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Der Psalmen-Adventskalender, Tag/Psalm 15 „Conserva me, Domine…“

1 […] Conserva me, Domine, quoniam speravi in te.

2 Dixi Domino : Deus meus es tu, quoniam bonorum meorum non eges.

5 Dominus pars hæreditatis meæ, et calicis mei : tu es qui restitues hæreditatem meam mihi.

6 Funes ceciderunt mihi in præclaris ; etenim hæreditas mea præclara est mihi.

9 Propter hoc lætatum est cor meum, et exsultavit lingua mea ; insuper et caro mea requiescet in spe.

10 Quoniam non derelinques animam meam in inferno, nec dabis sanctum tuum videre corruptionem.

11 Notas mihi fecisti vias vitæ ; adimplebis me lætitia cum vultu tuo : delectationes in dextera tua usque in finem.

 

1 Bewahre mich Herr; den ich habe gehofft auf Dich.

2 Ich sprach zu dem HErrn: Mein Gott bist Du; denn meiner Güter bedarffst Du nicht.

5 Der HErr ist meines Erbes und Bechers Antheil; Du bist’s, der mir zurückgibt mein Erbe.

6 Das Loos ist mir gefallen auf’s Herrliche; denn ein herrliches Erbe ist mir geworden.

9 Darum freuet sich mein Herz, und frohlocket meine Zunge; und auch mein Fleisch wird ruhen in der Hoffnung:

10 denn Du wirst meine Seele nicht in der Hölle lassen, und Deinen Heiligen nicht zu sehen geben die Verwesung.

11 Denn Du thuest mir kund den Weg des Lebens, wirst mir Freude geben vollauf durch Dein Angesicht , Wonne zu Deiner Rechten ewiglich.

 

Nicht Herr der Lage

Wir sind unserer selbst nicht mächtig, wenn wir nicht »bewahrt werden«. Die Haltung des Beters hat etwas Kindliches, sonst kann er nicht beten. […] Abhängig sind wir so oder so. Aber das freie Bekenntnis zu jener einzigen Abhängigkeit, die uns nicht unfrei macht, weil sie uns in unserem Wesen sein läßt, das ist die Haltung des Gebetes. […]

Erbteil und Becherteil

Dem Stamm Levi war bei der Landver­teilung Israels kein eigenes Land zugewiesen worden. Er dient dem Altar und soll vom Altar leben, von den Zehnten und den Tempeleinkünften. Aber wenn der Psalmist hier sagt: »Auf schö­nem Land fiel mir mein Anteil zu«, dann denkt er nicht an den Vergleich der Einkünfte. Sein Glück ist es, daß er unmittelbar vom Altar lebt, daß »der Herr mein Erbteil ist«. So mag der hei­lige Franziskus gebetet haben, nachdem er die Armut gewählt hatte und damit eine Gottunmittelbarkeit, die durch den Besitz nur gestört wird. […] (RS)

Der Herr ist mein Erbteil und Becherteil. Denn sie werden mit mir das Erbe besitzen, eben den Herrn. Trinken an­dere todbringende Lüste, mein Becherteil ist der Herr. Wenn ich sage mein, so nehme ich die Kirche hinzu, denn wo das Haupt, dort ist der Leib. (AA)

Ewiges Leben

An den Ausdruck des Jubels der Seele schließt sich die Gewißheit: »Auch mein Leib wird sicher wohnen. « Die Freude bleibt nicht nur innerer Trost. Ihr Inhalt ist die umfassende Rettung des ganzen Menschen. […]

In Tod und Auferstehung Christi hineingetaucht, schließt auch unsere Geborgenheit in Gott die Gewißheit ein, nicht im Totenreich zu bleiben. […]
Erst wenn wir wissen, daß »Leben« ein qualitativer Begriff ist, entsteht in uns die Sehnsucht nach einem Leben ohne Ende. Denn mit dem Leben in Gott ist der Gedanke des Endes unver­einbar. Mit dem Erscheinen des Sohnes Gottes auf Erden ist auch dieses Psalmwort unüberholbar erfüllt: »Du hast mir die Wege des Lebens bekannt gemacht.« (RS)

[E]in Text […], der eines der tragenden Stücke der frühchristlichen Auferstehungspredigt wurde, Psalm 1[5] (bes. Vers 9 ff). Aus seinem tiefen Vertrauen auf Gottes ret­tende Macht heraus wagt der Beter hier die Worte: »Auch mein Leib wird wohnen in Sicherheit. Denn du gibst mich nicht der Unterwelt preis; du läßt deinen Frommen das Grab nicht schauen … Vor deinem Angesicht herrscht Freude in Fülle, zu deiner Rechten Wonne für alle Zeit.« Auch wenn hier ein direkter Glaube an die Todesüberwindung nicht ausgesagt sein sollte, so klingt doch die Gewißheit, daß Jahwe stärker ist als die Scheol, mit aller Deutlichkeit auf; der Beter weiß sich geborgen in Gottes Händen, die unzerstörbar die Macht des Lebens sind. (J. Ratzinger, Eschatologie, Tod und Ewiges Leben, Regensburg, 6. Aufl. 1990, S.78)

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