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Die Laienförderung

Die Laienförderung

Ein Sketchlet für fünf Schafe, zwei Lämmchen und beliebig viele Schafstatisten

 

Wundersdorf, Schafweide. Fixi und Huf sind mal wieder zur Bibliothek gefahren – per Anhalter, denn den Pritschenwagen hat Corinna ja versetzt  – und mit einem Rucksack voller Artikel und Bücher zurückgekehrt. Nun bringen sie die Schafe, die sie neugierig eingekreist haben, auf den aktuellsten Stand auch in kirchenpolitischen Angelegenheiten. Gerade stöbert Huf in einer Ausgabe des „Tag des Herrn“.

Huf (liest): Jetzt waren die Diakonatshelfer in Volkenroda.

Blütenweiß: Aha! Warum das denn?

Fixi: Sie haben 50 Jahre WoGoDi in den ostdeutschen Ländern gefeiert.

Grauchen: Da gibt’s doch nichts zu feiern.

Wolle: Naja, die Diakonatshelfer sich selbst halt.

Flocke: Wollt ich sagen! Denn der Anlaß, aus dem der Dienst erfunden wurde, ist ja ganz und gar kein erfreulicher.

Kohle: Katholische Vertriebene aus den Ostgebieten und priesterlose Gemeinden in Gegenden, in denen vor ein paar hundert Jahren die Reformation „eingeführt“ wurde.

Wolle: Besser gesagt: kompromißlos durchgedrückt.

Flocke: Kein Grund zum Feiern, weder das eine noch das andere.

Huf: Da sagt ein Bischof was dazu.

Blütenweiß: Wer?

Fixi: Der Altbischof Wanke aus Erfurt.

Kohle: Und?

Huf: Warte. (Huf überfliegt das Interview und faßt zusammen.) Erstmal zur historischen Einordnung: Es geht um die Vertriebenen in kleinen Dörfern in der Diaspora. „Die Initiative zu der neuen Gottesdienstform sollte ihnen ermöglichen, einen Sonntagsgottesdienst zu besuchen, auch wenn kein Priester vor Ort war.“

Grauchen: Wie wir schon sagten.

Blütenweiß: Das wußten wir schon.

Huf: Und dann wird er gefragt, wie das so aufgenommen wurde.

Flocke: Und was sagt er?

Huf: „Sie“ – also die WoGoDis – „wurden von Anfang an sehr gut angenommen, wenn man sorgfältig darauf achtete, daß in der Gemeinde anerkannte Persönlichkeiten zur Leitung beauftragt waren.“

Grauchen (voller Anerkennung): Toller Bischof!

Blütenweiß (begeistert): Na, der hätte mit Corinna ja kurzen Prozeß gemacht!

Flocke (unterfüttert): Steht in der Weihnachtsvesper und predigt, und vier Priester sitzen drum rum.

Wolle (ergänzt): Bringt in der Gemeinde alle, ob sie haupt- oder ehrenamtlich oder auch einfach nur aus Versehen mit ihr zu tun bekommen, gegen sich auf und teilt noch die Kommunion aus, wenn der Kaplan ebendies gerade in der Predigt thematisiert hat.

Wolle: Ach! Siehst du. Und dieser Bischof da, aus Erfurt, der redet mal geradeaus!

Blütenweiß (schwärmerisch): Was sagt man dazu?

Kohle (ironisch): „Danke, Wanke“!

Blütenweiß (entsetzt): Aber Kohle! Wie kannst du denn so sarkastisch sein?

Kohle: Na, weißt du, ob der in seinem Bistum auch so gehandelt hat, wie er jetzt redet? Ob er da wirklich hingeguckt hat, was in den Gemeinden passiert ist?

Flocke (betroffen): Aber Kohle! Das wissen wir nicht!

Wolle (sogar fast ein bißchen beleidigt): Ich finde auch, du solltest ein bißchen vorsichtiger sein.

Grauchen (hat aufmerksam zugehört und nachgedacht): Wie auch immer, es kommt zu oft vor, daß auf diesem Zwischenboden, den sie da in die Hierarchie eingezogen haben, Leute Klimmzüge machen, die es offenbar nötig haben. Ob hier in Wundersdorf oder anderswo.

Huf (nickt): Der ursprüngliche Zweck ist da nicht mehr immer gegeben.

Fixi: Es verkommt zur mehr oder weniger willkürlichen Laienförderung nach dem Gusto der örtlichen Gemeindeleitung …

Wolle (hat verstanden): Ich finde, mit dieser Art der Laienförderung sollte eigentlich Schluß sein.

Kohle (grinst): Genau! Die Kohleförderung soll schließlich auch heruntergefahren werden.

Die Schafe (lachend durcheinander): Aber, aber! – Wer wird denn so klein-lich sein! – Das kommt ganz auf deinen Ausstoß an!

 

ENDE

Cornelie Becker-Lamers, Weimar

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