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„Das ist Wunder genug“

Firmung in Herz Jesu Weimar

Am letzten Samstag war Firmung. Ungewöhnlicher Termin – aber soll jetzt wohl so beibehalten werden. Damit die Taizéfahrt im Sommer mitten im Firmkurs liegt. Immerhin hatten wir unglaubliches Glück mit dem Wetter! Es war richtig warm und sonnig.

Wie gesagt Firmung. Das möchte man ja als Prediger nutzen: daß man einmal noch etliche Jugendliche vor sich hat, die dann eventuell lange, lange nicht mehr in der Kirche zu sehen sein werden. (Aber vielleicht kriegen wir das ja auch anders hin – man soll nie die Flinte ins Korn werfen! ?) Und die vielen Gäste! Die vielleicht auch lange nicht in der Kirche waren – oder die nicht mal katholisch sind und mal sehen wollen, wie unser Bischof so ist. Es lohnt sich also die bestmögliche Vorbereitung.

Es wurden die Lesungen vom Tage genommen – nichts eigens herausgesucht. Als ich mir das Evangelium vom 30. Sonntag im Jahreskreis allerdings ansah, war es ein anderes. Ich war verwirrt, aber unsere nette und kompetente Gemeindereferentin half mir weiter: Es waren wirklich die Lesungen vom Tage, also vom Samstag. Zum Glück war es nicht das Evangelium um den Feigenbaum, über den Jesus selber sich ärgert und den er verflucht, weil er außerhalb der Saison keine Früchte trägt. Das ist schwer zu verstehen und schwer auszulegen. Unser Evangelium jetzt, also Lk 13, 1-9, erzählt im Gegensatz dazu von dem sehr schönen Gleichnis des Mannes, in dessen Weinberg ein Feigenbaum steht, der seit drei Jahren keine Frucht bringt. Der Mann will den Baum umhauen lassen, aber der Gärtner bittet um eine Frist, will den Baum nochmal düngen und den Boden auflockern und sehen, ob er dann nicht doch trage.

Nicht der Herr, der den Baum umhauen will, ist Jesus, sondern eher der Gärtner. Seit der Zeit der Kirchenväter wird diese Textstelle sogar als Gegenüberstellung des strafenden Gottes des Alten Bundes mit Jesus, dem Christus des Neuen Bundes gelesen. So sagt Theophylactus:

Der Hausherr ist Gott, der Gärtner ist Christus, der nicht zulassen will, daß der Feigenbaum als unfruchtbar umgehauen wird. Er spricht gleichsam zum Vater: Wenn sie auch aufgrund von Gesetz und Propheten keine Früchte der Umkehr gebracht haben, so will ich sie jetzt mit dem Wasser meines Leidens und meiner Lehre tränken. Vielleicht werden sie Früchte des Gehorsams bringen.

Schön, gell?! Es geht nicht um sinnloses oder zweckloses Leben, sondern darum, ob es Früchte bringt. Das kann der einzelne Mensch, der sein Leben als sinn- oder zwecklos empfindet, alleine und in seiner Lebenszeit überhaupt nicht abschätzen.

Ganz so hat es der Bischof nicht dargestellt, und daher möchte ich die Gelegenheit nutzen, um mit der Wiedergabe eines Elementes der Firmpredigt aus dem Mai des vergangenen Jahres zu schließen. Davon wollte ich nämlich ohnehin immer schon mal berichten. Der Weihbischof war angereist und hielt (ich weiß nicht mehr, von welchem Evangelium aus) sehr lebenspraktische Worte für seine jugendlichen Zuhörer bereit. Er machte sie darauf aufmerksam, daß sie nun religionsmündig seien und für ihren Glauben auch in der Welt einstehen müßten. Und daß das nicht immer einfach sei.

Doch an dieser Stelle blieb er nicht – wie man das ja nur allzu häufig erlebt – gedanklich stehen und jammerte eben nicht einfach noch ein bißchen weiter. Sondern er rüstete die Firmlinge mit ganz praktischen schlagfertigen Antworten für eine solche Situation aus. Das ist wie gesagt recht selten und ich fand es großartig.

Es ging sinngemäß so:

„Ihr werdet nun vielleicht auf euren Glauben angesprochen, auch in der Schule. Die Klassenkameraden werden euch vielleicht provozieren und sagen: ‚Es gibt so viel Ungerechtigkeit in der Welt – warum tut dein Gott da nicht mal ein Wunder?‘ Und dann könnt ihr antworten: ‚Er hat dich geschaffen und mich geschaffen. Das ist Wunder genug. Und wir können nun etwas tun, um die Welt ein bißchen besser zu machen.“

PuLa wünscht allen Firmlingen des Jahres 2019 Gottes reichen Segen.

Cornelie Becker-Lamers

 

Theophylact v. Ohrid (Bild Wikimedia commons, User: MXK)

2 Kommentare

  1. Thomas Jakob schrieb:

    Diesen Wunder-genug-Gedanken hatte ich heute bei der Tageslosung (Psalm 105, 5). Deshalb bin ich auch auf diesen Beitrag gekommen und fand ihn inspirierend. Danke dafür!

    Mittwoch, 30. Oktober 2019 um 09:01 | Permalink
  2. Danke, das freut uns sehr!

    Mittwoch, 30. Oktober 2019 um 09:14 | Permalink

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