Zurüruck zum Inhalt

„Maria nur für Rentner?“ reloaded

Am 9. Dezember hatte PuLa gefragt, ob der de facto Ausfall des Hochfests Mariä Erwählung selbst in der Diaspora wirklich sein müsse und die Frage, natürlich, verneint.

Die interessanten Kommentare zu diesem Posting zeigen, daß wir es hier leider offenbar mit einem deutschlandweiten Problem zu tun haben, und auch Schwierigkeiten darüber hinaus.

Weil ich finde, das Thema ist zu wichtig, um im Kommentarbereich zu verdämmern, hier noch einmal der Text samt Kommentaren und Antworten sowie einige Ergänzungen und Links:

Ist Maria nur was für Rentner?

Gestern war übrigens ein Hochfest. Ein Marienfest. Mariä Erwählung, bzw. das “Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“.

Nun, das war in unserem Pfarrbrief auch so vermerkt (anders als am 4. Dezember die Hl. Barbara, aber das nur am Rande).

Nur, wer als berufstätiger Gläubiger an diesem Hochfest eine Messe besuchen wollte, der schaute, wieder einmal, in die Röhre. Denn der konnte weder um 8.00 Uhr ins Elisabethheim, noch u.U. um 19.00 Uhr nach Bad Berka, schon gar nicht gemeinsam mit seinem Ehepartner/seiner Familie, denn irgend jemand sollte um die Zeit ja mal die Kinder ins Bett sorgen, oder?

Daß es um 14.00 Uhr einen Seniorengottesdienst gab ist zwar sehr schön, nützt aber vielen (berufstätigen) Gläubigen nichts.

Was soll das? Warum ist ein Hoch-Fest nicht etwas mehr an Mühe wert? Wann, wenn nicht im Advent sollte uns das Geheimnis der jungfräulichen Geburt besonders neugierig machen? Ist die Erwählung Mariens, dieses schier zum Verrücktwerden schöne und vornehmste Beispiel dafür, was Gott mit einem Menschen vorhaben kann, in Weimar irgendwie nicht so spannend? Ist dieser erste Schritt Gottes auf das Kind Maria hin, unverdient und unverdienbar und deswegen übrigens eigentlich auch sehr „ökumenisch“, vielleicht ein bißchen peinlich geworden, weil es ja vordergründig kein „Herrenfest“ ist, obwohl natürlich, wie jedermann sehen kann, der Vorschein des Christusereignisses auf diesem Geschehen liegt, es gewissermaßen von dort sein Licht erhält?

Geht all das etwa nur Ruheständler an? Diese Frage beantwortet sich wohl von selbst. Aber ein Seniorengottesdienst als einziges besonderes Ereignis nährt eben den falschen Eindruck, es könne so sein! Der Einwand: „Kommt ja doch keiner!“ ist Blödsinn. Erstens ist die Anzahl der Gläubigen wichtig, aber nicht allein ausschlaggebend und zweitens ist das ja nicht raus, wer käme. Es kommt aber bestimmt keiner, solange er den Eindruck gewinnen muß: „Die nehmen das ja selber nicht so ernst.“ Man kann eine Gemeinde an solche Feste auch heran-führen! Aber das bedeutete schon ein bißchen Mühe.

Wie hat der Hl. Vater in Erfurt auf dem Domplatz gefragt, nachdem er festgestellt hatte, wie erfreulich viel seit der Wende in Sachen Bau und Ausstattung geschehen ist? „Wo stehen wir heute?“ Was tun wir in all den erneuerten Räumen? Er hat von Weimar gesprochen!

 

PS: Ich bin heute einfach zu traurig und wütend für einen versöhnlichen Abschluß aber wenn Sie über die immer aktuelle Bedeutung der Jungfräulichkeit etwas richtig Gutes lesen möchten, schauen Sie bei Frischer Wind vorbei und folgen ihrem Link auf einen Vortrag von Robert Spaemann, nach der Lektüre wußte ich zwar noch besser warum ich traurig bin, aber besser ging’s mir doch.“

Kommentare und Antworten:

Michael Pahl schrieb:

Ich schätze den Blog wirklich sehr, v.a. den Chesterton-Adventskalender (danke!), aber dieser Eintrag hier ist Unsinn. Wann genau hätte die gewünschte Hl. Messe denn stattfinden sollen, wenn in einer einzigen (räumlich doch vermutlich überschaubaren) Pfarrei vier (!) Optionen zu ganz unterschiedlichen Tageszeiten bestanden?

