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PuLa-Reloaded: “Ich hatte eine Farm in Afrika”

Der folgende Text aus dem November 2014 verfügt nicht nur über eine heftige Dosis elegischer Musik, nein, er ist elegisch, in hohem Maße. Denn er führt uns erneut in die schlimmste Phase der Herrschaft der damaligen “Gemeindeleitung”, in der einfach alles passieren konnte – und man nicht nur nichts erfuhr, sondern für Fragen zu Dingen, die einen angingen auch noch vera…, veralbert wurde.
Das sollte in der Form, wie wir heute wissen, nicht mehr lange Bestand haben, aber die Personen, die uns damals die blöden und absichtsvoll irreführenden Antworten gegeben haben, sie sind alle noch da und machen weiter, mit dem,was sie immer gemacht haben, bzw. sie machen auch weiterhin nicht das, was sie tun müßten, und wofür sie bezahlt werden; von uns bezahlt werden. Und bei den Ehrenamtlichen kann man ja nicht mal auf den Eintritt des Ruhestands hoffen… 

Kurz: Einen Boni-Bus haben wir wieder, und das ist aller Ehren wert!, aber die lange Verlustliste wurde eben nicht in Angriff genommen, dafür haben die “also: Weimarer” „erfolgreich” gesorgt. Ebenso wie für die Verhinderung jeder echten Aufarbeitung. 

Der Text endet mit einem Zitat von Papst Benedikt im Rahmen seiner Deutschlandreise im Jahr 2011, unverändert in seiner Aktualität und sinngemäß vom Papa-emeritus gerade noch einmal bestätigt.

 Und Cornelie meinte, ich solle hier zum Schluß die Frage aufwerfen, wie er wohl, 12 Tage nach #TraditionisCustodes, seine persönliche “Verlustliste”, nach dem Regimewechsel im Vatikan betrachten mag. 

Und das ist nun wirklich ein Schluß, so elegisch, daß mir heute das sonst übliche “Enjoy” im Halse stecken bleibt, aber vielleicht haben Sie ja dennoch ein wenig Freude mit: 

Gereon Lamers

„Ich hatte eine Farm in Afrika“

„Ich hatte eine Farm in Afrika am Fuße der Ngong-Berge …“

… erzählt Karen Blixen.

und blickt gegen Ende ihres Lebens, wieder in Dänemark, wehmütig zurück auf ihren Verlust, wobei, nebenbei bemerkt, dieser Verlust viel zu tun hatte mit der erschreckenden und tieftraurigen moralischen Desorientierung der „besseren“ Kreise jener Jahre, als die Moderne-Besoffenheit erste traurige „Höhepunkte“ der „Befreiung“ zeitigte aber immerhin manchmal aus der Misere noch Literatur geboren wurde – vermutlich, weil sich die Menschen immerhin noch an anderes erinnerten. Heutzutage sind wir da natürlich „weiter“ und die Verwirrung hinsichtlich der  praktischen Folgen, gerade hinsichtlich der praktischen Folgen der Aufweichung des Eheverständnisses hat auch höchste Kirchenkreise erreicht, wie wir angesichts der jüngsten vorbereitenden Synode feststellen durften. Ja, wir sind wahrlich erheblich „weiter“… 🙁

Das elegische Schlußthema aus „Jenseits von Afrika“ paßt zum nun folgenden.

Aber bevor Sie jetzt meinen, ich wollte Kardinal Kasper u.a. empfehlen, Blixen zu lesen (obwohl das vielleicht am Ende keine so schlechte Idee wäre…), nein, nein, wir ‚bleiben bei unserem Leisten‘!

Das Tor zur Farm in Afrika? (Eigenes Bild)

Und schauen daher lieber auf das, was unsere Pfarrei Herz-Jesu-Weimar alles einmal hatte. Und das war einiges, von Literaturkreisen und Lateinkursen über Kinder- und Jugendchöre, professionellen Organisten und deren Studenten, überdurchschnittlich vielen Kantoren und Lektoren und jeder Menge netter Kinder und Jugendlicher, die gerne ministrierten.

