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Nicht wiederzuerkennen?

Bei einer Notiz in der Kategorie „Kurz und bündig“ auf der Seite 11 im Diözesanteil des aktuellen „Tag des Herrn“ (Nr. 22 vom 1. Juni 2014) mußte ich schmunzeln.
Da wurde berichtet von einer Diakonenweihe in Sonneberg, im Süden Thüringens, einem außerordentlich erfreulichen Ereignis also, aber die gewählten Formulierungen, die waren, na, was würden Sie sagen?

„Als Stefan Burmeister am 10. Mai zum Diakon geweiht wurde, erkannte man die Sonneberger Kirche St. Stefan kaum wieder. In einem festlichen Pontifikalamt spende­te Weihbischof Reinhard Hauke das Sakrament der Diakonen­weihe in Burmeisters Heimat­kirche, die von Weihrauchduft, Glockengeläut und Chorgesang erfüllt war.“

St. Stefan Sonneberg von Südwesten (Bild: Wikimedia Commons, Michielverbeek)

St. Stefan Sonneberg von Südwesten (Bild: Wikimedia Commons, Michielverbeek)

Hm! Eine katholische Kirche, die man, wenn sie von „Weihrauchduft, Glockengeläut und Chorgesang erfüllt“ ist kaum wiedererkennt??
Irgendwie war es da mit meinem Schmunzeln auch schon vorbei… 🙁

Denn, machen wir uns nichts vor, dieser kleine, vordergründig lustige, Schnitzer der Kollegen vom TdH, diese, grundsätzlich („philosophisch“) gesprochen ausschließliche Berücksichtigung der Seins- (der empirischen) Ebene und die Vernachlässigung der Sollens- (der normativen) Ebene, die entspricht ja leider genau dem, was uns tatsächlich allzuoft in (deutschen) Kirchen begegnet – und beileibe nicht nur hier bei uns in der Diaspora!
Dies ist nicht der Ort, zu untersuchen, warum das Phänomen sich mancherorts geradezu in einen Furor der Leere, ja der abgestandenen Häßlichkeit längst vergangener Gestaltungsepochen steigert (ich sage nur: „Meßgewänder“! Und dabei hängen doch etliche Sakristeien voll mit wunderbaren alten Sachen!), aber feststeht: Das ist nicht katholisch.

Denn der Kirche war immer klar: Für uns an Zeit und Materie gebundene Wesen gehört zur  Verherrlichung Gottes der gegenständliche Aufwand – so seltsam das unter mancher Perspektive auch erscheinen mag! Umgekehrt hat nämlich noch jeder Versuch der ausschließlichen Vergeistigung zu einem mehr oder weniger unerträglichen Purismus geführt, der ebenso unmenschlich war, wie er dem Prinzip der Inkarnation selbst nicht gerecht werden konnte und kann („Bilderstürmer“ und vermeintliche Wesentlichkeitsfanatiker [„darauf kommt es doch nicht an“] aller Zeiten gehören hierher).

Wie sich die Sache in St. Stefan, Sonneberg normalerweise verhält, wissen wir nicht, aber schauen Sie nur, was es von der Weihe dort für schöne Bilder im Netz gibt, hier. (Nebenbei: Die ganze Homepage wirkt frisch und, vor allem, lebendig, da sollte so manches „Redaktionsteam“ mal draufgucken…)

Besonders empfehle ich Ihrer Aufmerksamkeit das dritte Bild von links in der zweiten (vollständigen Reihe von oben. Es zeigt den Moment, in dem der Weihekandidat in der Prostratio verharrt, während die Allerheiligenlitanei rezitiert wird, unmittelbar vor der eigentlichen Weihehandlung. Und alle, alle Anwesenden, die Priester und das  Volk (der Kandidat sowieso) sind gemeinsam ausgerichtet auf den hin, auf den es ankommt – gemeinsam zum HErrn hin, ad orientem! (Was in Sonneberg auch mehr oder weniger „stimmt“, die Ostung ist nur etwas nach Süden gedreht)

Wer schon einmal Gelegenheit hatte, das zu erleben weiß, welch starkes Gefühl der Einheit, der Gemeinsamkeit und der konzentrierten Aus-Gerichtetheit dabei entsteht, und der wird sich gewiß fragen, warum wir das nicht öfter erleben dürfen und zwar nicht nur beim Weihesakrament…
Und wohlgemerkt: All das spielt sich Rahmen der ordentlichen Form des römischen Ritus, im novus ordo, ab; na sowas, es geht, ohne daß der Himmel der Liturgiereform einstürzte! 😉

Nun, aus Weimar waren zwei „unserer“ Priester aus diesem schönen Anlaß dort und das führte dazu, daß wir am Sonntagabend in der Predigt im Grunde die gerade skizzierten Gedanken vernehmen durften (natürlich der Situation angemessen etwas weniger abstrakt; Danke, Hw.!).

So hatten die „sichtbehindernden Weihrauchschwaden“ (vgl. drittes Bild von Links, unterste Reihe) von Sonneberg noch einen weiteren höchst erfreulichen Effekt.

PuLa wünscht Diakon Stefan Burmeister von Herzen Gottes Segen in der weiteren Verfolgung seiner Berufung!

Naja, und wenn man Stefan heißt und in St. Stefan geweiht wird, da ist der „zuständige“ Heilige ja eh klar…

Hans Memling (circa 1433–1494) Hl. Stephan, ca. 1480 (Bild: Wikimedia Commons, The Yorck Project)

Hans Memling (circa 1433–1494) Hl. Stephan, ca. 1480 (Bild: Wikimedia Commons, The Yorck Project)

Heiliger Erzmärtyrer Stephanus, Patron der Diakone, bitte für den Neugeweihten!

Weitere Berichte über die Weihe, auch mit Bildern hier und hier.

 

 

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