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Der Adventskalender von Konversionen, Tag 21, Gertrud von Le Fort

Denn ich will eure Treue zur Verheißung machen, ich will die Becher eures Gedenkens mit Sinn füllen bis zum Rande! 

Gertrud Auguste Lina Elsbeth Mathilde Petrea Freiin von le Fort, geboren am 11. Oktober 1876, in die Kirche aufgenommen im März 1926, gestorben am 1. November 1971

Wie gut erinnere ich mich an mein Erstaunen, als ich vor Jahren von dieser “allerkatholischsten” Autorin erfuhr, daß sie konvertiert sei! Ein Erstaunen, nochmals sozusagen aktualisiert, als mir klar wurde, ihre berühmten “Hymnen an die Kirche” wurden schon zwei Jahre vor ihrem Eintritt in die Kirche veröffentlicht. 

Gertrud v. le Fort, ca. 1935 (Bild: Wikicommons)

Das war, bevor ich mich mit dem Phänomen der Konversion und den Energien, die sie freisetzen kann, näher beschäftigt hatte, aber “der Papierform nach“ war diese Tochter aus einem  hugenottischen Adelsgeschlecht, ansässig in Mecklenburg, die später u.a. Evangelische Theologie studierte, und bei E. Troeltsch Vorlesungen über allgemeine Religionsphilosophie hörte, auch wahrlich keine Kandidatin für diesen Weg!
Untergründig aber, so hat sie später bekannt, gab es schon früh Erlebnisse, die sie mit der Welt des katholischen Glaubens in Berührung brachten. Besonders anrührend und m.E. bezeichnend die Begegnung, schon als Kind, mit dem wohl katholischsten Fest überhaupt: Fronleichnam (in Koblenz).
Und, fast ist man versucht zu sagen ‘natürlich’, waren es Aufenthalte in Rom (in den Jahren 1907 und 1909) die zu dem langen Werden der Unausweichlichkeit des Schritts beitrugen.

In einer späteren Reflexion schrieb sie:

“Ich habe mich kaum mit den theologischen Streitfragen der Bekenntnisse auseinandergesetzt, entscheidend war für mich die Erhabenheit der Liturgie, die Atmosphäre, die Unwiderlegbarkeit der letzten Glaubensgründe, welche keiner dialektischen Begründungen bedarf, sondern nur [der] Einstimmung in ein heiliges ewiges Geheimnis
… Hier in der Liturgie wurzelt meine Beheimatung in der katholischen Kirche“

Muß ich noch extra darauf hinweisen, daß es eben nicht die heutige Form der Liturgie war, die die große Dichterin heimgeführt hat? 

Im Jahr 1949 wird Le Fort von Hermann Hesse für den Nobelpreis für Literatur vorgeschlagen. Er bezeichnet sie als „die wertvollste, begabteste Vertreterin der intellektuellen und religiösen Widerstandsbewegung“ im nationalsozialistischen Deutschland. Aber wahrscheinlich war, anders als noch bei Sigrid Undset, da die Zeit schon vorbei, in der explizit religiöse Dichtung auch die Ehrung der ‘Welt’ finden konnte. 

Hier zum Abschluß die mir vielleicht liebste aus dem Hymen an die Kirche (Heiligkeit der Kirche I): 

Deine Stimme spricht:

Ich habe noch Blumen aus der Wildnis im Arme,
ich habe noch Tau in meinen Haaren
aus Tälern der Menschenfrühe.
Ich habe noch Gebete, denen die Flur lauscht, ich weiss noch,
wie man Gewitter fromm macht und das Wasser segnet. 

Ich trage noch im Schoße die Geheimnisse der Wüste,
ich trage noch auf meinem Haupt
das edle Gespinst grauer Denker.
Denn ich bin Mutter aller Kinder dieser Erde:
was schmähest du mich, Welt,
daß ich groß sein darf wie mein himmlischer Vater?

Siehe, in mir knien Völker, die lange dahin sind,
und aus meiner Seele leuchten nach dem Ew’gen viele Heiden!
Ich war heimlich in den Tempeln ihrer Götter,
ich war dunkel in den Sprüchen all ihrer Weisen.
Ich war auf den Türmen ihrer Sternsucher,
ich war bei den einsamen Frauen, auf die der Geist fiel.

Ich war die Sehnsucht aller Zeiten,
ich war das Licht aller Zeiten, ich bin die Fülle der Zeiten.
Ich bin ihr großes Zusammen, ich bin ihr ewiges Einig.
Ich bin die Straße aller ihrer Straßen:
auf mir ziehen die Jahrtausende zu Gott!

 

Gereon Lamers 

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