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Ein Gespenst geht um!

„Ein Gespenst geht um in der Kirche in Deutschland, das Gespenst des Kolumnismus!“
(C. Becker-Lamers)

Es konnte wohl nicht ausbleiben: Mit der gestern mittag vollzogenen Ernennung von Rainer Kardinal Woelki zum künftigen Erzbischof von Köln setzte auch im Bistum Erfurt (und in Bezug auf das Bistum Erfurt) das Rauschen im Blätterwald wieder ein.

PuLa ist ja nach wie vor der Meinung: Je weniger von dieser zu recht geheimen Angelegenheit zu lesen ist, je weniger Gerüchte öffentlich“ breitgetreten“ und über Personen spekuliert wird, desto besser! Und daran halten wir uns auch – aus Überzeugung, nicht etwa aus Mangel an „Material“…

Aber ich habe auch gesagt, PuLa wird seine Leser nicht mit den Hervorbringungen der Mainstream-Medien allein lassen, deren Meinungsmonopol ein für allemal gebrochen ist!

Und so sind wir heute erneut gezwungen, dem, was man so alles in den Zeitungen lesen kann, eine ‚katholische Stimme‘ entgegenzusetzen.

Beginnen wir damit, was uns etwas ferner liegt, der FAZ und ihrem als Berichterstattung nur notdürftig getarnten Meinungsartikel über die Causa Woelki (hier). Den hat natürlich wieder Daniel Deckers verfaßt. Unter dem Titel: „Woelki wird Erzbischof von Köln, weil Rom es so will“ nimmt (neben durchaus Interessantem und Lesenswertem) die Tatsache der (vermutlichen) Nichtberücksichtigung der örtlichen Vorschläge auf der Terna für Köln breiten Raum ein. Dazu haben wir ja anläßlich der Ernennung des Erzbischofs von Freiburg schon das Notwendige geschrieben, hier.

Aber Deckers baut auch erneut einen ganzen Absatz über unser Bistum ein:

„Ein Drama spielte sich unterdessen in Erfurt ab, wo sich Joachim Wanke im Oktober 2012 aus gesundheitlichen Gründen vom Bischofsamt hatte zurückziehen müssen. Im vergangenen Herbst nahm ein Gewählter die Wahl nicht an. Seitdem liegt der Ball wieder im Feld des Nuntius, der dem Kapitel eine neue Dreierliste übermitteln muß. Diese läßt seit Monaten auf sich warten – denn die Bischofskongregation läßt warten.“

Naja, von der „Drama-tisierung“ lebt die Presse eben! Mit Verlaub: „Drama“, was für ein Quatsch! Freilich ist es nicht schön, „einen Korb zu erhalten“, aber wenn die Kirche es zuläßt, daß ein Gewählter überlegt, ob er der Richtige ist, dann hat sie dafür gute Gründe! Stellen wir uns doch bitte einmal, rein hypothetisch, vor, die betreffende Person wäre, nach gründlicher Gewissenerforschung, zu dem Ergebnis gekommen, z.B. wegen allzu enger Verquickung seiner persönlichen Umstände mit dem fraglichen Bistum nicht die notwendige innere Freiheit zu haben, dort tüchtig durchzugreifen, wo es erforderlich ist. Wäre es dann nicht geradezu zwingend, auf das Amt zu verzichten, selbst unter Schmerzen?

Ich kann nur wiederholen: Freuen wir uns, daß wir einen Administrator in der Weihestufe des Bischofs haben, freuen wir uns, daß Rom, anders als in Freiburg kein „kirchenpolitisches“ Feuer unter dem Dach sah, das zur Eile drängte, und üben uns in den beiden christlichen Tugenden der Großmut und der Geduld!

Und noch etwas: Wie da erneut die Schuld für die lange Dauer auf „Rom“ geschoben wird, das paßt in keiner Weise zu neueren Informationen, die PuLa vorliegen!
Glauben Sie nicht denen, die keine Gelegenheit auslassen, ihren antirömischen Affekt auszutoben! Nein, es gibt dafür nach hiesiger Kenntnis ganz andere Gründe, über die ich aber, siehe oben, nicht schreiben werde!

Kehren wir daher zurück zu dem, was unsere örtliche Presse über die aktuelle Lage i.S. Bischofsernennungen so schreibt.

