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Der Adventskalender mit dem Hl. Hilarius v. Poitiers, Tag 2

Zunächst mußten diejenigen Menschen, die ein rechtgläubiges Wissen um die göttlichen Dinge vorzogen, die gewundenen Fragereien einer verschlagenen Weltweisheit wegwerfen und mehr dem Glauben folgen, der in Gott gegründet ist, und zwar überall da, wo die Wahrheit der evangelischen und apostolischen Verkündigung im Vorrang war.
Leicht nämlich kann die Verschlagenheit einer verfänglichen Frage einen schwachen Geist des Schutzes seines Glaubens berauben, wenn eine verfängliche vorgelegte Frage eine einfältige Antwort bis fast zum letzten des Sinnes hin durch die Befragung ausplündert […]

Zurückhalten muß man sich also gegen die Weltweisheit; und die Bemühungen menschlicher Überlieferungen gilt es nicht so sehr zu meiden als zu widerlegen.

[…] Wir nämlich verkünden Christus als die Kraft Gottes und die Weisheit Gottes; darum ist es nur billig, […] den allzu Schlichten mit Wehr und Lehre beizuspringen, damit sie von ihnen nicht beraubt werden. Denn da die Weisheit alles vermag und Gott eben in ihr alles […] vermag und weder der Kraft die Vernunft, noch der Vernunft die Kraft fehlt, so müssen diejenigen, die Christus der Welt verkünden, den falschgläubigen und unvollkommenen Lehren der Welt mit dem Wissen allmächtiger Weisheit begegnen […]

Der Apostel [sc. Paulus] hat keinen hilf- und vernunftlosen Glauben hinterlassen. Wenn er auch vor allem zum Heile dient, so kann er doch nur durch Lehre dargelegt werden. Zwar besitzt er unter den Widrigkeiten einen sicheren Hort der Zuflucht, nicht aber behält er eine fortdauernde Behütung davor, sich nicht wehren zu müssen.

In diesen Zeilen des Hl. Hilarius aus De Trinitate 12, 19f. spiegelt sich die Debatte der frühen Christenheit über die Notwendigkeit oder umgekehrt gar die Schädlichkeit (wissenschaftlicher) Theologie, erschien diese doch zunächst eher „weltlich“, bzw. gar heidnisch besetzt. An der Wende vom 2. zum 3. Jahrhundert lassen sich Auseinandersetzungen über die Frage, ob das Ideal der ‘simplicitas fidei’ hinreiche, oder nicht an etlichen Orten nachweisen. Der Hl. Hilarius hat sich, wenn auch nicht undifferenziert, im Anschluß besonders an Origenes, klar für den verstandesmäßig vertieften Glauben entschieden.
Die Gefahr des Fideismus in der ein oder anderen Erscheinungsform taucht jedoch immer wieder auf.

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