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Wohl doch kein Augustinus-Zitat…

Wie vorgestern schon angekündigt, habe ich mich an berufener Stelle erkundigt, was denn wohl von der Authentizität des wiedergegebenen Satzes zu halten sei, der da dem Hl. Augustinus zugeschrieben wurde.

Nun, die Skepsis war nur allzu berechtigt, es ist davon auszugehen, daß der Satz NICHT von dem großen Heiligen und Kirchenlehrer stammt. Schade in gewisser Weise. Ob ich das vorher hätte überprüfen sollen? Vielleicht, aber so kann der Vorgang immerhin dazu dienen, (antiken) Zitaten gegenüber allgemein ein bißchen Vorsicht walten zu lassen (auch und gerade, wenn sie einem gut in den Kram passen…).

Jedenfalls danke ich Dr. Clemens Weidmann von der Universität Wien (Kirchenväterkommission der Österreichischen Akademie der Wissenschaften) sehr herzlich für seine Bemühungen, die das Diktum im Werk des Bischofs von Hippo nicht nachweisen konnten. und den Hinweis auf den Beitrag von Dr. Dr. habil. Christof Müller vom Zentrum für Augustinus-Forschung, Würzburg, der auf eine ähnliche Frage schon 2004 darauf verwies, der ganze Duktus des Spruchs passe nicht in die Gedankenwelt Augustinus‘, nachzulesen hier.

Aber auf der Startseite der Homepage des ZAF findet sich ein echter Ausspruch des Heiligen, den ich Ihnen, sozusagen als Ersatz nicht vorenthalten möchte (und die leise mitschwingende Selbstironie, bzw. präemptive Selbstkritik der Würzburger Wissenschaftler stellt diesen, finde ich, ein ausgezeichnetes Zeugnis aus:

“Amate scientiam, sed anteponite caritatem. Scientia si sola sit, inflat.
Quia vero ‘caritas aedifícat’ (1 Cor 8,1), non permittit scientiam inflari.” (Sermo 354,6)

(“Liebt die Wissenschaft, aber zieht die caritas vor. Die Wissenschaft, wenn sie allein ist, macht aufgeblasen.
Weil jedoch ‚die Liebe aufbaut‘ (1 Kor 8,1), erlaubt sie es der Wissenschaft nicht, sich aufzublasen.)

Woran sich das von Dr. Weidmann argumentativ gebrauchte Zitat aus dem Psalmenkommentar zu den zwei Flügeln der caritas (den ‚Flügeln‘ und eben nicht ‚Töchtern‘ ! einer allegorischen Figur, wie er ausführt) wunderbar anschließt:

[Q]uae sunt duae alae caritatis? Dilectio dei et proximi. (Enarrationes in psalmos 149, 5)

Welche sind die zwei Flügel der caritas? Liebe zu Gott und Liebe zum Nächsten)

Die Reihenfolge ist übrigens nach wie vor bedeutsam, so im Sinne einer notwendigen Voraussetzung… 😉

 

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