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„Vatikanisches Konzil hin oder her“

Vor Jahr und Tag, ok, vor Jahr und zwei Tagen, also zu Mariä Lichtmeß 2017 schrieb ich in diesen Zeilen über das „wirkliche Ende der Weihnachtszeit“ und endete nach einigen Betrachtungen über die Art und Weise, wie früher und wie gerade aktuell die liturgischen Zeiten heißen mit dem Satz: „[…] so ist jeder Baum und jede Krippe, die bis Lichtmeß stehen, auch in dieser Beziehung ein Hoffnungszeichen und ein Zeichen des Widerstands, den der Glaubenssinn vor Ort nun schon seit Jahrzehnten leistet – ist ja nicht das erste Mal in der Kirchengeschichte.“

Gestern nun durfte ich lesen:

„Weihnachten endete gestern. Und keinen Tag früher“,

worauf einige Bemerkungen über das zweite vatikanische Konzil, „seine“ Liturgiereform und die damit verbundene Festlegung des „Ende[s] der Weihnachtszeit“, vor allem aber über das Festhalten der Menschen an „jahrhundertelangen Traditionen“ folgten, Bemerkungen, die in dem Satz gipfelten, der die Überschrift dieses kleinen Beitrags bildet.

Ja, Sie hatten doch nicht etwa gedacht, ich würde so flapsig über das 21. Ökumenische Konzil schreiben, oder? Käme mir gar nicht in den Sinn! 😉
Wer dann so geschrieben hat? Silvana Tismer, die Lokalchefin der Blätter der Funke-Mediengruppe in Heiligenstadt und so sprang mir der kleine Text, der seinerseits die Überschrift hat: „Es geht auf Ostern zu“ (und auch damit meinen Bemerkungen aus dem vergangenen Jahr ähnelte!) eben gestern in der samstäglichen Kolumne ‚Guten Morgen‘ ins Auge.

Gerade-so-nach-Weihnachtszeitliche Zeitungslektüre (eigenes Bild)

Das ist doch wirklich sehr bemerkenswert: Da stehen Sachen in der Zeitung, mitten hier in der mitteldeutschen Diaspora (wenn auch aus dem Eichsfeld geschrieben), die man so ohne weiteres nicht erwartet hätte. Wie schön, wenn sich jemand traut, seine empirischen Beobachtungen und daran geknüpften Betrachtungen ohne falsche Rücksichtnahmen aufs (Druck-) Papier zu bringen! Ganz so, wie man das von Journalistinnen und Journalisten erwartet!

Tatsächlich: Gerade eben in der 18.00 Uhr Messe hier in Herz-Jesu Weimar war zwar die Krippe abgeschmückt, aber sie stand noch, ebenso wie der Baum, noch mit seinen Strohsternen und – niemand fand es seltsam! (Wiewohl der Gesamtcharakter des Gottesdienstes schon eher zur Vorfastenzeit [die es aber ja im novus ordo gar nicht mehr gibt!] paßte, als zum „5. Sonntag im Jahreskreis“, aber das ist ein anderes Thema…)

Nun scheint mir, gerade in diesem Jahr gibt es eine ganze Menge von Beiträgen über „Lichtmeß“, Bedeutung und Herkommen, auch in katholischen Medien, aber das mag auch bloß mein Eindruck sein. Nicht nur subjektiv ist aber die Beobachtung, daß etliches in diesen Beiträgen nicht recht zusammenpassen will und das betrifft gleich mehrere Ebenen.
Und eine dieser Ebenen spricht Frau Tismer sozusagen unerschrocken an: Wie war es vor der Zeit, die von den Entwicklungen geprägt ist, die das Zweite Vatikanum ausgelöst hat? Ob das wirklich „seine“ (des Konzils) Liturgiereform war, was dann über uns gekommen ist, ist bekanntlich umstritten, aber daß sich der liturgische Kalender verändert hat, steht ja fest.
In einer Zeit, in der auch in unserem Bistum immer mehr Menschen Fragen stellen, wie das „früher“ denn war, mit der Liturgie und neugierig sind auf „Tradition“, ja, spüren, es ist ihre Tradition, da tut die Beantwortung dieser Fragen not.

Leider habe ich im Augenblick nicht die Kraft/Zeit, das in der Qualität anzugehen, die Sie zu recht von PuLa erwarten (vgl. hier z.B.) aber, es geht nichts verloren und, deo volente, nobis viventibus, wird sich noch Gelegenheit ergeben! 🙂

Ein Kommentar

  1. Es mag in der Zeitung stehen, es ist aber trotzdem falsch — und war es schon immer. Die Kalenderreform hat die Weihnachtszeit nicht verkürzt, sondern um ein paar Tage verlängert. Sie endet jetzt mit dem Fest Taufe des Herrn, früher endete sie mit Epiphanie (auch wenn der erste Sonntag nach Epiphanie von einem Fest, nur einem anderen, WIMRE dem der Heiligen Familie, verdrängt wurde).

    Die Sonntage nach Epiphanie zählten aber mitnichten zur Weihnachtszeit, vielmehr wurden sie genauso in grün gefeiert wie die Sonntage im Jahreskreis.

    Auch ist Lichtmeß niemals das Ende der Weihnachtszeit gewesen. Vielmehr konnte Lichtmeß bereits mitten in die Vorfastenzeit fallen (tut es, glaube ich, dieses Jahr sogar), die allerdings auch noch nicht so richtig zum Osterfestkreis gehört(e), da ihre liturgische Farbe ebenfalls grün ist.

    Natürlich ist Lichtmeß von Weihnachten abhängig (40. Tag), aber Dreifaltigkeitssonntag, Fronleichnam und Herz Jesu sind auch von Ostern abhängig, ohne daß die Osterzeit erst mit dem Herz Jesu-Fest endete.

    Durch die Liturgiereform ist das nur deutlicher geworden, da zuvor die Festzeiten offener in die Nicht-Festzeiten übergingen, die einfach nach dem letzten Fest des jeweiligen Festkreises gezählt wurden (Sonntage nach Epiphanie, nach Pfingsten).

    Natürlich dürfen die Weihnachtsbäume und Krippen bis Lichtmeß stehen bleiben. Die sind ja auch kein Bestandteil der Liturgie und ihrer Vorschriften (und es auch m.W. nie gewesen). In manchen Gegenden stehen die Krippen wohl das ganze Jahr über. Das gehört alles in den guten Bereich der Volksfrömmigkeit.

    Nur sollte man zwischen Liturgie und Volksfrömmigkeit klar unterscheiden, sonst kommt zur historisch falschen Unterstellung, daß die Kalenderreform die Weihnachtszeit verkürzt hätte. Hat sie nicht, und die Volksfrömmigkeit darf gerne weiter bis zum Aschermittwoch Weihnachten feiern, das hört ja genausowenig jemals auf wie Ostern oder Pfingsten.

    Montag, 5. Februar 2018 um 21:47 | Permalink

Ein Trackback/Pingback

  1. Pulchra ut Luna › ‚Unzeitgemäße‘ Betrachtungen… on Sonntag, 18. Februar 2018 um 22:48

    […] veröffentlichen! Lesen Sie also, wenn Sie ihn u.U. nicht mehr so ganz präsent haben sollten, den Ursprungsbeitrag, um dann mit dem Kommentar […]

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