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Einen eingeschenkt auf der Schwelle,…

…und zwar „reinen Wein“!

Aber ob er auch gemundet hat?

Vor ein paar Tagen sind die deutschen Bischöfe von ihrem jüngsten Ad Limina-Besuch zurückgekehrt, dem regelmäßigen, einer ehrwürdigen Tradition folgenden, Aufenthalt der Bischöfe aus aller Welt ‚ad limina apostolorum‘, auf der Schwelle der Apostel(-gräber), also beim Nachfolger Petri, dem Papst.

Und bei der Gelegenheit hat der Hl. Vater seinen deutschen Mitbrüdern im Bischofsamt eben „ganz schön einen eingeschenkt“.
Diese Tatsache konnten Sie, wie üblich, in der normalen Presse nur mit Mühe, wenn überhaupt, wahrnehmen, die Absicht, Papst Franziskus, koste es, was es wolle, wie einen „liberalen Reformonkel“ aussehen zu lassen, ist offenbar ungebrochen 🙁

Aber genau dafür lesen Sie ja katholische Blogs, nicht wahr?! 😉

Sie finden eine hervorragende Zusammenschau ganz schnell beim Kollegen P. Winnemöller auf katholon, hier und hier.

Von dort habe ich auch (gekürzt und modifiziert) die folgende Zusammenstellung der Gravamina von Papst Franziskus übernommen (vielen Dank, Peter):

  • Starker Rückgang des sonntäglichen Gottesdienstbesuchs und des sakramentalen Lebens
  • Abnahme der Zahl der Berufungen für den Dienst des Priesters und für das gottgeweihte Leben.
  • Wirkliche Erosion des katholischen Glaubens in Deutschland.
  • Überwindung lähmender Resignation erforderlich.
  • Schaffung immer neue Strukturen, für die eigentlich die Gläubigen fehlen.
  • Übertriebene Zentralisierung kompliziert das Leben der Kirche und ihre missionarische Dynamik.
  • Gebot der Stunde: Pastorale Neuausrichtung, die gewöhnliche Seelsorge in all ihren Bereichen muß expansiver und offener werden.
  • Daß der Bischof seine Aufgabe als Lehrer des Glaubens wahrnimmt, ist unerläßlich.
  • Der Bischof soll die theologischen Fakultäten begleiten („wie ein treu sorgender Vater“).
  • Das sentire cum Ecclesia muß besonders diejenigen auszeichnen, welche die jungen Generationen ausbilden und formen.
  • Die Kirche darf nie müde werden, Anwältin des Lebens zu sein.

Sie finden das gesamte Dokument auf den Seiten des Vatikans hier, und die Lektüre lohnt.

Ich möchte heute auf drei Aspekte besonders eingehen:

1) Die Kontinuität zu Papst Benedikt

Wenn Sie sich die Mühe machen, nachzulesen, was der Vorgänger des heutigen Papstes, Benedikt XVI. im Jahr 2006 den deutschen Bischöfen gesagt hat, (hier) so findet sich eine ganz bemerkenswerte Kontinuität, bis hin in Einzelheiten! So etwas ist natürlich auch immer einer „gut funktionierenden Wiedervorlage“ zu verdanken (die ich als Beamter nur lebhaft begrüßen kann! 🙂 ), aber ist gerade dieser Papst etwa dafür bekannt, einfach vorzulesen, was ihm die Kurie aufschreibt? Wohl kaum, oder? Nein, hier sieht man erneut: Egal wie oft auch hochwohlmögende Presseorgane J.M. Bergoglio noch mit einer Che Guevara-Mütze abbilden mögen, um das vermeintlich „Revolutionäre“ darzustellen, das ist einfach alles Quatsch.
Die schlichte Wahrheit ist, der Papst ist der Papst und die Natur seines zutiefst geistlichen Amtes und Dienstes bewirkt diese Kontinuität.
Ja, die „Entweltlichung“, die dieser Papst vorschlägt, sie kommt erheblich „rauher“ einher, als alles, was der sanfte deutsche Gelehrte Joseph Ratzinger jedenfalls vordergründig je formuliert hat!

2) Die Qualität der Ansprachen von deutscher Seite

Man muß es der Deutschen Bischofskonferenz lassen, zu ihrer Pressemitteilung zum Abschluß des Ad Limina Besuchs hat sie die Ansprache des Papstes zugänglich gemacht. Freilich muß man dafür klicken, wohingegen, die Worte ihres Vorsitzenden, Reinhard Kardinal Marx, direkt zu lesen sind, hier.

Das ist nun ein ziemlich deprimierender Text, leider. Im Grunde enthält er nichts anderes, als die Wiederholung der ja nun mittlerweile notorischen: „Wir sind keine Filiale von Rom“ Ansage, hübsch verpackt in ganz viel „Synodalität“. Und natürlich dürfen zur Ouvertüre die „Wiederverheirateten Geschiedenen“ nicht fehlen, die aber doch erst nach dem „tiefgreifenden Umbau“, sprich den Strukturfragen vorkommen. Ja, man kann an dieser Rede schon verfolgen, was jedenfalls diesen Oberhirten wirklich umtreibt…

Freilich, neben einer hübschen Stilblüte, der heutzutage ja leider häufig anzutreffenden „Gemeinsamen Begegnung“ (wenn mir bitte jemand verriete, wie Begegnung un-gemeinsam geht? 🙂 ), bringt der Text seinen Verständnis-Schlüssel selber mit, gleich zum Abschluß des zweiten Absatzes:

