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Sketch des Monats – Der Hauptgewinn

Die Gemeinde Maria hilf! in Wundersdorf feiert am 12. September (zum Fest Mariä Namen) Patronats- und Gemeindefest.

Und die Vorbereitungen sind im vollen Gange…

 

Der Hauptgewinn

Ein Sketch für drei Personen

 

(Edith und ihre Tochter Emily sitzen zuhause am großen Wohnzimmertisch. Um sie herum liegen Blätter von Tonpapier, Klebestifte, Scheren und andere Bastelutensilien. Sie schnippeln und kleben eifrig an einer großen Arbeit herum. Man hört die Haus- bzw. Wohnungstür gehen.)

 

Edith (ruft): Haaaalloooo! Da bist du ja schooooon!

Emily (läuft zur Tür): Hallo Papi!!!

Richard (tapst herein. Emily steht auf seinen Füßen und hält sich an ihm fest): Hallo Emily, hallo Mama! (Er begrüßt Edith). Wo ist Teresa?

Edith: Drüben bei Violetta. Wie geht’s dir? Wie war’s?

Richard: Danke, nix Besonderes. Die kleine Anfrage von Sascha Steuer in Sachen Schulpolitik hat ein paar Wellen geschlagen.

(Emily setzt sich wieder an ihre Bastelarbeit und summt leise vor sich hin.)

Edith: Wegen Zöllners neuer Sexualkunde-Idee?

Richard: „Schulfach schwul“ – genau. Bin ich froh, daß wir schon zu Brandenburg gehören! Da müssen wir nicht allen Quatsch brühwarm mitmachen. – Aber sagt mal, was macht ihr hier eigentlich?

Emily: Wir basteln ein riesiges Einweckglas! (Sie richtet eine am Boden liegende Pappe auf) Guck!

Richard: Ah! Toll! Wirklich riesig! – Aber warum macht ihr das?

Edith (grinst): Fürs Gemeindefest.

Richard (überlegt kurz): Ich versteh überhaupt nichts. Aber jetzt zieh ich mir erst mal den Mantel aus. (Er bringt seinen Trenchcoat zur Garderobe im Flur)

Edith (als Richard wieder im Raum ist und sich an den Tisch gesetzt hat): Das wird für die Tombola.

Richard (fragend): Aha.

Edith: Das Weckglas ist ein Bild unserer Gemeinde.

Richard (lacht heraus): Ach so! In Anspielung auf die Gemeindemodelle, die der Köpenicker Dechant letztes Jahr in seinem Vortrag vorgestellt hat?

Edith: Genau.

Richard: Ihr habt natürlich vollkommen Recht! Wenn irgendetwas auf die Wundersdorfer Gemeinde passt, dann das Weckglas, in dem man im eigenen Saft kocht.

Edith: Eben.

Richard: Und? Wie viele Plätze siehst du im Glas vor? Eigentlich nur zwei, oder?

Edith: Naja, zwei Logenplätze, ja. Aber im Parkett dürfen zur Not ja noch die paar Leute stehen, die sich zuverlässig klaglos herumkommandieren lassen.

Richard: Ok. Aber was soll das bei der Tombola? Wer will denn so etwas ersteigern?

Edith: Nee! Nicht ersteigern! Andersrum! Unsere Bastelei dient nur der Veranschaulichung. Der erste Preis ist ein Platz im Weckglas!

Richard: Das gibt’s doch nicht! Im inner circle?

Edith (mit wichtiger Miene): Jaaa! Mit Befähigung zum Ehrenamt und monatlicher Betreuung der ehrenamtlichen Arbeit, freiem Informationsfluß etc. pp.

Richard: Donnerwetter!

Edith: Inklusive Nicht-Boykottierungs-Garantie seitens des Pfarrers, homepage-login für den Text- und Bild-Bereich der eigenen Gruppe und einem Schlüssel für den Gemeinderaum, den man mit seiner Gruppe immer nutzt.

Richard (mit wachsendem Erstaunen): Schlüssel auch noch? Um Himmels willen! Und man kann im eigenen Beritt Einfluß auf die Formulierungen der homepage nehmen? Ja – Kruzifix! Da entsteht ja geradezu ein Kontrollvakuum! (Er lehnt sich fassungslos zurück).

