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PuLa Reloaded: KaSchafüRüalProwe

Anläßlich des morgigen Fronleichnamsfestes, dessen Feier und Prozession wir hier in der Diaspora mal wieder auf den kommenden Sonntag verlegen müssen, präsentieren wir als Reload diese Woche einen kleinen Sketch, der den Erhalt alter Traditionen und wenn nötig den Wiedergewinn angestammter Bräuche, Wege und Sichtbarkeiten thematisiert.

 

Sketch des Monats: KaSchafüRüalProwe

Klar! Es gibt sie noch, die Wundersdorfer Schäfchen. Wir haben nur eine lange, für uns dadurch sehr entbehrungsreiche Zwischenzeit hindurch nicht von ihnen berichtet. Aber selbstverständlich waren sie immer da, in der Nähe von Wundersdorf, und wie wir gleich hören werden, haben sie auch schon wieder jede Menge geforscht und herausgefunden. Zum gestrigen Pfarrfest zu Mariä Namen machten sie unter einem strahlenden Septemberhimmel von ihrem neuerworbenen Wissen Gebrauch. Lassen Sie sich also entführen in die Welt der katholischen Pfarrei Maria Hilf! Wundersdorf in einem endlich wieder geposteten:

Sketch des Monats: KaSchafüRüalProwe

Ein Sketch für zwei Personen, zehn bis zwölf Schafe, zwei Lämmchen
und beliebig viele Schafstatisten

 

Wundersdorf, Oderbruch. Am Haus der Familie Langenfeld. Eine kleine, uns wohlbekannte Herde Schafe kommt, lässig, wie wir es von ihnen kennen, die Straße entlang geschlendert und bleibt etwas unschlüssig vor dem Haus stehen. Als alle Schafe sich in der kurzen Auffahrt zum Haus drängen und es langsam wirklich eng wird, erheben sich erste Stimmen, die die Situation thematisieren und auf eine Lösung drängen.

Ein Schaf: Und jetzt?

Ein anderes Schaf: Da steht ja ein Haus.

Ein drittes: Wie kommen wir denn jetzt weiter?

Das erste (etwas patzig zu Kohle): Damit wäre unser Projekt wohl gestorben.

Kohle: Immer mit der Ruhe!

Fixi (bahnt sich einen Weg durch die Menge nach vorn): Das Haus kenne ich!

Huf (drängelt Fixi hinterher): Da wohnt Teresa.

Fixi: Ich denke, da können wir einfach klingeln.

Die Schafe (durcheinander): Wir sollen irgendwo klingeln? – An einem Wohnhaus klingeln? – Wenn du dich traust, bitte! – Ich hatte gedacht, wir marschieren überall einfach durch. – Schließlich sind es unsere angestammten Wege!

Flocke: Ruhe! (Die Schafe beruhigen sich.) Ich mach das. Ich geh jetzt die paar Stufen da hoch und sehe mal, was ich machen kann.

(Unter den gebannten Blicken der restlichen Herde springt Flocke die Stufen zur Haustür hinauf und drückt mit der Schnauze einen breiten Klingelknopf. Dann kraxelt sie vorsichtig die Stufen wieder hinab und stellt sich erwartungsvoll zu den anderen.

Edith steckt den Kopf zur Tür hinaus, erschrickt und schlägt die Tür sofort wieder zu. Nach einer kleinen Weile schaut sie erneut, ob die Schafe noch da sind.)

Edith: Was macht ihr denn hier?

Die Schafe (durcheinander): KaSchafüRüalProwe – Dein Haus steht im Weg! – Wir wollen hier durch. – Es ist unser angestammtes Recht!

Edith: Waswaswaswaswas? Nicht alle durcheinander – ich verstehe ja kein Wort. Blütenweiß, sag du mal. Wie kann ich euch helfen?

Blütenweiß (errötet – wie immer – sofort): Guten Tag, Edith … also … wir hatten … das war … zu Fronleichnam hatte das Wildschaf … (rasch) wir haben den Film alle gesehen, und da kam die Idee auf … und wir dachten, wann, wenn nicht zum Gemeindefest …

Ein viertes Schaf: … und jetzt steht da euer Haus und wir kommen nicht weiter!

