiner wäre), über die Gründe, die zur Wall of Shame geführt haben, künftig zu schweigen, würde ich Ihnen nicht tun.

Vor uns liegt eine spannende und wichtige Zeit, beten wir füreinander, daß wir ihren Anforderungen gerecht werden.

Mit freundlichen Grüßen

 

Gereon Lamers

 

PS: Zu meiner Verblüffung hat sich Kohle (im Gegensatz zu anderen Vertretern der Herde) bisher noch nicht gemeldet; Liegt vermutlich daran, daß es zu vornehm ist, das gute Tier! 😀

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