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Übersetzungshilfe oder: We’re here to stay!

Aufmerksamen Lesern ist es natürlich bewußt: Ich lasse Sie seit dem 31. März auf etwas warten! Die angekündigte weitere Auseinandersetzung mit der berüchtigten „Seite 11“ des Osterpfarrbriefs steht noch aus.

Was soll ich sagen, die Beschäftigung mit diesem Text, bzw. der dahinter stehenden Geisteshaltung, die schiebt man gerne raus, zumal in einer so schönen Zeit wie der nach dem Osterfest… Aber, wenn es je zur Debatte gestanden hätte, diese abenteuerlichen Anwürfe einfach im Raum stehen zu lassen, inzwischen bestimmt nicht mehr, denn zwischendurch ist schon wieder so viel passiert, was dazu angetan ist, zahlreiche Gemeindemitglieder in die Irre zu führen, über das, was hier wirklich geschieht.

Da tut Information not. Also, gehen wir’s an; haben Sie das bemerkenswerte Schriftstück parat? Wenn nicht, ich werde ausführlich zitieren!

Zunächst ist es leider erforderlich, auf den Punkt zurückzukommen, den ich eigentlich schon abgearbeitet wähnte (hier), die unsinnige Behauptung, PuLa, bzw. PuLa verbundene Personen(gruppen) beabsichtigten die Amtsentfernung unseres Pfarrers und sammelten zu diesem Zwecke Unterschriften. Wie gesagt, schiere Erfindung.

Das hat aber offenbar bestimmte Leute nicht daran gehindert, sozusagen virtuell den Kreis derjenigen, die angeblich Unterschriften zu diesem Zwecke gesammelt haben sollen, sowohl personell als auch räumlich zu erweitern: Nun wird nämlich auch noch in Bad Berka und in Buttstädt erzählt, daß derartige Aktionen stattgefunden haben sollen. Nun, wer solche „Sammler“ gesehen hat, der hat auch den Osterhasen gesehen 😉 Nochmals: Niemand hat Unterschriften mit dem Zweck der Versetzung unseres Pfarrers gesammelt. Lassen Sie sich keinen Hasen, äh, Bären aufbinden!

Aber, damit ist das Thema leider immer noch nicht erledigt, denn: Es hat schon eine Unterschriftensammlung stattgefunden! Allerdings für Pfr. Kämpf! Im Ernst, wenige Tage vor dem Triduum sind tatsächlich verbürgt Menschen unterwegs gewesen, die haben Unterschriften zur Unterstützung eines rechtmäßig im Amt befindlichen katholischen Geistlichen gesammelt. Und da schreibe ich Ende März noch so blauäugig (bloß in einer Klammer, weil es mir so undenkbar erschien!) daß alle die Gründe, die gegen eine solche Unterschriftensammlung gegen einen Pfarrer sprechen, auch gegen die Unterschriftensammlung für einen Pfarrer sprechen und dann passiert das tatsächlich; Unglaublich!

Meinen diejenigen, die das betrieben haben wirklich, es ließe sich für einen katholischen Geistlichen auf diese Weise auch nur ein Jota mehr an Legitimität erreichen? Wie absurd! Da braucht man dann auch nicht mehr darüber nachzudenken, daß die Aktion teilweise offenbar nicht sehr geschickt durchgeführt wurde (auch in der Kirche!!) und bloß von so kurzer Dauer war, daß vermutlich eh nur ein sehr kleiner Kreis von Gemeindemitgliedern davon erfahren hat. Jedenfalls sollen die Ergebnisse nach Erfurt ans Bistum weitergeleitet worden sein. Na, die werden sich aber gefreut haben! So, wie sich jede personalführende Stelle freut, wenn sich jemand ungefragt in ihre Angelegenheiten mischt. Wenn Sie mich fragen, damit hat man dem Betroffenen einen Bärendienst erwiesen.

