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Der Psalmen-Adventskalender, Tag/Psalm 17 „Diligam te, Domine, fortitudo mea…“

2 Diligam te, Domine, fortitudo mea.

3 Dominus firmamentum meum, et refugium meum, et liberator meus. Deus meus adjutor meus, et sperabo in eum ; protector meus, et cornu salutis meæ, et susceptor meus.

4 Laudans invocabo Dominum, et ab inimicis meis salvus ero.

7 In tribulatione mea invocavi Dominum, et ad Deum meum clamavi: et exaudivit de templo sancto suo vocem meam ; et clamor meus in conspectu ejus introivit in aures ejus.

11 Et ascendit super cherubim, et volavit; volavit super pennas ventorum.

12 Et posuit tenebras latibulum suum; in circuitu ejus tabernaculum ejus, tenebrosa aqua in nubibus aëris.

17 Misit de summo, et accepit me; et assumpsit me de aquis multis.

20 Et eduxit me in latitudinem; salvum me fecit, quoniam voluit me,

26 Cum sancto sanctus eris, et cum viro innocente innocens eris,

27 et cum electo electus eris, et cum perverso perverteris.

28 Quoniam tu populum humilem salvum facies, et oculos superborum humiliabis.

29 Quoniam tu illuminas lucernam meam, Domine; Deus meus, illumina tenebras meas.

30 Quoniam in te eripiar a tentatione; et in Deo meo transgrediar murum.

38 Persequar inimicos meos, et comprehendam illos ; et non convertar donec deficiant.

42 Clamaverunt, nec erat qui salvos faceret ; ad Dominum, nec exaudivit eos.

45 Populus, quem non cognovi, servivit mihi ; in auditu auris obedivit mihi.

47 Vivit Dominus ! et benedictus Deus meus ! et exaltetur Deus salutis meæ !

50 Propterea confitebor tibi in nationibus, Domine, et nomini tuo psalmum dicam ;

51 magnificans salutes regis ejus, et faciens misericordiam christo suo David, et semini ejus usque in sæculum.

 

2 Ich will Dich lieben, HErr, meine Stärke,

3 HErr, meine Veste, und meine Zuflucht, und mein Erretter, mein Gott, mein Helfer; und ich will auf Ihn hoffen; mein Beschirmer, und Horn meines Heiles, der mich aufnimmt.

4 Ich will den HErrn loben und anrufen, so werd ich errettet von meinen Feinden

7 In meiner Trübsal rief ich zu dem HErrn, und schrie zu meinem Gott: und er erhörte meine Stimme aus Seinem heiligen Tempel, und mein Geschrei vor seinem Angesichte ist gekommen zu Seinen Ohren.

11 Und Er stieg auf die Cherubim, und flog; Er flog auf den Flügeln des Windes.

12 Und Er setzte Finsternis zu seinem Verstecke, rings um sich her zu Seinem Zelte, Wasserdunkel in den Wolken der Luft.

17 Er sandte aus der Höhe, und faßte mich, und zog mich aus vielen Wassern.

20 Und Er führte mich in’s Weite; rettete mich, weil Er mich liebte.

26 Mit dem Heiligen wirst Du heilig sein, und mit dem unschuldigen Manne unschuldig

27 Mit dem Auserwählten wirst Du auserwählt seyn, und mit dem verkehrten verkehrt.

28 Denn dem demüthigen Volke wirst Du helfen, und die Augen der Stolzen demüthigen.

29 Denn Du, HErr, erleuchtest meine Leuchte; mein Gott, erleuchte meine Finsterniß!

30 Denn durch Dich wird‘ ich entrissen der Versuchung, und mit meinem Gott überspring‘ ich die Mauer.

38 Ich will meine Feinde verfolgen, und sie ergreifen, und nicht umkehren, bis sie vertilgt sind.

42 Sie riefen zu dem HErrn, und es war keiner, der half; und er erhörte sie nicht.

45 Ein Volk, das ich nicht kannte, dienet mir, es hören ihre Ohren, und sie gehorchten mir.

47 Es lebet der HErr, und gepriesen sey mein Gott, und erhoben der Gott meines Heils!

50 Darum will ich Dich, HErr, preisen unter den Völkern, und Deinem Namen Lobgesang bringen;

51 der Du herrlich machest das Heil Seines Königs, und Barmherzigkeit thust an Seinem Gesalbten David, und an seinem Samen ewiglich.

