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Die Sendung: Ein Sketchlet

Die Sendung

Ein Sketchlet für sieben Personen und jede Menge Statisten

 

Wundersdorf/ Oderbruch. Im Gemeindehaus der Pfarrei Maria hilf! Direkt nach dem Aussendegottesdienst für die Sternsinger. Um eine Tischreihe, hinter der sich Fabian, der Gemeindereferent, in Sicherheit gebracht hat, tummeln sich ein knappes Dutzend Mütter und jede Menge in prächtige Umhänge gehüllte gekrönte Häupter, um alles zur Vorbereitung ihres Sternsingerumganges Notwendige zu regeln. Vor lauter aufgeregtem Geplapper versteht man sein eigenes Wort nicht. Auch Edith und Hanna stehen an, um sich Adreßlisten, geweihte Kreide und Sammelbüchse abzuholen. Aber das ist in diesem Jahr bei weitem nicht alles …

Fabian (verteilt an die jeweiligen Begleitpersonen der Kinder die Adressenlisten der verschiedenen Wohngebiete. Freundlich): Markiert sind die Namen, wo die Leute sich für einen Besuch angemeldet haben (ruft) Neudorf (nach und nach strecken die Mütter den Arm aus und nehmen eine der Adressenlisten an sich.) Umgebung Petershagener Damm –Kleiner Berg – Waldmoor – (Edith greift nach den zusammengetackerten Tabellenausschnitten.) Feldmark – Frankfurter Chaussee – Wundersdorf West (Die ersten Mütter beginnen nach Durchsicht ihrer Adressen nach einer Sammelbüchse zu schauen.)

Fabian: Zu den Sammelbüchsen kommen wir gleich. (Freundlich): In diesem Jahr gibt es einige Formalitäten zu beachten. Einfach weil man die Sammlungsbedingungen in diesem Jahr auch den Regeln der Länder angepaßt hat. (Ruft) Einfach mal zuhören bitte! (Wieder ruhig) Ich gebe jetzt mal einen Stapel Papier rum, wo sich bitte einfach jeder was nimmt. Das sind einfach nochmal Kinderschutzerklärungen, einfach um das auch abzusichern. (Er reicht einen Stapel doppelseitig bedruckter DIN A4-Bögen herum. Die Mütter nehmen sich kommentarlos ein Blatt und reichen den Stapel weiter.) Und es gibt in diesem Jahr Vordrucke wegen der Spendenbescheinigung – da sind dann einfach die Namen und Adressen genau einzutragen …(Er reicht einen weiteren Stapel durch die Reihen. Die Frauen nehmen sich meist mehrere Blätter.) Die selbstklebenden Vordrucke … da habe ich vielleicht nicht genug … (superfreundlich) hier wären sie einfach nochmal in blanko …

Edith: Was für Vordrucke?

Natascha (von halblinks vorne über die Schulter): „C+M+B“

Edith: Ah! Ok.! (Die dicken Bögen mit den schwarzen Papierstreifen sind bei ihr angekommen und sie nimmt sich zwei Exemplare herunter. Da kommt ein weiterer Stapel.) Was ist das denn jetzt?

Silke: Das sind die Sammlerausweise. Damit wir uns ausweisen können.

Hanna: Die wollen’s aber ganz genau wissen! (Die beiden nehmen sich einen Sammlerausweis. Andere Mütter beginnen schon, sich Sammelbüchsen zu nehmen.)

Fabian (freundlich): Die Sammelbüchsen sind in diesem Jahr verplombt, einfach auch um das auch … das heißt natürlich nicht, daß nicht jeder das, was er gesammelt hat, auch zählen darf, das muß immer unter vier oder sechs Augen passieren, das machen wir dann einfach am Samstag abend gemeinsam.

Edith: Ich mußte bisher jedesmal Geld wechseln …

Hanna: Darfst du halt nicht machen.

Silke: Ich werd mir selber Wechselgeld von der Bank holen – zweihundert Euro in Zehnern oder so.

