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Der Adventskalender mit Fortunatianus von Aquileia, Tag 16

Aber mit der Geburt Christi ging es also zu: Als seine Mutter Maria mit Joseph vermählet war, fand sich‘s, ehe sie zusammenkamen, daß sie empfangen hatte vom heiligen Geiste.
Joseph aber, ihr Mann, weil er gerecht war, und sie nicht in üblen Ruf bringen wollte, gedachte, sie heimlich zu entlassen.
Als er aber mit diesem Gedanken umging, siehe, da erschien ihm der Engel des Herrn im Schlafe und sprach: Joseph, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, dein Weib, zu dir zu nehmen; denn was in ihr erzeugt worden, das ist vom heiligen Geiste:
und sie wird einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk erlösen von seinen Sünden.
Dieß alles aber ist geschehen, auf daß erfüllet werde, was von dem Herrn gesagt worden durch den Propheten, der da spricht:
Siehe, die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären; und sie werden ihm den Namen Emmanuel geben, welches gedolmetschet [sic!] heißt: Gott mit uns!
Als nun Joseph vom Schlafe aufstand, that er, wie ihm der Engel des Herrn befohlen hatte, und nahm sein Weib zu sich.
(Mt 1, 18 – 24)

Als nächstes heißt es: ‚Während er darüber nachdachte, erschien Joseph der Engel des Herrn in einem Traum und sagte: Joseph, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu nehmen! Was von ihr geboren wird, kommt vom Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären, und du wirst ihm den Namen Jesus geben. Er wird sein Volk von ihren Sünden erretten.‘ (Mt 1, 20f.)
Denn der Name Jesus wird übersetzt als „Retter“. Weil Joseph ein Gerechter war und wußte, daß es von den Propheten geschrieben stand, daß der Erlöser kommen würde, der Sohn Gottes, der aus einer Jungfrau geboren wurde, glaubte er nicht nur an die Worte des Engels Gottes, sondern er führte auch bald die Befehle aus. Der ganz heilige Matthäus machte daher Gebrauch von dem Zitat des Propheten Jesaja, als er die jungfräuliche Geburt und Empfängnis einführte. (vgl. Mt 1, 23)
Denn Jesaja hatte gesagt, daß Gott selbst ein Zeichen geben würde, und als ob er gefragt worden wäre, was das Zeichen sei, antwortete er: Siehe, eine Jungfrau wird in ihrem Schoß schwanger werden, und sie wird einen Sohn gebären und so weiter. (Jes 7, 14)
Nachdem die zweiundsiebzig Übersetzer im Auftrag des Ptolemäus das ganze Gesetz vom Hebräischen ins Griechische übersetzt hatten, getrennt arbeitend, aber wie mit einer Stimme und einer Auffassung, ließen einige Schriftverderber („Corruptores“) und Schriftinterpolatoren unter den Juden diesen Absatz nicht „Jungfrau“, sondern „junge Frau“ lesen.
Doch welches Zeichen sollte der Herr hier wohl geben, wenn eine junge Frau ein Kind von einem Mann hätte? Das ist der Weg der Natur. Aber der Herr hat ein Zeichen versprochen, daß eine Jungfrau den Emmanuel gebären müsse, das heißt: „Gott mit uns“. Jeremia spricht auch darüber wie folgt: Das ist unser Gott, und kein anderer wird in Betracht gezogen werden. Er wurde auf dem Land gesehen und unterhielt sich mit Menschen. (Bar 3, 36; 38)
(M. lang II)

In den drei ausführlichen Einleitungskapiteln zu Matthäus schreibt Fortunatianus zum Beginn des Matthäus-Evangeliums noch weiteres, das bis heute zu bedenken ist – weil es bis heute umstritten ist! Vielleicht kommen wir noch darauf zurück.
Für jetzt bleibt festzuhalten, daß sich seit damals die Verhältnisse, soweit ich das überblicke, gründlich verkehrt haben: Während jüdische Exegetinnen und Exegeten heute ohne weiteres die sprachliche Berechtigung der Lesart „Jungfrau“ zugeben, sind es auf Seiten aller christlichen Konfessionen die liberal-skeptizistischen Vertreter der Zunft, die an der „jungen Frau“ festhalten, als ob ihre Seligkeit davon abhinge – wo doch das gerade Gegenteil der Fall ist! 😉

Klosterbibliothek Admont, Zentralkuppel ‚Offenbarung‘: Die vier Evangelisten (eigenes Bild)

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