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Der Psalmen-Adventskalender, Tag/Psalm 13 „Dixit insipiens in corde suo…“

1 […] Dixit insipiens in corde suo : Non est Deus. Corrupti sunt, et abominabiles facti sunt in studiis suis ; non est qui faciat bonum, non est usque ad unum.

2 Dominus de cælo prospexit super filios hominum, ut videat si est intelligens, aut requirens Deum.

3 Omnes declinaverunt, simul inutiles facti sunt. Non est qui faciat bonum, non est usque ad unum. Sepulchrum patens est guttur eorum ; linguis suis dolose agebant. Venenum aspidum sub labiis eorum. Quorum os maledictione et amaritudine plenum est ; veloces pedes eorum ad effundendum sanguinem. Contritio et infelicitas in viis eorum, et viam pacis non cognoverunt ; non est timor Dei ante oculos eorum.

6 Quoniam Dominus in generatione justa est, consilium inopis confudistis, quoniam Dominus spes ejus est.

7 Quis dabit ex Sion salutare Israël ? Cum averterit Dominus captivitatem plebis suæ, exsultabit Jacob, et lætabitur Israël.

 

1 Der Thor spricht in seinem Herzen: “Es ist kein Gott“. Verderbt sind sie, und abscheulich sind sie geworden in ihren Anschlägen. Keiner ist, der Gutes thut, auch nicht Einer.

2 Der HErr schauet vom Himmel auf die Menschenkinder, daß er sehe, ob einer verständig sey oder nach Gott frage.

3 Alle sind abgewichen, allesammt unnütz geworden; keiner ist, der Gutes thue, auch nicht Einer. Ein offenes Grab ist ihr Rachen; mit ihren Zungen handeln sie trüglich, Natterngift ist unter ihren Lippen. Ihr Mund ist voll von Fluch und Bitterkeit; schnell sind ihre Füße zum Blutvergießen. Verderben und Unglück ist auf ihren Wegen und den Weg des Friedens kennen sie nicht; die Furcht Gottes ist nicht vor ihren Augen.

6 [D]enn der HErr ist bei dem Geschlechte der Gerechten; den Rath des Armen habt ihr verspottet, weil der HErr seine Hoffnung ist.

7 Wer wird doch Israel das Heil aus Sion geben? Wenn der HErr abwendet die Gefangenschaft seines Volkes, wird Jakob frohlocken, und Israel sich freuen!

Verkehrte Welt

Die Psalmen kreisen immer wieder um das Thema »Die wahre und die verkehrte Welt«: die Welt, wie Gott sie sieht, wie sie wäre, wenn sie den Blick Gottes als maßgebliche Wahrheit anerkennte; und die Welt, wie sie aus der Perspektive der Aufleh­nung gegen Gottes Königtum erscheint. […] Der 1[3.] Psalm bildet einen Höhepunkt innerhalb dieser Thematik. […]
Zum Leben, als wenn kein Gott wäre, gehört es, sich zu sagen: Er ist wirklich nicht. Dies ist die Vollendung des Aufstandes gegen Seine Herrschaft. […]
Daß der Atheismus des Toren nur die verborgene In­nenseite seines Handelns ist, geht aus dem folgenden Satz [Vers 3] hervor, wo von der Verderbtheit der Sitten die Rede ist. […]
Und nun sagt der Psalm, wie es Gottes suchendem Blick er­geht: Er begegnet keinem Blick. Er findet keinen, der nach Gott Ausschau hält, keinen, der die Welt vom Blick Gottes her zu ver­stehen sucht, keinen, der Gutes tut, »auch nicht einen Einzigen«. […]

Umschwung, „Peripetie“

Plötzlich ist nicht [mehr der Übeltäter]  Herr der Situation, sondern Gott, der »bei dem Geschlecht der Gerechten« ist. Auf einmal gibt es das Ge­schlecht der Gerechten, nachdem es zuvor hieß, es gäbe keinen, der gerecht wäre. Im Erleiden des Unrechts wird »der Arme, der seine Zuversicht auf Gott setzt«, zum Gerechten. Im Erleiden des Unrechts stellt sich die Wahrheit wieder her. […]
Das Volk Gottes, die civitas Dei, ist nicht das Subjekt der Geschichte, es ist nicht Täter, sondern Opfer, wenn es seinem Herrn folgt. Es gehört deshalb zu denen, die die verkehrte Welt als verkehrt erfahren. Darum sein Ruf nach Hilfe, »Erlösung von Zion«, »Rückkehr aus der Gefangenschaft«. […] Hier ist nicht mehr von den »Menschen« die Rede, die alle Böses tun, sondern vom Volk Gottes, das in der verkehrten Welt der Menschen gefangen ist, aber als Volk der Verheißung Ausschau hält nach Erlösung. Der Ort, von wo die Erlösung kommt, ist schon da: Zion-Golgatha. Golgatha ist der Gipfel der verkehrten Welt, zugleich der Punkt der Umkehr, der Wendepunkt. […] (RS)

 

Psalm 13 kann einen ‚ganz schön mitnehmen‘ und das sollte er auch tun: „auch nicht Einer“, jeder ist damit gemeint, jeder einzelne, wir alle…! Und von dieser Wucht erspart einem Robert Spaemann nichts, im Gegenteil. Ich habe das gar nicht erst versucht gekürzt widerzuspiegeln, sondern empfehle Ihnen erneut die Lektüre des Buches; dringend empfehle ich sie!

Der heilige Apostel Paulus hat im dritten Kapitel des Römerbriefs (bes. ab Vers 10) dieses Gebet als Ausgangspunkt der Darlegungen zu Sünde und Rechtfertigung gemacht – wir wissen, mit welch gewaltigen und teils problematischen theologiegeschichtlichen Wirkungen.
Aber auch ohne dem ist das hier erneut ein Ort, an dem m.E. deutlich wird, wie ausgesprochen gefährlich die un(an)geleitete Bibel-Lektüre werden kann, vor allem, wenn sie „auswählt“ (griech. hairesis, die Auswahl). Bekanntlich gilt das ganz ausdrücklich auch für die Schriften des Hl. Apostels Paulus.
Ich empfinde in solchen Momenten trostreich und voller Dankbarkeit das Geschenk, das die Kirche ist! Sie läßt uns, im letzten zuverlässig irrtumsfrei, die ganze Bibel lesen und lehrt uns, sie ausgewogen und richtig zu verstehen. Wie wunderbar ist diese Gewißheit in der lebendigen Gemeinschaft aller Zeiten, der wir angehören dürfen!
Und so betet die Kirche eben auch nicht umsonst den ganzen Psalter und lehrt uns daraus, wie Er uns auch wieder „Freude ins Herz“ gibt! (Ps 4, 7) (GL)

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