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Wie alles begann

Ein Nachtrag zum Kinderchorkonzert

Also ein (vorletztes 😉 ) Mal müssen wir uns doch noch zu Wort melden in puncto Kinder- und Jugendchor am Erfurter Domberg. Da wir vor 15 Jahren, als der Chor gegründet wurde, noch in Erfurt wohnten, die Dirigentin aus dem Dombergchor bereits kannten und unsere Tochter mit von der Partie im Kinderchor und dessen ersten Projekten war, hatten wir lange ein Bild an der Wand hängen, das eine Szene aus dem ersten großen Auftritt dieses Chores zeigt: Eine Szene nämlich aus der Musicalaufführung des „Regenbogenfisches“ von Marcus Pfister.

Inhaltlich fand ich dieses Stück immer gruselig, weil es vom Aufhänger, der Zuspitzung und der Konfliktlösung her so absolut unrealistisch ist (und zwar nicht unrealistisch wie Märchen, die ja einfach nur einiges an Vorwissen erfordern, um verständlich zu sein, immer sehr verdichtet sind und daher bekanntlich jede Menge Sinn entbergen, wenn man erst einmal darüber nachdenkt. Wenn man hingegen anfängt, über den Inhalt des „Regenbogenfisches“ nachzudenken und die Handlung mit eigenen Erfahrungen und den Erlebnissen von Freunden abzugleichen, wird es von Moment zu Moment schlimmer!) Ich empfehle daher, nicht so sehr auf den Inhalt zu achten, sondern sich an den herrlichen Kinderstimmen zu erfreuen, die den Plot als kleines Hörspiel für uns aufgenommen haben. Hier (Enjoy! )

Wie auch immer – die Einstudierung in Erfurt geschah damals zweifellos in bester Absicht und die Aufführung war, wie man sieht, denn auch sehr niedlich. Kostüme und Bühnenbild waren liebevoll und vermutlich mit vielen helfenden Händen (und mitdenkenden Köpfen und mitfühlenden Herzen!!!) umgesetzt.

Aufführung des „Regenbogenfisches“ von Marcus Pfister durch den Domberg-Kinderchor, Brunnenkirche Erfurt, 2004 (eigenes Bild)

Da aber, wie wir seit dem pueri cantores-Fest aus der Predigt Bischof Ulrichs wissen, entscheidend ist, was man singt, halte ich es bis heute lieber mit dem Lied „Mitzufühlen, mitzuteilen“, das die Cäcilini im Repertoire (aber leider noch nicht eingespielt) haben. Es handelt davon, daß von Aussehen, Fähigkeiten, Vorlieben, Besitz und Bedürfnissen her alle Menschen unterschiedlich sind – und genau das ist auch gut so, denn dadurch wird klar, daß ausnahmslos jede und jeder den andern etwas zu geben hat:

Komm zu mir! Was ich hab’, teil’ ich mit dir./ Laß uns spielen und fröhlich sein!/ Komm zu mir! Mein Talent gehört auch dir./ Gott beschenkt nicht nur einen allein.“ bzw. „Komm zu mir! Was du bist, das laß ich dir./ Denn ich weiß, wir sind nicht alle gleich./ Komm zu mir! Was du kannst, das zeige mir./ Gottes Welt ist für einen zu reich!

lautet im Wechsel der Refrain dieses Liedes.

Was das Thema Dankbarkeit anbelangt, wäre für Kinder zudem vielleicht unendlich hilfreich, einmal eine Geschichte zu dem (solange man an Stories wie den „Regenbogenfisch“ glaubt so absolut unfaßbaren und unverständlichen) Bibelvers Mt 7,6 a und b zu erzählen. (Zum Beispiel über einen visionären Musiker, der in irgendeiner Pfarrei einen Orgelneubau initiiert, mit den Verantwortlichen fortlaufend abstimmt, sich um die komplette Finanzierung kümmert und den Bau betreut – und wie es ihm hernach erging. – Der drastischen Ausdrucksweise des Bibelverses würde ich mich freilich nie anschließen. Aber so ist die Bibel nun mal an einigen Textstellen: drastisch und ungemütlich.)

In den mehrstimmigen Chorgesang, wie wir ihn zu Johanni in Weimar hören durften, wuchsen die Knirpse übrigens durch die Zusammenarbeit mit dem Dombergchor für Erwachsene hinein. Elisabeth Lehmann-Dronke leitete schon damals dort Registerproben. Ich erinnere mich an das wirklich erste Stück, das die Kinder öffentlich im Dom sangen – vor den Sopran in die erste Reihe gestellt. Es war das Kirchenlied „Schmücke dich, o liebe Seele“ von dem erfolgreichen Dichter- und Komponistengespann Johann Franck und Johann Crüger, beide Guben (genau: Wo kommt es her? Natürlich aus Mitteldeutschland! 🙂 – Für die intonatorischen Unzulänglichkeiten der winzigen Singegruppe bitten wir um Verständnis – es war vom schlichten Kirchenliedsatz keine andere Aufnahme auf YouTube zu finden …)

Hier wäre eine musikalisch etwas bessere Version, allerdings in englischer Sprache:

Ach ja – und natürlich mußte Bach wieder einen drauf setzen 😉 – aber (#PuLaKlärtAuf) auch diese Melodie ist nicht von Bach, sondern von Crüger!

Wenn ich mich recht erinnere, war in der entsprechenden Messe, in der wir das „Schmücke dich“ im Dom gemeinsam mit den Kleinen sangen, gerade noch einmal der soeben aus dem Amt geschiedene Bernhard Vogel zu Besuch in Erfurt. Bemerkenswerter aber und vor allem viel, viel lustiger war ein Spruch eines unserer Freunde im Baß, der schmunzelnd die eifrigen Kinder im Vor- und Grundschulalter betrachtete und murmelte:

Isch weeß immor ni‘ … wenn isch die gleen‘n Kerle von dor ‚dunklen Sündenhöhle‘ sing’ höre …!

Aber allen wohlmeinenden Spottdrosseln zum Trotz und sowieso war diese Heranführung der Kinder an den mehrstimmigen Gesang ein Erfolgsmodell.

Und noch ein Schmankerl zum Schluß: Das hier müssen Sie unbedingt sehen! Wenn Sie technisch die Möglichkeit haben (d.h. über ein Googlekonto verfügen), bitte ich um möglichst viele Daumen nach oben – so viel Tapferkeit muß belohnt werden!!!

Ach ja! Herrlich! Es gab eine Zeit, da hätte man in Herz Jesu Weimar gesagt, immer her damit! Der Mann kann sofort bei uns anfangen! Aber Gottlob hat man sich auch in diesem Punkt vor gut zweieinhalb Jahren auf den Weg der Besserung begeben (man sollte nur – wie in all den guten Ansätzen – die Rast auf halbem Wege jetzt nicht zu lang werden lassen).

Cornelie Becker-Lamers

Ein Trackback/Pingback

  1. Pulchra ut Luna › Der römische Brunnen on Sonntag, 19. August 2018 um 21:39

    […] und davon, daß jeder gibt, was er hat. Gut – das hatten wir ja gerade auf PuLa in etwas anderem Zusammenhang. Aber diesmal fiel mir eben der „Römische Brunnen“ ein. Denn genauso wichtig wie das Geben ist […]

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