G. Lamers schrieb:

Vielen Dank für die Wertschätzung! Mir macht der ChAK auch viel Freude!

Vielleicht hätte ich mich hinsichtlich dessen, was ich mir vorstelle, wirklich präziser ausdrücken sollen. Zunächst ist die Pfarrei alles andere als räumlich überschaubar! Schauen Sie mal auf die Startseite unserer offiziellen Homepage! Die Nord-Süd Ausdehnung beträgt über 50 km. Ansonsten ist alles ganz einfach: Eine zusätzliche Messe in der Pfarrkirche um 18.30 Uhr oder 19.00 Uhr wäre erforderlich. Und die so festlich (Predigt, Musik), daß man merkt, da geht es um was! Dann, so bin ich fest überzeugt, kommt auch wer. Ich erlebe bei meinen Kindern, daß die Vermittlung der Verehrung der Gottesmutter gar nichts schwieriges oder krampfiges ist. Just DO it!

Ach ja, übrigens war nach meinen Informationen durchaus ein Geistlicher “frei”…

Damian schrieb:

In unserer Pfarrei war es ähnlich. Hl. Messe um 15 Uhr, anschl. Treff 60 Plus. Allerdings mit einem Unterschied. Während die Hl. Barbara (trotz Adventssonntag) im Pfarrbrief vermerkt wurde, war das Hochfest am 8.12. mit keinem Wort erwähnt.

G. Lamers schrieb:

Danke! Das ist ja, in gewisser Weise, tröstlich, daß es nicht nur ein Weimarer Phänomen ist…

Aber wenn wir niemanden heran-führen, dann weiß eben wirklich auch bald niemand mehr, warum es bestimmte Feste gibt!

str schrieb:

Ich hatte das gegenteilige Problem: Ich konnte weder früh morgens noch abends und die Fast-Mittagsmesse war bei den (hier objektiv nicht mehr christlichen) Augustinern. Habe Gott sei Dank noch etwas um Halb 5 gefunden, sogar mit Predigt.

Aber beim Evangelium und bei manchem Gebet fiel mir auf, daß manch weitverbreitetes Mißverständnis vielleicht auch aus einer unglücklichen Schriftauswahl herrührt. So auch hier:

“Wann, wenn nicht im Advent sollte uns das Geheimnis der jungfräulichen Geburt besonders neugierig machen?”

Genau darum geht es aber am 8. Dezember gerade nicht. Im Advent ja, aber nicht an diesem Hochfest.

G. Lamers schreibt:

Ja und nein. Ja, die Leseordnung macht das Verständnis der Verschiedenartigkeit der jeweiligen Geschehen nicht gerade einfacher. Allerdings erhebt sich die Frage, was stattdessen gelesen werden sollte. Ich finde, hier liegt einfach eine Herausforderung an den Zelebranten: das muß schlicht erklärt werden, am besten eben im Rahmen einer Predigt! 🙂

Nein, denn die beiden Feste sind selbstverständlich verschiedenen Inhalts, aber genauso selbstverständlich sind sie doch im „Ablauf“ des Heilsplans aufeinander bezogen! Als ich schrieb wollte ich den Bezug auf den Advent hervorheben und das wollte ich mit dem von Ihnen zitierten Satz tun. Das war vielleicht ein bißchen knapp, aber ich dachte, der Rest des Absatzes hätte hinreichend klargemacht, daß mir die Differenz von Erwählung, Verkündigung und Geburt schon bewußt war. Sicher sind wir doch in dem angedeuteten weiteren Sinne einer Meinung, daß das, was zu Erwählung geschah, auch Teil des Geheimnisses der Geburt ist, es sozusagen expliziert und auf den Menschen Maria, ihre besondere „Qualität“ und eben damit auf die letzte Berufung aller Menschen zurückbezieht, oder? Und so fand und finde ich, kann eines aufs andere neugierig machen! Dazu hat wieder mal Frischer Wind den richtigen Text (Frischer Wind hilft immer! ;-)), (hier) sehr empfehlenswert!

