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Sketch des Monats: Der Aprilscherz

Ein Sketch für drei Personen

Wundersdorf/ Oderbruch. In der Küche der Familie Langenfeld. Es schneit. Noch immer ist Wundersdorf ein Reservat für Ungeimpfte. Doch zur Stunde werden rundum die Zäune abgebaut, denn morgen ist überall Schluß mit 2G. Wir haben schließlich den ersten April, und länger als bis zum 2. sollte es dann ja doch (fast) nirgendwo dauern. Nicht mal in Wundersdorf. Deshalb ist auch Silke einfach von Draußen zu Besuch gekommen und sitzt mit Richard bei einer Tasse Tee. 

 

Silke: Sind auch wirklich nette Leute. Aber vor allem freut er sich, daß die Einliegerwohnung durch diese Familie endlich einmal wieder bewohnt ist.

Richard (nickt): Der Tourismus lag ja jetzt wirklich zwei Jahre brach. Und ob das überall so schnell wieder anspringt? Gerade hier, so ein bißchen ab vom Schuß? (Er nippt an seinem Tee.)

Silke: Aber auch ein Zufall, daß die Familie nicht ins Reservat eingewiesen wurde. Eigentlich wohnen ja alle in Wundersdorf. Die meisten Ukrainer sind ja ungeimpft.

Richard (lacht): Ja. Das war ein Schreck für die Regierenden! Und wir haben uns gefreut. Rappelvolle Kirche – fromme Leute – alles gut!

Silke (trinkt einen Schluck Tee): Sag mal – wo ist eigentlich Edith?

Richard (grinst): Mit einem Sack voll Brioches und Popcorn und allem, was sie finden konnte in der Kaufhalle. Sie müßte aber eigentlich längst zurück sein. Dann kann ich mich vermutlich auf was gefaßt machen. (Er lacht.) Gut, daß du da bist.

Silke (wird von Richards Grinsen angesteckt): Wieso? Was ist los?

Richard: Ich hab ihr gesagt, die Regierung kauft Backwaren für zehn Euro die Packung zurück, um das verbackene Sonnenblumenöl wieder zu extrahieren.

Silke (bricht in Gelächter aus): Und das hat sie geglaubt?

Richard (lacht auch): Sie hat zumindest alles zusammengesucht und ist damit losgerannt.

(Draußen im Flur dreht sich der Haustürschlüssel im Schloß und die Wohnungstür geht. Im nächsten Moment steht Edith grinsend in der Küchentür. Sie stemmt die Fäuste in die Seite und schaut Richard mit schmalen Augen an.)

Richard (vorsichtig): April, April!

Edith: Ich hab’s gemerkt! (Sie lacht auf.) Ich bin aber auch so doof und falle drauf rein! Sonnenblumenöl aus Backwaren extrahieren! (Sie faßt sich an die Stirn) Aber grüß dich erstmal, Silke (sie kommt an den Tisch und umarmt ihre Freundin).

Richard (erleichtert): Na? Wo sind die Brioches?

Edith (schaut ihn lächelnd an): Die hab ich ein paar Jugendlichen geschenkt.

Richard (irritiert): Wieso Jugendlichen?

Edith: Die standen am Hauptmarkt rum und haben zugeschaut, wie sie rundum in den Straßen zum Markt hin die zweisprachigen ukrainisch-deutschen Straßenschilder wieder abgenommen haben. Morgen ist ja Schluß, da werden die Flüchtlinge weiter verteilt.

(Sie bringt im Flur ihren Mantel zur Garderobe und kommt zurück in die Küche.)

Richard (jammerig): Und denen hast du sämtliche Brioches gelassen? Das waren ein Haufen und ich hatte mich so darauf gefreut, heute zum Kaffee welche davon zu essen.

Edith: Na, dann lauf und schau, ob du noch welche abbekommst. Es waren ja wirklich viele.

Richard: Das mach ich auch. Und außerdem interessiert mich das mit den zweisprachigen Straßenschildern. (Er steht auf.) Bis gleich! (zu Silke) Falls wir uns nicht mehr sehen: bis die Tage! Gruß an Hermann!

Silke: Mach ich!

(Als die Haustür hinter Richard ins Schloß gefallen ist, packt Edith aus ihrem Rucksack sieben Pakete Osterbrioches aus.)

Edith: Das muß gefeiert werden! Jetzt mach ich mir erstmal einen Kaffee. Möchtest du Brioches?

Silke (verwirrt): Ja, sehr gerne, lecker! Aber ich denke, die hast du an ein paar schaulustige Jugendliche verschenkt?!

Edith: Auf der Straße bei dem Schneegestöber waren keine Jugendlichen. (Sie macht einen kleinen Kuchenteller mit dem Gebäck zurecht.)

Silke: Und die Straßenschilder?

Edith: Wundersdorf hatte nie zweisprachige Straßenschilder. Mal gucken, wie lange Richard sucht.

 

ENDE

 

Cornelie Becker-Lamers

 

Schade eigentlich, denn “Петергаген Шоссе” hätte bestimmt sehr cool ausgesehen. 😉

 

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