Aber kommen wir zu den Teilen des Textes, mit denen wir uns bisher noch nicht beschäftigt haben, und fangen, so zur Abwechslung, mal ganz unten an!

Da lesen wir: „(Die Finanzierung dieser Seite wurde privat übernommen, die Kasse der Pfarrei Weimar wird damit nicht belastet.)“ Wie bitte? Es gibt private Teile im Pfarrbrief? Das ist ja interessant. Kann ich da auch eine Seite buchen, um eine Richtigstellung zu bringen? 😉 Aber ernstlich, was soll das denn? Entweder, man hält das, was im Pfarrbrief steht, für so wichtig und für von so allgemeinem Interesse, daß es ganz normal dort erscheint, oder, ja, oder es hat dort überhaupt nichts zu suchen! Auf die Idee, die Finanzierung dieser Seite zu hinterfragen wäre ich sicher zu allerletzt gekommen, aber wie schon Ende März gesagt, man merkt eben, es war den für diesen Text Verantwortlichen offenbar nicht wohl in ihrer Haut!

Und dann springen wir eins höher und sehen uns die Unterschriften an. Oder vielmehr das, was dafür herhalten muß, denn Namen sind da wieder nicht zu finden, ebenso wie ja auch die Eingangstexte unserer wöchentlichen Vermeldungen weiterhin anonym erscheinen… Stattdessen stand dort also: „Geistliche, hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Mitglieder des Pfarrgemeinderates, des Kirchenvorstands und der Kirchengemeinde“ Das ist nicht ungeschickt, denn beim flüchtigen Lesen entsteht der Eindruck, es seien jeweils alle Mitglieder der zuerst genannten Personengruppen gemeint.

Das steht da aber nicht. Denn so war es auch nicht, wir kennen definitiv Menschen aus PGR und Kirchenvorstand, die haben mit diesem Elaborat nichts zu tun. Traurig genug, wenn es wirklich mehrere (wenn auch eben nicht alle) Geistliche(n) mitgetragen haben.

Die hätten doch nämlich zum mindesten, und damit springen wir an den Anfang des Textes, die schon bemerkenswerte implizite Gleichsetzung der Verfasser mit dem HErrn selbst monieren müssen, die da vorgenommen wird. Zitiert wird der Abschnitt mit dem Rauswurf der Händler aus dem Tempel (Joh 2,13-15): „Das ist nicht der milde Jesus, der uns sonst in den Evangelien begegnet. Jesus ist einfach nur wütend. Er diskutiert nicht, sondern lässt seinem Zorn freien Lauf. Auch wir sind zornig: Im Internet gibt es einen Blog, eine Seite, die sich „Katholisch in Weimar“ nennt.“(Hervorhebung von mir). DAS kommentiere ich mal lieber nicht, für den Maßstab seiner Vergleiche ist jeder selbst verantwortlich (vgl. aber Ex 20, 7).

Und dann geht’s gleich in die Vollen: „Auf dieser Internetseite werden Mitglieder unserer Kirchengemeinde beschimpft, verleumdet, verunglimpft und beleidigt.“

Wie nett. Und wie inhaltsarm. Ohne Belege kann ich nur allgemein sagen: Verleumdung und Beleidigung sind Straftatbestände. Mit solchen Begriffen sollte man nicht leichtfertig um sich werfen. Und im übrigen stehen auf diesem Blog die Autoren mit ihrem Namen für ihre Beiträge ein, während alles nicht extra Gekennzeichnete natürlich von mir und nur von mir ist. Immer. Wie wäre es für den Anfang, man nähme sich an dieser Offenheit ein Beispiel?

Aber kommen wir zu den Vorwürfen im Einzelnen.

„An erster Stelle und immer wieder wird unser Pfarrer Kämpf diffamiert. Egal, ob er zu Fortbildungen, Werkwochen, Exerzitien oder auf Dienstreisen ist – ihm wird immer wieder vorgehalten, er sorge sich nicht um die Gemeinde.“

Nun, unter „diffamieren“ versteht man die gezielte Verbreitung ehrverletzender Behauptungen, obwohl man weiß, daß sie unwahr sind.