 

Das Gebet eines Königs

[…] So müs­sen wir den Psalm zunächst als Gebet des Auferstandenen, in persona Christi, sprechen. Erst dann rücken die Worte ein in ihren eigentlichen Sinn. Und dann gewinnen sie auch Sinn für uns, die wir »mit Christus auferstanden sind«, deren Leben aus der großen Rettung stammt, das heißt: die wiedergeboren sind. (RS)

Er stieg empor über die Cherubim, und schwebte. Erhaben über die Fülle der Wissenschaft, damit niemand zu Ihm gelangen könnte außer durch Liebe.
Und bestellte Dunkelheiten zu Seinem Versteck. Dunkel­heiten der Sakramente und eine dunkle Hoffnung in den Herzen der Glaubenden, um Sich dort zu verstecken, nicht um sie zu verlassen.
Dunkles Wasser ist in den Wolken der Luft. Und nicht weil einer die Schriften recht versteht, halte er sich schon für versetzt in jenes Licht, das kommen soll, wenn wir aus Glaube in Schau übergehen. (AA)

Die Erhörung hat kosmische Ausmaße: Erdbeben, Finsternis, »des Erdbodens Tiefe ward aufgedeckt«. Es werden die Ereignisse geschildert, die beim Tod auf Golgatha stattfanden. […] Die kosmische Bedeutung des Todes Christi wird in jenen Ereig­nissen symbolisiert, die der 1[7]. Psalm vorweg schildert.
Im 17. Vers ist dann die Auferstehung da, wie sie die frühmittelalterlichen Bilder darstellen: »Er streckt seine Hand aus von der Höhe und faßte mich und zog mich aus großen Wassern.« […] Dann wieder nennt der Psalm das Wesen der Befreiung: »Ins Weite führt Gott.« Der Tod ist die Besiegelung der Enge. Leben ist das Exis­tieren im Offenen. […]
Gott, handelt auch nicht aus Gründen. Er selbst ist der Grund Seiner Liebe: »Denn er hatte an mir Gefallen.« Er darf sagen, was im Munde irdischer Souveräne als Begründung ihrer Anordnungen frevelhaft ist: »Car cela est mon plaisir.« […]

Identifikation des Königs

Nachdem der Beter ausgeführt hat, daß Gott ihm nach der Reinheit seiner Hände vergibt, daß er gegen die Reinen rein und gegen die Ver­kehrten verkehrt ist, fährt er plötzlich fort: »Denn Du hilfst dem elenden Volk, aber stolze Augen erniedrigst Du.« Auf einmal ist nicht mehr vom heiligen König, sondern vom elenden Volk die Rede. Und der, der zuvor seine Heiligkeit und Tadelsfreiheit her­vorgehoben hat, sagt nun, daß Gott die »stolzen Augen ernied­rigt«. […]
Der König, der hier betet, identifi­ziert sich offenbar mit Gottes Gemeinde der Armen. Und sie sind es ja auch, die Jesus zu Beginn seiner Seligpreisungen als die Seli­gen ausruft. (RS)

Und der Herr wird mir nach meinem Recht vergelten, nach dem Recht meines guten Willens, Er, der mir, bevor ich guten Willen hatte, Seine Barmherzigkeit zeigte.
Denn Du wirst meine Leuchte entzünden, Herr. Denn unser Licht stammt nicht aus uns. (AA)

Die Bilder von Licht, Kraft, Weite, Sieg, Härte und Leichtigkeit fuhren den, der sie meditiert, in das Geheimnis der Befreiung durch Gott. Gerade in ihrer Gegensätzlichkeit wei­sen sie über sich hinaus.