Edith (beschwichtigend): Naja … Deshalb ist der Hauptgewinn ja auch peinlich genau auf ein Jahr begrenzt. Wenn er genug Geld in die Kasse gespült hat, wird er beim nächsten Gemeindefest neu versteigert.

Richard: Was soll so ein Los denn kosten?

Edith: Die mit Option auf den Hauptgewinn 50 Euro.

Richard: Heißa! Das ist ja richtig Geld! – Aber so wahnsinnig, wie einen das ewige zeitraubende Gezerre hier macht, sind sicherlich Etliche bereit, die Summe zu riskieren …

Edith: Jau. Das glauben wir auch, und das war auch genau der Punkt, der Corinna zum Einlenken bewogen hat.

Richard: Das wäre jetzt genau meine nächste Frage gewesen…

Edith: Ich sage nur:  „Handwerkerrechnungen…!“

Richard: Ah! Daher weht der Wind: Da muß die Lage ja ernst sein und der Druck vom Bistum groß, daß sogar „unkontrollierte“  ehrenamtliche Arbeit zugelassen werden soll!

Emily: Apropos Finanzlücken stopfen … Kennt ihr den neuesten Witz?

Edith und Richard: Nein. – Erzähl!

Emily: Es werden doch jetzt Handarbeitskurse angeboten. Themen u.a.:  Den Pfarrer umgarnen – sich in Widersprüche verstricken – Kritik abbügeln.

(Edith und Richard lachen.)

Richard: Bitter, aber gut!

(Es klingelt)

Edith: Emily, bist du so gut und machst auf. Das wird Teresa sein. (Sie sieht zur Uhr) Mensch, es ist ja auch schon wieder fast sieben. Wir müssen zusammenpacken und Abendbrot machen!

Richard: Beim Aufräumen von dem Zeug kann ich euch aber nicht helfen. (Er geht auf den Flur, um Teresa zu begrüßen) Hallo Teresa!

Edith: Nein, nein, ist schon in Ordnung. Ich rufe dich, wenn alles fertig ist.

(Während sie Papiere zusammenschiebt, fällt der Vorhang)

 

 

Cornelie Becker-Lamers, Weimar

 

Ja, so geht’s zu in Wundersdorf! Ob wir in Weimar die begonnene Diskussion über die zukünftige Gestaltung des Ehrenamts mal fortsetzen?

 

Ein Kommentar

  1. Annette Becker schrieb:

    Liebe Familie Lamers, ich habe euren blog angefangen zu lesen. Der Sketch des Monats ist sehr gelungen, sehr sehr witzig und auch für Aussenstehende mit wenig background (wie mich) zu verstehen. Swan würde sich für den Kurs in abbügeln interessieren. Bitte teilen Sie uns mit, ob noch Restplätze frei sind. Viele Grüße !! Annette und Swan

    Mittwoch, 14. September 2011 um 16:06 | Permalink

5 Trackbacks/Pingbacks

  1. […] Drucks, den sie auf die handelnden Personen ausübt, vor Augen führt. So thematisiert „Der Hauptgewinn“ (September) ihren Machtanspruch über die Ehrenämter der Gemeinde, „Das Nikolausgeschenk“ […]

  2. […] die Tombola-Aktion  des Vorjahres total in die Hose gegangen ist – natürlich zog Corinna selbst das Los mit dem Hauptgewinn: […]

  3. […] befinden uns in der uns gut bekannten Gemeinde Maria Hilf! in Wundersdorf im Oderbruch. Wie wir wissen, begeht diese Gemeinde am Fest Mariä Namen ihr Patronats- und Gemeindefest. Edith kommt nach Hause […]

  4. […] befinden uns in der uns gut bekannten Gemeinde Maria Hilf! in Wundersdorf im Oderbruch. Wie wir wissen, begeht diese Gemeinde am Fest Mariä Namen ihr Patronats- und Gemeindefest. Edith kommt nach Hause […]

  5. Pulchra ut Luna › Willkommenskultur und Beheimatung (2/2) on Samstag, 9. November 2019 um 18:05

    […] das mit einem Vortrag zu Gemeindeentwicklung und Willkommenskultur (hier war das berühmte Weckglas zu sehen, in dem der Gremien- und Klüngelclan eben gerade nicht sitzen soll) äußerlich […]

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