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„… drey Tausend und zwey hundertster Schatz meines Herzens“

Ökumenische Andacht, Vortrag und Musik im
Jubiläumsjahr von Johannes Daniel Falk

Den Senioren in unserer Pfarrei geht es ja wirklich richtig gut. In Fortführung des Maßstäbe setzenden Engagements von Frau Ursula Kuhn, die im vergangenen Herbst aus Altersgründen dieses Ehrenamt nach über zehn Jahren Tun niedergelegt hat (mit Betonung auf „dieses“, denn insbesondere den musikbezogenen Kulturvereinen Weimars würden ohne die Mitarbeit des Ehepaares Kuhn deutlich etwas fehlen), in Fortführung wie gesagt dieses Engagements organisiert nun Frau Mende den Seniorenkreis mit wöchentlichen Bildbetrachtungen, Vorträgen, kleinen Konzerten, Andachten und wohl auch Spielen (wir werden in Kürze darauf noch einmal zurückkommen).

Und das ist ja nur einer unserer Seniorenkreise. Den (herausgewachsenen) Kreis 55+ gibt es ja auch noch, und den nach der Spaltung vor zweieinhalb Jahren gleich doppelt vorhandenen Edith-Stein-Kreis. Und das Forum am Vormittag spricht, wie der Name schon sagt, auch vor allem die Gemeindemitglieder nach Vollendung ihrer Erwerbsbiographie an.

Am vergangenen Dienstag bekamen die Senioren des Kreises von Frau Mende wieder mal ein besonderes Bonbon. Sozusagen ein noch besondereres als sowieso immer schon. Nach einer ökumenischen Andacht mit dem Pfarrer der evangelischen Stadtkirche trug der Vorsitzende des Johannes Falk e.V. Weimar, Herr Paul Andreas Freyer, im großen Saal des Herderzentrums zur Lebensgeschichte des Dichters, Satirikers, Journalisten, aber auch des Begründers der Jugendsozialarbeit und Retters etlicher verwaister Kinder Weimars, Johannes Daniel Falk, vor.

Woher kommt die Jugendsozialarbeit? Aus Mitteldeutschland! Weimar, Lutherhof, den Falk mit seinen Schützlingen gemeinsam wieder aufbaute (eigenes Bild)

Die Büste Johannes Daniel Falks am Weimarer Graben/ Ecke Teichstraße (eigenes Bild)

Johannes Daniel Falk, am 28. Oktober 1768 in Danzig geboren und am 14. Februar 1826 hier in Weimar verstorben und auf unserem historischen Friedhof beigesetzt, ist so etwas wie ein evangelischer Heiliger. Daß die Heiligen eine der tragfähigen Brücken zwischen der katholischen und der protestantischen Konfession darstellen, haben wir anläßlich der Radegunde-Wallfahrt an dieser Stelle ja jüngst erst diskutiert. Er taucht im Ökumenischen Heilgenlexikon auf und firmiert neben den Slawenaposteln Kyrill und Method mit seinem Gedenktag am 14. Februar im Evangelischen Namenkalender. Eine kleine Note neben seinem Namen verweist auf sein kirchenmusikalisches Tun: Den meisten Menschen ist Johannes Daniel Falk als Schöpfer des Weihnachtsliedes „O du fröhliche“ bekannt – eine landläufige Meinung, an der aber auch nicht alles hundertprozentig korrekt ist. Zum Werdegang des „Dreifeiertagsliedes“ gab es in unserem Gemeindehaus einmal einen Vortrag und wurde hier zusammengefaßt und rezensiert.

Paul Andreas Freyer bedauerte in seinem Vortrag denn auch, daß der große Sozialreformer und Schriftsteller Falk so beinahe ganz vergessen scheint – und tat zugleich etwas dagegen. Nachdem er Falks Biographie skizziert und im Verlust aller sieben eigenen Kinder (allein 1813 starben vier von ihnen an Typhus) das Movens zur Aufnahme einiger der vielen Kriegswaisen erläutert hatte, rezitierte er etliche Gedichte und verwies auf die Publikation der von Johannes Falk und seiner Ehefrau Caroline ausgetauschten Briefe, die Ingrid Dietsch und Nicole Kabisius pünktlich zum Jubiläumsjahr vorgelegt haben.

Aufgelockert – oder besser: ergänzt – wurde der Vortrag hier und da von kurzen musikalischen Beiträgen des neuen Blockflötenkreises um Frau Mende.
Ich staune immer wieder, was alles für solch einen Flötenchor zurechtgemacht worden ist – Lieder ohne Worte von Felix Mendelssohn zum Beispiel, die von der Entstehungszeit her als frühromantische Musik natürlich ganz hervorragend in den literarischen Kontext paßten.

Zuletzt wies Herr Freyer auf den großen Gedenktag zum 250. Geburtstag Falks hin, der – zufällig ein Sonntag – am 28. Oktober um 10.00 Uhr in der Stadtkirche St. Peter und Paul mit einem Kantatengottesdienst beginnt und ab 17.00 Uhr mit einem Umzug vom Falkdenkmal über das Sterbehaus in der Luthergasse 1 (eben dem Lutherhof) zum Grab auf dem historischen Friedhof endet.

Falk-Denkmal am Graben, Gesamtansicht (eigenes Bild)

Cornelie Becker-Lamers

Hier noch einmal Paul Andreas Freyers Literaturempfehlung:

Ingrid Dietsch (Hrsg.), Nicole Kabisius (Hrsg.): … drey Tausend und zwey hundertster Schatz meines Herzens. Briefe von Caroline und Johannes Daniel Falk (1796–1826). Wartburg Verlag, Weimar 2018, ISBN 978-3-86160-551-5.

PS: Bitte, liebe auswärtigen Gäste, verzagen Sie nicht, wenn Sie Einheimische fragen, wo die Luthergasse liegt und zur Antwort erhalten: „Wo die Vulpius gewohnt hat“. Eh man umständlich erklärt: hier links und dort vorne rechts, kann man die Sache doch auch, für Weimarer Verhältnisse jedenfalls, ganz einfach beantworten. 😉

PPS: Der „Kreis 55+“! Ja, für den bin ich ja nun auch seit kurzem qualifiziert; Ha! Ob ich mal vorbeischauen sollte? 🙂

Gereon Lamers

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