Edith (schaut sich um): Wo steht unser Haus?

Die Schafe: Na hier! – Auf unserem Weg.

Edith: Was für ein Weg? Kann mir mal jemand erklären, wo ihr hinwollt und warum?

Wolle: Also. Das Wildschaf hatte mal wieder (wie hier und hier) einen Vortrag vorbereitet. Zu Fronleichnam. Zum Thema alte Prozessionswege und –verläufe. (Mit wachsender Begeisterung) Da konnte man Schafe sehen, die durch Madrid laufen. Das ist dort ganz normal.

Ein Schaf: Und wir dachten, wir müssen auch unsere alten Wege wieder erobern.

Ein anderes Schaf: Um auf uns aufmerksam zu machen.

Ein drittes Schaf blökt: KaSchafüRüalProwe! KaSchafüRüalProwe!

Andere Schafe: Pssst! – Is‘ ja gut!

Edith: Ja … und jetzt?

Kohle: Jetzt müßten wir bitte durch euer Haus gehen. (Nach einer Kunstpause) Das ist alles.

Edith: Ihr? Dreckig wie ihr seid? Durch mein Haus? Und hinten durch meine Blumenbeete? Ihr habt sie wohl nicht alle! Trollt Euch! (Sie wirft die Tür ins Schloß.)

Die Schafe sehen sich betroffen an.

Flocke (seufzt): Jaja, so ist das immer. Von weitem finden sie uns total süß, aber wenn wir vor ihrer Haustür stehen, wollen sie uns nicht reinlassen.

Curly: Das ist aber in England nicht anders!

Die Tür öffnet sich und Teresa kommt herausgestürmt. Edith tritt auch wieder hinter ihr in den Türrahmen und bleibt dort stehen.

Teresa (zu Fixi und Huf): Da seid ihr ja! (Sie umarmt die Lämmchen.)

Flocke (befriedigt): Nun – es gibt eben auch solche.

Teresa (zu ihrer Mutter gewandt): Mama, laß die Schäfchen doch durch, es ist ein uralt verbrieftes Recht, daß sie hier ihre Weidegründe haben.

Edith: Wann kommt das Winnetou-Thema aus dem Off?

Teresa: Ach, Mama!

Edith: Ich will erstmal wissen, was das für ein Film ist, den ihr gesehen habt.

Kohle: Ist im Netz!

Flocke: Ist nur ganz kurz.

Wolle: Wir haben ihn damals dreiundzwanzigmal hintereinander geguckt.

Edith: Ok, dann kommen jetzt mal drei von euch rein und zeigen mir die Ursache eures Erweckungserlebnisses auf dem Bildschirm!

Kohle macht sich konzentriert auf den Weg zur Haustür.

Edith (versperrt ihm den Weg): Kohle, du könntest in der Zeit gut mal dafür sorgen, daß hier ein bißchen Rasen gemäht wird!

Kohle (verdattert): Rasen gemäht?

Fixi (gewahrt die Restbestände an in dieser Jahreszeit schon wieder selteneren Gänseblümchen): Au ja! Rasen mähen! (Sie stürmt in den Garten.)

Flocke (ruft ihr hinterher): Fixi! Denk dran, daß du von Gänseblümchen Bauchweh bekommst! ]

Huf: Zu spät! – Laß mal, Tante Flocke! (Er grinst.) Lieber mähwütig als wehmütig.

Flocke (verdreht die Augen): Du und deine Schüttelreime! (Sie trottet Fixi hinterher.)

Kohle: Klar. Warum eigentlich nicht. Organisieren wir halt eine Rasenmähergruppe (er stupst Grauchen und Blütenweiß an, sammelt noch Wolle und Curly ein und macht sich an die Arbeit. Für sich: Hoffentlich ist es kein ‚Politikum‘, wenn ich hier Rasen mähe. (Er beginnt zu grasen, während Edith mit drei Schafen in der Wohnung verschwindet und die Tür hinter sich zu klappt. Teresa bleibt draußen bei den Lämmchen.)