Die in diesem Text aber nicht behaupteten, sondern festgestellten Abwesenheiten von Pfr. Kämpf ließen sich belegen, waren also keineswegs „unwahr“. Über die Gründe für diese Abwesenheiten habe ich damals nicht spekuliert und habe es heute ebensowenig vor, das Ausmaß derselben erschien mir aber unabhängig von den Gründen übertrieben und zu dieser Meinung stehe ich nach wie vor. Ebenso ist „immer wieder“ einfach falsch Ich habe von mir aus an diesen leidigen Komplex um das Fernbleiben unseres Pfarrers vom Papstbesuch schon lange nicht mehr erinnert (womit wir wieder beim „Bärendienst“ sind…).

Und weiter: „Von einem langjährigen, treuen Mitglied der Kirchengemeinde wird penetrant mehrmals behauptet, es sei nicht katholisch.“ Hilfe!, hier habe ich ja erstmal nachdenken müssen, was überhaupt gemeint ist, solange ist das her. Also, es handelte sich in der Tat um eine Fehlinformation, die ich sofort klargestellt habe (hier) und ich kann bis heute nur sagen, was ich damals geschrieben habe: „ […] findet jemand, es ist eine Beleidigung zu sagen: „Sie sind Protestant.“ Also ich nicht.“

Dann folgt etwas, das leider ernster zu nehmen ist: „Der Leiterin unseres Kindergartens wird unterstellt, sie habe Probleme mit dem Kirchenvorstand und gebe deshalb ihre berufliche Karriere auf.“ Autsch! Von „Karriereaufgabe“ habe ich, selbstverständlich, kein Sterbenswörtchen geschrieben, überzeugen Sie sich, hier, nur jetzt, jetzt steht das böse Wort da. Und schon wieder dürfte es jemanden geben, der sich für die „Seite 11“ schön bedankt haben wird.

Hinsichtlich des folgenden Anwurfs muß ich ein wenig an mich halten. Dazu fiele mir noch einiges mehr ein, als ich jetzt hier schreiben werde, aber jeder, der sich in den Weimarer Verhältnissen auch nur ein wenig auskennt, wird sich sowieso sein Teil denken:

„Ehrenamtliche Mitarbeiter, die vom Pfarrer zur Ausübung ihres Dienstes einen Schlüssel übertragen bekommen haben, werden in Misskredit gebracht.

Hier offenbaren die Autoren der Internetseite, dass Schlüsselbesitz für sie nur mit Macht zu tun hat.

Dabei gehören in unserer Kirchengemeinde zur Schlüsselgewalt in erster Linie die Sorge um eine würdige Feier der Liturgie, Putzen und Aufräumen, Mühe um alte und junge Menschen, viele Stunden des Arbeitseinsatzes und große Verantwortung.“

Soso, „in erster Linie“ Und sonst? 😉 Aber im Ernst, man muß sich den Kontext vor Augen halten, in dem die „Schlüsselfrage“ hier auf PuLa vorgekommen ist:

„[…] ganz abgesehen davon daß es hier ja auch Ehrenamtliche gibt, die über einen Generalschlüssel verfügen und damit ihre Arbeit in der Gemeinde jederzeit (zu jeder-Zeit!) in Selbstbedienung ausführen können. Von Kontrolle ist dann übrigens keine Rede – komisch eigentlich.“

Es geht und ging um eine krasse Ungleichbehandlung. Es geht und ging darum, daß eine Person, die auch bloß ehrenamtlich tätig ist, wie andere, sich mit einem General-Schlüssel völlig frei bewegen kann, räumlich und zeitlich, und daß alle anderen, seien es Kirchenputzer, Jugend oder Chorleiter, ja sogar Hauptamtliche, immer wieder um den jeweiligen Schlüssel geradezu „betteln“ müssen, ständigem entwürdigendem Mißtrauen ausgesetzt sind und in einer Weise kontrolliert werden, die einfach nicht zum Charakter kirchlicher Räume paßt. Das Otto-Neururer-Haus, das übrigens auch mit staatlichen Fördermitteln renoviert wurde, kann unter diesen Umständen einfach nicht so genutzt werden, wie es eigentlich selbstverständlich wäre.

