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Warum können wir ‚Gandhi‘ nicht widerstehen?

Wie am vergangenen Samstag angekündigt, haben wir an jenem Tag die Abendmesse, zelebriert von Bischof em. Fr. Hofmann besucht. Und es bedurfte wahrlich keines übertriebenen sprachlichen Feingefühls, um dem kurzen Beitrag abzuspüren, daß wir es, was die Liturgie angeht, mit einem gewissen Maß banger Erwartung taten, haben doch auch die jüngsten Erlebnisse in der „Westkirche“ erneut bestätigt, wie schlimm es dort werden kann. Und unsere Untersuchungen über die Rolle von Bischof Hofmann in der Entstehung des (nicht mehr ganz so) neuen Gotteslobs stimmten uns eben skeptisch.

Jedoch – weit gefehlt! Was wir erleben durften war eine absolut würdige Feier der Hl. Messe: alle (und die richtigen!) Lesungen, ein „wagen wir zu sprechen“ vor und der Embolismus (der doch in weiten Bereichen der Westkirche ausgestorben zu sein scheint!) nach dem Vaterunser, „Priester-Kommunion“ vor dem sog. außerordentlichen Spender der Kommunion (vulgo „Kommunionhelfer“) und eine wirklich auferbauende Predigt, die einmal nicht daran scheiterte, gerade in dieser schweren Zeit klar zu machen, warum wir die Kirche brauchen: Weil jede Hl. Messe an die Ewigkeit rührt und uns die „Auferstehungsrealität“ vor Augen führt. Und von der „Dankbarkeit für den Glauben“ von der man sich auch und gerade jetzt nicht ablenken lassen dürfe. Am Sonntag abend war es, wie glaubwürdige Zeugen berichteten, nicht anders.

Was soll man dazu sagen? Was verbindet den Zelebranten, der uns geradezu offensiv auffordert, auf unser Eigenes zu schauen, auf den Kern dessen, was uns als Kirche ausmacht, mit dem Verantwortlichen für die, wir müssen es wiederholen, läppischen Strichzeichnungen in unserem Gebetbuch?
Nun, eine Irritation, ein Anzeichen für eine „Störung“, gab es freilich auch in der Messe in Herz-Jesu. Was ich das erste Mal überhaupt erlebt habe, war die Nutzung des Zitats, das regelmäßig ganz am Ende der jeweiligen Sonntagsliturgie im Schott (-Beuron) zu finden ist („Für den Tag und für die Woche“), vor dem Schlußlied nämlich:
„Als Erstes würde ich raten, daß die Christen alle miteinander anfangen müssen, wie Jesus Christus zu leben. Wenn ihr im Geist eures Meisters zu uns kommen wolltet, könnten wir euch nicht widerstehen.“ (Gandhi)

Es gibt „im Schott“ bei weitem schlimmere Sprüche, aber deren relative Qualität ist ja jetzt nicht das Thema. Nein, das Element, was den Un-Sinn von „moderner Kunst“ im Gebetbuch mit dem von Gandhi im Rahmen der Hl. Messe verbindet, ist das fehlende Zutrauen darein, daß das Unsere hinreicht und nicht nur hinreicht, sondern daß wir es sind, die, in dem was wir tun, was wir feiern, Anteil haben an einer Überfülle, die von nichts aus dieser Welt ergänzungsbedürftig sein kann – weil sie nicht von dieser Welt ist! Und die sich in den nunmehr gut 2.000 Jahren ihres Bestehens Form (im weitesten Sinne) und Ausdruck genug geschaffen hat, tragfähige Form und tragfähigen Ausdruck!

Und so blieb auch nach diesem schönen Gottesdienst, nein gerade nach diesem im besten Sinne überraschenden Gottesdienst, mit diesem Zelebranten, von dem man sozusagen einfach „zuviel wußte“, die Frage unbeantwortet, was zu diesem Vertrauensverlust ins Eigene in den Reihen der Kirche geführt hat.
Nur weiter führen wird er uns nicht, das ist keine Frage.

Gereon Lamers

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