 ENDE

 

Ja, so geht’s zu in Wundersdorf. Eigentlich gar keine so schlechte Idee, sich mal zu kümmern, wo eigentlich die alten Prozessionswege zu  Festen wie Fronleichnam herliefen. Haben wir uns neulich auch gedacht und den Erzählungen von Freunden aus katholischen Gegenden gelauscht, die von fahnengeschmückten Fenstern entlang der Prozessionswege berichteten.

Aber nun sind wir unseren Lesern ja noch den Film schuldig, den Edith mit den Schafen gerade schaut. Er könnte etwa so aussehen wie hier oder hier.

Und für alle, die sich fragen, was die Überschrift bedeutet: Es ist selbstverständlich die Abkürzung der Worte „Katholische Schafe für die Rückgewinnung alter Prozessionswege“. Ganz einfach. 😉

 

Cornelie Becker-Lamers, Weimar

 

PS: Dieser Sketch stammt aus dem September 2016. Das heißt, er wurde genau ein Jahr nach der Amtsübernahme durch den neuen Pfarrer hier in Herz Jesu Weimar verfaßt. Die Stimmung der damaligen Zeit schlägt sich in einigen inhaltlichen Details nieder: So die Tatsache der Sprachlosigkeit und zeitweiligen Entfremdung zwischen Freunden. Es war schwer zu akzeptieren, daß die „also: Weimarer“ nur exakt ein halbes Jahr gebraucht hatten, um den neuen Pfarrer ‚einzunorden‘ und der langjährige nervenaufreibende und umgekehrt bis zum Rufmord an uns mißbrauchte Kampf für eine bessere Integration aller Kräfte ins Gemeindeleben umsonst gewesen zu sein schien. Ein paar ‚Fettaugen‘ auf der Suppe sorgten für ‚Business as usual‘ diesseits aller Aufarbeitung.

So auch die Fassungslosigkeit darüber, was den neuen Pfarrer nach der ‚Bearbeitung‘ durch die „also: Weimarer“ eigentlich noch zu interessieren schien. Das waren keine Kinder- oder Jugendgruppen. Das waren keine musikalischen Angebote. Das war keine wirkungsvolle Verständigung mit der muslimischen Gemeinde, die bloß zum „Running Dinner“ jährlich eben nur durch die Gemeinderäume „rennt“. Das war nicht die Verbesserung oder überhaupt Geburt einer medialen Präsenz der Pfarrei auf Instagram, Facebook oder YouTube. Alle greifbaren Menschen (inklusive entsprechender Muttersprachler), die in diesen Punkten gerne ehrenamtlich gute und professionelle Arbeit geleistet hätten, um dem Gemeindeleben wieder in allen Bereichen auf die Beine zu helfen (auf denen es bis heute bspw. in der Kinder- und Jugendseelsorge, aber auch in einem dem Potential unserer Pfarrei angemessenen musikalischen Angebot noch nicht wieder ist!), wurden um genau eine Mithilfe gebeten: Ob sie nicht die Kirche putzen könnten. Und noch diese Tatsache konnte vor dem Erfahrungshintergrund der vergangenen Jahre als ‚Politikum‘ gewertet werden. Schließlich gab es nicht Wenige unter den Fehlinformierten, die sich gewünscht hätten, einige Leute möchten schlicht komplett von der Bildfläche verschwinden.

Nach den Jahren des Niedergangs bis 2015 also erneut eine schlimme Zeit, die sich auch in einer relativen Sprachlosigkeit auf PuLa niederschlug: Nie haben wir so wenig gepostet wie im damals folgenden Jahr.

Das ist die ernste und leider eben nach wie vor nicht bewältigte Seite auch solch heiterer Texte. Aber auch diese Zeit haben wir überlebt und auch in dieser Zeit sind solche Sketche entstanden. 

CBL

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