Edith: Hm! Das wär ne Idee … Ich weiß nämlich nicht, ob die Leuten das wirklich machen, wenn sie sagen: Ach, dann bring ich’s mal im Pfarrbüro vorbei …

Hanna: Apropos …

Silke: Wer ist eigentlich jetzt im Pfarrbüro?

Die drei blicken sich fragend an. Warum, das erzählen wir unseren Lesern ein andermal. Das führt jetzt zu weit.

Fabian: Die Büchsen sind in diesem Jahr auch numeriert. Wenn sich jeder bitte hier einträgt …

Hanna, Edith und Silke treten an den Tisch und legen wie alle ihre Papierstapel ab, um je eine Sammelbüchse auszusuchen und sich einzutragen.

Edith: Da! Die 7!

Hanna: Paß auf, die hat keinen Henkel!

Edith: Das haben sie ja wieder ganz toll hingekriegt!

Silke: Hier: 13. Das ist auch gut.

Die Frauen tragen sich auf einem DIN A4-Blatt ein. Danach gehen sie links zu den geweihten Kreiden und stellen sich eine bunte Mischung zusammen.

Edith: Grün!

Silke: Weiß braucht man auf jeden Fall genug.

Hanna: So! Das war‘s jetzt hoffentlich. (Sie hält nach den Kindern Ausschau, mit denen sie gleich losgehen will. Ein Mädchen nutzt den Stern gerade als Speer und stiefelt damit quer durch den Gemeindesaal. Ruft) Elvira! Nicht! (Für sich) – Wird Zeit, daß wir loskommen! (Während Hanna eilig ihre Unterlagen zusammenrafft, läßt das Mädchen im ersten Schreck den Speer sinken, um sofort wieder angriffslustig um sich zu blicken. Auch Edith und Silke packen ihre Papiere zusammen und wollen sich mit Unterlagen, Sammelbüchse, Kreidebox und den Handschuhen, Schals und Mützen einiger Kinder bepackt den Weg zur Tür bahnen, als Edith noch einmal innehält.)

Edith: Moment … Hab ich jetzt alles? Also … Sammelbüchse, Kreide, Sammlerausweis … hier: … die Zettel für die Spendenbescheinigungen … Kinderschutzerklärung … die selbstklebenden Vordrucke und hier dasselbe nochmal blanko … Ey! Wo sind denn meine Adressen? (Sie versucht, zum Tisch vorzudringen, auf dem sich die letzten Mütter in die Sammelbüchsenliste eintragen. Aber hier liegen nur noch die Reste der verschiedenen Vordrucke-Stapel.) So ein Mist! (Sie läßt ihre Augen auf dem Fußboden und den übrigen Tischen schweifen – umsonst! Da kommen einige Kinder ihrer Sternsingergruppe angestürmt.)

Teresa: Mamaaaaa!

Edith: Ja, mein Schatz?

Teresa (lacht sich kaputt): Mama! Haben wir ein Kamel oder einen Elefanten mit, wenn wir durch die Straßen ziehen?

Edith (mit Blick auf den Stapel ihrer Unterlagen, seufzend): Nein, aber einen Amtsschimmel …

Teresa: Hä? (Die Kinder verschwinden lachend so schnell wie sie gekommen sind.)

Silke (ist an der Tür nochmal umgekehrt): Was suchst du?

Edith: Meine Adressenliste …

Silke (muß lachen): Na, das ist ja …

Edith (entschlossen): Ach, weißt du?! Ich geh doch sowieso bloß bei uns in der Nachbarschaft herum. Da brauch ich das alles nicht! (In einem kurzen Prozeß schiebt sie ihre Unterlagen zusammen und versenkt sie im Papierkorb.) Teresa! Annemarie! Lenni! Kommt! Wir wollen los!

 

ENDE

 

Cornelie Becker-Lamers, Weimar

Ein Trackback/Pingback

  1. Pulchra ut Luna › Der Notausgang on Sonntag, 1. März 2015 um 11:45

    […] Edith: Jaja, so war es gedacht. Also erstmal: Fabian hatte doch gesagt, die Sammlungsbedingungen sind denen des Landes angepaßt … […]

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