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…et unam sanctam, auch zu Allerheiligen?

Golden schien die Oktobersonne am vergangenen Samstag auf die Pfarrkirche und golden leuchteten die Blätter der Ginkgo-Bäume auf der anderen Seite des Platzes (der leider immer noch “August-Frölich-Platz” und nicht “August Fröhlich-Platz” heißt, aber das ist eine andere Geschichte…).

Ginkgos gegenüber der Pfarrkirche (eigenes Bild)

Wem dieser Anfang bekannt vorkommt, der hat recht, denn schon im Spätherbst 2014 habe ich einen Beitrag mit sehr ähnlichen Worten begonnen (hierund auch damals ging es um einen Aushang in unserem Schaukasten.

Schaukasten an Herz Jesu, Ende Oktober 2021 (eigenes Bild)

Diesmal stach mir ein Text zum Fest Allerheiligen ins Auge, aber lesen Sie selbst:

Aushang zu Allerheiligen 2021 (eigenes Bild)

Ehrlich, ich wäre ja fast froh, wenn es angesichts dieser Hervorbringung ausreichte, sich über schiefe und abgedroschene Sprachbilder (“poröse Menschen”, durchsichtiges Leben”) lustig zu machen, oder festzustellen, wie diese Zeilen die schalsten Klischees des Kirchensprech bedienen (“im Leben”, “bleibende Spuren”)!
Aber das reicht leider nicht. Nein, dieser Text ist schlechterdings blasphemisch, wenn er die Heiligkeit der Kirche in Anführungszeichen setzt, denn es handelt sich hier ganz simpel um ein Faktum, das wir im Credo bekennen: “Die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche” heißt es da, nicht wahr? Wer meint, das in distanzierende Anführungszeichen setzen zu müssen, sollte in sich gehen – aber keine Texte für katholische Schaukästen verfassen.

Erkennbar wird obendrein ein ausgesprochener Mangel an Reflexion (oder schlicht an Kenntnissen?). Denn offenbar will der Verfasser/ die Verfasserin ja Distanz schaffen zu der Vorstellung, es handele sich bei der Kirche um etwas “besonders tolles”, oder anders ausgedrückt, hier scheint das ausgesprochen dumme Mißverständnis zu obwalten,”Heilig” sei mit “perfekt” gleichzusetzen. Das heißt es aber nicht.Das Heilige ist das abgesonderte, nicht profane, zu GOtt hingeordnete. Heilig und perfekt ist nur Er, Er ist daher “die Quelle aller Heiligkeit” (von daher auch der sozusagen erhabene Pleonasmus in Psalm 144: “iustus Dominus in omnibus viis suis, et sanctus in omnibus operibus suis”, ja, der Heilige ist heilig in all seinen Werken, Er kann nicht anders).

Menschen und menschliche Institutionen können auf Gott hingeordnet sein, sind aber notwendig nicht perfekt – das sagt ja teils sogar unser Text, der insofern auch noch inkohärent ist.

Und wie wir für uns werben, bzw. ”evangelisieren” wollen, wenn wir offiziell das Signal senden, daß wir uns ja selber “nicht so ganz toll” finden, das erschließt sich mir bedauerlicherweise auch nicht.

Ich habe leider die Quelle dieses Machwerks nicht ermitteln können, zu vermuten ist sie im Umfeld von Pfarrbrief-Service&Co., denn er findet sich unseligerweise in mehreren Pfarrblättchen deutscher Zunge.

Ich finde, es ist ein gravierendes und unverständliches Versäumnis der jeweiligen Verantwortlichen, so etwas durchrutschen zu lassen; ich hatte eigentlich gedacht, so etwas in Weimar nicht mehr erleben zu müssen.

Gereon Lamers

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