Teil 4/4 des Ehrenamtstreffens muß leider noch verschoben werden und kommt wahrscheinlich am Samstag. Wir ziehen erstmal etwas anderes vor, was auch schon einige Zeit aussteht. Ein Bericht nämlich über:
Die Jahresfahrt des Bibelkreises (1/2)
Unterwegs im Bonibus
Nach so vielen ernsten Themen muß ich von etwas Lustigem erzählen, nämlich vom diesjährigen ‚Betriebsausflug‘ unseres Bibelkreises. Nachdem wir in den Vorjahren im Format des Tagesausflugs die Ausstellung „Umsonst ist der Tod. Alltag und Frömmigkeit am Vorabend der Reformation in Mitteldeutschland“ (genau: Wo wurde die Reformation erfunden – in Mitteldeutschland! [Anm. der Redaktion: Na toll! 🙁 😉 ]) im Museum am Lindenbühl Mühlhausen und den „Dialog der Konfessionen“, eine Schau um den letzten katholischen Bischof der Diözese Naumburg, Julius von Pflug, im Museum Schloß Moritzburg Zeitz besucht und uns dabei nicht nur mit dem Thesenanschlag (der bekanntlich eher so eine Art lehrstuhlinterner Rundmail war) beschäftigen, sondern auch so verblüffende Exponate wie etwa die bewegliche Christus-Gliederpuppe für Karfreitags-Spiele betrachten (beides Mühlhausen) und die Rolle des Schmalkaldischen Krieges und der Schlacht bei Mühlberg für die Rückkehr des vertriebenen Bischofs Pflug aus seinem Mainzer Exil reflektieren konnten (hier, in Zeitz, reifte dabei übrigens bei meinem Mann und mir die Idee, Mühlberg zu besuchen, was ja dann auch geschehen ist), nachdem wir als Bibelkreis inklusive Professor Hentschel also diese anregenden Ausflüge gemacht und dabei bei der Suche nach verlorengegangenen Gruppenmitgliedern (Mühlhausen) und seitens des Restaurationsbetriebes vorenthaltenem Mittagessen (Zeitz) [Anm. der Redaktion: Erinner‘ mich nicht daran! 😡 ] den unverdrossenen und freundschaftlichen Zusammenhalt unseres Kreises erfahren durften, verfolgten wir für dieses Jahr den Vorschlag, den restaurierten Maurusschrein im böhmischen Petschau an der Tepl (Bečov nad Teplou) in Augenschein zu nehmen. (Uups! War das alles gerade ein Satz? 😳 )
Rasch waren die Hinweise unserer beruflichen Vielfahrer auf die Kürze der Strecke (zwei Stunden die einfache Fahrt) vom (Stamm)tisch gewischt und der Plan zu einer zweitägigen Gruppenreise gefaßt.
2. Oktober
Am Dienstagmittag, dem 2. Oktober, ging es im Bonibus – leider mußten so viele absagen, zuletzt auch Pfarrer Riethmüller, der für seinen nach Taizé verreisten Chef die Stellung halten mußte, daß der Neunsitzer genau ausreichte – über die A4, A9 und A93 bis Selb und dann über die (kaum bemerkbare) Grenze Richtung Asch und weiter nach Eger.
Nachdem wir durch eine malerische Gasse den Marktplatz der auf einem Hügel gelegenen Stadt erklommen hatten, hielten wir nach einem Café Ausschau. Schließlich waren wir seit mittlerweile zweieinhalb Stunden unterwegs. Wir wurden fündig und auch das Problem der Bezahlung löste sich schnell in Wohlgefallen auf: Ich habe auf der gesamten Tour keine einzige tschechische Krone gesehen. Die Kellner peilen hier blitzschnell die Lage, kommen schon mit Taschenrechner an den Tisch und rechnen ihre Preise zu etwa 40 Cent die Krone um.
Zurück nahmen wir einen anderen Weg. Eger ist schließlich eine bedeutende Stadt.
Weiter ging es an der (leider verschlossenen) Basilika vorbei zum Bus zurück und nach Schloß Kynžvart, das einst der berühmte Fürst von Metternich bewohnte. In den großzügigen Stallungen wird mittlerweile ein Hotelrestaurant betrieben, in welchem einer unserer Freunde für uns Zimmer reserviert hatte.
Wir tafelten vorzüglich und vor allem unglaublich günstig (allerdings umso günstiger, als der liebe Professor Hentschel uns zur nachgeholten Feier seines Goldenen Priesterjubiläums im Sommer 2018 auch noch alle einlud! 🙂 )
3. Oktober
Nach einer geruhsamen Nacht und einem soliden Frühstück erwies sich wieder die stabile Freundschaft, die unsere Gruppe jederzeit in einer Stimmung gutherziger Ausgeglichenheit hält. Ich möchte nicht einmal sagen, daß diese Freundschaft auf die Probe gestellt wurde – sie ist einfach immer da. Auf dem Weg zum Schloß, das wir vor unserer Abfahrt nach Petschau zu besichtigen gedachten, begann sich einigen von uns die Frage zu stellen, wie es im Oktober eigentlich mit den Öffnungszeiten aussehen würde. Der schier endlose Sommer hatte uns alle in der Vorbereitung völlig vergessen lassen, daß auch andere Tage kommen würden und Museen im ländlichen Raum für gewöhnlich auf abebbende Besucherströme mit einer Einschränkung der Öffnungszeiten reagieren. Naja – und so war es dann denn auch: Das Schloß war zu. Der Initiator unserer Reise machte sich Vorwürfe und wollte alle Schuld auf sich nehmen, wir anderen ließen das aber nicht zu und begannen, durch den hügeligen Landschaftspark des Anwesens mit einigen hübschen Statuen und Tempelchen zu flanieren.
Die Stimmung trübte sich auch dann nicht ein, als wir – hier, längst in Böhmen, 20 Kilometer vor unserem anvisierten Ziel, dem Schloß Petschau an der Tepl – nachzudenken begannen, ob denn wohl der Maurusschrein im Oktober noch wochentags zu besichtigen sein würde. Hm. Sie können sich denken, was das Internet uns an Informationen ausspuckte: Ab Oktober nur Samstag und Sonntag geöffnet…
Jetzt hatten wir den Salat.
Aber sofort auch ein leckeres Dressing: Die familiären Hintergründe eines Gruppenmitglieds, die uns schon den Aufenthalt in Eger beschert hatten, brachten die Kenntnis des Klosters Tepla mit sich, das einen Steinwurf östlich unserer eigentlichen Route gelegen und ebenfalls sehenswert sein sollte.
Frohgemut also bestiegen wir unseren Bus und fuhren gen Osten. Die abenteuerlichen Straßenverhältnisse, die ich (aus der hintersten Bank heraus leider vergeblich) mit meiner kleinen Knipskiste zu dokumentieren versuchte, haben uns einen herrlichen akustischen Schnappschuß aus einem der Dörfer am Wege beschert, hier: Enjoy! 🙂
Fortsetzung folgt morgen
Cornelie Becker-Lamers
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[…] so geht es nicht weiter. Im Wortsinne. Den oben, in meinem Text vom 3. Oktober 2020, erwähnten Bibelkreis der Erfurter Habilitandin hat deren emeritierter Hochschullehrer übernommen. Statt der jungen […]
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