Armer Reinhard Hauke!
Ach, dieser Einstieg kommt Ihnen bekannt vor? Ja, in der Tat, es ist erst gut einen Monat her, da haben wir hier auf PuLa die Erfurter Seelsorgeamtsleiterin vor den Zumutungen durch die örtliche Presse in Schutz genommen (hier). Und jetzt ist es an der Zeit, für unseren Diözesanadministrator, Weihbischof Dr. R. Hauke, eine Lanze zu brechen!
Denn die Art und Weise, wie ihm gerade in den Mainstream-Medien mitgespielt wird, die ist (erneut) nicht gerade lustig. Aber dazu mehr zum Ende dieses Postings.
Zunächst ist klar, der Hintergrund der verstärkten Stellungnahmen zur Person R. Hauke sind die ziemlich witzlosen Spekulationen um die anstehende Neubesetzung des Erfurter Bischofsstuhls (PuLa berichtete, hier und hier). Nochmal: Ich bin der Meinung, gute Gründe und nachvollziehbare Überlegungen sprechen dafür, daß es noch etwas dauern wird und das ist zwar einerseits bedauerlich, andererseits aber auch weder „ehrenrührig“ noch sonst besonders schlimm! Wir haben immerhin einen Administrator in der Weihestufe des Bischofs, dessen wir im Hochgebet gedenken können, das große Erzbistum Köln hat das nicht, wie ich erst vergangenen Sonntag im Rahmen einer Messe dort feststellen konnte.
Das ist der Hintergrund, der aktuelle Anlaß, erneut etwas zu schreiben war der vor kurzem von Papst Franziskus angenommene Rücktritt von Kardinal Meisner, der hierzulande zu recht besondere Beachtung fand, hat dieser doch tatsächlich wesentliche Schritte seiner kirchlichen Laufbahn hier „bei uns“ absolviert. Dazu gab es in den Blättern der Zeitungsgruppe Thüringen, der Thüringer Allgemeinen (TA) und der Thüringischen Landeszeitung (TLZ) erstaunlich ausgewogene Berichte (leider nur TA online, hier), da scheint nicht nur der historische Abstand, sondern auch der Faktor des sozusagen retrospektiven Lokalpatriotismus geholfen zu haben und, was hervorhebenswert ist, die offenbar sehr guten Einlassungen „unseres“ Diözesan-Caritas Direktors, Bruno Heller (vgl. auch hier); wie wohltuend, Danke!
Nur wurde dieser gute Eindruck dann sofort wieder zunichte gemacht durch einen Leitartikel (!) in der TA vom 28. Februar (hier), in dem Hanno Müller unter dem Titel: „Kirchen in Bewegung“ (wo habe ich das nur schon mal gelesen…? 😉 ) vorgeblich über „altes und neues christliches Denken“ schrieb.
Nun, von „Denken“ war in den wenigen Zeilen dann nicht mehr viel zu spüren, stattdessen ergeht sich der Beitrag in einigen der abgenudeltsten Klischees über Kirche, die wir so kennen: „Greise mit Machtfülle“, deren Rücktritt „überfällig“ gewesen sei und überhaupt müsse die Kirche, um in einer „offenen, modernen Welt“ zu „überleben“ „lebensnäher“ und „alltagstauglicher“ werden.
Ach ja. Kein Wunder, daß der Beitrag nicht zu denen in der Kategorie „Meistgelesen“ zählte, die sich auf der Website gleich daneben finden, ich würde es auch vorziehen z.B. das hier zu lesen: „Tote Berberäffin Heidi aus Erfurter Zoopark: Gemobbt, geflüchtet, abgestürzt“, da ist zugegebenermaßen die Einschlafgefahr geringer. 🙂
Ernstlich, liebe TA, wenn ihr sonst niemanden habt, um über Kirche zu schreiben, dann schreibt eben lieber über gemobbte Berberaffen, kann nur besser werden. Im Vergleich, das muß man zugeben, ist Hartmut Kaczmarek zwar parteiisch aber doch etwas kenntnisreicher… Hanno Müller kann man sich übrigens im Netz begucken, so, wie er sich offenbar gern selber präsentiert (hier). Nun ja.
Es gäbe also keinen Grund auf dieses nach eigener Angabe um 23.33 Uhr offenbar noch schnell „zusammengehauene“ Elaborat aus Versatzstücken in irgendeiner Form einzugehen, wenn es sich nicht auch mit dem vakanten Erfurter Bischofsstuhl beschäftigte. Da lesen wir: „Jüngere, gegenwärtige Bischöfe könnten wieder Interesse an der Begegnung mit Kirche wecken. Die Kirche muß sie nur gewähren lassen.“
Prust! Also, mal abgesehen von der Frage, wie man sich einen un-gegewärtigen aber dennoch lebendigen Bischof vorzustellen hätte, „gewähren lassen“?? Da scheint ein Mißverständnis zu obwalten, liebe TA, Bischöfe sind Teil der Kirche, ein ziemlich wichtiger sogar. Die hier erneut implizierte Dualität zwischen „guten“ Einzelpersonen und der „bösen“ Kirche „insgesamt“, die wird durch noch so ulkige Variationen nicht schlauer.
Ein Bischof handelt in und für die Kirche, immer. Und die Kirche ist eine. Überall, sogar in Deutschland, stellen Sie sich das vor! Das war sie schon vor der sog. „Globalisierung“ und hypothetisch wäre sie es sogar dann noch, wenn sich diese mal umkehren sollte.
Und auf dieser „guten Grundlage“ fährt H. Müller dann fort, die sog. „Lebenswende“ zu loben, die im Erfurter Mariendom regelmäßig gefeiert wird (vgl. hier).