Und – wir hatten einen Boni-Bus.

Ach so, Sie kommen nicht aus der mitteldeutschen (oder anderen) Diaspora und wissen daher nicht, was ein Boni-Bus ist? Na, dann müssen wir ein bißchen ausholen!

Ein „BONI-Bus“ des Bonifatiuswerkes (Foto: Klaus-Peter Semler)

Das ist ein Boni-Bus! Ein VW-Bus (es gibt auch Boni-Caddys, auch sehr hübsch!) in leuchtendem Gelb, der überwiegend, nämlich zu zwei Dritteln, finanziert wird von der Verkehrshilfe des Bonifatiuswerks der deutschen Katholiken:

„Das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken unterstützt katholische Christen überall dort, wo sie in einer extremen Minderheitensituation, in der Diaspora, ihren Glauben leben.

Mit seiner Bau-, Verkehrs-, Kinder- und Glaubenshilfe fördert es Projekte in Deutschland, Nordeuropa und dem Baltikum.“

Genau so war das auch bei uns! Der Bus fuhr Jugendliche in die Bildungshäuser, (gelegentlich) Sternsinger in die Staatskanzlei, Ministranten ins Schwimmbad oder Pfadfinder ins Eichsfeld und und und.

Wir wollen jetzt mal davon schweigen, daß er für die „falschen Leute“ natürlich nie zur Verfügung stand, denn was nun geschehen ist, ist noch viel gravierender:

Der Bus ist nämlich weg!

Wirklich, wer schon seit längerem glaubt, ihn nicht mehr gesehen zu haben, der täuscht sich nicht:

Otto-Neururer-Haus ohne Boni-Bus (eigenes Bild)

Dort stand er jahrelang – und nun nicht mehr. Und fährt nicht mehr hier, in der Diaspora, herum und macht ergo auch keine Werbung mehr für „Katholiken unterwegs“; traurig eigentlich, oder?

Kaum mehr eine Spur („vestigia non cognoscentur“ , für Kenner 😉 ) (Eigenes Bild)

Da die jüngsten Protokolle des Pfarrgemeinderates, wenn sie nach ihrer „Absegnung“, d.h. meist Wochen nach der entsprechenden Sitzung, im Schaukasten hingen, allesamt keine Auskunft über eine etwaige Diskussion zum Thema Boni-Bus gaben, hat PuLa für Sie nachgefragt.

Wir haben in drei verschiedenen Situationen jeweils einzeln drei Gemeindemitglieder befragt, die entweder hauptamtlich in der Pfarrei beschäftigt sind oder in einem der wenigen verbliebenen Ehrenämter der Gemeinde einen theoretisch verantwortungsvollen Posten bekleiden.

Die Frage: „Was ist eigentlich mit dem Boni-Bus?“ lieferte folgende drei Antworten.

Antwort 1: „Der wird verschenkt – und ich könnte jemandem dafür [zensierter Kraftausdruck]!“

Antwort 2: „Der ist verkauft. Der war schon kaputt, wenn man die Fenster öffnen wollte, fielen sie raus. Der war schon alt. Der ist verkauft, an eine Gemeinde in Sachsen.“

Antwort 3: „Der ist weg. Den gibt’s nicht mehr. Das ist eine Sache, die muß man nicht verstehen, aber er ist weg. – Er war schon alt.“

Alles klar?

Klar ist jedenfalls (und das haben weitere Äußerungen von Leuten, die sein Fehlen jetzt ausbaden müssen, bestätigt!):

Der Bus wurde gebraucht!

Und klar scheint weiterhin, hier wurden, wieder einmal, einsame Entscheidungen getroffen.

PuLa ist ja bekanntlich kein Freund intensiver Gremienhuberei, aber das hätte nun einmal wirklich auch den PGR betroffen, denn hier geht es um ganz praktische pastorale Belange.