Noch am Donnerstagabend fand der aktuelle Kommentar des „Kirchenexperten“ der Thüringischen Landeszeitung, Hartmut Kaczmarek, den Weg ins Netz (hier), Freitag früh dann in die Printausgabe:

„Drei Bischöfe hat der Vatikan in der Amtszeit von Papst Franziskus in Deutschland ernannt – eine Linie ist dabei aber nicht erkennbar.“

Nun, das war zu beiden Zeitpunkten des Erscheinens zunächst einmal sachlich falsch, denn erst Freitagmittag wurde die Ernennung von Kardinal Woelki offiziell, aber das nur am Rande.

„Keine Linie erkennbar“ – wirklich nicht?

Aber lesen wir zunächst weiter:

„Und damit ist auch eine Vorhersage über die Besetzung des seit fast zwei Jahren vakanten Erfurter Bischofsstuhls unmöglich geworden.“

Ah! War sie das denn zu irgendeinem Zeitpunkt? Auf welcher Grundlage denn?

Dann wird von einem „führenden Bistums-Geistlichen“ kolportiert, einen „konservativen Kandidaten“ wolle „man“ nicht haben.
So so, und wer ist bitte „man“?

Und schließlich endet der erste Absatz mit der schrecklich langweiligen und der Situation völlig unangemessenen Journalisten-Floskel, die aus den Verhältnissen weltlicher Politik entlehnt ist: „Die Geduld gehe langsam zu Ende“.
O ja, und die Weltkirche zittert schon davor, daß in Erfurt, in ERFURT!, die Geduld am Ende ist; Du meine Güte, ist das absurd! 🙁

Dann der zweite Absatz, in dem erneut die „persönlich und sachlich“ unbefriedigende Situation unseres Administrators bedauert wird, denn es brauche „Richtungsentscheidungen“.

Was zu der persönlichen Situation von Weihbischof Hauke zu sagen ist, das hat PuLa schon gesagt, hier, ansonsten sollte man darüber möglichst wenig sagen, bzw. schreiben, aber nein, wenige Zentimeter neben diesem Kommentar bringt die TLZ einen Bericht darüber, er sei für die Berliner Nachfolge im Gespräch, einen Bericht des Evangelischen Pressedienstes (epd), ausgerechnet! 🙁

Und was die „sachliche“ Situation angeht: Es gibt hier wahrlich genug zu tun, was ein Administrator ohne weiteres kann: Nämlich Recht, bestehendes Recht anwenden! „Richtungsentscheidungen“ à la Kaczmarek hingegen, die kann kein Diözesanbischof treffen, weder jetzt, noch irgendwann, was soll also diese Augenwischerei?

Ob wir die Absicht, die dahintersteht, besser verstehen, wenn wir weiterlesen?

Zunächst nicht, denn auf die rhetorische Frage, wer denn wohl auf der nächsten Terna stehen werde, folgt dieser bemerkenswerte Satz:

„Das Gespenst eines Tebartz van Elst geisterte vor einiger Zeit durch Erfurt – scheint aber mittlerweile erledigt zu sein.“

Ah, da haben wir es, ja, das ‚Gespenst des Kolumnismus‘! 😉

Aber: Ist das möglich? Ist das wirklich möglich? Ich will ja zugeben, wir hatten hier zeitweise überlegt, ob wir nicht, vermutlich im Rahmen eines Sketches, so eine falsche Fährte legen sollten, in der TvE nach Erfurt berufen würde, haben uns aber dann aus Mitleid und Verantwortungsgefühl und weil wir wußten, unsere Leser erkennen sowieso sofort, was das für ein Blödsinn ist, dagegen entschieden.
Und nun steht es in der Zeitung: Als offenkundig ernstgemeinte Äußerung!
Es ist nicht zu fassen.

Darf ich daran erinnern, daß es nach der Annahme des Amtsverzichts seitens des armen Bischofs von Limburg sofort hieß, er stehe jetzt für „Aufgaben in der Weltkirche“ zur Verfügung? Es war und ist doch völlig klar, daß das eine vornehme Umschreibung für die Aussage: „In Deutschland sehen wir im Augenblick keine Chance mehr für ihn“ war!
Wenn hier nun im Juli 2014 so etwas geschrieben wird, dann kann das nur zwei Gründe haben: Den Wunsch des Journalisten mit diesem „red herring“ ein Schreckbild des „konservativen Bischofs“ (den „man“ ja nicht will…) heraufzubeschwören, oder, und das wage ich eigentlich gar nicht zu denken, oder „manche“ in Erfurt sind mittlerweile tatsächlich so hysterisch, so etwas für möglich zu halten und diese Hysterie gibt der Journalist nur wieder.
Ich halt‘ mal lieber das erstere für wahrscheinlich, obwohl…

Und weiter geht’s in Hartmut Kaczmareks Situationsbeschreibung: Der „derzeit“ (?!) nicht berechenbare Vatikan lasse von „Transparenz oder einer deutlichen Linie keine Spur“ erkennen. Da werde in Freiburg „ein Konservativer“ ernannt und in Passau „ein unkonventioneller Salesianer-Pater, der sich um Straßenkinder gekümmert hat“.

