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Heute ist ein Frühlingstag

…der 14. Mai, um genau zu sein.
Wer jetzt meint, soo hoch seien die heute ja wahrhaftig frühlingshaften Temperaturen doch nun auch wieder nicht gewesen, daß sie einem zu Kopf steigen müßten, hat natürlich recht!

Aber wir haben heute, am 24. Februar, das Fest des Hl. Apostels Matthias gefeiert. Und dazu schreibt “katholisch.de” im sog. “Kalenderblatt”:

Die Liturgiereform verlegte den Gedenktag auf den 14. Mai, doch wegen seiner besonderen Bedeutung im deutschsprachigen Raum wird der Apostel hier weiterhin am 24. Februar gefeiert.

 Ich sehe mal großzügig darüber hinweg, daß katholisch.de hier von “Liturgiereform” spricht, wo doch offenkundig Kalenderreform gemeint sein muß, ist ja bloß das offizielle Portal der Katholischen Kirche in Deutschland. 😉
Jedenfalls haben sie “nach dem Konzil” nicht nur “in den Psalter eine Handgranate geworfen” (Pfr. Dr. J. Kreier), sondern eben auch in den römischen Festkalender…

Heute jedoch durften wir uns aufgrund des Festhaltens an einem ganz und gar “vorkonziliaren” Brauch 😯 daran erfreuen, in beiden Formen des Römischen Ritus den Feiertag gleichzeitig begehen zu können!
Und das hatte in diesem Jahr eine ganz besondere Bedeutung, denn “eigentlich” wäre ja heute Quatember-Mittwoch (nach Aschermittwoch) gewesen. Aber an einem Festtag eben nicht! Wie schön! 🙂 Wir hatten in Herz-Jesu-Weimar eine sehr schöne Abendmesse – so schön  jedenfalls, wie es unter den augenblicklichen Restriktionen eben werden kann, an deren Notwendigkeit und Angemessenheit der Zweifel täglich wächst – eine Abendmesse, sogar mit dem “Ersten Hochgebet” (bzw. wesentlichen Teilen davon 😉 )!

Vorher hatte aber das glückliche Zusammentreffen dafür gesorgt, daß ich mir mal die heutigen Meßformulare in der neuen und der alten Form angeschaut habe. 

Sie wissen ja, die Verteidiger des novus ordo heben immer wieder ganz besonders die neue dreijährige Leseordnung hervor, die “den Tisch des Wortes” so viel “reicher gedeckt” habe. Nun, rein quantitativ “mehr” an biblischen Texten ist es natürlich geworden, wenn man pro Sonntag eine Lesung zusätzlich einfügt (wobei wir alle wissen, tatsächlich zu hören kriegen Sie die ja keineswegs immer!) und von einem ein- auf einen dreijährigen Zyklus wechselt, ist das ja auch unvermeidlich.
Dem halten die Verfechter des vetus ordo u.a. entgegen, dafür habe die neue Leseordnung wichtige Texte ganz oder de facto (z.B. durch Verschiebung an “seltene Orte” wie Votivmessen o.ä.) getilgt, der jährliche Rhythmus sorge für eine höhere Wiedererkennbarkeit der Tage und vor allem unter Berücksichtigung der von der Schola gesungenen Texte sei insgesamt die Stimmigkeit der in einem Gottesdienst zu hörenden Texte eher höher.

Schauen wir uns doch die heutigen Texte einmal daraufhin an.

Volksmissale („Ramm“), 24. Februar (eigenes Bild)

Da ist zunächst einmal festzuhalten, da es sich um eine “Werktagsmesse” handelt, gibt es auch im novus ordo nur eine Lesung.

Die Evangelien sind verschieden. Wo der vetus ordo Mt 11,25-30 hat (‚Weisen und Klugen verborgen-Kleinen geoffenbart‘ und ’nehmt mein Joch auf euch und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen‘), liest der novus ordo Joh 15, 9-17 (’nenne euch Freunde, ich habe euch erwählt, daß ihr Frucht bringt und liebt einander‘).

Hingegen stimmt natürlich der Text, aus dem wir überhaupt über Matthias und sein Apostelamt erfahren, aus dem ersten Kapitel der Apostelgeschichte überein.
Also, weitgehend!
Denn der vetus ordo liest schlicht Apg 1,15-26, wohingegen die neue Form Auslassungen vornimmt, sie liest Apg 1, 15-17.20ac-26, also – weniger!

Und was wird dort ausgelassen? 

In Vers 18 zunächst die drastische Schilderung des Schicksals des Judas: 

Mit dem Lohn für seine Untat kaufte er sich ein Grundstück. Dann aber stürzte er vornüber zu Boden, sein Leib barst auseinander und alle seine Eingeweide quollen hervor. 

Dann den Vers 19:

Das wurde allen Einwohnern von Jerusalem bekannt; deshalb nannten sie jenes Grundstück in ihrer Sprache Hakeldamach, das heißt Blutacker. 

Und schließlich fehlt in Vers 20 der Mittelteil (Satz b): [Denn es steht im Buch der Psalmen:] Sein Gehöft soll veröden, niemand soll darin wohnen! [und: Sein Amt soll ein anderer erhalten!]

Was soll man davon halten? Leider passen die Streichungen in Vers 18 und 20 genau zu dem, was der neuen Leseordnung immer wieder vorgehalten wird: Nämlich sie “erspare” uns absichtsvoll “unschöne Stellen”. In der Tat wirkt das hier genau so und auch ich finde es völlig unverständlich, warum erwachsene Menschen das nicht hören sollten; jeder Kontakt mit der Sphäre des Göttlichen ist kein “Kaffeekränzchen” und die Geschehnisse rund um Jesu Auslieferung und anschließende Kreuzigung schon gar nicht!
Daß der Psalmtext damit in seiner prophetischen Wucht und Präzision (Bezug auf das “Grundstück”, bzw. “Gehöft”!) verkürzt und banalisiert wird, kommt hinzu, ist aber noch nicht das schlimmste.

Das ist die Auslassung von Vers 19. Hier geht es ja gewissermaßen um eine Art Zeugenschaft ganz vieler, nämlich “aller Einwohner von Jerusalem” in Bezug auf die Ereignisse rund um die Kreuzigung Jesu. In dem dieser Vers ausgelassen wird, konzentriert sich die Erzählung an dieser Stelle auf die viel kleinere Gruppe der frühen Christen und das dortige Binnengeschehen. Diese Auslassung konterkariert die ganze Tendenz der Hl. Schrift an dieser Stelle, die eben auf die breite, quasi objektive Bekanntheit der Geschehnisse ausdrücklich Wert legt, um das Bezeugtsein des erzählten zu unterstreichen. 

Ich finde, das sieht an dieser kleinen, bei näherem Hinsehen aber eben überhaupt nicht nebensächlichen, Stelle gar nicht gut aus für die neue Leseordnung, die mit ihrer kaum verständlichen “Vorsicht” am eigenen Anspruch scheitert, den Hörenden den biblischen Text näher zu bringen!

Daher, so scheint mir, sind auch Überlegungen, die gelegentlich auftauchen, “Alte Messe” mit neuer Leseordnung (und neuem Kalender…) zu “verheiraten” von vornherein zum Scheitern verurteilt.
Es wird hier, wie an so vielen Stellen nicht ausbleiben können, daß wir uns mit dem, was da vor rund 50 Jahren passiert ist, wirklich offen auseinandersetzen.
Mit Denkverboten nach dem Motto: “neuer = besser” werden wir keinen Schritt vorankommen.

Gereon Lamers

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