Zurüruck zum Inhalt

Der Kennerblick

Bemerkenswert! Sehr, sehr bemerkenswert, die Reaktion auf das Lied des Kollegen von „Geistbraus“, das PuLa gestern gebracht hat! Manchmal kommt an Stellen, an denen man es gar nicht unbedingt vermutet hätte, etwas zum Vorschein, das die Dinge (hoffentlich) weiterbringt. Das folgende wird gewiß nicht der letzte Beitrag sein, den wir dazu veröffentlichen, aber heute erstmal die „Musikhistorische Einordnung von Vulgarität in literarischer Form“…

Enjoy!

Der Kennerblick

Ein Sketchlet für drei himmlische Gestalten

 

Im Musikerhimmel. Es herrscht eine unendlich tiefe Stille. Im Musikerhimmel gibt es nämlich keine Instrumente. Alle haben ihre Musik im Kopf, und es gäbe auf Dauer Hauen und Stechen, wenn sie sich ständig gegenseitig stören würden.

 

Es ist also sehr still. Auf einer Wolke liegt Mozart. Wolfgang Amadeus Mozart, um genau zu sein. Der Papi ist hier schließlich auch irgendwo. Mozart also liegt auf einer Wolke und blinzelt in das unbeschreibliche Licht des Himmels. Er hat einen Arm unter den Kopf gelegt, das eine Bein angewinkelt und das andere darüber geschlagen und summt leise das „Voi che sapete“ aus den „Nozze di Figaro“ vor sich hin.

Nach einer Weile hört er auf zu summen und lauscht in die unendliche Stille hinein. Er ist beinahe eingeschlafen, als Franz Xaver Süßmayr wie von der Tarantel gestochen angestürmt kommt.

Süßmayr: Wolferl! Wolferl! Do hot’s oana gschofft! (Er kniet neben Mozart nieder und rüttelt ihn an der Schulter.)

Mozart (rappelt sich erschrocken auf): Woos? Wos is?

Süßmayr: Er hot des Wort [es folgt der auch damals schon geläufigste Fäkalausdruck für Kot] als Dön gschriem!

Mozart (legt sich wieder hin): Dös geht ned! (Er schließt die Augen.)

Süßmayr (unverändert begeistert): Es geht wohl!

Mozart (bleibt liegen): Es geht ned wegn dem „i“. Oda host du scho amoal an „i“ aufm Clavichord gsegn?

Süßmayr: Schmarrn! „I“! Er hot des “ei” mit dem “s” zum “eis” zammgfoßt!

Mozart (ist plötzlich hellwach und summt sofort die sich ergebende Melodie vor sich hin): Kruzitirkn! Doß i do ned söiba draf kimma bin! Zeig mia den Bursch’n! (Er springt auf und folgt Süßmayr an eine Wolkenlücke, von der aus man auf Süddeutschland blicken kann.)

Süßmayr: Wart! Is grod schwierig weil‘s so an Sauwetter is in Bayern! Etz! Do! Do is a!

(Gerade gibt eine Wolkenlücke den Blick auf eine bayerische Blog-Hütte frei, als ein riesenhafter Schatten über die beiden Spinxer fällt.)

Mozart (aufbrausend, ohne sich umzusehen, zu dem Schattenwerfer): Schleich di!

Der Schattenwerfer: „Uff mich blickt’ eor unn blitzte uff jäne“ – nu, wos dud’n ior do guggn?

Süßmayr (springt erschrocken auf): Oh! Griaß Eahna, Herr Wogner! (Er macht einen Diener.)

Mozart (ohne sich umzusehen): Geh aus’m Licht, Richard! Dös do is nix fia di!

(Der Schattenwerfer trollt sich.)

Mozart (leise): Saupreiß!

Süßmayr (hat sich wieder über die Wolkenlücke gebeugt und zeigt Mozart den komponierenden Blogger): Do! Siagst’n? Do is a!

Mozart (lächelt anerkennend): Guda Mo!

Süßmayr: Unn vun heind uff moagn! Stell dia voa!

Mozart: Vun heindn uff moagn dös Liad gschriam? Genial! – No, dös hob i a imma so gmocht! In da Kneipn ooms noch schnöi a Konzertsatz oda an Kanon komponiat! (Er singt) „Bleib fei gsund …“ (Er lacht.)

 

ENDE

 

Cornelie Becker-Lamers, Weimar

 

3 Kommentare

  1. Geistbraus schrieb:

    gejdsgod fa des Sketcherl! Oba: keman heit’z’tag de Freimaurer innan Himme aa scho?

    Die Bloghütte steht übrigens in Berlin, in Bayern stand nur die Wiege 😉

    Sonntag, 1. März 2015 um 13:41 | Permalink
  2. Danke! Ich finde es auch wunderbar, und ich darf das sagen, denn, nur so nebenbei, hier gibt es nicht bloß die „Bloggerkollegin“, die für die Sketch-Abteilung zuständig ist (ich könnte das nie!), sondern auch den Blogger-Kollegen; PuLa ist der (relativ seltene) Fall eines gemeinsam bloggenden Ehepaars!

    Und was die Freimaurerei angeht, PuLa ist weder geneigt, die Gefährlichkeit dieser kirchenfeindlichen Wühlmäuse zu unterschätzen, noch gar Anhänger eines vulgären allgemeinen Heilsoptimismus (Gott bewahre!). Aber im „Fall Mozart“ hoffe und glaube ich persönlich, daß er das Fegefeuer bereits „nach oben“ hin verlassen durfte, so unter Einbeziehung seiner kirchenmusikalischen Leistungen… 😉

    (Gereon Lamers)

    Montag, 2. März 2015 um 09:11 | Permalink
  3. Cornelie schrieb:

    Lieber Geistbraus. Vielen Dank!

    In deiner Frage nach möglichen Freimaurern im Himmel verweise ich auf den altbekannten Witz: Ein Engel führt einen Neuankömmling im Himmel umher. Dort tummeln sich Menschen aller Kulturen und Religionen. Schließlich schleichen sie an einer hohen Mauer vorbei, der Engel macht die ganze Zeit „pssst!“, und als sie vorüber sind, sagt er: „Hinter dieser Mauer sitzen die Christen. Die glauben, sie seien hier allein.“ 😉
    Die bekennenden Freimaurer, die ich bisher so zufällig kennengelernt habe, fahren jedenfalls alle, wenns drauf ankommt, verdammt zweigleisig …

    Montag, 2. März 2015 um 08:55 | Permalink

Ein Trackback/Pingback

  1. […] Pulchra ut luna meldet, dass sich Mozart im Freimaurer-Himmel hocherfreut über das S-C-H-EIS-S-E-Lied gezeigt hat, […]

Einen Kommentar schreiben

Ihre Email wird NIE veröffentlicht oder weitergegeben. Benötigte Felder sind markiert *
*
*

*