„[…] wie die Kirche überzeugende Pilgerin sein kann auf dem Weg, den die Menschen von heute gehen.“

Nein. Einfach nein! Das ist exakt nicht die Aufgabe der Kirche, sie ist es nie gewesen und wird es niemals sein. Dieser „Weg der Menschen von heute“, im Singular!, wie wäre er denn in unübersichtlichen Zeiten allererst zu beschreiben? Aber vor allem: Er kann ja alles sein, dieser Weg – auch schlicht böse. Dann führt er weg von Gott. Und auf diesem Wege pilgert die Kirche eben nicht. Sie geht ihren Weg zu Gott hin. Das ist ein eigener und es ist der Weg, der die Welt retten kann. Nur er. Nur dieser. Deswegen wäre jedwedes Gehen auf einem anderen Weg nur eines: Verrat an den Menschen. Von dem Verrat am HErrn mal ganz zu schweigen.

Ich verstehe nicht, wie solch ein Satz den Mund eines Kirchenmanns verlassen kann, wirklich nicht.

Und, nur so nebenbei, schauen Sie doch noch einmal hier, in die Ansprache des damligen DBK-Vorsitzenden von 2006. Ich bin nun gewiß kein ausgemachter „Fan“ von Karl „Ich weiß-mit-Texten-umzugehen“ Kardinal Lehmann, aber sein damaliges Grußwort hatte wahrlich ein anderes Kaliber!

3) Priestertum und Eucharistie

Uns hier in der Diaspora müssen naheliegenderweise die Hinweise des Hl. Vaters zum Thema „Mithilfe von Laien“ besonders interessieren! (Wenn man auch gar nicht oft genug sagen kann, daß es konkret in Weimar so etwas wie ‚Priestermangel‘ schlicht nicht gibt!) Der diesbezügliche Absatz ist so kostbar, daß ich ihn hier in Gänze zitiere:

„Desgleichen ist es notwendig, die innere Verbindung von Eucharistie und Priestertum stets klar sichtbar zu machen. Pastoralpläne, die den geweihten Priestern nicht die gebührende Bedeutung in ihrem Dienst des Leitens, Lehrens und Heiligens im Zusammenhang mit dem Aufbau der Kirche und dem sakramentalen Leben beimessen, sind der Erfahrung nach zum Scheitern verurteilt. Die wertvolle Mithilfe von Laienchristen im Leben der Gemeinden, vor allem dort, wo geistliche Berufungen schmerzlich fehlen, darf nicht zum Ersatz des priesterlichen Dienstes werden oder ihn sogar als optional erscheinen lassen. Ohne Priester gibt es keine Eucharistie. Die Berufungspastoral beginnt mit der Sehnsucht nach dem Priester im Herzen der Gläubigen.“

Und genauso ist es: Wo in der angemessenen Würdigung der Unterschiede und der Rangfolge Laien Gottesdienste leiten, wo es wirklich nicht anders geht, da funktioniert es, ein Beispiel dafür haben wir erst in diesem Jahr auf PuLa gebracht, hier.

Umgekehrt kennt aber wohl auch jeder die Gemeinden, in denen es nicht funktioniert, in denen durch jahrelange Vernachlässigung selbstermächtigte „Superlaien“ die Leitung an sich gerissen haben. Man merkt es auch als Gast leider immer sofort an der verlotterten Liturgie, selbst wenn ein Priester anwesend ist. Auch ein solches trauriges Beispiel haben wir im zurückliegenden Jahr erleben müssen, wollen aber auch weiterhin lieber den Mantel des Schweigens darüber decken, zumal diese Pfarrei nun wirklich außerhalb unserer Einflußmöglichkeiten liegt. 😉

Ja, es ist wie der Hl. Vater sagt: So etwas ist zum Scheitern verurteilt. Nötig ist, was Papst Franziskus fordert: Die Stärkung des Priestertums, und die beginnt mit der „Sehnsucht nach dem Priester im Herzen der Gläubigen“. Was für ein wunderbarer Satz, Danke!

Juravit Dominus, et non pœnitebit eum * Tu es sacerdos in æternum secundum ordinem Melchisedech.
(Ps 109, 4 Vg)

(Geschworen hat der HErr, und nicht wird’s ihn reuen: „Du bist Priester in Ewigkeit nach der Weise Melchisedeks.“)

 

PS: Natürlich gibt es aus den Reihen der DBK auf die Ansprache des Papstes keine offizielle Entgegnung, so „weit“ sind wir dann doch noch nicht. Aber wer möchte, kann vielleicht die ersten Äußerungen des neugewählten ZDK-Vorsitzenden durchaus als eine Art Reaktion verstehen, hier. Und während ich an diesem Posting schrieb, erhielt ich auch Kenntnis von dieser unerträglich paternalistischen (wenn nicht rassistischen) Bemerkung auf dem offiziellen Portal der DBK „katholisch.de“ (vgl. auch hier).

Aber ich warne Sie, das zu lesen macht keine gute Laune, doch vermutlich muß man sich derartiges antun, um zu verstehen, wo man sich befindet, im deutschen organisierten Katholizismus… 🙁

 

Bloß gut, daß morgen etwas Schönes beginnt, auch hier auf PuLa! 🙂

Ein Trackback/Pingback

  1. Pulchra ut Luna › Eigentümliche Dialektik on Montag, 14. Dezember 2015 um 12:24

    […] jener Bischofskonferenz, der der Papst vor kurzem gerade gründlich den Kopf gewaschen hat (PuLa berichtete) nicht zuletzt wegen ihrer übergroßen Tendenz zur – […]

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