Ein neuer Akzent

Hier, im 1[7]. Psalm, tritt der befreite König an zur endgültigen Vernich­tung der Feinde. Das ist die Sendung Christi. Sein Erscheinen ist nicht Defensive. Seine Lehre ist es, dem Bösen nicht Widerstand zu leisten. Der Sinn der Menschwerdung Gottes ist nicht Wider­stand, sondern Sieg. […]
Der Tod des Gehorsams, den Christus starb, war der endgültige Sieg.

Vers 42 scheint dem christlichen Gebet eine Schwierigkeit zu machen: »Sie rufen, aber da ist kein Helfer, zum Herrn, aber er antwortet nicht.« Wer, der zum Herrn ruft, kann ohne Erhörung bleiben? […] Lassen wir den alttestamentlichen, den archaischen Literalsinn beiseite: Wie können wir den Vers sprechen? Die Antwort ist: Es gibt das unerhörbare Gebet, das Gebet, das nicht im Geiste des Gebets ge­sprochen ist, das Gebet der ungerechten Selbstbehauptung. […] Jesus, indem Er das ganze durch die Sünde verursachte Schicksal trug, hat auch dies getragen. »Er rief, aber da war kein Helfer. Zum Herrn, aber Er antwortete nicht.« […]

Das Ende ist der Lobpreis. Wenn wir einmal kapituliert haben und in den Gehorsam Christi eingegangen sind, dann haben wir die Partei gewechselt. Sein Triumph ist nun unser eigener Tri­umph, und wir selbst sind es, die nun den ganzen Psalm beten. Wir sind nun selbst Israel und danken Gott, »der Seinem König großes Heil gibt und Gnade erweist Seinem Gesalbten, Christus, David und seinem Haus ewiglich«. (RS)

 

Psalm 17 umfaßt 51 Verse; 51! Und es ist mir sehr schwergefallen, auszusuchen und ich kann nur an Ihre Nachsicht und Ihren guten Willen appellieren und hoffen, daß es nicht gänzlich danebengegangen ist!
Weiter kann ich Ihnen nur erneut die Spaemann-Lektüre in Gänze nahelegen: Bei jedem erneuten „Durchgang“ stelle ich wieder fest: Das Buch ist nicht billig, ja, aber es ist dennoch eminent „preis-wert“! (und nein, der Verlag zahlt mir nichts! 😉 )
Auch dieser Psalm birgt Verse, die wir öfters zitiert hören. Das mag früher einmal Vers 2 gewesen sein, „Ich will Dich lieben, HErr, meine Stärke“, natürlich auch, weil er am Beginn des schönen  Liedes von Angelus Silesius steht (GL 358), heute ist es zumeist Vers 30 mit dem ‚Überspringen der Mauer‘. Die Auseinandersetzung damit, wie dieser Psalmvers heutzutage so „eingesetzt“ wird (um jetzt mal einen Moment kein polemisches Wort zu gebrauchen) hätte hier den Rahmen vollends gesprengt und daher will ich sie ein andermal versuchen, zusammen mit anderen Dingen, die mir bei der Arbeit am diesem Adventskalender aufgefallen sind, aber nicht in den Adventsfrieden passen. (GL)

PS: Und wer jetzt denkt: „Da hätte er ja wirklich mal ein schönes Video einbetten können, von dem Lied!“, der hat ganz recht, aber: Ich habe keines gefunden, das mir gefallen hat! Vorschläge, wo z.B. nicht bloß der Organist selbstverliebt seine Hände gefilmt hat (!), werden gern genommen, (aber bitte nur mit adäquatem Chor- oder Gemeindegesang)!

Ein Kommentar

  1. Andreas schrieb:

    Sofern man nicht an der GL-Melodey von Herzen kleben mag, hätten wir da eine schöne und nicht übel entbotene Alternative von Peter Cornelius:

    https://www.youtube.com/watch?v=9T1momi2GfQ

    Gesegneten Advent!

    Mittwoch, 17. Dezember 2014 um 21:29 | Permalink

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