Und das hat in der Tat etwas mit Macht zu tun. Aber mit einer Macht, die bereits ausgeübt wird, ungerecht ausgeübt wird, und bestimmt nicht mit einer, die irgend jemand, der hier schreibt, anstrebt, weiß Gott nicht… (Die penetrante Selbsterhöhung im letzten Abschnitt des Zitats spricht im übrigen glaube ich für sich, die muß ich nicht kommentieren).

„Immer wieder versuchen diese Autoren aktiv, Mitglieder unserer Kirchengemeinde, ja sogar kirchliche Mitarbeiter anderer Pfarreien und Christen anderer Konfession zu verunsichern und gegen Gemeindemitglieder zu hetzen.“ (Hervorhebung von mir)

Wäre mal interessant, wie so was auch „passiv“ ginge 😉 Leider, liebe Leser, bin ich an dieser Stelle mit dem Versuch gescheitert, herauszufinden, was hier gemeint sein könnte. Nur, denkt hier jemand, Herz-Jesu-Weimar sei eine Insel, ein Dornröschenschloß mit einer hohen undurchdringlichen Hecke darum, so daß niemand etwas davon erfährt, was drinnen vorgeht? Wie absurd! Auf diesen Aspekt wird in der abschließenden allgemeinen Betrachtung zurückzukommen sein!

Aber widmen wir uns vorher noch meinem zweitliebsten Vorwurf (den „Höhepunkt“ bewahren wir uns bis zum Schluß auf, wie sich das gehört!):

„Sie betreiben gezielt die Manipulation der im Herbst anstehenden Wahlen zu Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand.“

Die anstehenden Wahlen also. Auf PuLa war von diesen Wahlen doch noch gar nicht die Rede. Halt, doch, einmal, als es um den Abschluß der Strukturreform ging, aber da stand ja noch lange nicht mal das Datum, der 2. September, fest…

„Wahlmanipulation“! Wer auf so einen Vorwurf kommt, der gibt wirklich eine Menge über sich preis! Ich wäre jedenfalls auf so einen Gedanken einfach gar nicht gekommen. Erstens tut man so was nicht. Zweitens habe ich als Beamter auf das Funktionieren demokratischer Spielregeln einen Eid geleistet und drittens: Wie geht denn das, Wahlen manipulieren? Gibt’s da schon Erfahrungswerte? 😉 Ernstlich: Wie soll man sich das auch nur hypothetisch vorstellen? Über welche rein tatsächlichen Voraussetzungen sollte ich, sollten wir, zu einer solchen Manipulation verfügen? Die Auszähler hypnotisieren? Nachts ins Pfarrhaus einbrechen und die Ergebnisse fälschen? Wir haben ja keinen Generalschlüssel…

Entweder, bei diesem völlig abgedrehten Vorwurf hat jemand auch in der Fastenzeit zu tief ins Glas geschaut, oder – ja, oder hat da jemand so viel Angst vor Veränderung, daß er das ganz normale und gewollte Funktionieren demokratischer Mechanismen, das akkurat darauf abzielt, daß sich etwas verändern kann, mit dem rechtswidrigen und unanständigen Versuch einer Manipulation gleichsetzt? Ich biete jedenfalls hiermit schon mal an, mich an diesem Tag als Wahlhelfer zu Verfügung zu stellen, dann können sich alle sozusagen gegenseitig kontrollieren! 😉

„Unser Pfarrgemeinderat hat in der Sitzung Anfang März deutlich gemacht, dass diese Aktivitäten in unserer Gemeinde nicht geduldet werden […]“