Vierzehnjährige erhielten „dort die Erwachsenenweihe ohne vorherigen Kotau vor dem Altar des Glaubens“ und: „Einer der Erfinder der Lebenswende ist der Erfurter Weihbischof Reinhard Hauke. Der 60-Jährige wäre ein guter Bischof fürs Erfurter Bistum.“
Hier wird es lächerlich. Denn einen Mann der Kirche (s.o.) auf diese Art und Weise für eine Initiative zu loben, die selbstverständlich keinen anderen Zweck hat und haben kann, als den, junge Menschen (langfristig) zum Glauben zu führen, würde ihm ja implizit unterstellen, er veranstalte da selbstzweckhaft eine Bespaßung der Jugendlichen, die deren zukünftiges Schicksal (incl. der Frage nach der Ewigkeit…) außer acht ließe. Das ist offenkundig absurd und zeigt nur, wie wenig Ahnung der Autor davon hat, wie Kirche eigentlich tickt. Nämlich missionarisch. Immer.
Ja, armer Weihbischof! Wer solche „Freunde“ hat, der braucht wahrhaftig keine Feinde mehr! 🙁
Un neben diesem offenkundig vergifteten Lob, das aber natürlich zum Glück niemand ernst nehmen kann, der Reinhard Hauke kennt, steht, nur wenige Tage zurückliegend, die Schlagzeile in der TLZ: „Hauke werden kaum Chancen eingeräumt“ [in der Bischofsnachfolge] (vgl. hier), die PuLa wohlweislich bis dato nicht zitiert hatte, denn sie ist eben genau das: Eine „Schlag“-Zeile! Sie war überflüssig und sie ist unfair, denn sie ist entlehnt aus dem politischen Bereich der Auseinandersetzung um Führungspositionen, nur: So funktioniert das in der Kirche nicht! Weder R. Hauke noch irgendein anderer Kandidat könnte nämlich für sich „Wahlkampf“ machen, denn wie hat Papst Franziskus vor kurzem erst in so erfrischender Deutlichkeit gesagt. „Die, die sich selbst ins Gespräch bringen, wollen wir nicht!“ (sinngemäß zitiert).
Nur gut, daß, wer mit der Kirche fühlt, es besser weiß: Der Weihbischof hat, wie man so hört, die „Schlag-Zeile“ zwar verständlicherweise nicht so wirklich witzig gefunden, aber – dieser Schlag trifft ihn gar nicht!
Und das einfach deswegen, weil es sich beim Verhältnis des Weihbischofs zu seiner Kirche nicht um ein x-beliebiges Anstellungsverhältnis handelt, nicht um einen Job, sondern um etwas, das sich der durchschnittliche deutsche Zeitungsjournalist vermutlich einfach nicht vorstellen kann: Er ist (insofern wie jeder Priester) der Kirche „angelobt“ in der persönlichen Ganzhingabe, er weiß, diese läßt ihn nicht fallen, egal, was er tut oder wo er es tut und er weiß sich geleitet von einem Größeren! Auch dazu gibt es ein schönes aktuelles Wort vom Hl. Vater an die Bischöfe: „Es ist wichtig, daß der Bischof sich nicht allein fühlt, noch glaubt, es zu sein“ (beim ad limina-Besuch der spanischen Bischöfe am 3. März, vgl. hier).
Ganz zu schweigen vom Wort des HErrn selbst an Petrus (!), daß, wer Haus oder Vater und Mutter und Geschwister oder Äcker (oder u.U. (!) auch sein Heimatbistum, dürfen wir hier einfügen) um Seinetwillen und um des Evangeliums willen verläßt, das Hundertfache dafür empfangen wird, auch von den ganz praktischen und notwendigen Dingen des menschlichen Lebens „wenn auch unter Verfolgungen“ (Mk 10,28-30).
Nein, der Bischof, der in der Kirche lebt, lebt auch aus ihr, er wird nicht, er kann nicht „allein bleiben“!
Und, so möchte ich anfügen, er wird je und je umso weniger „glauben [müssen] allein zu sein“, wie er seine wahren Verbündeten und Freunde, auch auf dem Gebiet der Publikationsorgane, erkennt.
Bei den Zeitungen, und wenn deren Vertreter in noch so vielen pfarrlichen Gremien sitzen, wird er sie zuverlässig ebensowenig finden, wie bei denen, die mit den Zeitungsleuten so richtig ‚dicke Tunke‘ sind.
3 Trackbacks/Pingbacks
[…] (zugegebenermaßen reichlich späte) Sketch des Monats Mai bietet Gelegenheit, erneut kurz einzugehen auf die Frage der Besetzung von Bischofsstühlen in Deutschland im allgemeinen und […]
[…] Mal von dem Detail abgesehen, daß das bloß formaliter drei (wie die Bistumspresse schreibt), inhaltlich aber doch wohl eher zwei Fragen sind (denn nur aus der „in Rom geschriebenen“ Terna kann das Domkapitel wählen), nötigt mir die sympathische Offenheit, mit der Weihbischof Hauke hier seine eigene Unsicherheit in der Situation thematisiert, Respekt ab; solche Gelegenheiten sind einfach ein „Heimspiel“ für ihn! (Die Frage des persönlichen Ergehens eines Bischofs in solch einer Konstellation hatten wir ja auf PuLa auch schon reflektiert, hier) […]
[…] zu der persönlichen Situation von Weihbischof Hauke zu sagen ist, das hat PuLa schon gesagt, hier, ansonsten sollte man darüber möglichst wenig sagen, bzw. schreiben, aber nein, wenige Zentimeter […]
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