 

Zu den Kommentaren aus ganz Deutschland hat sicher auch die Verlinkung bei Elsa beigetragen, die eigene Erfahrungen schilderte:

„Was ist hier eigentlich los?

Eben habe ich gerade bei Pulchra ut Luna diesen reichlich desolaten Eintrag zur „Feier“ des Hochfestes der Unbefleckten Empfängnis in irgendeiner deutschen Region gelesen. Das erinnerte mich daran, dass ich am Donnerstag, also am Tage des Hochfestes, ebenfalls hier in Deutschland eine Hl. Messe besucht habe. Vor lauter Glück, unter widrigen privaten Bedingungen die Kurve dennoch zum Messbesuch bekommen zu haben, hatte ich sämtliche Begleitumstände verdrängt – und ich kann ja auch sehr demütig sein, auch wenn mir das jetzt niemand wirklich abnimmt.

Letztlich trägt auch Kerzenlicht- es war ein Rorateamt – dazu bei, über widrige Verhältnisse hinwegzusehen – andere Menschen können körperlich oder auch aus politischen Umständen nicht an einer Hl. Messe teilnehmen, das ist mir wohl bewusst. Dennoch fehlte der hochfestliche Charakter komplett an diesem Tage – und das bin ich von Italien her einfach nicht gewohnt. Sicher ist es besser, die Predigt einfach ausfallen zu lassen, wenn einem weder zum Evangelium noch zum Dogma der Unbefleckten Empfängnis etwas Gescheites einfallen mag. D‘ accord. An die Anmoderation zur Hl. Messe als Einstieg nach dem „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ mit Wortlaut: „Ich begrüße Sie herzlich zu diesem Gottesdienst undsoweiter“ habe ich mich auch gewöhnt. Vielleicht könnte man ja zum Schluss auch noch den Wetterbericht verlesen?

Dass beim Vaterunser die instinktiv nach „und erlöse uns von dem Bösen“ stockende Gemeinde von Altarseite her ermuntert wird, doch einfach durchzubeten und sich bloß nicht durch den priesterlichen Embolismus stören zu lassen, der ganz gewiss nicht eingeschoben werden solle, auch das … hinnehmbar. Sicher, man kann es nie allen Recht machen, aber theoretisch hätten wir ja das Glück, dass es sowas wie Rubriken gibt und theoretisch sollte auch niemand von der Liturgie etwas weglassen oder hinzufügen, selbst wenn er Priester wäre, damit gäbe es dann für niemanden mehr Anlass zu maulen. Theoretisch.

Was dem Fass aber den Boden ausschlägt, ist, vor dem Schlusssegen noch schnell Werbung für die Unterschriftenaktion der kfd – Mehrheit statt Wahrheit – zum Kommunionempfang für wiederverheiratet Geschiedene zu machen, wie heute, GAUDETE! – geschehen.

Diese Aktion solle natürlich in gar keinem Falle die Unauflöslichkeit der Ehe relativieren undsoweiterundsofortEssegneeuchderallmächtigeGottVaterSohnundHeiligerGeist.

Es macht ziemlich wenig Sinn, einen solchen Gottesdienst zu besuchen, nur, um sein Sonntagsgebot erfüllt zu haben. Eigentlich sogar überhaupt gar keinen.

Dennoch einen gesegneten dritten Adventssonntag allseits.“

 

Mal abgesehen davon, daß ich hoffe, Elsa hielt nicht wirklich meinen Eintrag für „desolat“, sondern die geschilderte Situation (…) bitte auch die Kommentare bei ihr lesen, die sind zumindest zum Teil hoffnungsvoller!

Und zum Weiterlesen noch zwei Links (die ich wiederum Frischer Wind verdanke!), und die zeigen, wie sehr man unter einem unangemessenen Gottesdienst-„Angebot“ leiden kann (hier) und wie differenziert doch eine Reihe von ganz praktischen Problemen mit der Gottesdienstgestaltung sein können (hier).

Einen Kommentar schreiben

Ihre Email wird NIE veröffentlicht oder weitergegeben. Benötigte Felder sind markiert *
*
*

*