Der Pfarrgemeinderat hat nichts dergleichen getan, für so etwas hätte er auch gar nicht die Kompetenz. Allerdings hat er, mehrheitlich, nicht einstimmig, unter einer fadenscheinigen und fabrizierten Begründung (dazu bei Gelegenheit mehr) dazu beigetragen, daß ein musikalisches Angebot für Kinder bis auf weiteres aus der Gemeindearbeit gestrichen wurde. Ansonsten sollten die Verantwortlichen endlich, wie andernorts allgemein üblich, die Protokolle der Sitzungen öffentlich zugänglich machen, jedenfalls aber den unmittelbar Betroffenen zukommen lassen.

„[…] denn hier versuchen Katholiken, anderen Katholiken vorzuschreiben, wie man katholisch zu sein hat.“

Ha! Herr Kapellmeister, bitte einen Tusch für diesen Halbsatz! Diesen entlarvenden und deshalb hilfreichen Halbsatz. Es gab ja zwischendurch wirklich schon Momente, da habe ich gedacht: „Laß sie doch machen in ihrem Klein-Klein, um mehr geht’s ja offensichtlich wirklich nicht.“ Aber genau hier sieht man: Es geht sehr wohl um mehr!

PuLa will niemandem etwas vorschreiben. PuLa erinnert lediglich an die Tatsache, daß es substantiell verschiedene Arten „katholisch zu sein“ nicht gibt und nicht geben kann. Was es geben kann, sind verschiedene Stile der Frömmigkeit, und da ist PuLa tolerant, vgl. z.B. hier (obwohl man sich auch über die „Stile“ sehr wohl schon unterhalten und sogar streiten kann!).

Worüber man sich aber unter Katholiken nicht streiten können sollte, sind die Inhalte des Credo, oder? Und da ist nun mal u.a. die Rede von der „einen Kirche“, die wir glauben. Und die eine Kirche, das ist nicht (bloß) die Kirche in Weimar, in Erfurt, oder in Deutschland, das ist die Kirche auf der ganzen Welt und für die ganze Welt. Und ihre Einheit wird verbürgt und verwirklicht im Amt des Nachfolgers Petri.

Aber: Es geht natürlich umgekehrt auch in Weimar um die Kirche, die EINE Kirche! Und daher wird hier auch in Zukunft versucht werden, das, was uns begegnet, an dem zu messen, was uns der Hl. Vater sagt und was römisches Gesetz ist, auch wenn das mancherlei „deutsche“ Phantastereien (zer-) stört, denn von der Vorstellung: „Wir machen hier unser Ding“ zum liturgischen Mißbrauch, der uns von der Weltkirche trennt, ist es manchmal nur ein kleiner Schritt (auch dazu bei Gelegenheit mehr).

So, und nachdem uns damit die „Seite 11“, wenn auch auf unerfreuliche Weise, fast so etwas wie einen Jahresrückblick auf PuLa, das März/April 2011 seine Tätigkeit aufgenommen hat, spendiert hat, sehen wir langsam etwas klarer, wenn wir nämlich beginnen, die hier formulierten Vorwürfe ein bißchen zu „übersetzen“, um so herauszufinden, was eigentlich dahinter stecken könnte!

Wie bitte? Ach, Sie haben so gut aufgepaßt, daß Sie bemerkt haben, nach all den Kübeln Schmutz, in die wir schon geschaut haben, fehlen immer noch einige einzelne Anwürfe. Stimmt. Die sind aber nicht vergessen, Reaktion folgt bald. Bis dahin wollen wir aber die Geduld der Leser außerhalb Weimars nicht allzusehr auf die Probe stellen, denn was jetzt folgt, ist hoffentlich auch außerhalb unseres engen räumlichen Kontexts von einem gewissen grundsätzlichen Interesse.