Den Kirchenvorstand sowieso, denn wer meint, der Bus, der tatsächlich ca. 10 Jahre alt gewesen sein muß, wäre nichts mehr wert gewesen, der irrt gewaltig! Jeder, der sich auch nur ein ganz klein bißchen auskennt, weiß ja ohnehin, daß der „Bulli“, wie er gern liebevoll genannt wird, also der VW-Transporter in seinen verschiedenen Ausprägungen, nichts weniger ist, als eine deutsche Auto-Ikone (gebaut seit 1948!!, vgl. hier) und von einem geradezu legendär hohen Wiederverkaufswert!

Wie sich  leicht auf verschiedenen Bewertungsportalen im Internet nachvollziehen läßt, war auch unser ehemaliges Exemplar sicher noch bis zu ca. 10.000 € wert! Da hätte man, um auf Antwort 2 einzugehen, ganz gewiß ein paar Fenster reparieren lassen können…

Tja, klar ist jedenfalls auch, von einem möglichen Verkaufserlös müssen, analog zur gesponserten Anschaffung, auch wieder Zweidrittel an das Bonifatiuswerk abgeführt werden, wer damit also u.U. irgendein Loch in der Kasse (es wird ja gerade mal wieder gebaut…) stopfen wollte, wird nicht soviel davon haben, denn das Bonifatiuswerk weiß natürlich von dem Verkauf (oder dem weniger wahrscheinlichen Verschenken). So wurde uns jedenfalls beim zweiten Anruf dort versichert (ob zwischen unserem ersten und unserem zweiten Anruf hier irgendwelche „Brände zu löschen“ waren, darüber wollen wir nicht spekulieren).

Weitaus schwerwiegender als diese finanziellen Fragen ist aber der Zweifel, ob es unter diesen Umständen mit Aussicht auf Erfolg möglich sein wird, erneut einen Boni-Bus zu beantragen! Denn die Pfarrei, die das Fahrzeug abgibt (egal, ob verkauft oder verschenkt), signalisiert damit aus Sicht des Bonifatiuswerks natürlich. „Wir haben keinen Bedarf (mehr)!“. Und das, so unsere Gesprächspartner dort, verringert natürlich die Chancen auf eine erfolgreiche Neubewerbung um eines der begehrten Fahrzeuge erheblich.

Hm, lassen wir einmal die letzten Jahre ausschnittweise an uns vorüber ziehen:

Kindergarten in Trägerschaft der Pfarrei – weg.

Jugendchor – weg.

Lateinkurs – weg.

Kinderschola – weg.

Literaturkreis – weg.

Orgelprofessor- weg.

Alte Beichtstühle – weg.

Viele Lektoren und Kantoren – weg.

„Zugezogene“ in den Gremien – weg.

Boni-Bus – weg.

Wie vieler Verluste bedarf es eigentlich, bis endlich jemand handelt?

Und was haben wir eigentlich dafür bekommen?!

Ach ja, einen neuen Fußboden und Kissen auf den Kirchenbänken, ich vergaß! 🙁

Irgendjemand hat dazu mal was gesagt, wer war das noch gleich?

Stimmt, der Papst:

„Viele Erleichterungen dürfen wir seitens der Kirche dankbar hervorheben, seien es neue Möglichkeiten der pfarrlichen Aktivitäten, seien es Renovierung und Erweiterung von Kirchen und Gemeindezentren, seien es diözesane Initiativen von pastoraler oder kultureller Art. Aber die Frage steht natürlich vor uns: Haben diese Möglichkeiten uns auch ein Mehr an Glaube gebracht? Ist der Wurzelgrund des Glaubens und des christlichen Lebens nicht tiefer als in der gesellschaftlichen Freiheit zu suchen? Viele entschiedene Katholiken sind gerade in der schwierigen Situation einer äußeren Bedrängnis Christus und der Kirche treu geblieben. Wo stehen wir heute?“

(Predigt von Papst Benedikt XVI. auf dem Erfurter Domplatz am 24.September 2011, Hervorhebungen von mir, vgl. hier und hier)

Ich habe das schon einmal geschrieben: Er hat von uns gesprochen!

Gereon Lamers

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