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Aus dem Osten was Neues – Dr. Heiner Koch zum Bischof von Dresden-Meißen ernannt

Seit ein paar Tagen hat unser Nachbarbistum Dresden-Meißen einen ernannten (zum Wahlverfahren vgl. hier) neuen Bischof, den (bisherigen) Kölner Weihbischof Dr. Heiner Koch, was ja sicherlich allgemein bereits zur Kenntnis genommen wurde.

In Thüringen ist diese Tatsache nicht bloß aufgrund der Nachbarschaft von Interesse, nein, Bischof Koch wird auch ein „Thüringer Bischof“, denn zum Bistum Dresden-Meißen gehört das Dekanat Gera. Darin sind die Katholiken der ehemaligen (bis 1918/20) Territorialstaaten Reuß jüngere und ältere Linie und Sachsen-Altenburg zusammengeschlossen. Klugerweise hat die Kirche auch beim Neuzuschnitt der Bistümer nach der deutschen Wiedervereinigung an der Tradition festgehalten, die Grenzen der Bistümer und die der politischen Einheiten nicht vollständig aneinander anzugleichen!

Klar, daß die ersten Äußerungen von Bischof Dr. Koch hier auf besonderes Interesse stoßen. Und, was soll ich sagen, mir gefällt bisher fast einschränkungslos alles, was ich gelesen habe! Von dem neuen Bischof oder über ihn! Es ist fast ein bißchen unheimlich… 😉

So hat Bischof Dr. Koch zunächst in einem Brief (hier) an seine künftigen Schäfchen vom 18. Januar m.E. viele wichtige Dinge erwähnt und dabei eine kluge Gewichtung vorgenommen. Zwei Dinge möchte ich besonders hervorheben. So bekennt er sich eindeutig zur Notwendigkeit missionarisch Kirche zu sein:

„Das Evangelium ist eine frohe Botschaft für alle Menschen. Sie kann durch uns zu einer Einladung für alle Menschen in unserer Gesellschaft werden, für die wir als Kirche berufen sind. Sie ermutigt uns, mit so vielen und für so viele Menschen, die unseren Glauben und unsere Gemeinschaft nicht oder noch nicht teilen, Gottes Gegenwart zu entdecken und seine Nähe erfahrbar werden zu lassen. Welch‘ großes Bistum ist das Bistum Dresden-Meißen angesichts dieser vielen Menschen!“ (Hervorhebungen von mir)

Und es fällt folgender zentrale Satz zu seinem Amtsverständnis, der bisher noch zu wenig Beachtung gefunden hat:

„Im bischöflichen Amt wird das Voraus Christi vor seiner Kirche sakramental sichtbar und wirksam, wie wir es vor allem in der Eucharistie, der Mitte unseres kirchlichen Lebens, feiern. Es ist für mich eine große und bewegende Aufgabe, in meinem Dienst und in meinem Amt die sakramentale Verbindung mit Christus und der Kirche, mit ihren Bischöfen zu allen Zeiten und an allen Orten und mit dem Heiligen Vater wirksam darzustellen.“ (Hervorhebungen von mir)

Ich hätte nicht erwartet, schon so schnell, noch vor der „Inbesitznahme“ (am 16. März) ein herzliches „Danke, Herr Bischof!“ schreiben zu können, aber so ist es ja nur umso schöner!

Die Verwendung eines musikalischen Sprachbilds („Gerade in unserem von der Musik so geprägten Land ist es mein großer Wunsch, dass wir zusammen die Botschaft Gottes für die Menschen zum Klingen bringen.“) und ein marianischer Schluß („Maria, die Christus zur Welt gebracht hat und […] den Menschen mit Würde und Bereitschaft hingibt, sie begleite auch uns und die Menschen, die Gott uns anvertraut!) runden dieses gelungene Schreiben ab.

Das Interview mit dem DOMRADIO am gleichen Tag (hier) variiert naturgemäß die Themen des Briefs in freierer Form („Ich freue mich, in ein Bistum zu kommen, das enorme Chancen hat. Es ist zahlenmäßig – 150.000 Katholiken – ein kleines Bistum. Aber es warten 3 Millionen ungetaufte Menschen dort.“) und bringt interessante neue Aspekte. So erfreut den katholischen Blogger natürlich die Erwähnung der Internet-Seelsorge.

