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Sommerkino auf PuLa III: ‚Sie haben keine Sicherheit wenn Sie irgendwo in die Messe gehen, was Sie erwartet‘

Auch in Teil III des ‘Sommerkinos’ geht es zunächst noch um die Beobachtungen, die R. Meßner in dem in Teil I zitierten Aufsatz macht und es ist in der Tat auf den ersten Blick verblüffend, welch eminent praktische Beobachtungen über die Feier der Hl. Messe möglich sind, wenn man sich sozusagen „ganz allgemein“ mit Ritualtheorien beschäftigt.
Wohlgemerkt: ‚auf den ersten Blick‘!, denn ‚auf den zweiten Blick‘ wird eben „bloß“ deutlich, um was es sich bei der Feier der Hl. Messe tatsächlich handelt: Den Punkt, auf den alles Ritual, die ganze Religionsgeschichte immer schon zugelaufen ist, und in dem es/sie sich end-gültig erfüllt: Die Consummatio, Zusammenfassung und Vollendung. Von daher betrachtet ist es einfach nur logisch, daß die Betrachtung „echter“ auch nicht-christlicher Ritualität etwas ‚damit zu tun hat‘, mit dieser Feier!

Erneut ist der Vortrag höchst erheiternd, im Kern aber tiefernst:

  • Keine Begrüßung durch den Priester zu Beginn des Gottesdienstes: „Ganz viele Messen, auch gehalten von ganz hochmögenden Menschen, fangen immer an mit ‚Ich‘“. (ca. ab 0:37).
  • Die Invarianz gibt dem Mitfeiernden eine Sicherheit (ca. ab 2:01)
  • „Kanonizität“ als Charakteristikum ritueller Botschaften; „invariant gefeiertes Ritual gibt mir Auskunft über meine Identität“ (ca. ab 3:39)
  • Drei Beobachtungen (von Meßner): 1) Die Teilnehmer eines Rituals werden selbst Teil der ‚inszenierten‘ Wirklichkeit 2) Im Gesamtgefüge der rituellen Handlung sind ausnahmslos alle Teilnehmer 3) Teilnahme geschieht primär durch äußerliches Verhalten, nicht unmittelbar durch innere Akte (ca. ab 5:21)
  • Guardini: Starke Vernachlässigung der äußeren Gestalt des Gottesdienstes seit dem 19. Jh.; Kritik Kreiers am Ritualismus der „reaktionären Schwestern und Brüder“, die doch zugleich ganz auf das innere Erleben abhöben: „das ist 19. Jahrhundert“, wiewohl die Anziehungskraft der außerordentlichen Form des Ritus gerade auch auf jüngere Menschen und Priester „logisch“ sei. (ca. ab 7:31)
    [Dem Verständnis, das Hw. Dr. Kreiers Äußerungen zum Vetus Ordo, und zu denjenigen, die ihn praktizieren, zugrunde liegt, wird noch Aufmerksamkeit zu widmen sein]
  • Weitverbreitete Gestalt eines liturgischen Klerikalismus, für den es gleichgültig ist, ob die Handelnden tatsächlich Kleriker sind (ab ca. 11:50)

1:06   (Begrüßungen) Ich weigere mich, es geht nicht um mich; das ist doch banal, das ist doch so schrecklich banal […] diese Sätze sind banal und sie sind im Grunde genommen ‚variant‘ (vgl. auch hier)

2:10    Also die Invarianz, die Unveränderlichkeit von Ritualen schafft Sicherheit und Klarheit durch die ständige Durchbrechung der unsicheren und ungeordneten Existenz

4:17     Daß wir uns so schwer tun mit unserer Identität hängt auch mit der permanenten Varianz des gottesdienstlichen Geschehens zusammen (vgl. auch hier); Sie haben keine Sicherheit wenn Sie irgendwo in die Messe gehen was Sie erwartet; das war mal, das haben wir aber nicht mehr.

5:48     Die sogenannte Participatio actuosa; das heißt nicht, daß jeder von denen, die im Kirchenschiff sitzen, einmal oben steht, auf der Treppe und was gesagt hat oder auch mal vorgekommen ist oder noch‘ne Pirouette dreht und alle klatschen Beifall und dann sind alle glücklich und das ist dann die tätige Teilnahme; das ist ein großes Mißverständnis.

10:05     Unter uns Priestern heißt es dann: „Ach, das glaubst Du noch?“  Oder jeder glaubt was anderes und weil auch jeder andere Texte nimmt, weil wir uns nicht mehr auf die kanonischen Sequenzen einigen können, obwohl die vorgeschrieben sind aber wen interessiert das noch? Das heißt, ich kodiere die Botschaften selber.

11:04      Viele Eucharistiefeiern sind durch einen Wortschwall (Verbalismus) bestimmt; wir werden permanent belehrt, aber wir feiern nicht mehr.

11:24       In der aktuellen Performance der Eucharistie kann man nicht selten den Eindruck gewinnen, daß abwechselnd Personen einem Publikum gegenübertreten, um ihm Texte vorzulesen beziehungsweise vortragen. [Wer dächte da nicht an die immer noch nicht ausgestandene Gefahr vermehrter „WoGoDis“ (vgl. hier) und an den in Weimar einmal „beliebten“ (und nie zurückgenommenen) Gebrauch des Terminus: „Akteure vor der Kamera“? (vgl. hier und hier)]

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