Wenn Sie sich mal die Grundstruktur der „Seite 11“ wie auch einiger Kommentare der notorischen „Else Franke“ anschauen, da fällt eines stark ins Auge: Von Interesse sind eigentlich nicht die Inhalte dessen, was hier verhandelt wird. Überhaupt nicht. In gut einem Jahr PuLa hat sich von dieser Seite noch keine einzige inhaltliche Erwiderung in meinem Postfach gefunden! Nicht eine! Statt dessen wird alles auf einer ausschließlich persönlichen Ebene betrachtet und das in einem klarem Freund/Feind Denken: „Die (Bösen) und Wir (Guten)“. Das gipfelte dann eben in der expliziten Dämonisierung auf der „S. 11“: „Denn das tut der teuflische Diabolus […]“, die sich an die Bezeichnung von Mitmenschen/Nächsten als „Schädlinge“ nahtlos anschließt (und, nebenbei bemerkt, überdeutlich macht, daß diese Bezeichnung niemals als „Scherz“ gemeint gewesen ist, wie es jetzt gerne dargestellt wird!).

Und dann ist immer wieder die Rede vom gestörten Frieden, bzw. dem Unfrieden, den PuLa hervorgerufen hätte. „Übersetzt“: „Wir“ haben hier in Ruhe gemacht, was wir schon immer gemacht haben, und „Die“ sind die Störenfriede. PuLa hat ja schon analysiert (hier), wie man sich auf Seite des selbsterklärten „Wir“ diese Ruhe vorstellt: „Wir“ sagen, was hier in Weimar „erwünscht“ ist, und wer sich mit was betätigen darf.

Wohlgemerkt, mich interessiert im Augenblick nicht die Frage, ob das in einer christlichen Gemeinschaft eine angemessene Haltung ist/ein pastorales Konzept sein kann, sondern bloß der gewissermaßen soziologische Aspekt. Den hat vor einiger Zeit die Erfurter Pastoraltheologin, Prof. Maria Widl, bei uns ja nicht unbekannt, in einem Interview treffend beschrieben: „Die bislang weitverbreitete Gemeindestruktur im Sinne der Dorflogik ist hingegen die des Clans, in der wichtige Leute über unwichtigen Leuten stehen und vorgeben, wo es lang geht.“ Und zu dieser Logik des „Dorfs“ gehört natürlich die Kontrolle. Zuvörderst die Kontrolle der Kommunikation und ihrer Mittel. Dumme Sache bloß, daß ein Blog solcher Kontrolle prinzipiell entzogen ist. Diese Erkenntnis erklärt vermutlich einen Teil der Aggressivität auf der „Seite 11“.

An dieser Stelle ist es natürlich erforderlich zu fragen, ob denn PuLa nicht wirklich die Ruhe und den Frieden gestört hat (und ggf. warum).

Die Ruhe schon, den Frieden nicht! lautet die Antwort. Denn es gab keinen Frieden.

Die Motivation für PuLa war und ist eine zweifache: Persönlich war für mich ein Punkt gekommen, an dem ich, nach Jahrzehnten des Leidens an bestimmten Erscheinungsformen der „real existierenden Kirche in Deutschland“, ihren Stuhlkreisen und Mittelaltären, ihren Gitarren und „gestalteten Gottesdiensten“ schlicht die Nase voll hatte, was, denke ich, vielen Kollegen in der Blogozese genau so ging.

Aber das hätte mich alleine niemals dazu bewegen können, wirklich selber zu schreiben. Es gibt so wunderbare katholische Blogs, viel schöner und gelehrter, bunter und fröhlicher als meiner.

Aber es gab keinen, der die trügerische Ruhe in dieser Gemeinde anpackte. Der zumindest versuchen konnte, die kranke Kommunikation, die hier eingerissen ist, aufzubrechen. Oder finden Sie es normal, wenn alle nur hinterrücks darüber stöhnen, „…daß ja schon wieder…“?