Und ich fand bemerkenswert, daß gleich am ersten Tag die sieben Studentengemeinden des Bistums genannt werden! Da gibt es eine, von der weiß ich ein ganz klein bißchen was. Sie wird von einem Jesuitenpater geleitet und erfreut sich lebhaften Zulaufs. Und dort gibt es eine Regelung, daß jede und jeder nur maximal zwei Ehrenämter übernehmen dürfen. Und, wissen Sie was? Das klappt! Es ist nicht etwa so, daß, „ wenn XY es nicht macht, es ja keiner macht“, wie man das ja mancherorts hört, wo (informelle) Ämterhäufung breiteres Engagement erstickt, nein, ganz im Gegenteil! Es sind genug und mehr als genug junge Leute da, für alles, was anliegt. Ob man sich da wohl was abschauen könnte?! 🙂

Dann besuchte der ernannte Bischof Ende des Monats erstmals Dresden. Und er hat die Journalisten offenbar positiv überrascht. Lesen Sie den Bericht in der Sächsischen Zeitung, hier.

Überrascht mit dem klaren und offensiv vorgetragenen Bekenntnis zur Fortsetzung der wissenschaftlich unterstützten Aufarbeitung der Mißbrauchsvorfälle.

Mit Positionen, die sich schlagwortartigen Festlegungen entziehen, ohne unklar zu werden.

Mit seiner ganzen Art: „Der gebürtige Düsseldorfer präsentiert sich als charmbolzende Mischung aus konservativem Katholiken, lebensfrohem Karnevalisten und diskussionsfreudigem Priester.“ Oder: „Hier spricht jemand Klartext, polternd und hart.“

Zusammengefaßt empfindet die Zeitung ihn als „eine Art Gegenentwurf zu seinem altersbedingt ausgeschiedenen Vorgänger Joachim Reinelt. Der hatte […] die Kirche in der ostdeutschen Diaspora leise und nach innen gewandt geführt. Der Kölner Katholik Koch sagt dagegen: ‚Streit ist für mich kein Problem.‘ und: ‚ Ich mische mich gern ein.‘“

Wie erfrischend!

Übrigens, in der Thüringer Presse habe ich bisher nur wenig bis gar nichts über Bischof Dr. Koch gelesen. Ob man hier mit seiner Art, dem „Menschen nahe“ sein zu wollen, vielleicht nicht umgehen kann, weil sie sich bequemem Schubladendenken widersetzt? (vgl. hier)

Mir scheint jedenfalls, wenn wir den Blick ein wenig über den konkreten Fall hinaus weiten, drängen sich einige Schlußfolgerungen auf.

  1. Es gibt offenbar mehr geeignete Kandidaten für die Besetzung der deutschen Bischofssitze, als es die „Süddeutsche Zeitung“ u.a. wahrhaben wollen.
  2. Die Führung auch und gerade eines Diaspora-Bistums erfordert unter den heutigen Bedingungen die Fähigkeit zu einer gewissen „Lautstärke“, dem offensiven Zeigen und Vertreten von Profil, ob das in jedem Einzelfall gefällt, oder nicht. Wer heute immer nur „leise“ bleibt, verfällt dem Verdacht der gesellschaftlichen Irrelevanz, was keine gute Voraussetzung für missionarisches Wirken darstellt.
  3. Gut zwanzig Jahre nach Vollzug der deutschen Einheit scheint eine Art „Austausch“ der geistlichen Führungskräfte in beide Richtungen (Bischof Zdarsa!) in Gang zu kommen. Das ist überaus erfreulich, weil ich glaube, die beiden ehemaligen Teile unseres Vaterlands haben sich auch diesbezüglich wechselseitig etwas zu geben! Wie gut, daß seitens der Kirche „Hausberufungen“ schon immer eher vermieden wurden.

 

Heiliger Valerius, bitte auch  für uns um einen guten neuen Bischof!

Gräber der beiden ersten Trier Bischöfe, rechts Valerius (Bild: Stefan Kühn aus der deutschsprachigen Wikipedia)

2 Trackbacks/Pingbacks

  1. Pulchra ut Luna › Schwarzbier und Bischofsstuhl on Montag, 24. Februar 2014 um 22:20

    […] dort wo nun schon seit Mitte März 2013 Bischof Dr. Heiner Koch amtiert (PuLa berichtete, hier) und so natürlich auch in Thüringen wirkt, z.B. durch Firmungen auch in kleinen, in sehr kleinen! […]

  2. […] („Hausberufungen werden vermieden“) allerdings bereits Ende Januar 2013 geäußert… (hier, ganz […]

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