Stephan Burger und Stefan Oster also ein Gegensatzpaar?

Mitnichten, denn: Stefan Oster ist natürlich ebenfalls ein „Konservativer“!

„Ich vertrete den Glauben der Kirche und habe sehr feierlich versprochen, das auch zu tun. Und nur weil einer als nett empfunden wird, ist es noch nicht so, daß er den Glauben der Kirche auf den Kopf stellt.“

So Bischof Oster in einem Interview der Passauer Neuen Presse, Ende Juni, über das z.B. der Bayerische Rundfunk berichtet, hier.

Natürlich war von einem Dogmatik-Professor aus der Schule von Gerhard Ludwig Müller und Rudolf Voderholzer nie etwas anderes zu erwarten gewesen!

Tja…

Am Ende dieses Beitrags angelangt, dürfen wir also folgendes festhalten:

  • Lesen Sie in Kirchenfragen die Zeitung weiterhin, wie Sie es in DDR-Zeiten gelernt haben; das ist sicherer, auch wenn der Journalist nicht in Leipzig studiert hat… 😉
  • Der Papst tut, was seines Amtes ist: Er führt die Kirche. Deutsch-nationalkirchliche Träumereien spielen dabei überhaupt keine Rolle.
  • Was die Bischöfe in Deutschland angeht, so hat der Hl. Vater offenbar klare Vorstellungen: Selbst ein unkonventioneller „Sohn der Kirche“ (wie er sich selbst bezeichnet) sucht er exakt solche Kirchenmänner aus: „Söhne der Kirche“, gerne auch unkonventionell und vorzugsweise von relativ niedrigem Alter, so daß sie, deo volente, eine lange Zeit der Wirksamkeit vor sich haben. Kriterien, die aus falschen Zuschreibungen aus dem politischen Bereich („konservativ“) herrühren, spielen dabei überhaupt keine Rolle.

Und wenn das keine „Linie“ ist, weiß ich ja nicht, was eine sein soll! 🙂

Beten wir also vertrauensvoll für die Bischöfe, für den Hl. Vater und dafür, daß er „noch so einen Steph/fan“ für uns in Erfurt hat!

Gebet für die Bischöfe

Allmächtiger, ewiger Gott, Du hast für die Leitung Deiner heiligen Kirche und die Glaubenseinheit über uns die Bischöfe gesetzt als Nachfolger der Apostel, als Wächter und Beschützer der Seelen. Gieße aus über sie, so flehen wir inständig zu Dir, eine Gnadenfülle, wirksam genug, daß sie sich immer mehr als gute Hirten bewähren und nutzbringend arbeiten zu Deiner Verherrlichung und unserem Heil. Daß sie durch ihr Wort und vor allem durch ihr Beispiel vollkommen alle Pflichten erfüllen, die ihnen aufgetragen sind. Daß sie den christlichen Glauben rein von jedem Irrtum bewahren. Daß wir unter ihrer glückbringenden Leitung allezeit leben können in Frömmigkeit, Frieden und christlicher Liebe.

Amen.

Hl. Petrus Canisius

Petrus Canisius (1521-97), Anonym, Niederlande, 1699, Rijksmuseum (Bild: Wikimedia Commons)

Petrus Canisius (1521-97), Anonym, Niederlande, 1699, Rijksmuseum (Bild: Wikimedia Commons)

Ein Trackback/Pingback

  1. Pulchra ut Luna › Kommentare zum „Sommerkino“ on Donnerstag, 28. August 2014 um 17:57

    […] geht nun einmal nicht… Und übrigens kommen ja Bischof Oster & Co. durchaus auf PuLa vor – hier z.B. und wenn wir uns mit den Vorgängen um die Erfurter Sedisvakanz befassen. Und es gibt es auch […]

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