Ich nicht, und PuLa ist immer noch der Versuch, eine Dialog-Plattform zu bieten, denn was in der Gemeinde vor sich geht, das sind unsere eigenen Angelegenheiten! „Ruhe“ kann es auch geben, wenn alle hilflos mit den Zähnen knirschen, „Frieden“ gibt es nur in der Wahrheit, auch wenn die unbequem ist. Nein, PuLa bietet keine „bösen Lügen“ (wie die „Seite 11“ behauptet), sondern berichtet über unbequeme Wahrheiten.

Und Weimar ist eben kein „Dorf“ im oben beschriebenen Widlschen Sinne, Weimar ist eine „Stadt“, auch in dem Sinne, daß sich die hiesige Gemeinde ständig in ihrer Zusammensetzung verändert, nicht zuletzt durch Zuzüge und das, bedingt z.B. durch die Hochschulen, schon seit etlichen Jahrzehnten. Und sie wird es weiterhin tun! Und parallel dazu haben sich eben die Kommunikationsmöglichkeiten durch das weltweite Netz grundlegend verändert. Wer heute „sein eigenes Ding machen“ will, ohne die, die es betrifft, einzubeziehen, auf sie Rücksicht zu nehmen, der darf eben nicht mehr damit rechnen, daß das nicht öffentlich, nicht zum Gegenstand der Debatte wird.

Und dann stellte sich etwas Interessantes heraus: Das „Sein eigenes Ding machen wollen“, das begegnet einem als Strukturproblem nämlich auf beiden Ebenen, daran krankt die Kirche in Deutschland im Ganzen wie diese relativ unbedeutende Diasporagemeinde. Und die beiden „Mir san mir-Trips“, die hängen enger miteinander zusammen, als ich anfangs annahm (weswegen ich eben für den Satz mit dem „Vorschreiben, wie man katholisch zu sein hat“ als Beleg so dankbar bin!). Nach Jahrzehnten, in denen nur allzuoft eine abgehobene und selbstreferentielle (Universitäts-) Theologie so manchem Geistlichen und erst recht manchem „engagierten Laien“ alles mögliche eingeredet hat, was so alles „ginge“ und vor allem, wie blöde und zurückgeblieben die doch in Rom seien, da ist mittlerweile so einiges „vor Ort“ angekommen. Nur erleben wir gerade, und nicht erst in diesem Pontifikat, in der Kirche eine wahrhaft „katholische“, eben eine „allgemeine“, weltumspannende Bewegung in die entgegengesetzte Richtung und PuLa ist insofern nur ein klitzekleiner Teil dieser Bewegung (aber stolz darauf!).

Und jetzt wissen wir auch endlich, was es ist, wovon Weimar wird „Abschied nehmen“ müssen, wie im Beitrag vom 31. März angekündigt: Von der aufgezwungenen Widlschen „Dorflogik“ und von der falschen Ruhe, die mit Frieden nichts zu tun hat.

Denn das gilt eben für alle die, die in „Ruhe“, also unbemerkt, ihr eigenes Süppchen kochen wollen, und sich eben damit tatsächlich vom „Katholischen“ zu entfernen drohen: Game over! Das Spiel ist vorbei.

Für alle die aber, die sich aus gutem Grund vorgenommen haben, immer wieder in diese Suppe zu spucken gilt: We’re here to stay!

Wir gehen nicht wieder weg, nicht aus Berlin und nicht aus Brighton, nicht aus Chicago und nicht aus Colombo, nicht aus Wigratzbad und auch nicht aus Weimar.

 

6 Kommentare

  1. Peacemaker schrieb:

    „Wir gehen nicht wieder weg, nicht aus Berlin und nicht aus Brighton, nicht aus Chicago und nicht aus Colombo, nicht aus Wigratzbad und auch nicht aus Weimar.“

    DEFCON 1?

    Donnerstag, 3. Mai 2012 um 14:50 | Permalink
  2. @“Peacemaker“:

    Na, na, was sind denn das für martialische Töne?

    Ansonsten:
    Aber nicht doch! Höchstens Stufe 3. Höchstens! Denn uns fiele ggf. noch allerlei ein…

    Doch ernstlich möchte ich eigentlich diese Terminologie auf meinem Blog gar nicht, und versuche mich nach Kräften gegen die Logik der Eskalation zu wehren.

