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Der Adventskalender mit Briefen Ida Fr. Görres’, Tag 21

Einer der seltsamsten und bedenklichsten Züge der Gegenwart ist mir ja die Wut gegen das „Sakrale“ in allen Bereichen. Kein Missbrauch kann diese Wut wirklich erklären, ich spüre da so sehr die dämonische Offensive dahinter. Rehabilitierung des „Profanen“ gewiss, wo das Wort nur negativ, gar feindselig gebraucht wurde – aber gerade das ist ja schon Missverständnis. Sakrales und Profanes können, sollen doch in gegenseitiger Ehrfurcht und Liebe nebeneinander, miteinander bestehen, aber als zweierlei – warum mit Gewalt den Unterschied verwischen und ableugnen wollen?
Es darf nicht nur verwechselt werden mit Gut und Böse — aber die Gegenwart verträgt eben schon die Begriffe Hoch und Nieder nicht mehr, betrachtet sie – auch das ist ja ein Charakteristikum!! schon an sich als „undemokratisch“, kann sie nur von unten her, in der Haltung des „Beleidigtseins“ verstehen.. Aber warum MUSS man denn das? Es ist doch herrlich, wenn es, dass es Grösseres, Höheres, Schöneres gibt als man selber, dass man in einer gestuften und vielfarbenen Welt leben darf – warum immer deutscher Eintopf?
Der Priester ist, für mich, der hauptamtlich “die Sache Gottes“ zu verwalten hat – sowohl in der Kirche als auch “vor der Welt“ – gerade das Andre, gerade das Sich-Abhebende, gerade das Überstrahlende – und ALS alle angehend; der uns keinen Augenblick vergessen lässt, dass es dieses Andre gibt, dass es das Wichtigste und das Wesentliche ist, dass es alles, alles andre sowohl überragt als durchdringt, entschlüsselt und interpretiert.
(7.3.1968)

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