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Der Adventskalender von Konversionen, Tag 9, Richard Seewald

Als Katholik fühle ich mich als Bürger der Welt, als ein in Europa Geborener als solcher des Abendlandes. Durch meine Muttersprache bin ich dem deutschen Kulturkreis zugehörig, und als Staatsbürger schwor ich mich der Schweizerischen Eidgenossenschaft zu, als in meinem Geburtsland die Tyrannis herrschte.

Richard Seewald, geboren am 4. Mai 1889, in die Kirche aufgenommen 1929, gestorben am 29. Oktober 1976

Richard Seewald, Zeichner, Maler, Illustrator und Schriftsteller geboren in eine ostpreußisch-reformierte Familie, wenn auch mit Schweizer Wurzeln mütterlicherseits, studierte zunächst Architektur in München, begann 1909 zu malen, wurde 1918 Mitglied der Neuen Sezession und unterrichtete zwischen 1924 und 1931 an den Kölner Werkschulen. Noch in diesem Jahr verließ er Deutschland, siedelte, vorbereitet durch etliche frühere Besuche, in die Schweiz über, deren Bürger er 1939 wurde.
Im Jahr 1954  nahm er eine Professur an der Akademie der bildenden Künste in München an, die aber nur vier Jahre währte. Bis zum Ende seines Lebens war ihm jedoch ein erheblicher künstlerischer Erfolg beschieden.

Richard Seewald, ca. 1970 (Bild: Digiporta, Germanisches Nationalmuseum, Deutsches Kunstarchiv)

Seewald gehörte, wenn auch sozusagen “verspätet”, zum reichen ‘Katholischen Frühling’ der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, war bekannt und befreundet mit Hugo Ball, Th. Haecker, Hugo Rahner, Carl Muth und H.U. v. Balthasar. Die “Organisation” seiner Konversion in der Kölner Zeit deutet auf ein stark verinnerlichtes, lange vorbereitetes Geschehen:
“Meine Aufnahme in die katholische Kirche erfolgte im Collegio Papio in Ascona. Ich hatte darum gebeten, weil ich fürchtete, daß dieser Schritt in Köln ein mir unliebsames Aufsehen machen würde. Damals hatte sich gerade Klemperer, der Dirigent an der Oper, taufen lassen, und dort wurde Max Scheler gerade seines Eintritts in die Kirche wieder überdrüssig und lehrte einen werdenden Gott. – Der kluge Benediktinerpater Hugener, Rektor des Kollegiums und, wie ich später bemerkte, wegen der Strenge seiner Lebensführung und seiner Aszese ein wenig gefürchtet, ließ sie bei mir augenscheinlich beiseite, hielt mich dank meiner Kenntnisse von Möhler und Newman für genügend vorbereitet und nahm mich nach Rücksprache mit dem Bischof von Lugano sofort in die Kirche auf.“
Die Zugehörigkeit zur Kirche ließ Seewald in der Folge auch etliche Kirchen im deutschsprachigen Raum, ‘von Norderney bis Zürich’ ausstatten.

Verkündigung an die Hirten, Fresko in der Pfarrkirche St. Theresia Zürich-Friesenberg (Bild: Wikicommons, Charly Bernasconi)

Höchst bemerkenswert bei diesem so eminent („klassisch-„) modernen Künstler ist, wie sich sehr früh (1966/67) Skepsis hinsichtlich der Ergebnisse des Zweiten Vatikanums breitzumachen begann:
“Aber, ist das Wort ‹Liebe› während des Konzils nicht in einer kaum noch erträglichen Weise strapaziert worden? – Wir haben die getrennten Brüder zu lieben, die unterentwickelten Völker, die Leprakranken, die Hungernden in Indien, alle Heiden, die Juden, die Mohammedaner, die Kommunisten, mit einem Wort: die ganze Welt. Seid umschlungen Millionen! – Es ist, als ob wir vergessen hätten, dass die Liebe eine übernatürliche Tugend ist, die wir uns also nicht selber geben können. Ist sie mit einmal das Allgemeingut aller Christen geworden? – Ist eine in der Kirche noch nie erfolgte Ausgießung der Liebe erfolgt?”

Gereon Lamers 

 

PS: Es ärgert mich sehr, nicht das genaue Datum der „Wiedergeburt“ von R. Seewald, den Tag seiner Aufnahme in die Kirche gefunden zu haben. Wenn es jemand weiß: Bitte melden! 

Ein Trackback/Pingback

  1. […] sich Haecker jedoch sehr schön mit zwei weiteren Konvertiten, die wir schon behandelt haben. Richard Seewald hat ihn […]

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