    Leider ist dieses Bemühen bisher ziemlich einseitig!

    Donnerstag, 3. Mai 2012 um 18:25 | Permalink
  3. Mende, Amei schrieb:

    Am Beginn des neuen Tages solch eine anregende Lektüre lesen zu dürfen hat mich
    nachhaltig in Hochstimmung versetzt. Der Ansturm gegen den Kleingeist setzt ungeahnte Kräfte frei, die doch viel mehr gebraucht werden für eine lebendige, geistvolle, herzerfrischende, schöpferische, gemeinschaftsstiftende, segensreiche Arbeit in unserer Herz-Jesu-Gemeinde. Darum möchte ich weiter betend hoffen und dranbleiben – ganz in Deinem Sinne, lieber Gereon!

    Donnerstag, 3. Mai 2012 um 15:49 | Permalink
  4. „Meinen diejenigen, die das betrieben haben wirklich, es ließe sich für einen katholischen Geistlichen auf diese Weise auch nur ein Jota mehr an Legitimität erreichen?“

    soll dies heißen, es herrscht unlegitimität?

    Donnerstag, 3. Mai 2012 um 20:41 | Permalink
  5. Sehr geehrter Herr Wasilewski,

    egal, ob Sie der Fußballspieler oder der Jazz-Musiker dieses Namens sind, oder, vermutlich, wieder mal bloß eines der Pseudonyme, die sich Leute suchen, um sich anonym an PuLa abzuarbeiten (diesmal aber zugegebenermaßen relativ witzig ausgesucht!), die Antwort lautet: Nein, ganz im Gegenteil!

    Ich habe schon in dem Beitrag „Abschiede“ vom 31. März alles Notwendige dazu geschrieben: „So etwas (sc. Unterschriftensammlungen gegen oder für einen Pfarrer) hat in der Hl. Mutter Kirche einfach keinen Platz! Bei uns weist der Bischof der Pfarrei ihren Hirten zu und zwar regelmäßig auf Dauer (vgl. CIC can. 522 und can. 538, bes. §1). Und dann haben die beiden eben miteinander auszukommen, der Pfarrer mit seiner Gemeinde und all ihren Mitgliedern – und sie mit ihm. Letztlich ist das ein Ausfluß der hierarchischen Verfaßtheit der Kirche, die ihrerseits auf ihrer apostolischen Legitimation beruht, und darauf, daß der geweihte Priester eben „etwas Besonderes“ ist.“
    Und deswegen kann eine Unterschriftensammlung eben der Legitimität eines rechtmäßig vom Bischof eingesetzten Pfarrers weder etwas hinzufügen, noch kann sie etwas von ihr wegnehmen. Und deswegen würde ich mich an solchen Aktionen auch nicht beteiligen, gleich welche Ausrichtung, pro oder contra, sie haben.

    Das Problem, an solchen Aktionen, selbst wenn sie gut gemeint sind, ist, daß sie die Gefahr bergen, verschiedene Modelle der Legitimation zu vermischen, hier eben das katholische, institutionell-hierarchische (vgl. oben) mit dem plebiszitär-mehrheitlichen. Letzteres hat an dieser Stelle in unserer Kirche keinen Raum, anders als im evangelischen Bereich, zu dem insoweit der bestehende Unterschied gerade in unserer Diaspora-Situation auch nicht verwischt werden sollte.

    Damit sollte nun aber auch jede Möglichkeit des Mißverstehens beseitigt sein.

    GL

    Samstag, 5. Mai 2012 um 17:16 | Permalink
  6. krause schrieb:

    Welch enttäuschte Eitelkeiten und welch tiefgründiger Frust lassen diese arroganten Gedanken entstehen!

    Samstag, 26. Mai 2012 um 18:06 | Permalink

12 Trackbacks/Pingbacks

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